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V. Beschreibung der gegenwärtig zur Reinigung und Entwässerung der Städte angewendeten Systeme. Von Dr. med. E. Bochmann und Oberingenieur A. Agthe.

I. Allgemeiner Theil (S. 157 bis 183).

II. Specieller Theil (S. 184 bis 211).

Während in den ersten vier Abschnitten die einschlägigen Verhältnisse der Stadt Riga besprochen sind, folgt im fünften Theile nach einer allgemeinen Orientirung über die verschiedenen Systeme die Darstellung der gegenwärtig praktisch verwertheten Anstalten von neun deutschen Städten und derjenigen von London und Amsterdam, zu deren Besichtigung die beiden Verfasser des V. Abschnittes im Sommer 1885 abdelegirt worden

waren.

I. Allgemeiner Theil.

Die Forderungen der öffentlichen Gesundheitspflege lassen sich in Bezug auf die Abfälle kurz als folgende bezeichnen:

1. Verhütung der Ansammlung grösserer Mengen von Abfällen und ihres Eindringens in Boden und Wasser;

2. möglichst rasche Entfernung der Abfälle aus dem Bereiche menschlicher Wohnstätten;

3. Verhütung der Verunreinigung von Boden und Wasser an anderer Stelle durch die aus der Stadt entfernten Abfälle, daher Unschädlichmachung resp. Verwerthung dieser Massen.

An diese Forderungen reihen sich dann in Betreff der meteorischen Niederschläge und des Grundwassers die folgenden an:

4. Möglichst rasche Ableitung der mit dem Strassenschmutz imprägnirten meteorischen Niederschläge, und

5. Fixirung des Grundwassers auf einen bestimmten Stand zur Verhütung seiner Schwankungen.

Die zur Entfernung der Abfälle bisher in Vorschlag gebrachten und ausgeführten Systeme lassen sich im Allgemeinen in drei grosse Gruppen

theilen:

I. Die Abfuhrsysteme. Ansammlung der Fäcalien in 1) unbeweglichen Gruben und 2) beweglichen Behältern Eimer

Grubensystem

und Tonnensystem mit nachheriger Abfuhr der Fäcalien.

II. Das Schwemmcanalisationssystem. Sofortige Abschwemmung der Fäcalien mit 1) directer Einleitung des Canalwassers in die öffentlichen Gewässer ohne vorhergegangene Reinigung; 2) indirecter Einleitung nach vorheriger Reinigung: a) durch Filtration, b) durch chemische Fällungsmittel, c) durch Berieselung.

III. Die Trennungssysteme: 1) Liernur'sches Differenzirsystem, 2) Berlier'sches System, 3) Separates System, 4) Shone-System.

Nach Besprechung der Vortheile und Nachtheile dieser Systeme und der localen Forderung für die Anwendung der einzelnen Anlagen wenden sich die Verfasser zur Darstellung ihrer Beobachtungen in den Städten:

1. Leipzig (150 000 Einwohner),

2. Stuttgart (106 000 Einwohner),
3. Braunschweig (75 000 Einwohner),
4. Augsburg (66 000 Einwohner),

5. Freiburg im Breisgau (36 000 Einwohner),

6. Hamburg (409 000 Einwohner),

7. London (Deutsche Bau-Zeitung 1885 und Gesundheits- Ingenieur 1883),

8. Frankfurt a. M. (Deutsche Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege 1884),

9. Essen a. d. Ruhr, wo das Röckner-Rothe'sche Verfahren angewandt wird (64 000 Einwohner),

10. Berlin (Die Canalisation von Berlin),

11. Amsterdam (366 000 Einwohner), wo das Liernur'sche System angewandt ist.

Das vorstehende Werk bietet des Neuen und Wichtigen so viel, dass sein Studium Jedem dringend empfohlen werden kann, der diesem Theile der Gesundheitspflege sein Interesse widmet, insonderheit aber den Interessenten, welche die Reinigung und Entwässerung ihrer Städte planen.

Im zweiten Theile folgt die Beantwortung der bei obiger Vorarbeit aufgetauchten Fragen.

Versuch der Beantwortung einiger Fragen betreffend die systematische Entwässerung und Reinigung der Stadt Riga. Dem Riga'schen Bauamte überreicht von Adolf Agthe.

Agthe giebt in dieser Arbeit eine Nutzanwendung der im vorigen Abschnitte beschriebenen Systeme der elf citirten Städte, indem er auf sieben Fragen die entsprechenden Antworten für Riga formulirt und motivirt. I. a) Die bisherige Art der Beseitigung der Haus- und Fabrikwässer bedarf einer radicalen Umgestaltung.

b) Die Einrichtungen zur Entfernung der Fäcalien müssen verlassen werden.

c) In Bezug auf die Entfernung der festen Abfälle ist eine Aenderung des seitherigen Verfahrens zwar nicht dringend nothwendig, jedoch erwünscht.

II. 1) Bei der Wahl der neuen Methode der Reinigung und Entwässerung der Stadt sind die vom Deutschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege aufgestellten Thesen nach Möglichkeit zur Richtschnur zu nehmen.

2) Bei der Wahl der neuen Methode der Reinigung und Entwässerung der Stadt dürfen die principiellen Forderungen der Hygiene nicht allein ausschlaggebend sein, sondern sind die letzteren vielmehr nach Möglichkeit mit den wirthschaftlichen Anforderungen in Einklang zu bringen.

3) In wirthschaftlicher Beziehung ist an das zu wählende System, soweit es sich um eine allgemeine Einführung für ganze Stadtgebiete

handelt, die Anforderung zu stellen, dass dasselbe möglichst lange und an verschiedenen Orten praktisch erprobt' und durch einfache Gesammtanordnung ausreichende Garantien gegen Zufälligkeiten beim Bau und Betriebe biete.

III. 1) Auf dem Theile des Stadtgebietes, auf welchem die Wasserversorgung durch die städtische Wasserleitung erfolgt, oder in nächster Zeit erfolgen kann (rechtes Düna - Ufer), sind die Haus- und Fabrikwässer in unterirdischen Sielen zu sammeln.

2) Anlegung der Siele mit Gravitation nach den tiefsten Punkten. 3) Anlegung von Sammelbrunnen.

4) Bei der Anlage des Canalnetzes sind die kleineren Profile aus von innen glasirten Thonröhren zu bilden, während die grösseren Canäle mit der Eiform zu versehen sind. Durch Wasserverschlüsse ist die Canalluft von den Häusern und Strassen abzuschliessen, und sind die Canäle ausreichend zu ventiliren. Die Profile sind nach Möglichkeit einzuschränken und die Forderung der Begehbarkeit oder Beschlupfbarkeit für die Rohrstränge aufzugeben.

5) Auf dem linken Düna - Ufer ist diese Einrichtung zur Zeit nicht möglich.

IV. 1) Am rechten Düna-Ufer, so weit das Gebiet der städtischen Wasserleitung reicht, sind die Fäcalien in die für dieses Gebiet zu erstellende Canalisation aufzunehmen.

2) Am linken Düna - Ufer ist das Grubensystem bis zur Einführung einer systematischen Canalisation beizubehalten.

3) Die Gruben am linken Düna - Ufer müssen besteigbar eingerichtet werden.

4) Hier sind die Fäcalien regelmässig mit Torfstreu zu desinficiren. 5) Ebenso regelmässig zu reinigen (durch städtische Arbeiter).

6) Entsprechend dem in Braunschweig geübten Verfahren wird den Hausbesitzern auch die Anwendung von Eimern und Kübeln zur Aufnahme der Fäcalien bei Torfstreudesinfection gestattet.

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V. Die Reinigung der Strassenfahrbahnen, sowie die Abfuhr des Inhalts der Kehricht- und Mistkästen sollte durch die Stadtverwaltung in eigener Regie oder durch ein unter der Controle der Stadtverwaltung stehendes Abfuhrinstitut ausgeführt werden.

VI. Betrifft die Aufnahme der Meteorwässer.

VII. 1) Die Leitung der Abwässer in den Dünastrom kann nicht befürwortet werden.

2) Die Abwässer sind durch Bewässerung von Ländereien zu reinigen. 3) Eventuell kann während der Wintermonate das ungereinigte Abwasser ins Meer abgelassen werden.

Beide vorliegende Arbeiten sind so präcis und erschöpfend abgefasst und so übersichtlich und klar in der Darstellung, dass ich meinen obigen. Ausspruch nur wiederholen und ihr Studium nach jeder Richtung hin empfehlen kann. Dr. Mittenzweig (Berlin).

Repertorium

der

im Laufe des Jahres 1886 in deutschen und ausländischen Zeitschriften erschienenen Aufsätze über öffentliche Gesundheitspflege.

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