Neue Jahrbücher für Philologie und Paedogogik, Volume 100, Issue 2

Front Cover
B.G. Teubner, 1869 - Education

From inside the book

Selected pages

Other editions - View all

Common terms and phrases

Popular passages

Page 132 - Heilig und feierlich war immer der stille, der große Augenblick in dem Schauspielhaus, wo die Herzen so vieler Hunderte, wie auf den allmächtigen Schlag einer magischen Rute, nach der Phantasie eines Dichters beben — wo, herausgerissen aus allen Masken und Winkeln, der natürliche Mensch mit offenen Sinnen horcht - wo ich des Zuschauers Seele am Zügel führe und nach meinem Gefallen einem Ball gleich dem Himmel oder der Hölle zuwerfen kann - und es ist Hochverrat an dem Genius - Hochverrat...
Page 135 - Alles Menschliche muß erst werden und wachsen und reifen, Und von Gestalt zu Gestalt führt es die bildende Zeit; Aber das Glückliche siehest du nicht, das Schöne nicht werden, Fertig von Ewigkeit her steht es vollendet vor dir.
Page 139 - Es ist wohl angenehm, sich mit sich selbst Beschäftgen, wenn es nur so nützlich wäre. Inwendig lernt kein Mensch sein Innerstes , / Erkennen, denn er mißt nach eignem Maß Sich bald zu klein und leider oft zu groß. Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nur Das Leben lehret jedem, was er sei. TASSO Mit Beifall und Verehrung hör ich dich.
Page 305 - Alles wiederholt sich nur im Leben, Ewig jung ist nur die Phantasie: Was sich nie und nirgends hat begeben, Das allein veraltet nie!
Page 133 - Ueberhaupt kommt mir vor — und das mag freilich ein eigennütziger Wunsch unfers Geschlechts sein — mir kommt vor, daß die Frauenzimmer geschaffen sind, die liebe heitre Sonne auf dieser Menschenwelt nachzuahmen , und ihr eigenes und unser Leben durch milde Sonnenblicke zu erheitern. Wir stürmen und regnen und schneien und machen Wind , Ihr Geschlecht soll die Wolken zerstreuen, die wir auf Gottes Erde zusammen getrieben haben, den Schnee schmelzen, und die Welt durch ihren Glanz wieder verjüngen.
Page 383 - Fehlte tretend, es knackte der Fuß, sie drohte zu fallen. Eilig streckte gewandt der sinnige Jüngling den Arm aus, Hielt empor die Geliebte ; sie sank ihm leis auf die Schulter, Brust war gesenkt an Brust und Wang an Wange. So stand er, Starr wie ein Marmorbild, vom ernsten Willen gebändigt, Drückte nicht fester sie an, er stemmte sich gegen die Schwere. Und so fühlt...
Page 137 - Es ist der nackte, schneidende Verstand, der die Natur, die immer unfaßlich und in allen ihren Punkten ehrwürdig und unergründlich ist, schamlos ausgemessen haben will, und, mit einer Frechheit die ich nicht begreife, seine Formeln, die oft nur leere Worte und immer nur enge Begriffe sind, zu ihrem Maßstabe macht.
Page 166 - Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen, seelenlos ein Feuerball sich dreht, lenkte damals seinen goldnen Wagen Helios in stiller Majestät. Diese Höhen füllten Oreaden, eine Dryas lebt' in jenem Baum, aus den Urnen lieblicher Najaden sprang der Ströme Silberschaum.
Page 438 - Das Hauptgewicht sollte auf die gesprochene und gehörte Sprache gelegt werden, nicht auf die geschriebene und gesehene.
Page 378 - Ich habe das reine Menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht, und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet.

Bibliographic information