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150.

Friedrich II. über den Sieg bei Lowoßit.

1756.

(Varnhagen v. Ense, Feldmarschall Graf v. Schwerin. Biogr. Denkm. 6. Teil, S. 248.)

Am Schlusse des Schlachtberichtes an Schwerin schreibt Friedrich am 2. Oktober:

Le prince de Bevern s'est si fort distingué, que je ne saurais assez chanter ses louanges. Avec 24 bataillons nous en avons chassé 72, et, si vous voulez, 300 canons. Je ne vous dirai rien des troupes: vous les connaissez. Mais depuis que j'ai l'honneur de les commander, je n'ai jamais vu de pareils prodiges de valeur, tant cavalerie qu'infanterie. L'infanterie a forcé des enclos de vignes, des maisons maçonnées; elle a soutenu, depuis 7 heures jusqu'à 3 heures de l'après-midi, un feu du canon et d'infanterie, et surtout l'attaque de Lowositz, ce qui a duré, sans discontinuer, jusqu'à ce que l'ennemi s'est trouvé chassé.

J'ai surtout eu l'oeil à soutenir la hauteur de ma droite; ce que je crois a décidé de toute l'action. Montrez, je vous en prie, le croquis ci-joint à Fouqué; s'il ne le voyait pas, il ne me le pardonnerait jamais. J'ai vu par ceci, que ces gens ne veulent se hasarder qu'à des affaires de poste, et qu'il faut bien se garder de les attaquer à la hussarde. Ils sont plus pétris de ruses que par le passé, et croyez m'en sur ma parole que sans beaucoup de canon, pour le leur opposer, il en coûterait un monde infini pour les battre. Moller, de l'artillerie, a fait des merveilles, et m'a prodigieusement secondé.

Je ne vous parle de mes pertes que les larmes aux yeux. Les généraux Lüderitz et Oertzen sont tués, et Holtzendorff des gendarmes. Je ne veux pas m'affliger en vous rappelant mes pertes: mais ce tour de force est supérieur à Sorr, et à tout ce que j'ai vu de mes troupes. Ceci fera rendre les Saxons,' et finira ma besogne cette année.

Je vous embrasse, mon cher maréchal, et vous conseille d'aller bride en main.2 Adieu.

1 bei Pirna. 2 Schwerin war damals 71 Jahre alt.

151.

Siegeslied nach der Schlacht bei Prag.*)

6. Mai 1757.

(Gleim, Preußische Kriegslieder von einem Grenadier. Herausg. v. A. Sauer in den Neudruden deutscher Litteraturdenkmale des 18. Jahrh. Nr. 4. Heilbronn 1882.)

1. Viktoria! mit uns ist Gott,
Der stolze Feind liegt da!
Er liegt, gerecht ist unser Gott,
Er liegt, Viktoria!

2. Zwar unser Vater ist nicht mehr,
Jedoch er starb ein Held
Und sieht nun unser Siegesheer
Vom hohen Sternenzelt.

3. Er ging voran, der edle Greis,
Voll Gott und Vaterland.

Sein alter Kopf war kaum so weiß,
Als tapfer seine Hand.

4. Mit jugendlicher Heldenkraft
Ergriff sie eine Fahn,

Hielt sie empor an ihrem Schaft,
Daß wir sie alle sahn;

5. Und sagte: „Kinder, Berg hinan,
Auf Schanzen und Geschüß!"
Wir folgten alle Mann vor Mann
Geschwinder wie der Blitz.

6. Ach, aber unser Vater fiel,
Die Fahne sant auf ihn.
Ha, welch glorreiches Lebensziel,
Glückseliger Schwerin!

7. Dein Friederich hat dich beweint,
Indem er uns gebot;

Wir aber stürzten in den Feind,
Zu rächen deinen Tod.

8. Aus sieben Schanzen jagten wir
Die Müßen von dem Bär;
Da, Friedrich, ging dein Grenadier
Auf Leichen hoch einher!

*) Um 3 Str. gekürzt.

9. Dacht' in dem mörderischen Kampf
Gott, Vaterland und Dich;

Sah tief in schwarzem Rauch und Dampf
Dich, seinen Friederich.

10. Verachtete die Kugelsaat,

Der Stücke Donnerton,

Stritt wütender, that Heldenthat,
Bis Deine Feinde flohn.

11. Nun dankt Er Gott für seine Macht
Und singt: Viktoria!

Und alles Blut aus dieser Schlacht
Fließt nach Theresia.

12. Und weigert sie auf diesen Tag,
Den Frieden vorzuziehn,

So stürme, Friedrich, erst ihr Prag
Und dann führ' uns nach Wien!

152.

Siegeslied nach der Schlacht bei Kollin.

18. Juni 1757.

(v. Ditfurth, Die historischen Volkslieder des 7jähr. Krieges, S. 27. Berlin 1871.)

1. Bei Kollin, da hat gesieget
Daun, der edle Kriegesheld;
Friederich ganz unterlieget,
Ist geschlagen in dem Feld.

2. Prag, das ist noch nicht gewonnen,
Wie er solches hat geglaubt;
Jhme ist sein Glück zerronnen
Und der Siegeskranz geraubt.

3. Fliehe fort nur eilig wieder,
Friedrich, in dein Preußenland,
Sonsten fällst du noch mehr nieder
Von des Daunens tapfrer Hand!

4. Auf, und laßt uns fortmarschieren
Vor das Prag nun zum Entsat!
Friedrich muß das Spiel verlieren,
Hat allhier mehr keinen Plat.

153.

Friedrich d. Gr. über die Schlacht bei Kollin.
18. Juni 1757.

(Polit. Korrespondenz Friedrichs des Gr., 15. Bd., S. 173. Berlin 1887. Redigiert von
Dr. Albert Naudé.

An den General Prinz Morit von Anhalt-Dessau schreibt der König von Brandeis aus am 20. Juni:

Ich bin heute, ohngeachtet des großen Unglücks des 18., mit flingendem Spiel und der größten Fiertät um 3 Uhr von Prag aufgebrochen und bin hier angekommen, ohne nichts Feindliches zu finden. Bei unserem Ungelücke muß unsere gute Contenance die Sache, so viel möglich, reparieren, und denke ich, morgen ein Lager zu nehmen. . .

Das Herz ist mir zerrissen, alleine ich bin nicht niedergeschlagen und werde bei der ersten Gelegenheit suchen, diese Schart auszuwetzen. Adieu. Grüßen Sie alle Officiers von meinetwegen. *)

154.

Die Schlacht bei Roßbach.**)

1757.

Feldmarschall Keith an feinen Bruder, den Gouverneur von Neufchâtel. 9. Nod. 1757.

(Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale 7. Teil, S. 114.)

Wir haben das letzte Ereignis mit dem Namen einer Schlacht beehrt, obgleich es thatsächlich nur eine wirre Flucht war. Die Feinde wünschten uns anzugreifen, aber wir kamen ihnen zuvor. Infolge der Schnelligkeit unserer Bewegungen konnten wir sie in der Flanke angreifen, während sie noch im Marsch begriffen waren. Ihre Kavallerie hielt den ersten Stoß aus, wurde aber bald zurückgeworfen. Ihre Infanterie that ihre Pflicht nicht, sondern floh über Hals und Kopf nach drei oder vier Gewehrsalven unserer Bataillone auf ihre Flanke. Hierauf gab es nur Flucht und Verfolgung, die bis in die späte Nacht fortgesetzt wurde. Du fannst hieraus ersehen, daß unser Verlust nicht bedeutend war; wir hatten ungefähr 100 Tote und 235 Verwundete. Der Feind kann 1000 Mann an Toten verloren haben, aber wir haben wenigsten 4000 Gefangene

*) In demselben Sinne schrieb Friedrich auch an den König von England (ebendas. S. 174): „Je ne désespère de rien, et je puis assurer Votre Majesté qu'Elle en verra les effets. Il ne me faut que quelque temps pour remettre les troupes, après quoi j'espère de trouver des moyens pour réparer notre échec."

**) Nr. 154 u. 155, b sind aus dem Englischen überseßt.

gemacht; und wenn die Dunkelheit die Flucht nicht begünstigt hätte, so Hätte die feindliche Armee vollständig vernichtet werden müssen; denn wir jagten sie etwa eine Meile von Merseburg ab bis zur Unstrut, wo nur eine einzige Brücke ist, über welche der Feind die ganze Nacht hindurch zog, um in Sicherheit zu gelangen.

Wir haben über 60 Kanonen und viele Standarten und Fahnen genommen, und Generäle, Herzöge, Marquis und Grafen in Menge; besonders sind viele Schweizer gefangen genommen worden, welche nicht so gute Läufer zu sein scheinen wie die Franzosen.

Das war im allgemeinen unsere Schlacht. Wenn ich die Berichte, die gedruckt werden, gelesen habe, will ich alle Unwahrheiten von beiden Seiten tilgen und so einen wahren Bericht herstellen, der nur für Dich und unsern guten Kanzler bestimmt sein soll; denn für das Publikum schreibt man nicht die volle Wahrheit.

Prinz Heinrich ist mit einer Musketenkugel in die Schulter verwundet worden; da jedoch kein Knochen zerschmettert ist, ist keine Gefahr dabei.

Sei versichert, daß diese Familie den Krieg nicht überlebt, wenn derselbe noch längere Zeit dauert; man seßt sich zu sehr den Gefahren aus. Der König war neulich in größerer Gefahr, als irgend einer seiner Generäle. Für diesmal entkam er, aber wer weiß, ob er das nächste Mal so glücklich ist, und eine traurige Wendung kann eintreten; schon der Gedanke daran macht mich zittern.

Lebe wohl, mein lieber Bruder! Meine Gesundheit ist trotz der Beschwerden, die wir ertragen, noch gut.

155.

Die Schlacht bei Leuthen.

1757.

a.

Friedrichs Rede an feine Generale und Stabsoffiziere vor der Schlacht. Parchwit, den 3. Dez. 1757.

([v. Retow,] Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des fiebenjährigen Krieges 2c. Von einem Zeitgenossen. Bd. I, S. 240 ff. Berlin 1802. Hieraus abgedruckt in Oeuvres de Fr. le Gr. XXVII, Abt. 3, Anbang II, S. 283.)

Ihnen, meine Herren, ist es bekannt, daß es dem Prinzen Karl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Teil von Schlesien, meine Hauptstadt und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwärtigkeiten würden aufs höchste gestiegen

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