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Character der Äußerungen, die der Kaiser im Laufe dieser langen Unterhandlungen gethan, ihn zu der Annahme führe, daß Se. Maj. dieselbe Ansicht hege.

Beim Schluß diefer langen Unterredung, schien es Herrn Drouin de L'Huys ein annehmbarer Gedanke, daß die Cabinete von Paris und London in der Weise den österreichischen Vorschlag erwiedern möchten, daß sie erklärten, sie hätten nichts dagegen ihn der Pforte vorzulegen, und den ottomanischen Ministern die Prüfung desselben zu empfehlen, ob sie in ihm genügende Sicherheiten fänden, um sie in den Stand zu sehen, die Wiener Note zu unterzeichnen. Zugleich aber würden sie sich, wie auch Österreich gethan, die völlige Freiheit ihres Entschlusses vorbehalten, wenn die Pforte auf ihrer Weigerung beharre.

Nachschrift. Nachdem ich diese Depesche geschrieben habe, erfahre ich, daß Herr von Kisseleff Herrn Drouin de L'Huys gesehen und ihn unterrichtet hat, daß er in der Lage sei zu bestätigen, daß der Kaiser von Rußland die Verficherung gegeben hätte, auf welche in der von Österreich vorgeschlagenen Note, die an die Pforte gerichtet werden solle, Bezug genommen sei.

CXXXI.

Depesche des französischen Ministers d. a. A. an den Grafen Walewski. Paris, 4. October 1853.

Herr Graf! Ich hatte Sie in der Depesche, die ich vorgestern Ihnen zu schreiben die Ehre hatte, die Meinung der Regierung Sr. kaiserlichen Majestät über den Vorschlag des Wiener Cabinets kennen gelehrt. Sie haben gesehen, daß wir den Bemühungen Gerechtigkeit widerfahren ließen, die der Graf Buol versucht hat um die Angelegenheiten im Orient auf dem Weg der Unterhandlungen zu erhalten, und daß, obwohl wir den uns vorgelegten Entwurf zu einer Erklärung einiger Abänderungen fähig fanden, wir nichtsdestoweniger, um uns consequent zu zeigen mit der Versöhnungspolitik, die wir von Anfang des zwischen dem Cabinet von St. Petersburg und der hohen Pforte entstandenen Streits nie aufhörten zu befolgen, der Meinung waren, wir müßten alle Combinationen, welche geeignet schienen den Ausbruch der Feindseligkeiten zu verhindern, sorgfältig prüfen. Diese Anschauungsweise, Herr Graf, ist noch immer die des Kaisers, aber die Ereignisse haben einen schnelleren Gang als die Willen, und die Nachrichten die ich aus Constantinopel empfange enthüllen eine Lage, die für den Augenblick wenigstens mit der Hoffnung einer friedlichen Lösung unverträglich scheint, und die den Cabineten, welche von der Nothwendigkeit durchdrungen sind die Unabhängigkeit und Gebietsintegrität des osmanischen Reichs aufrechtzuhalten, festgestelltere Entschließungen gebietet. In der That, auf jenen Mittelzustand, der weder Friede noch Krieg war, der die Heere schon einander gegenüberstellte, aber jeden Zusammenstoß zwischen ihnen in der Hoffnung eines glücklichen Ausgangs der in Wien eingeleiteten Unterhandlungen aussette, sind seit einigen Tagen Thatsachen gefolgt, über deren Charakter es unklug wäre sich zu täuschen. Während das russische Heer sich der Donau nähert, ist die Pforte, troß der einhelligen Bemühungen der Vertreter Frankreichs, Österreichs, Großbritanniens und Preußens, und ohne noch den neuen Commentar des Grafen Neffelrøde zu der Conferenznote zu kennen, zum zweitenmal auf ihrem Entschluß beharrt, und hat erklärt, daß diese Note in ihrem Originaltert stets unannehmbar sei. Der Divan hat dem Sultan die Sorge den Krieg zu erklären einstimmig anheimgegeben. Die Feindseligkeiten sind daher nahe bevorstehend, vielleicht haben sie schon begonnen. Neben das Interesse,

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das sich an die Wiederaussöhnung Rußlands mit der Türkei knüpft — ein Zweck den wir nicht aus dem Auge verlieren wollen, wenn noch ein Mittel vorhanden ist ihn zu erreichen ist heute eine andere nicht weniger ernsthafte Sorge getreten, ich meine die Gefahren, welche ein Reich bedrohen, dessen Existenz für das europäische Gleichgewicht unerläßlich ist. Wir haben dem ersten dieser Intereffen loyal gedient; alle Traditionen unserer Politik machen uns eine Pflicht daraus das zweite nicht zu vernachlässigen, und die Absendung des französischen Geschwaders zuerst nach Salamis, später nach Beschika zeigt die Wachsamkeit der Regierung des Kaisers hinlänglich an. Der Augenblick ist gekommen, den dem Botschafter Sr. kaiserlichen Majestät am Vorabend seiner Abreise nach Constantinopel zugestellten Verhaltungsbefehlen Folge zu geben, da wir uns den Extremitäten nähern, welche diese Verhaltungsbefehle vorsahen, und die wir vergebens versucht haben zu beschwören. Bei diesen ernsten Conjuncturen, Herr Graf, fühlen wir das Bedürfniß uns mit der Regierung Ihrer britischen Majestät zu verständigen, und sie von unsern Gesinnungen in Kenntniß zu setzen. Der Kaiser, Sie wissen es, ist schon entschlossen Herrn v. Lacour den Befehl zu übermachen, unser Geschwader nach Constantinopel zu berufen, und zu dem Ende mit Lord Stratford de Redcliffe Abrede zu treffen. Es handelt sich jetzt davon den Gebrauch zu bestimmen, der von diesen Seestreitkräften gemacht werden soll. Ihre Anwesenheit in den Gewässern des Bosporus wird von der innigen Einigkeit Frankreichs und Englands zeugen. Dieser sprechende Beweis des Einvernehmens der zwei großen Seemächte und ihres gemeinschaftlichen Bekümmertseins um die Geschicke der Türkei wird der Pforte eine moralische Kraft geben, die ihr erlaubt sich in den Bedingungen einer geregelten Regierung zu halten, auf die Ruhe ihrer Völkerschaften zu zählen, und weder an den Fanatismus der religiösen Gefühle noch an schlimme Bundesgenossen zu appelliren. Aber dieses Ergebniß, so wichtig es sein mag, ist es nicht worauf sich unsere Demonstration beschränken soll. Nach der Meinung des Kaisers wäre unsere Flotte gleichfalls bestimmt bei der Vertheidigung des osmanischen Reichs eine Rolle zu spielen. Sie würde besonders dienen Constantinopel zu decken und nöthigenfalls auf den Westküsten des schwarzen Meers bis zur Höhe von Varna zu operiren. In der That beginnt auf diesem Punkt die Balkankette, die eine von der türkischen Armee stark besetzte und gegen einen Einbruch auf der Landseite hinlängliche Bürgschaften bietende erste Vormauer bildet. Dagegen sind in den angedeuteten Gränzen die natürlichen Vertheidigungsmittel gegen eine Landung fast Null und Überfälle sind möglich. Gegen diese plötzlichen Gefahren gebührt uns Vorkehrung zu treffen. Ich würde daher vorschlagen, Herr Graf, den ViceAdmiral Hamelin und den Vice Admiral Dundas mit Verhaltungsbefehlen zu versehen, die ihnen, nach Zuratheziehung unserer Botschafter, aufgäben die Streitkräfte die sie befehligen in der Art zu vertheilen, daß die Stadt Constantinopel sich so viel als möglich gegen Feindseligkeiten geschüßt findet, und in dieser Stellung auf die Gelegenheit ihrer Pflichterfüllung zu warten, aber ohne sie zu suchen. Mehr thun hieße unserer Haltung einen aggressiven Charakter geben, was sie nicht haben soll; weniger thun hieße alle Interessen, die wir den Zweck haben zu beschirmen, preisgeben. Wollen Sie mich unverweilt in Kenntniß seßen, ob dieser Plan des Vertrags die Billigung der Regierung Ihrer britischen Majestät hat, und dem Lord Clarendon eine Abschrift dieser Depesche zustellen, nachdem Sie ihm dieselbe vorgelesen haben. Genehmigen Sie 2c.

CXXXII.

Depesche des französischen Ministers d. a. A. an den Baron v. Bourqueney. Paris, 7. Det. 1853.

Herr Baron! Wenn ich Sie von dem Eindruck der mir durch Herrn v Hübner gemachten Mittheilung auf die Regierung Sr. kaiserlichen Majestät nicht früher benachrichtigt habe, so ist die Ursache daß es mir unerläßlich war mich mit dem Londoner Cabinet ins Einvernehmen zu sehen. Sie haben übrigens sehr gut voraus gefühlt, daß die Lage verändert sei, und daß eine solche Gewährschaft, die, rechtzeitig gegeben, hinreichend gewesen wäre, an Kraft verlor, weil sie zu spät kam. Wir haben nichtsdestoweniger den in letter Instanz versuchten Bemühungen des Grafen v. Buol in Olmüß Gerechtigkeit widerfahren lassen, und Graf Walewski hat den Lord Clarendon mit unserer Anschauungsweise bekannt gemacht. Unglücklicherweise, Herr Baron, haben die Constantinopler Nachrichten unsern guten Willen gelähmt, und uns von der Unmöglichkeit, den Vorschlägen des Wiener Cabinets Folge zu geben, zugleich überzeugt. Die seit zwei Monaten angeregte Frage ist gewissermaßen auf ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt. Die Schattirungen sind verschwunden, und das heute herrschende Interesse zeigt sich, wie am Tag nach der Sendung des Fürsten Menschikoff, als das des europäischen Gleichgewichts, das in unsern Augen von dem Bestand des osmanischen Reiches unzertrennlich ist. Graf v. Buol kann nicht vergessen haben, wie er damals über die Ansprüche Rußlands geurtheilt hat. Das Werk, zu dem er wie wir beitrug, hatte zum Zweck diese Ansprüche mit den oberherrlichen Rechten des Sultans zu versöhnen; aber dieses Bestreben hat weder von unserer Seite, noch, meines Wissens, von Seiten Österreichs ein Anerkenntniß der Rechtmäßigkeit der ursprünglichen Forderungen des Cabinets von St. Petersburg oder seiner Beschwerden in sich begriffen, die annoch näher anzugeben sind, und, offenherzig gesprochen, nicht einmal mehr die Regulirung der Angelegenheit der heiligen Stätten zum Vorwand haben. In dieser Hinsicht hat sich alles klar gemacht, und es wäre müßig auf eine erschöpfte Verhandlung wieder einzugehen. An was man sich erinnern muß, das ist, daß Rußland die Fürstenthümer ohne Urfache überzogen, durch diesen Act der Gewaltsamkeit den Erfolg der schon eingefädelten Unterhandlungen bloßgestellt, und in der ganzen Türkei die Bewegung hervorgerufen hat, der sich jezt der Sultan gezwungen sieht nachzugeben. Ein einziger Zwischenfall, die Weigerung der Pforte der Wiener Note beizupflichten, hat während einiger Tage geschienen, die Rollen umzukehren. Allein wer könnte heute behaupten, die Abänderungsvorschläge Reschid Pascha's wären unnüz? Sie sind es so wenig, daß Graf v. Buol sich bemüht hat, dafür ein Äquivalent zu finden. Das wäre, wenn es deren bedürfte, eine Rechtfertigung des Widerstandes des Divans, und es wäre weder Würde noch Logik ihn zur Uuterzeichnung eines Documents zwingen zu wollen, das nach dem Geständniß aller Welt in gewiffen Stellen von gefährlicher Dunkelheit ist. Das ist eine Rolle, welche die Regierung Sr. Majestät verwirft, ohne daß einer ihrer Verbündeten über ihren Entschluß staunen kann. In der That hat ihr Verhalten seit Anfang des Zwistes zwischen Rußland und der Pforte nur eine Triebfeder, das allgemeine Interesse Europas, nur einen Zweck, die Erhaltung des osmanischen Reiches, gehabt. Wir haben geglaubt, das Einvernehmen der großen Cabinete wäre das beste Mittel, dieses Interesse unversehrt zu erhalten und diesen Zweck zu erreichen; aber wir haben uns immer unsere Freiheit des Handelns vorbehalten, und der

Antheil den wir an den Unterhandlungen nahmen. hat keineswegs unser Recht entäußert, unter einer andern Form mitzuwirken zum Schuß eines Staats, der weder verschwinden noch geschwächt werden könnte, ohne die jeßigen Verhältnisse der Mächte merklich anders zu gestalten. Indem die Regierung des Kaisers die Ungerechtigkeit der gegen die Türkei erhobenen Zänkerei, eine Ungerechtigkeit von Jedermann anerkannt und nachgewiesen als sie zum Vorschein kam, und die Nothwendigkeit dieses Reich gegen einen Angriff zu sichern, der im Stande war seinen Untergang nach sich zu ziehen, zumal in Erwägung nahm, faßte sie unter dem augenscheinlichen Druck der Umstände den Entscheid, herauszutreten aus der zuwartenden Stellung, deren Beobachtung sie sich zur Pflicht gemacht hatte, so lange die Wechselfälle eines Zusammenstoßes ihr wenig wahrscheinlich waren oder entfernt schienen. Sie werden, Herr Baron, im Anschluß eine Abschrift des in den lezten Tagen zwischen mir und dem Grafen Walewski geführten Briefwechsels finden. Meine Depeschen und die des Botschafters Sr. kaiserlichen Majestät in London werden Sie bezüglich der Lage völlig aufs Laufende seßen. Die Sprache, welche der Graf v. Buol nach seiner Rückkehr von Olmüß über das unvorhergesehene Einlaufen der vereinigten Geschwader in die Dardanellen geführt hat, giebt mir, weil dieser Minister sich über den wahren Sinn unserer Demonstration nicht täuschte, Ursache zu hoffen, daß das Wiener Cabinet, ohne sich dieselbe Haltung wie wir anzueignen, gleichwohl die Erfordernisse unserer Politik einräumt. Diese Gemeinschaft der Auffassungen setzt, ich mag das gerne glauben, eine Gemeinschaft der Gesinnungen voraus. Was die der Interessen betrifft, so ist sie vorhanden, und man dürfte nicht weit ausholen um den Beweis zu finden. Es genügt die Erinnerungen des hochgestellten Staatsmannes zu befragen, der im Jahre 1828 den Cabinetsberathungen Österreichs vorsaß, und es wäre schlechterdings nicht zu begreifen, daß die Macht, deren Besorgniß damals durch den Zug einer russischen Armee nach der Donau und dem Balkan so lebhaft und mit Recht erweckt war, heute Partei nähme für Ereignisse, welche zu verhindern von ihr abhängt. Ich weiß allerdings, daß der revolutionäre Ausbruch von 1848 die Regierungen gezwungen hat die Berechnungen ihrer traditionellen Politik den Nöthigungen ihrer durch die abscheulichsten Leidenschaften gefährdeten Eristenz unterzuordnen; aber es ist gleichfalls wahr, Herr Baron, und ein Minister des Kaisers kann es mit einigem Stolz sagen, daß die Ordnung in Europa hergestellt ist, und daß die großen Interessen der Völker in den Rathssizungen ihrer Oberherren wieder ihren rechtmäßigen Plaß eingenommen haben. Diese Interessen begreifen und ihnen entschlossen dienen, ist, ich bin davon überzeugt, das beste Mittel, auf nichts die sträflichen Hoffnungen einer besiegten Partei herabzustimmen, welche nur in einer Spaltung der Mächte, die nicht durch eine Vorschiedenheit der Intereffen weil der Bestand des osmanischen Reiches eines der Grundprincipien der europäischen Ordnung ist — sondern durch unüberlegte Besorgnisse oder ein ungerechtes Mißtrauen verursacht wäre, Aussichten auf einen ephemeren Erfolg begegnen könnten. Genehmigen Sie 2.

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CXXXIII.

Depesche des Grafen Clarendon an Graf Westmorland.

Auswärtiges Amt, 8. Oktober 1853.

Mylord. In meiner Depesche vom 5. d. theilte ich Ihnen den Inhalt einer Depesche des Grafen Buol mit, die mir von Graf Colloredo mitgetheilt worden war, und das Project einer Note enthielt, die von den vier Vertretern in Con

fiantinopel unterzeichnet und im Austausch für die ursprüngliche Wiener Note der Pforte übergeben werden sollte.

Ew. Lordschaft wollen dem Graf Buol das Bedauern der Regierung Ihrer Majestät ausdrücken, daß sie außer Stande sei an einer Maßnahme sich zu betheiligen, welcher die österreichische Regierung soviel Werth beilegt, von der aber Ihrer Majestät Regierung überzeugt ist, daß sie keinen andern Erfolg haben würde als neues Scheitern und weitern Zeitverlust.

Die türkische Regierung hat erklärt, daß sie die Wiener Note ohne Änderungen nicht annehmen könne, welche zu stellen sie ein vollkommenes Recht hatte und die von der Conferenz angenommen, aber unglücklicherweise vom St. Petersburger Cabinet verworfen wurden. Ihrer Majestät Regierung weiß daher, daß es unnüß sein würde, die Note in ihrer unveränderten Gestalt zu empfehlen, und noch mehr sie weiß daß es unehrenhaft sein würde es zu thun mit Rücksicht auf die ihr von Graf Neffelrode gegebene Auslegung, welche der jezt von Graf Buol vorgeschlagene Notenentwurf nicht entkräften noch irgend welche reelle Sicherheit der Pforte geben würde.

Ihrer Majestät Regierung will nicht daran zweifeln, daß die in der Note enthaltenen Versicherungen mit dem Wunsch gegeben wurden, die Besorgnisse zu entfernen, welche das türkische Gouvernement hegt; aber es ist Grund zu fürchten, daß durch solche Mittel dieser Zweck nicht erreicht werden dürfte, denn das Notenproject scheint den Sinn zu adoptiren, welchen Rußland fortdauernd dem VII. Artikel des Vertrages von Kainardschi giebt, und so, indem es daran festhält, daß die Privilegien und Immunitäten der griechischen Kirche verliehen worden sind in Folge und Kraft dieses Artikels, ein Protectorat über die griechischen Unterthanen des Sultans sich anmaßt.

Aber der VII. Artikel, in welchem der Sultan verspricht die christliche Religion in allen ihren Kirchen zu schüßen, überträgt auch dem Kaiser von Rußland kein Protectorat. Ein neues Recht wird daher erstrebt und zwar ein solches, das der Sultan, in schuldiger Rücksicht auf seine Unabhängigkeit, nicht zugestehen kann. Der Kaiser von Rußland aber stellt das Bestreben, irgend ein neues Recht zu erlangen, in Abrede, und es ist daher unmöglich zu begreifen, warum ein Punkt, der so leicht zu voller Klarheit gebracht werden könnte, so consequent in Zweifel gelassen wird.

Graf Buols Note erneuert die Versicherungen, welche im Circular des Grafen Neffelrode gegeben sind, daß der Kaiser nichts fordert, was mit den Rechten der Unabhängigkeit des Sultans in Widerspruch steht; aber wenn Sr. Majestät der Kaiser ein Protectorat über die griechische Kirche erlangt, so wird er ein Recht der Intervention zwischen demselben und seinen Unterthanen gewinnen, das mit der Unabhängigkeit des Sultans in Widerspruch treten muß.

Ihrer Majestät Regierung bemerkt mit Befriedigung, daß Graf Buols Note eine Versicherung darüber enthält, daß für die Gegenwart der Kaiser zu Gunsten der griechischen Kirche nur Vortheile verlangt, die den andern christlichen Genossenschaften, soweit sie Unterthanen der Pforte, gewährt sind; aber für die Zukunft scheint Sr. Majestät der Kaiser zu verlangen, daß der Sultan der griechischen Kirche an jedem Vortheil, der andern christlichen Genossenschaften zugestanden würde, Theil haben lassen soll. Wenn die Auslaffung der Worte,,Untertha nen der Pforte" nach den Worten,, andern christlichen Genossenschaften" absichtlich ist, so würde damit ein neues Recht begründet, durch das der Kaiser für zwölf Millionen Unterthanen der Pforte jeden Vortheil verlangen könnte, wel

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