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dem verfallenden Zustande der Ansiedelung derselben am Cap Gracias. Weiter den Wanrfluß hinauf, an einem Orte, Wasla ge= nannt, soll die Residenz des vorigen sogenannten Königs von Mosquitia gewesen sein; der jezige ist der Beschreibung nach ein des Namens Quaggo sich erfreuender, ziemlich dunkler Mulattenjüngling.

3. Bluefield, an der Westseite der vom Flusse gleichen Namens an der Küste gebildeten großen Lagune gelegen, scheint dieser Play allein längs der ganzen Küste einer etwas besseren geregelteren europäischen Ansiedelung sich rühmen zu können. Hier war auch früher der Sig der englischen Consuls, d. h. des eigentlichen Regenten von Mosquitia, und zugleich das Hauptquartier aller hierauf bezüglichen Intriguen und der dabei Betheiligten, welche sich jedoch in neuester Zeit sammt dem jezigen englischen Vice-Consul nach dem wichtigeren San Juan de Nicaragua oder, wie die Engländer den Ort umgetauft, nach Greytown verfügt haben.

Die Küsten bei Bluefield find, wie schon bemerkt, nicht mehr so flach wie weiter nördlich; die sich zur Ansiedelung wohl eignende Halbinsel, welche nördlich die Lagune abschließt, liegt schon 120 Fuß über dem Meere; weiter landeinwärts erhebt sich das Land schon zu Bergen von einigen Tausend Fuß Höhe. Die Hafenbarre soll angeblich 13 bis 14 Fuß Wasser haben, die Lagune in ihrem Fahrwasser 20 Fuß, und der Fluß 60 Meilen aufwärts schiffbar sein. Eine im Jahr 1846 versuchte Ansiedelung von einigen Hundert hierher verschlagenen deutschen Auswanderern, die in der Nähe von Bluefield einen Ort, Carlsstadt, gegründet hatten, ist nach einigen Jahren precären Bestehens aus verschiedenen, nicht dem Klima, sondern lediglich den Eingeborenen zur Last fallenden Ursachen wieder verlassen worden.

Außer den genannten drei größeren Niederlassungen bestanden im vorigen Jahrhundert noch einzelne zerstreute Handelsetablissements der Engländer in Sandy-Bay, Pearl - Kay, Corn-Islands, Punta

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Erster Theil. 6. Mosquitia.

Gorda, Brewers-Lagoon, Plantain-River, Miztizo-Creek und anderen meist auf den kleinen Inseln und Riffen längs der Küste gelegenen Punkten, die aber jegt meist verlaffen find oder wenigstens für den Handel keine Bedeutung mehr haben, und eben so wenig zu Ansagpunkten größerer Niederlassungen sich gestalten werden.

Die Gesammtbevölkerung von Mosquitia, oder selbst nur der Mosquito - Küste, ist begreiflicher Weise mit gar keiner annähernden Genauigkeit anzugeben, möchte aber wohl schwerlich über 2 bis 3000 Einwohner betragen, wenn man die zerstreut im Innern lebenden Indianer außer Betracht läßt.

7. Bàliz e.

Diese zu Guatemala, der geographischen Lage nach, in demselben Verhältniß wie die Mosquito-Küste zu Honduras und Nicaragua stehende englische Niederlassung an der nördlichen Küste der Bay von Honduras, befindet sich politisch in einer ganz eigenthümlichen Stellung zu Centro - Amerika. Der Sage nach datirt sich die Entstehung der europäischen Besignahme dieses vereinzelten Punktes längs der ganzen Ostküste dieses Theiles von Centro - Amerika aus den Zeiten des Buccanier-Unwesens in diesen Meeren her, und ist dieselbe unter den vielen ähnlichen Seeräuber - Etablissements des 17ten Jahrhunderts auf den Inseln und Küsten des Caribischen Meeres die einzige, die sich, unter später etwas veränderter Form und mit einigem Schein des tractatmäßig erworbenen guten Rechts, bis auf die jeßige Zeit erhalten hat. Vom Schotten Wallace, der zwischen den hier die Küfte besonders gefährlich machenden Corallen- ́ Riffen und kleinen Inseln seine Beute in Sicherheit brachte und sich gegen die Spanier mit Glück zu vertheidigen wußte, soll sich auch die später corrumpirte Benennung der Niederlassung herschreiben. Als später der Handel mit Mahagoniholz zunahm, und aus dem Fällen der Bäume und dem Verschiffen der Blöcke nach England ein regelmäßiges Geschäft entstand, dauerten die Streitigkeiten zwischen den Holzfällern und den Spaniern, die wiederholt die Engländer von den Küsten verjagten, fort, bis 1786 bei dem Frieden von Versailles die Angelegenheit dahin geordnet wurde, daß Spanien vertrags

mäßig den Engländern gestattete, zwischen den Flüssen Balize und Hondo, auf eine Ausdehnung von 18 Leguas, frei Holz fällen zu dürfen, jedoch ohne dadurch irgend ein Souverainitätsrecht über das Land den Engländern einzuräumen, und mit ausdrücklichem Verbot, hier Befestigungen anzulegen. Seitdem ist denn von Seiten Englands hier eine förmliche Colonie und ein Enterpot für seinen Handel mit Centro - Amerika angelegt worden.

Das Verbot oder vielmehr die eingegangene Verpflichtung, keine Fortificationen an dieser Küste anzulegen, haben die Engländer bekanntlich dadurch zu umgehen gewußt, daß sie den in früherer Zeit regelmäßig in Ballast ausgehenden Schiffen befahlen, denselben an einem bestimmten Orte in der Nähe der Küste auszuwerfen, und auf diesem Grunde, als nicht spanischem, sondern englischem Boden, später ein Fort errichteten. Die Grenzbestimmungen wurden auch später nie geordnet und konnten es nach dem unbekannten Innern hin auch füglich nicht; doch auch an der Küste haben die Engländer sich ganz beliebig ausgedehnt und wird jezt als Südgrenze der Colonie gewöhnlich der nur 10 Meilen von der Einfahrt zum Golfe dulce entfernte Sarstoonfluß angenommen. Die centroamerikanischen Staaten haben später, als in die Rechte Spaniens eintretend, gegen die Besignahme dieser Küstenstrecke englischer Seits protestirt, geregelt ist die Angelegenheit auch jezt noch nicht. Eine Zukunft hat diese Niederlassung an einer ungesunden Küste jedoch schwerlich, die Ausbeutung des Innern wird immer schwieriger, da an den unteren Flußläufen die Mahagonibäume schon selten werden, und der Transport aus dem Innern und den höheren Bergen zu beschwerlich wird, um ein lohnendes Geschäft zu treiben; die bisberige Wichtigkeit Balize's als Handelsplay für das Innere CentroAmerika's muß aber bei einiger Energie der Bewohner in Eröffnung anderer bequemerer Handelswege sogleich aufhören.

Balize, der einzige nennenswerthe Plag der ganzen Küstenstrecke, liegt am Ausflusse des Stromes gleichen Namens, zu beiden

Seiten der Ausmündung. Eine Brücke über den Strom verbindet beide Theile der Stadt, die eigentlich nur aus einer längs des Strandes sich hinziehenden Reihe von Holzhäusern auf Pfählen besteht. Am einen Ende liegt das stattliche Haus des Gouverneurs, am andern die Baracken des aus afrikanischen Negern bestehenden Regiments. Vor der Mündung des Flusses liegt das erwähnte kleine Fort. Die ganze Umgegend ist sumpfig und flach wie die Küste; in Entfernung von einigen Meilen schließt undurchdringlicher Wald die Ansiedelung von allen Seiten ein, und die einzige Verbindung mit dem Innern findet auf dem für kleine Boote ziemlich weit aufwärts schiffbaren Flusse statt. Die Quellen des Balizeflusses sind unweit denen des Usumasinta oder Rio de Santa Isabel, wie er anfangs heißt, an dem Oftabhange des Bergrückens, der im Innern von Verapaz die Wasserscheide der nach Osten und Nordwesten fließenden Gewässer bildet.

Die Bevölkerung von Balize beträgt, die nur einen Theil des Jahres anwesenden Holzfäller und die an einigen anderen Küstenpunkten zerstreut Wohnenden eingerechnet, 6—7000 Seelen, der großen Mehrzahl nach Farbige und unter diesen meist Neger. Für Fremde ist das Klima äußerst gefährlich, die bösartigsten Fieber erzeugend und gilt selbst unter den Eingeborenen als der ungesundeste Play in ganz Centro - Amerika. In der heißen Jahreszeit, nur durch den Seewind erträglich gemacht, flüchten sich die wohlhabenderen Einwohner dann auch sämmtlich auf die zehn bis fünfzehn Meilen von der Küste entfernten Kays oder kleinen Inseln nach ihren Landhäusern.

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