Page images
PDF
EPUB

Diäten gleich anderen nach Unseren preußischen Landen vorhin1 abgegangenen Kolonisten, nämlich für einen Mann täglich hiesiger Gelder vier Groschen, oder funfzehn Kreuzer, für eine Frau oder Magd drei Groschen, für ein Kind zwei Groschen gereicht, ihnen auch bei ihrer Etablierung in Preußen alle diejenigen Freiheiten, Privilegien, Rechte und Gerechtigkeiten, welche anderen Kolonisten ebendaselbst zustehen, ebenfalls zu gute kommen sollen. Dafern auch wider alles bessere Erwarten sie an den Abzuge verhindert, oder auch, daß sie an ihrem hinterlassenen Vermögen verkürzet, oder beeinträchtiget und des vollständigen Genusses der ihnen nach dem Friedensschluß2 zustehenden Benefizien widerrechtlich beraubt werden sollten, so wollen Wir solches nicht anders, als wenn es Unsern angeborenen Unterthanen widerfahren wäre, achten und halten und sie desfalls durch die dazu überflüssig in Händen habenden Mittel und Wege schadlos und klaglos stellen in der gesicherten Hoffnung, es werden alle evangelische Mächte, wo nicht bereits ein Gleiches resolviert haben, dennoch Unserm Exempel folgen und Uns allenfalls in dieser Sache mit allem behörigen Ernst und Nachdruck, wenn es dessen bedürfen sollte, assistieren und beistehen.

Des zu Urfund haben Wir diesen offenen Brief eigenhändig vollzogen und mit Unserm königlichen Insiegel bestärkt, denselben auch zum Druck zu befördern und die gedruckten Exemplaria überall, wo es nötig, insonderheit aber oftbemeldeten Emigranten zu ihrem Schuß und Konsolation, auch Versicherung zu verteilen befohlen.

[blocks in formation]

(Friedr. der Große und sein Hof. In vertrauten Briefen des Freiherrn v. Bielfeld, ge= schrieben 1788-1760. Aus dem Französischen übersezt. Breslau 1838, Teil I, 46 ff.)

Rheinsberg, d. 30. Oft. 1739.

. Alle die auf dem Schlosse wohnen, genießen die ungezwungenste Freiheit. Sie sehen den Kronprinzen und dessen Gemahlin nur bei Tafel, beim Spiel, auf dem Ball, im Konzert, oder bei andern Festen, woran sie teilnehmen können. Die Zeit, die dem denkenden Menschen so kostbar, dem oberflächlichen so lang vorkommt, wird hier nicht mit Schlafen bis an den Mittag, nicht mit Frühstücken, nicht mit Besänftigung und leerer Vertröstung der Gläubiger, nicht in wichtiger und geheimnisvoller

1 früher. 2 dem westfälischen.

Konferenz mit Schneider und Puhmacherin, nicht mit Toilettemachen, noch mit unnüßem Geschwätz im Vorzimmer zugebracht. Jeder denkt, liest, zeichnet, schreibt, spielt ein Instrument, ergött oder beschäftigt sich in seinem Zimmer bis zur Tafel. Alsdann kleidet man sich sauber, doch ohne Pracht und Verschwendung an und begiebt sich in den Speisesaal.

Alle Beschäftigungen und Vergnügungen des Kronprinzen verraten den Mann von Geist. Er bemüht sich jetzt, die gefährlichen politischen Träume des Machiavell zu widerlegen. Sein Gespräch bei Tafel ist unvergleichlich; er spricht viel und gut. Es scheint, als wäre ihm kein Gegenstand fremd oder zu hoch; über jeden findet er eine Menge neuer und richtiger Bemerkungen. Sein Wit gleicht dem nie verlöschenden Feuer der Vesta. Er duldet den Widerspruch und versteht die Kunst, die guten Einfälle anderer zu Tage zu fördern, indem er die Gelegenheit, ein sinniges Wort anzubringen, herbeiführt. Er scherzt und neckt zuweilen, doch ohne Bitterkeit, und ohne eine wißige Erwiderung übel aufzunehmen. Glauben Sie nicht, gnädige Frau, daß mich der Nimbus blendet, der den Kronprinzen umgibt. Nein, ich schwöre es Ihnen, selbst wenn er ein schlichter Privatmann wäre, würde ich mit Vergnügen meilenweit zu Fuße gehen, wenn mir seine Gesellschaft dadurch zu teil würde. . . .

Die Abende sind der Musik gewidmet. Der Prinz hält in seinem Salon Konzert, wozu man eingeladen sein muß. Eine solche Einladung ist immer eine besondere Gnadenbezeigung. Der Prinz spielt gewöhnlich die Flöte. Er behandelt das Instrument mit höchster Vollkommenheit; sein Ansat, so wie seine Fingergeläufigkeit und sein Vortrag sind einzig. Er hat mehrere Sonaten selbst gesetzt. . . .

Doch Friedrich ist in allem ausgezeichnet. Er tanzt schön, mit Leichtigkeit und Grazie, und ist ein Freund jedes anständigen Vergnügens, mit Ausnahme der Jagd, die in seinen Augen geist- und zeittötend und, wie er sagt, nicht viel nützlicher ist, als das Ausfegen eines Kamins.

IV.

Das Zeitalter Friedrichs des Großen.

[blocks in formation]

Mon sort est changé, et j'ai assisté aux derniers moments d'un roi, à son agonie, à sa mort. En parvenant à la royauté je n'avais pas besoin assurément de cette leçon pour être dégoûté de la vanité des grandeurs humaines.

J'avais projeté un petit ouvrage de métaphysique, il s'est changé en un ouvrage de politique. Je croyais jouter avec l'aimable Voltaire, et il me faut escrimer avec Machiavel. Enfin, mon cher Voltaire, nous ne sommes point maîtres de notre sort. Le tourbillon des événements nous entraîne; et il faut se laisser entraîner. Ne voyez en moi, je vous prie, qu'un citoyen zélé, un philosophe un peu sceptique, mais un ami véritablement fidèle. Pour Dieu, ne m'écrivez qu'en homme, et méprisez avec moi les titres, les noms, et tout l'éclat extérieur.

Jusqu'à présent il me reste à peine le temps de me reconnaître; j'ai des occupations infinies: je m'en donne encore de surplus; mais malgré tout ce travail, il me reste toujours du temps assez pour admirer vos ouvrages et pour puiser chez vous des instructions et des délassements.

Assurez la marquise de mon estime. Je l'admire autant que ses vastes connaissances et la rare capacité de son esprit le méritent.

Adieu, mon cher Voltaire, si je vis je vous verrai, et même dès cette année. Aimez-moi toujours, et soyez toujours sincère avec votre ami

Federic.

« PreviousContinue »