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8. Ihro Allerchristl. Maj. werden dahin besorget seyn, die auf der rechten Seiten des Rheins und an der Rhein-Insul, Hünningen gegenüber, erbaueten Wercke auf ihre Unkosten niederreissen zu lassen, auch die daselbst vorhandene Rhein-Brücke nebenst denen darbey befindlichen Gebäuden dem Hause Baaden wieder abzutreten. . . .

9. Jhr. Allerchristl. Maj. treten ebenfalls ab das Schloß Bitsch sammt allen seinen Zubehörungen; ingleichen das Schloß Homburg, jedoch daß deren Befestigungs-Wercke vorher geschleiffet werden.

...

14. Und weil hingegen Ihr. Kays. Maj. und das Reich an Tag zu legen begehren, wie begierig sie seynd, mit Ihr. Allerchristl. Maj. in gutem Vernehmen zu leben und mit selbiger in Zukunfft eine beständige und dauerhaffte Freundschafft zu unterhalten, mithin dem Rißwickischen Frieden ein Genügen zu thun, als stehen sie zu und verwilligen, daß die Stadt Landau nebenst deren Zubehör, nehmlich denen Dörffern Nußdorff, Danheim und Qweichheim und deren Bezirck, wie solche der Allerchristl. König vor dem Kriege besessen, in gegenwärtigem Stande allerhöchstbesagter J. Maj. verbleiben solle.

15. So viel das Hauß Bayern betrifft, so verwilligen Jhr. Kays. Maj. und das Reich wegen völliger Herstellung der allgemeinen Ruhe, daß vermöge dieses Friedens der Herr Erz-Bischoff v. Cölln, Joseph Clemens, und der Herzog in Bayern, Maximilian Emanuel, vollkommen und sonder Ausnahme in alle ihre Lande, Ehre, Würden, Vorzüge, Regalien, Güter, Churfl. Hoheit und alle andere Rechte, die sie vor dem lettern Krieg gehabt, oder hätten haben können, ... wieder eingesetzt werden. . .

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19. Da auch Ihro Allerchristl. Maj. denen General-Staaten in denen vereinigten Niederlanden alles zum Behuff (in commodum) des Hauses Desterreich übergeben oder einräumen lassen, was Ihro Königl. Maj. und deren Allirten in den Spanischen Niederlanden bißher besessen, wie neml. solches der König Carolus II. vordem gehabt oder nach Inhalt des Ryßwickischen Friedens haben sollen; Als wollen auch höchst-besagte Ihro Königl. Maj., daß Ihro Kays. Maj. den Besitz dieses Antheils der Span. Niederlande antrete und sie und dero Erben und Nachfolger nach der bey dem Hause Desterreich hergebrachten Successions-Ordnung dessen ruhig und in völliger masse geniesse, jedoch unbeschadet demjenigen, was der Kayser mit denen General-Staaten wegen einer Vormauer, insgemein Barriere genannt, wie auch der Wiederüberliefferung besagter Orthe schliessen wird.

Nichts desto minder soll der König in Preussen in dem Obern Ovartier von Geldern alles dasjenige behalten, was er jetzt würcklich besigt: neml. die Stadt Geldern, das Amt und Vogtey, ingleichen die Nieder-Vogtey zu Geldern mit allen An- und Zubehörungen, wie auch die Städte, Vogteyen und Herrlichkeiten Stralen, Wachtendonck, Mide

3 Bruder des Herzogs Maxim. Emanuel.

laren, Walbeck, Aertsen, Afferden, Weelen, ingl. Pracim und kleine Kevelaren mit allen An- und Zubehörungen.+

30.5... Und weil Ihr. Allerchriftl. Maj., die sich mit Ihrer Kayserl. Maj. völlig ausgeföhnet, nicht gesonnen, Selbiger einige unbefugniß zu erwecken, oder ihnen einiges Nachtheil zu verursachen:

als versprechen Ihr. Allerchristl. Maj. und machen sich dahin verbindlich, daß sie Jhr. Kays. Maj. in ruhigem und ungestöhrtem Besitz allen derjenigen Staaten und Länder lassen wollen, die sie dermahlen in Italien besitzen, und die vormahls denen Königen und dem Hause Desterreich zugehöret, nehml. das Königr. Neapolis, wie solches Jhr. Kays. Maj. dermahln besitzen; den Staat von Mayland, wie selben Jhr. Kays. Maj. würcklich inne hat; hiernechst das Königreich und die Insul Sardinien; ingleichen die an den Toscanischen Küsten gelegenen Häfen und Orthe, die Ihr. Kays. Maj. dermahlen besitet, und die vormahls denen Königen in Spanien, Desterreichischen Stammes, gehöret..

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Geschehen Baden im Ergeu, den 7. Tag des Monats Sept. 1714.

122.

Montesquieu über Ludwig XIV.

(Lettres persanes. Tome I. II. A Cologne 1721.)

Unter der Maske eines Persers geiselt Montesquieu in diesen Briefen die politischen, sozialen und litterarischen Zustände seiner Zeit. In einem Briefe, datiert auf das Jahr 1712 (Bd. 1, S. 91), heißt es über den König:

Le Roi de France est le plus puissant Roi de l'Europe: il n'a point de mines d'or comme le Roi d'Espagne son voisin; mais il a plus de richesses que lui, parce qu'il les tire de la vanité de ses sujets, plus inépuisable que les mines: on lui a vû entreprendre, ou soutenir de grandes guerres, n'ayant d'autres fonds que des titres d'honneur à vendre; et par un prodige de l'orgueil humain, ses troupes se trouvaient payées, ses places munies, et ses flottes équipées.

Ausschließlich mit dem König beschäftigt sich folgender, auf das Jahr 1713 datierte Brief (Bd. 1, S. 145 ff.):

Le Roi de France est vieux: nous n'avons point d'exemples dans nos histoires d'un monarque, qui ait si long-temps regné. On dit qu'il possède à un très-haut degré le talent de se faire obéir: il gouverne avec le même genie sa famille, sa cour, son état: on lui a souvent entendu dire que de tous les gouvernements

4 In Art. 9 des Utrechter Friedens zwischen Frankr. und Preußen (11. April 1713) erkennt Ludwig XIV. die Souveränität des Königs v. Preußen über Neufchatel und Valangin an und in einem besonderen Art. die preuß. Königswürde. 5 Der Friedensschluß hat 38 Art. 6 Aargau.

du monde celui des Turcs, ou celui de notre Auguste Sultan lui plairait le mieux; tant il fait cas de la politique orientale.

J'ai étudié son caractère, et j'y ai trouvé des contradictions, qu'il m'est impossible de resoudre: par exemple, . . . il aime sa religion, et il ne peut souffrir ceux, qui disent qu'il la faut observer à la rigueur: quoiqu'il fuie le tumulte des villes, et qu'il se communique peu; il n'est occupé depuis le matin jusque au soir, qu'à faire parler de lui: il aime les trophées, et les victoires; mais il craint autant de voir un bon général à la tête de ses troupes, qu'il aurait sujet de le craindre à la tête d'une armée ennemie: il n'est, je crois, jamais arrivé qu'à lui, d'être en même temps comblé de plus de richesses, qu'un prince n'en saurait espérer; et accablé d'une pauvreté, qu'un particulier ne pourrait soutenir.

Il aime à gratifier ceux, qui le servent: mais il paie aussi liberalement les assiduités, ou plûtôt l'oisiveté de ses courtisans, que les campagnes laborieuses de ses capitaines: souvent il préfère un homme, qui le deshabille, ou qui lui donne la serviette, lorsqu'il se met à table, à un autre, qui lui prend des villes, ou lui gagne des batailles: il ne croit pas que la grandeur souveraine doive être gênée dans la distribution des grâces; et sans examiner si celui, qu'il comble de biens, est homme de merite; il croit que son choix va le rendre tel: aussi lui a-t-on vû donner une petite pension à un homme, qui avait fui deux lieues; et un beau gouvernement à un autre, qui en avait fui quatre.

Il est magnifique, sur tout dans ses bâtiments: il y a plus de statues dans les jardins de son palais, que de citoyens dans une grande ville: sa garde est aussi forte, que celle du prince, devant qui tous les trônes se renversent: ses armées sont aussi nombreuses, ses ressources aussi grandes, et ses finances aussi inépuisables.

123.

Die Absichten des Hauses Ökterreich gegen das Haus Brandenburg.

(Aus einer Denkschrift des preußischen Staatsministers von Ilgen. 1716 (?). Droysen, Gejch. der preuß. Politit, IV, 4, S. 309 ff.)

Es ist nicht zu leugnen, daß die Kaiser aus dem Hause Destreich zu der Macht und Gloire, worin wir jego das Allerdurchlauchtigste Königl. und Kurfürstl. Haus Brandenburg vor allen andern Ständen des Reiches erhoben sehen, nicht ein Großes sollten contribuiert haben. . . .

Diese Generosität der römischen Kaiser gegen das Haus Brandenburg hat aber nicht lange gedauert. Denn nachdem die östreichischen Kaiser bemerket, daß die ersten aus dem Hause Hohenzollern entsprossenen

Kurfürsten zu Brandenburg durch ihre valeur, Vorsichtigkeit und andre große Qualitäten ihren Stuhl in diesen und andern einliegenden Ländern zu befestigen und weiter auszubreiten anfingen, so hat sich bei solchen Kaisern der Vorsaß, das Haus Brandenburg noch weiter zu favorisieren, bald verloren und anstatt desselben eine Begierde, desselben Änwachs sich zu widersetzen und selbiges wieder schwach und klein zu machen, spüren lassen.

Den ersten Prätext hierzu gab die Reformation. Denn sobald Kurfürst Joachim II. sich dazu bekannte und bei der Gelegenheit durch Säcularisierung verschiedener Stifter und Klöster seine Revenuen merklich verstärkete, fiel auf einmal alle Konfidenz der damaligen Kaiser gegen das Haus Brandenburg übern Haufen und dieselbe hat sich auch bis diese Stunde nicht wieder gefunden, dörfte sich auch schwerlich wieder finden, so lange das Licht des Evangeliums in den brandenburgischen Landen scheinet, und die Könige in Preußen einer der mächtigsten Protectores derselben Religion bleiben, wiewohl doch solcher Unwille des damaligen Kaiserlichen Hofes nicht hindern können, daß die Kurfürsten zu Brandenburg durch ihre kluge, moderate Consilia und deren von Gott gesegnete Ausführung alles das bei der Reformation zur Verbesserung Ihres Etats glücklich und ohne sonderbaren Hazard nicht sollten erlanget haben, was Sie deshalb mit Recht und gutem Gewissen prätendieren können.

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Die zweite Gelegenheit, da die östreichische Kaiser dem Interesse des Hauses Brandenburg sich weiter konträr bezeiget, hat sich bei Gelegenheit der kleveschen und jülichschen Succession gezeiget, dessen man keinen flareren Beweis nötig hat, als die in dem Archiv allhier vorhandene Schrift des damaligen Kais. Ministri und Kanzler Freiherrn v. Ulm, in welcher er zwar bekennet, das Haus Brandenburg habe das beste Recht zu dieser Succession; man müßte aber doch dasselbe zu dessen Possession nimmer gelangen lassen, sondern solches vielmehr auf alle Weise und Wege abwenden und behindern. Es ist diese Schrift vor einer considerablen Summe Geldes von Kurfürst Friedrich Wilhelm in Wien erkauft, und wird darin von dem bevorstehenden großen Anwachs des Hauses Brandenburg, und daß selbiges dem Hause Destreich selbst mit der Zeit gefährlich werden könnte, auf eine so macchiavellische Art räsonniert, daß diese pièce von allen denen meritieret mit attention gelesen zu werden, so die Maximen des Hauses Oestreich wider das Haus Brandenburg aus dem Grunde gerne wissen und verstehen wollen.

Die dritte Erfahrung von der wenigen Sincerität des Kais. Hofes wider das Haus Brandenburg hatte man zu Kurfürst Friedrich Wilhelms Zeit, da der Kaiser unter der Hoffnung, ihm das schwedische Pommern zu verschaffen, den Kurfürsten in einen gefährlichen Krieg wider Frankreich und Schweden engagierete, nachgehends aber, als es zum Frieden kam,2 den Kurfürsten nicht nur gänzlich verließ und an die Zusage wegen Pommern gar nicht mehr gedachte, ja gar in seinem mit Frankreich ge= machten Partikularfrieden den Franzosen alle die Plätze zwischen Frankreich und dem Reich in den Händen ließ, die sie zu ihrer Kommunikation und Eindringen in S. Kgl. Maj. westfalische Lande nötig hatten, wo

1 zu Berlin. 2 zu Nimwegen 1679.

durch denn der Kurfürst Friedrich Wilhelm obligiert wurde, alles, was er in dem Kriege so sauer und mit großen Kosten in Pommern erworben hatte, bis auf das Ufer von der Oder wieder zu abandonnieren und fahren zu lassen.3

Der curieuseste Casus aber, das Haus Brandenburg zu schwächen, dasselbige nicht mächtiger werden zu lassen, auch dazu alle nur ersinnliche Mittel, sie mögen beschaffen sein, wie sie wollen, zu gebrauchen, ist in der Sache wegen der schlesischen Fürstentümer Jägerndorf, Liegnis, Brieg und Wohlau zu ersehen. Diese Fürstentümer ge= hörten nach Absterben ihrer Landesfürsten dem Hause Brandenburg, wie aus denen im hiesigen Geh. Archiv darüber vorhanden gewesenen Documentis, auch darüber von unparteiischen Rechtsgelehrten eingeholten Deductionen, welche aber insgesamt dem Kaiserl. Hofe von hier wegpraktisieret worden, sodann klar zu ersehen gewesen.

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Unter dem Kaiser Leopoldo wurde der Haß des Kaiserl. Hofes wider das Kurhaus Brandenburg noch ziemlich verstellet; der Kaiser hatte in allen seinen Kriegen wider die Türken und Franzosen vom Kurfürst Friedrich Wilhelm und dem Hochseligen König considerable Dienste und Beistand erhalten, und die considerable pensiones, welche der Kurfürst alle Jahr einigen vornehmen Kaiserl. Ministris austeilen ließ, brachten es dahin, daß man zu Wien vielen Dingen durch die Finger sahe, welche man unter Kaiser Josepho und dem jetzigen nicht mehr passieren lassen will.

Absonderlich hat Kaiser Leopold den Hochseligen König in der Sache wegen der Königl. dignitaet zimlich favorisieret. Man weiß aber auch ganz gewiß, daß solches aus keiner andern Ursach geschehen, als weil man zu Wien geglaubet, die übrigen Könige von Europa würden nimmer ihren Consens dazu geben und der Hochselige König sich dadurch mit allen übrigen europäischen Höfen in das äußerste embarras setzen, oder daß auch der Hochsel. König vielleicht die Sache mit den übrigen europäischen Puissancen allein ausmachen und sich nachgehends um so viel weniger damit bekümmern würde, ob der Kais. Hof darin consentieren wolle oder nicht. . .

Unter den Kaisern Josepho und dem jezigen Karl hat man aber zu Wien wider das hiesige Königl. Haus sich ganz demasquieret und die vorgegebene Raiserl. Authoritaet und das Kaiserl. Amt so weit poussieret, als man es immer bringen können unter den Praetext, man sehe wohl, was der König in Preußen mit seiner großen Armatur und sammlenden Schäßen intendiere, daß Er nämlich aller Obligation gegen den Kaiser und das Reich sich gänzlich entziehen, seine zu dem Reich gehörende Lande nicht mehr vor Reichs-Lehn erkennen, sondern dieselbe ganz von dem Reich abreißen und dieselbe eben wie Preußen mit völliger Souveränität regieren wolle, ohne auf den Kaiser und dessen ins Reich gehende Verordnungen weiter die geringste Reflexion zu nehmen....

3 im Frieden zu St. Germain 1679; vgl. Quellenbuch S. 185. 4 Im fol= genden wird alsdann der Sachverhalt ausführlich dargelegt. 5 Karl VI.

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