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Einfachste und naturgemässeste Nutzbarmachung des Lichtungszuwachses, Erziehung stärkerer, auch der Qualität des Holzes nach werthvollerer Stämme ohne Erhöhung des Haubarkeitsalters und bessere Befriedigung aller Anforderungen an die Erträge des Waldes sind weitere Vorzüge der Plänterwirthschaft, die Niemand ernstlich bestreiten wird. Wirksame Konkurrenz könnte die schlagweise Benutzung der Bestände, diesen Vorzügen gegenüber, der Plänterwirthschaft nur bei ausgedehnter Anwendung des Lichtungshiebes machen, der seinerseits noch nicht genügend begründet und kaum allgemein anwendbar ist.

Diesen Vorzügen der Plänterwirthschaft steht gegenüber:

Die Einfachheit und leichte Durchführbarkeit des schlagweisen Betriebs in wirthschaftlicher und taxatorischer Beziehung und die Erleichterung der Kontrolle über die Vollziehung der betreffend Anbau, Pflege und Benutzung der Wälder getroffenen Anordnungen. Diese Vortheile sind da, wo die Zahl der technisch gebildeten Forstbeamten klein ist und die Ausführung der wirthschaftlichen Arbeiten vielfach in die Hände der Vorsteherschaften und ungenügend instruirten Unterförster gelegt werden muss, von grosser Bedeutung, doch dürfen wir sie nicht überschätzen, weil wir die Einführung oder Nichteinführung der als gut und zweckmässig erkannten Betriebs weisen nicht von dem grösseren oder geringeren Aufwand an Arbeit und Sachkenntniss abhängig machen dürfen.

Die Anwendbarkeit des schlagweisen Betriebes in der einen oder anderen Form auf alle Holzarten, auf reine und gemischte Bestände, in hohen und niederen Umtrieben. Unzweifelhaft würde der Behandlung der aus lichtfordernden Holzarten zusammengesetzten Bestände als Plänterwald manche Schwierigkeit entgegenstehen. Man geht kaum zu weit, wenn man annimmt, dass Kiefernplänterwälder auf Boden, der nur dieser Holzart zusagt, nie so grosse Erträge geben könnten, wie schlagweise behandelte. Auch die von den Stürmen stark gefährdeten, einen guten Schluss leicht ertragenden Rothtannwälder in der Ebene und im Hügelland würden der nachtheiligen äusseren Einwirkung kaum mehr Widerstand entgegensetzen und brauchbareres Holz liefern, wenn man sie, statt schlagweise, plänterweise behandeln und benutzen würde.

Die Erleichterung der Anweisung, Fällung, Aufarbeitung und Transportirung des Holzes in und aus den Schlägen, namentlich

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Kahlschlägen gegenüber der Vollziehung der gleichen Arbeiten bei der Plänterwirthschaft. Leider macht sich diese Erleichterung am meisten geltend in den weglosen Gebirgswaldungen, in denen die Plänterwirthschaft in vielen andern Richtungen die grössten Vortheile bietet. Diese Schwierigkeiten werden an vielen Orten so lange ein grosses Hinderniss für die Einführung der Plänterwirthschaft und sogar des allmäligen Abtriebs bilden, als die Wälder nicht mit Fahrund Schlittwegen durchzogen werden können.

Als ein nicht zu unterschätzender Vortheil des schlagweisen Betriebs darf schliesslich auch noch hervorgehoben werden, dass bei demselben die guten Folgen des Eingreifens der Menschen in die Verbesserung der Waldzustände rascher und deutlicher hervortreten als bei der Plänterwirthschaft. Es ist das ein Vorzug desselben, der bei der Einführung einer besseren Wirthschaft die Lösung der Aufgabe namentlich da bedeutend zu erleichtern im Stande ist, wo man, wie bei uns, den Weg der Belehrung dem des strikten Befehls vorziehen muss. Sobald man auf nicht zu bestreitende, leicht erkennbare günstige Folgen hinweisen kann, findet man mehr offene Ohren, als wenn man auf das Predigen in der Wüste angewiesen ist.

Die Frage, ob bei der Plänterwirthschaft oder beim schlagweisen Betrieb grössere Materialerträge erzielt werden, bedarf noch der Lösung durch exakte Untersuchungen. Man war bisher geneigt, den grössten Zuwachs den schlagweise behandelten Beständen zuzuschreiben, die günstigen Resultate, welche die Untersuchungen über den Lichtungszuwachs zu Tage gefördert haben, sind aber ganz geeignet, zur Vornahme sorgfältiger Untersuchungen zu ermuntern. Es dürfte das eine recht bald an die Hand zu nehmende Aufgabe der zu gründenden Versuchsanstalt bilden.

Scheinbar ist die Plänterwirthschaft dem Kahlschlagbetrieb gegenüber dadurch in einem wirthschaftlich und finanziell nicht zu unterschätzenden Vortheil, dass bei ihr keine Kulturen oder doch nur Ausbesserungen nothwendig werden. Finanziell ist dieser Vortheil, der nur da eintritt, wo der Boden für die Aufnahme des Samens empfänglich ist, nicht hoch anzuschlagen, weil die Ersparniss an Kulturkosten mehr als ausgeglichen wird durch die grösseren Auslagen für die Aufbereitung und den Transport des Holzes. Auch in dieser Richtung wäre die Sammlung und Zusammenstellung

der bereits vorhandenen Zahlen und die Vornahme weiterer Untersuchungen sehr wünschbar.

Der wirthschaftliche Vortheil der natürlichen Verjüngung bei der Plänterwirthschaft fällt um so mehr in's Gewicht, je ungünstiger die Verhältnisse für die Erziehung junger Bestände ohne Schutz sind. Gar oft wird dieser Vortheil bei der Wahl der Betriebsart ausschlaggebend sein, obschon man sich nicht verhehlen darf, dass da, wo der künstlichen Verjüngung grosse Schwierigkeiten entgegenstehen, auch durch Lichtung der Plänterbestände nur bei künstlicher Nachhülfe ein befriedigender Nachwuchs erzielt werden kann. Man hat dabei aber immer den grossen Vortheil, dass auch die gesäeten oder gesetzten Pflanzen sich des Schutzes durch den noch vorhandenen Bestand zu erfreuen haben.

Aus den gemachten Anregungen dürfte hervorgehen, dass die zur Beantwortung der gestellten Frage vorzunehmenden Untersuchungen vom rein praktischen Gesichtspunkte aus sich vorzugsweise auf die Waldungen in den Vorbergen zu erstrecken hätten. An den steilen Hängen des Hochgebirgs und in den rauhen exponirten Lagen desselben wird man selbst dann pläntern müssen, wenn es sich herausstellen sollte, dass die schlagweise Behandlung wirthschaftlich zulässig und finanziell vortheilhaft wäre, weil man hier auch den Aufgaben gerecht werden muss, welche der Wald im Haushalt der Natur zu erfüllen hat. In der Ebene und im Hügelland dagegen wird man kaum auf die Plänterwirthschaft zurückkommen. Man hätte hier auch nur ganz ausnahmsweise Gelegenheit, vergleichende Untersuchungen anzustellen, die geeignet wären, in kurzer Zeit entscheidende Resultate zu liefern.

Bevor man jedoch die Frage: Wo Plänterwirthschaft, wo schlagweiser Betrieb? mit einiger Sicherheit beantworten kann, müssen nicht nur die erwähnten Untersuchungen angestellt, sondern auch die verschiedenen Vorschläge für die Ausführung der Plänterung näher geprüft werden und zwar nicht nur auf wissenschaftlichen Grundlagen, sondern auch auf dem Wege des Experiments. Feste Regeln werden sich zwar für die Plänterwirthschaft nie aufstellen lassen, weil die Standortsverhältnisse, unter und die Bestände, in denen sie angewendet werden soll, ausserordentlich verschieden sind, über die Fragen aber sollte man hinauskommen, ob und wo darauf hinzusteuern sei, dass im zukünftigen Plänterbestand die Altersdifferenzen der ganzen, der halben oder nur einem Dritttheil der

Umtriebszeit gleichkommen, ob die Benutzung durch die Wegnahme einzelner Bäume, oder durch Anlegung kleiner zerstreut im Bestande herum anzulegender Schläge stattzufinden habe, den wievielten Theil der Umtriebszeit die Umlaufszeiten, d. h. der Zeitraum für die einmalige Durchplänterung des ganzen Waldes umfassen sollen u. A. m.

Aus den im Vorstehenden gemachten Andeutungen geht hervor, dass für die Beantwortung der gestellten Frage noch viel Material gesammelt und mancher Versuch angestellt werden muss und dass daher eine baldige Antwort nicht erwartet werden darf. Mögen sich alle, welche dazu Gelegenheit haben, an der Sammlung des Materials betheiligen und möge unterdessen dafür gesorgt werden, dass da schonend gepläntert wird, wo die Plänterwirthschaft durch die Standortsverhältnisse geboten ist, ausgedehnte Versuche mit Einführung der letzteren dagegen da nicht gemacht werden, wo mit dem schlagweisen Betrieb keine Uebelstände verbunden sind.

Landolt.

Weitere Beobachtungen über die Vernichtung von Chermes.

Von Dr. C. Keller in Zürich.

Unlängst habe ich in dieser Zeitschrift auf die sehr beachtenswerthe Thätigkeit hingewiesen, welche von gewissen Spinnen (Phalangium) in der Handhabung der natürlichen Polizei im Fichtenwalde entfaltet wird.

Die mitgetheilten Thatsachen illustriren auf's Neue den in der ganzen organischen Natur so oft bestätigten Satz, dass grosse Wirkungen durch die Summirung der Arbeit kleinster und unscheinbarer Organismen zu Stande kommen.

Auf experimentellem Wege wurde der Nachweis geleistet, dass die allbekannten langbeinigen Afterspinnen die Weibchen der rothen Fichtenrindenlaus vernichten, bevor eine Eiablage erfolgt, wodurch die Fichtentriebe gegen eine Infektion und Zerstörung durch Chermesgallen in wirksamster Weise geschützt werden.

Was durch das Experiment sich erschliessen liess, fand ich hinterher in der freien Natur vollkommen bestätigt und oft genug konnte ich auf der Unterseite der Tannenzweige die Leichen zahlreicher Chermes weibchen an den Nadelspitzen vorfinden.

Schweiz. Zeitschrift f. d. Forstwesen. IX.

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Wären sie eines natürlichen Todes zu Grunde gegangen, so hätten sie an einer ganz anderen Stelle vorgefunden werden müssen.

Meine Mittheilungen bezogen sich lediglich auf Chermes coccineus. Ueber die zweite Art, welche den Rothtannen ebenfalls zusetzt und als Chermes viridis bezeichnet wird, musste ich aus Mangel an Beobachtungen vorläufig stillschweigend hinweggehen.

Seither habe ich durch fortgesetzte Untersuchungen die Ueberzeugung gewonnen, dass die natürlichen Feinde von Chermes viridis andere sind, als diejenigen von Chermes coccineus.

A priori schien es mir sehr unwahrscheinlich, dass die lichtscheuen Afterspinnen die grüne Rindenlaus zu erreichen vermögen, da ihre Gallen vorzugsweise an den kräftigen Trieben junger Rothtannen vorkommen.

Pflanzschulen und Waldlichtungen mit etwa mannshohen Fichten finde ich stets am stärksten mit Gallen versehen, besonders sind es die oberen dem Lichte stark ausgesetzten Triebe.

Mitte August beginnt bei uns das Ausschlüpfen der Chermesbrut ziemlich allgemein, Ende August sind die meisten Gallen leer. Um diese Zeit erscheint auch die zweite Generation von Chermes coccineus.

In den Lebensgewohnheiten weichen die geflügelten Insekten beider Arten merklich von einander ab.

Chermes viridis ist nichts weniger als lichtscheu, man findet sie oft an den stark beleuchteten Nadelspitzen auf der Oberseite der Triebe, was Chermes coccineus möglichst vermeidet. Letztere Art ist verhältnissmässig träge, während die grüne Fichten-Rindenlaus beweglich ist und von ihren wohl entwickelten Flügeln nicht selten Gebrauch macht. Dass sich im Freien, wenn diese die Gallen verlässt, jemals Afterspinnen eingestellt hätten, konnte ich nicht beobachten, dagegen treten andere Erscheinungen ein, welche zu auffallend sind, um übersehen zu werden.

Mag man in Anlagen oder in Waldlichtungen die jungen Fichten untersuchen, so fallen die mit Gallen behafteten Zweige durch ihre Sauberkeit auf, so lange sie grünen.

Mit Beginn des August ändert sich das Bild sozusagen urplötzlich. In den Beständen und Pflanzungen beginnen Radspinnen. (Epeiva) ihre regelmässigen Netze auszuspannen, zahlreiche Jagdspinnen treiben sich auf den Zweigen herum, einzelne oder zu grösseren Gesellschaften vereinigte Webspinnen ziehen ihre unregel

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