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sagt er, worin es die Kirche versehen habe, dass es zu solchem Leben nicht kommen konnte. Er steht da so wenig auf dem Standpunkt der uns bekannten Reaction, dass er vielmehr eifrig vor einem Zurückfallen in denselben warnt und ihm die Besserung der inneren Zustände eben dadurch bedingt ist, dass man nicht in die früheren Bahnen zurückkehrt. Er hat freilich mit dem Geist der Aufklärung vollständig gebrochen, aber das hindert ihn nicht, Reformgedanken, welche aus dieser Zeit stammen, sich anzueignen und was von der freieren Stellung, welche diese Zeit eingenommen hat, berechtigt war, festzuhalten.

Die Stimme dieses Mannes war aber, wie wir schon gesehen haben, keine vereinzelte, die ganze Tübinger Quartalschrift ist ein Repräsentant dieser von Hirscher vertretenen Richtung. In einer Reihe von Aufsätzen werden dieselben Gedanken ausgesprochen und vertreten, welche wir in jenem Aufsatze finden, am eindringlichsten der über das Bibelstudium, und so frei ist der Standpunkt, welchen diese Zeitschrift vertritt, dass sie es sogar wagt, die Ohrenbeichte anzugreifen und öffentliche Beichten in Vorschlag zu bringen.*)

In Deutschland war man also auf dem Wege zur Bildung einer Theologie, welche im Dogma den gläubigen Standpunkt vertrat, aber auch der Wissenschaft und dem Geist der Zeit Rechnung trug und auf innere Aneignung und Verwerthung des christkatholischen Glaubens hinarbeiten wollte.

*) Heft 4 des Jahrgangs 1821. p. 682.

Nachträge.

I.

Aus den Klöstern.

Als ich (in II. 4) über die Klosteraufhebung berichtete, wäre es nahe gelegen, wenn nicht über die Bedeutung und den Werth der Klöster an sich, doch über den damaligen Zustand derselben mich zu äussern. Ich beschränkte mich aber (p. 167) absichtlich auf die Mittheilung einer Aeusserung Lerchenfeld's über die Klöster, weil ich bei der Unzahl von Klöstern, welche damals existirten, die Schwierigkeit erkannte, ein allgemeines Urtheil über den Zustand derselben zu fällen und zu begründen. Die Annahme lag zu nahe, dass es eben in den verschiedenen Klöstern sehr verschieden zugegangen sei. Damals freilich, zur Zeit der Aufhebung derselben, war zwar, wie auch Menzel (XII. b. 343) zugibt, die Meinung von der moralischen Verwerflichkeit des Mönchthums überwiegend, die Briefe von Laroche über das Mönchswesen hatten vor allem zur Feststellung dieser Meinung beigetragen, aber es folgten bald darauf auch wieder Lobredner des Mönchthums und diese versuchten dann auch das damalige Leben in den Klöstern günstiger zu schildern. Unter diesen Umständen schien mir Zurückhaltung im Urtheil geboten. Indessen sind mir nachträglich zwei Schriften zu Handen gekommen, welche, wie ich glaube, es uns doch leichter machen, ein allgemeines Urtheil über den damaligen sittlichen und geistigen Zustand der Klöster uns zu bilden. Es geht dahin, dass in der damaligen Zeit die Zucht in den Klöstern in tiefen Verfall gerathen war.

Freilich, die beiden Schriften, auf die ich mein Urtheil stütze, sind von Männern geschrieben, welche aus dem Kloster geflohen sind und welche, weil sie der seichtesten Aufklärung verfallen waren, kein unbefangenes Urtheil über das Klosterwesen haben

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