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Münzwesen in Teutschland

nach

seinem jezigen Zustand,

mit

Grundzügen

zu einem

Münzverein teutscher Bundesstaaten.

Bon

Johann Ludwig Klüber.

Stuttgart und Tübingen,

in der 3. G. Cotta'schen Buchhandlung.

1 8 2 8.

183.9

BIBLIOTHECA

REGLA

MONACENSIS.

Vorrede.

Aufsfer der Sittenlehre, sind Sprache, Schrift, Geld

und Post die vier größten Culturmittel des Menschengeschlechtes. Für die beiden ersten ist mir etwas Er: hebliches zu thun nicht übrig gelassen worden; für das vierte habe ich mich bestrebt, durch Druckschriften in den Jahren 1811 und 1814 meinem Vaterland núßs lich zu werden; für das dritte versuche ich es jetzt.

Den nächsten Anlaß gab eine ernste Erwägung vieler und grosser Münzübel in teutschen Bundesstaas ten, gegenwärtiger und drohender, und ein lebhaftes Gefühl der Nothwendigkeit und Nüglichkeit, für uns verzögerte Abstellung, Vorbeugung und Verbesserung, die Weisheit und Wohlmeinung der Regierungen mit ehrerbietigem Vertrauen in Anspruch zu nehmen. Den für Gemeinwohl besorgten kann nicht gleichgültig seyn, daß man auch hier die Hülfe erst von dem Uebermaas des Uebels erwarten lasse. Es ist kein Opfer, nur Pflichterfüllung, wenn je eher je lieber das Münzwesen auf eine Weise geordnet wird, welche der Gerech tigkeit, der Ehre der Regierungen, dem allgemeinen Besten zusagt.

Theilweise und particulåre Bestrebungen würden nicht genügen, bei einem Gegenstand, der, wie das Geld, stückweise und auf einzelne Staaten von kleinem

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oder mittelmåsigem Umfang beschränkt, zureichend oder möglichst nüglich sich nicht ordnen läßt. Nur eine aufrichtige Vereinigung der Regierungen wenigstens aller teutschen Bundesstaaten der zweiten, dritten und vierten Grösse, da eine solche von allen leider sich nicht hoffen läßt, zu einem gemeinschaftlichen, alles Nöthige umfassenden Münz System, rechtlich, technisch nnd politisch wohlbegründet, könnte den Regierungen und Staatsangehörigen die Vortheile gewähren, deren fie dringend bedürfen, die sie lebhaft wünschen müssen, welche für sie erreichbar sind. Was, nach vieljähriger Beobachtung und Prüfung, in dieser Hinsicht mir nöthig und nüßlich scheint, liefern gegenwärtige Blätter.

Ohne Zweifel ist dieser Entwurf mancher Ver: besserungen, Zusäße und Aenderungen fähig. Weit entfernt, ihnen im Voraus zu widerstreben oder deßhalb eifersüchtig zu seyn, wünsche ich vielmehr aufrichtig, daß ihm solche zu Theil werden mögen. Freuen würde mich, dazu vielleicht Anlaß gegeben zu haben.

Wäre irgendwo von Regierungswegen schon ein Entwurf zu einem Münzverein teutscher Bundesstaaten zu Stande gebracht, so möchte eine Vergleichung desselben mit dem hier gelieferten, unnút oder unangenehm auch dann nicht seyn, wenn jenem der Preis zuerkannt würde. Jeder prüft und urtheilt nach Maasgabe eigener Einsicht und auf seine Weise, aber dem Bessern gebührt überall der Vorzug.

Eine glückliche Unabhängigkeit meiner äussern Lage, selbst gewählt und selbst bereitet, gewährt die Möglichkeit, macht zur Pflicht, und begünstigt meine ents schiedene Neigung, dem allgemeinen Interesse zu dienen, und keinem besondern fröhnen zu müssen. Volles

Bewußtseyn eines durchaus reinen Interesse belebt mich hier, wie bei allen frühern schriftstellerischen Bestrebungen. Aus jeder andern Rücksicht hervorgehende Gunst oder Ungunst, selbst politische Verkeßerung, war und ist mir gleichgültig, und während ich jede andere Ansicht der Dinge gebührend achte, halte ich für unweise und unwürdig, die eigene freie einer abweichenden fremden zu unterjochen.

Unmöglich ist, mit knechtischer Gesinnung über das Münzwesen eine redliche und vollständige Prüfung nie derzuschreiben, und ohne vernünftige Preßfreiheit, wie sie jezt in verschiedenen Bundesstaaten landesgrundverfassungsmåsig auch für Druckschriften von geringerer Bogenzahl besteht, dieselbe drucken zu lassen. Gerechte Regierungen, die sich bewogen gefunden haben Münzfehler nachzusehen, werden in ihrer Weisheit, nach dem ruhmwürdigen Vorgang Friedrichs II. und Josephs II., auch eine im allseitigen Interesse gedruckte Prüfung der selben nicht übel deuten, die ein ungleich kleineres Publicum findet als offenkundig fehlerhafte Münze.

Wie lebhaft auch ich, aus Vaterlandsliebe, eine Verwirklichung des hier gegebenen Plans zu einem Münzverein teutscher Bundesstaaten wünschen muß, so gestehe ich doch, daß, tråte solche innerhalb der nächsten Jahre auch nur zum grössern Theil ein, ich in meinen Erwartungen, wiewohl angenehm, mich ge täuscht sehen würde. Ich habe der Erfahrungen zu viel, um in wohlgemeintem Eifer für eine öffentliche gute Sache, mich mit Hoffnung baldigen Gelingens öffentlich bekannt gemachter gemeinnüßiger Entwürfe zu täuschen. Dessen ungeachtet nehme ich keinen Anstand, meine Gedanken über den Zustand und die Ver

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