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wesentlich der Schluss in Betracht, der beim Nadelholz mit dem Alter lockerer, beim Buchenhochwald dagegen dichter wird.

2. Will man weitergehende Schlussfolgerungen an das Verhältniss des Waldes zu den Niederschlägen knüpfen, etwa den Einfluss des Waldes auf das Schneeschmelzen, auf Ueberschwemmungen, auf Eindringen der Niederschläge in den Boden etc. untersuchen, so müssen die verschiedenen Holzarten, Betriebsarten und Altersklassen auseinandergehalten werden. Oder: wenn man mit der Waldkultur Ueberschwemmungen verhindern will, ist es durchaus nicht gleichgültig, welche Holz- und Betriebsart gewählt wird.

Ueberschwemmungen hat der sehr starke Schneefall nicht zur Folge gehabt; ja man konnte kaum ein merkliches Anschwellen der Flüsse beobachten. Der Schnee schmolz langsam in etwa acht Tagen ab, so dass der Abfluss der Wassermenge über einen langen Zeitraum hin sich vertheilte.

3. Ueber den Verlauf des Schneeschmelzens stellte ich am 19. Februar weitere Untersuchungen auf dem Zürichberge an. Die Höhe der Schneedecke im Freien betrug durchschnittlich 7 cm auf der Ebene und an Hängen, die nicht südlich geneigt waren; an manchen der südlichen, namentlich an steilen Hängen war der Schnee verschwunden, ohne dass übrigens der Abfluss von Schneewasser überall bemerklich gewesen wäre.

Verschwunden war der Schnee gleichfalls auf den Kronen der Waldbäume, mit Ausnahme einiger Föhren. Der Schnee war aber nicht etwa von den Aesten heruntergeweht worden; auf dem Boden waren solche lokale Anhäufungen fast nirgends zu erkennen. Unter 40 jährigen Fichten, 80 jährigen Föhren und 25 jährigen Eichen und Buchen war die Schneedecke fast durchweg noch 9 bis 10 cm hoch, also um ein Geringes höher als im Freien. Unter den Fichten und Föhren zeigten die Tropfen auf der Schneedecke an, dass der Schnee auf den Kronen geschmolzen und verdunstet und dass nur ein Theil des Schneewassers auf den Boden gelangt war. In dem 25jährigen Laubholzbestand waren einzelne ebenso alte Fichten eingemischt; unter ihnen war der Boden ausnahmslos schneefrei, während auf einzelnen Aesten noch 6 cm hohe, schmelzende Schneeschichten lagen und der Boden unter dem Laubholze 9 und 10 cm hoch mit Schnee bedeckt war.

Dass das Schneeschmelzen im Walde in der beschriebenen Weise vor sich gehe, ist keine neue Beobachtung. Mir war bei der

Untersuchung nur darum zu thun, genaue ziffermässige Daten für diese Thatsache zu erhalten, die diesesmal weniger als sonst von Nebeneinflüssen verändert sein mussten.

Dass die Holzarten und das Alter auch auf das Abschmelzen des Schnees einwirken, dass insbesondere das Nadelholz vertheilend wirkt, dass also aus Laub- und Nadelholz gemischte Bestände und die Plänterbestände von hervorragender Bedeutung sind, wird einer weiteren Ausführung nicht bedürfen.

4. Schon oben ist bemerkt worden, dass nur sehr wenig abfliessendes Schneewasser bemerkt werden konnte, obwohl die Schneedecke auf wenigstens die Hälfte ihrer ursprünglichen Höhe zusammengeschmolzen war. Auf Rechnung der Verdunstung ist jedenfalls nur ein geringer Betrag zu stellen.

Um in den Verlauf des Schmelzprozesses einen Einblick zu gewinnen und um auf Grund desselben den Einfluss des Waldes sicherer beurtheilen zu können, als vage Vermuthungen und oberflächliche Schlussfolgerungen es gestatten, habe ich im Dezember 1883 in Verbindung mit Herrn Dr. Barbieri eine Reihe von Untersuchungen angestellt.

Wir liessen Schnee in Glasschalen schmelzen und es konnte so leicht konstatirt werden, dass die Schneemassen auf reichlich die Hälfte ihrer ursprünglichen Höhe zusammensinken, ehe Wasser sich ausscheidet. Das oben abschmelzende Wasser wird vom Schnee festgehalten in den Zwischenräumen zwischen den einzelnen Schneetheilchen, aus welchen die Luft allmälig ausgetrieben wird.

Es ergab sich aus unseren Untersuchungen ferner, dass trockener, poröser Schnee viel rascher schmilzt, als nasser, dichter, weil die spezifische Wärme des Wassers grösser ist als diejenige der Luft und dass die Höhe der Schneelage das Abschmelzen selbstverständlich verlangsamt. Von einer 25 cm hohen Schneeschicht schmolzen in fünf Stunden 15% der Höhe ab, von einer 6 cm hohen dagegen 58%.

5. Hochwasser entstehen bei raschem Schmelzen des Schnees, wie es bei schwachen Schneefällen eintritt. Bei starken Schneefällen ist das Abschmelzen auch im Freien verlangsamt. Da die Lufttemperatur im Walde etwa 10 tiefer ist als im Freien, so geht daraus hervor, dass der Waldbestand um so wichtiger ist, je geringer die Schneefälle zu sein pflegen, je gleichmässiger die

Temperatur in einem ganzen Lande ist, je unbedeutender also die Unterschiede in der Meereshöhe sind.

Auf diesen Punkt hoffe ich jedoch in Bälde einlässlicher zurückkommen zu können.

6. Ebenso werde ich die Untersuchung über die durch die Schneemasse bewirkte Belastung mit Bezug auf Schneedruck und Schneebruch in einer später folgenden Abhandlung mittheilen.

Ueber den Einfluss des Verpflanzens auf das Wachsthum der Fichte.

Von Professor Dr. Bühler.

1. Der Zweck eines kleinen Versuches, dessen Resultate hier mitgetheilt werden sollen, war, die Ursachen der gelben Färbung der Fichtennadeln zu ermitteln.

Diese gelbe Farbe der Fichtennadeln zeigt sich unter ganz verschiedenen Verhältnissen, bald an jungen, bald auch an älteren Bäumen, bald ist sie vorübergehend, bald dauernd vorhanden. Fichten, die in lange benützten und erschöpften Pflanzschulen stehen, oder Fichten, die aus zu dichten Saaten hervorgegangen sind, haben gelbe Nadeln. Schneidet man die Verschulung oder die Saat aus, so werden die Nadeln im ersten Jahre grün. Leitet man in Fichtenkulturen stockende Nässe ab, so verschwindet die gelbe Farbe der Nadeln im zweiten und dritten Jahre. Endlich sind verpflanzte Fichten in der Regel während des ersten Jahres an den gelben Nadeln kenntlich, im zweiten Jahre sind die meisten grün gefärbt.

Ob die unter den erwähnten äusseren Verhältnissen eintretende gelbe Färbung auf demselben chemisch - physiologischen Prozess innerhalb der Pflanze beruht, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Die Untersuchung bezüglich der Entstehung bezw. Veränderung des Chlorophyllgehalts der Nadeln bietet eigenthümliche Schwierigkeiten. Sodann müssen die verschiedenen Einflüsse künstlich hergestellt werden, wenn ein exaktes Resultat sich ergeben soll. Vorerst beschränkte ich mich auf das Studium der gelben Färbung, wie sie sich in Folge des Verpflanzens der vier- und mehrjährigen Fichten einzustellen pflegt.

Die Ausführung der Versuche bot Veranlassung, noch einige andere hiemit in Verbindung stehende Erscheinungen zu beobachten, über welche ebenfalls referirt werden soll.

2. Die Versuche wurden in dem beim hiesigen forstwirthschaftlichen Lehrgebäude gelegenen Garten entsprechend dem kleinen Raum auf 4 m2 angestellt. Die verwendeten Fichten waren fünf

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jährig; vor drei Jahren zweijährig im Verbande cm verschult

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worden. Von einem mit ihnen bestandenen Beete wurde 1 m2 (1) intakt gelassen und unmittelbar neben demselben die Versuche in der unten näher beschriebenen Art ausgeführt. Es sollten die bei dem Pflanzgeschäft vorkommenden Eingriffe in die Entwickelung der Pflanze getrennt und in ihrem Einfluss für sich untersucht werden. Es sind dies die folgenden: Beim Ausheben sind bei der grössten Sorgfalt Wurzelverletzungen nicht zu vermeiden, die Rinde wird beschädigt, die zarten und weichen Wurzelfasern werden theilweise abgerissen und jedenfalls die Wurzeln von ihrer Verbindung mit dem Boden mehr oder weniger vollständig gelöst. Da die Pflanzen in gartenmässig locker gehaltener Erde erwachsen waren und die möglichste Sorgfalt beim Ausheben angewendet wurde, so kann die Wurzelverletzung als auf das Minimum reduzirt angesehen werden.

Vom Zeitpunkt des Aushebens bis zum Wiedereinsetzen in den Boden verstreicht beim Pflanzgeschäft eine mehr oder weniger lange Zeit, in welcher die Wurzeln mehr oder weniger vertrocknen. Um den Einfluss dieses Austrocknens der Wurzeln feststellen zu können, wurden 21 Stück Fichten unmittelbar nach dem Ausheben sofort wieder eingepflanzt (II, III), so dass eine Wurzelvertrocknung unmöglich stattfinden konnte. Um den Einfluss des Standorts bezw. der grösseren oder geringeren Erwärmung und Austrocknung des Bodens untersuchen zu können, wurden 5 Fichten hinter die im Beete I belassenen Reihen (II), 16 vor dieselben gesetzt (III). Der Wurzelraum der 5 ersten (II) war stets beschattet, derjenige der 16 letzteren (III) der Sonne ausgesetzt.

32 Fichten wurden 6 Stunden im Schatten an einer dem Winde nicht exponirten Stelle aufbewahrt und dann eingesetzt (IV und V), endlich 8 weitere 3 Stunden lang an die Sonne gelegt und verpflanzt (VI und VII). Dass diese 8 zu Grunde gehen

würden, war vorauszusehen. Die dabei eingetretenen Erscheinungen waren aber eigenartig, wie unten gezeigt werden wird.

Nun blieb nur noch der Faktor der Witterung in Rechnung zu ziehen. Es ist bekannt, dass weniger Abgang von Pflanzen zu befürchten ist, wenn nach dem Versetzen feuchte und nasse Witterung eintritt. Es wurde daher die Hälfte der ausgetrockneten Pflanzen an zwei Tagen nach dem Versetzen begossen (V und VII), während die andere Hälfte den gewöhnlichen Witterungszuständen ausgesetzt blieb (IV und VI). Der Versuch lässt sich nun in folgender Weise übersichtlich darstellen:

I. 37 Fichten unverletzt belassen.

II. 5 Fichten ausgehoben, ohne Wurzelvertrocknung wieder eingesetzt, so dass ihr Wurzelraum im Schatten der 37 Fichten in I sich befand.

III. 16 Fichten ausgehoben, ohne Wurzelvertrocknung wieder eingesetzt, so dass ihr Wurzelraum den Sonnenstrahlen ausgesetzt war.

IV. 16 Fichten, 6 Stunden im Schatten aufbewahrt, dann wieder eingesetzt.

V. wie bei IV; jedoch wurden die Fichten an den zwei ersten
Tagen nach dem Versetzen begossen.

VI. 4 Fichten, 3 Stunden an der Sonne ausgetrocknet, dann wieder eingesetzt.

VII. wie bei VI; jedoch wurden die Fichten zwei Tage begossen.

3. Da die Pflanzen allweg gleiche Verhältnisse hatten, bezüglich des Bodens, der Behandlung u. s. w., so ist klar, dass durch den in der beschriebenen Weise angestellten Versuch die einzelnen Faktoren isolirt wurden und dieselben in ihren Wirkungen beobachtet werden konnten: nämlich die Einwirkung der Wurzelverletzung und Trennung vom Boden in II und III; die zu den beiden genannten Faktoren hinzukommende Wurzelaustrocknung in IV, V, VI, VII, endlich die Einwirkung des Begiessens, d. h. der grösseren Bodenfeuchtigkeit durch Vergleichung von IV und V einerseits; VI und VII anderseits.

Die Verpflanzung geschah am 5. Mai 1883; am 1. Juni zeigten sich nachstehende Unterschiede im Wachsthum.

Die unversetzt gebliebenen Fichten in I haben 1-10 cm lange Höhentriebe; die ohne Wurzelaustrocknung versetzten in II und III

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