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9. Die landsknecht machten ir ordnung fest,
ein rat der wurd beschloßen:

ein verlornen haufen man machen sol;
ein hauptman ausgeschoßen, 10
hauptman Edel ist er genant,
man ruft in an mit treuen:

11

nim den verlornen haufen zu hand,

laß dich dein leben nit reuen!

10. An sant Matheys tag, da der tag herbrach,
da fieng wir an zu ziehen.

ich weiß, wie denn schweizern die sach gefiel,
fie begunten gar pald fliehen.

da zugen wir in tiergarten 12 hinein,
darnach stund unser verlangen;

sie hießen uns all gotwilkummen sein
aus fartaunen und mit schlangen.

11. Herr Jörg schrei Valtein Koppen an,

sol im das gschüt her pringen.
Velte Kop tet wie ein erlich man
und sich nit lang besinnen.
er fürts daher mit ganzer macht,
ganz wol tet er sich rüsten.
wir schußen all zu halben man; 13
wart den franzosen verdrießen.

14

12. Herr Jörg, ein edler ritter fest,
stand da mit seiner helleparten.
er sprach: es fummen uns fremde gest,
derselben wöll wir warten. 15

gegen im zog der Langemantel 16 daher:
„Herr Jörg, versich dich eben! 17

du must hie mein gefangner sein,

ob du wilt fristen dein leben!"

13. Herr Jörg sprach: „muß ich dein gefangner sein,
oder kost es mich mein leben,

so hab ich getrunken des külen wein;
mein leib will ich dir nicht aufgeben.
ich hab so manichen landsknecht frisch,

sten da in iren halben hosen.

stecht drein, stecht drein, ir frumen landsknecht,
das seind die rechten franzosen!"

für den ersten Angriff bestimmte Schar.

10

11 gewählt. appelliert an seine Treue. Vgl. St. 6, 6. 12 ein vor der Stadt gelegener Wildgarten.

16

13 richteten

die Geschüße auf halbe Manneshöhe. 14 machte den Fr. Verdruß. 15 gut bewirten. Georg Langmantel, ein Patrizier aus Augsburg, war Hauptmann der Schwarzen, einer Schar deutscher Landskn. in franz. Sold. 17 ergieb dich darein.

18 denn.

14. Mary Sitig von Ems griffs zum ersten an
mit seinen frummen landsknechten;

wann 18 er stund selber vornen dran,
gar ritterlich tet er fechten.

die schlacht die wert ein kleine weil,
da wart sie schon verloren;

wurd mancher franzos zu tod geschlagen,
manch küresser 19 auserforen.

15. Ein graf genant aus teutschem land,
mit namen der von Salmen,

er griff den könig selber an,

die landsknecht 20 waren zerspalten;
der vicereg 21 desselben gleich.22

manch sper wurd in der mitt zerspalten;
da stach wir all mit freuden drein.
der lieb Got sol sein walten!

16. Die schlacht wert anderthalbe stund,
da war sie schon vergangen.

wurd mancher schweizer zu tod geschlagen,
manicher wurd gefangen.

die landsknecht blieben dahinden stan,23
als vil wil mich bedunken;

die summ2+ man nit erzelen kan,

die im waßer sein ertrunken.

17. Du (Schweizer) hast geschrieben in teutsche lant,

wie du die schlacht habest gewunnen;

du habest uns von unserem gschütz gejagt,

weren schendlich darvon entrunnen.

das wöll Got heut noch nimmer!

kein Landsknecht ist geflohen.

das dein hast du dahinden glan,25
da wir zusamen zogen.

18. Der uns das liedlein neues sang,

von neuem hat gesungen,

das hat getan ein landsknecht gut;

den reien hat er gesprungen,

wann er ist auf der kirchweih 20 gewest.

der pfeffer 27 ward versalzen;

man richt in mit langen spießen an,
mit helleparten gichmalzen.

Allein Got die er!

19 Kürassier. 20 die um den König

Neapel (Marquis de Lannoy), dem sich Franz ergeben

k. auch an.

gescharten. 21 Vicekönig von mußte. 22 d. i. er griff den

23 zogen den kürzeren. 24 der Schweizer. 25 gelassen. 26 humoristisch für: Schlacht. 27 ein stark gewürztes Gericht aus Fleisch und Blut; hier: Anspielung auf die Niederlage der Franzosen.

b.

Befangennahme des Königs Franz.

(Verzeychnis aus Graff Niclas von Salm Mündtlich vnd Warhafftig bericht zu Augsvurg wie es ynn der schlacht für Pauia zugangen sey. Druck o. J. u. D. 3m. Bibl. XXVI, XI. 15.)

yun des sey der Franzosisch reisiger gezeug gewichen sampt der Schweißer hauffen, und hab sich Herr Konig ungefer mit 100 kürisser ynn die flucht gegeben. dem sey Graff Nicklas ungefer mit 40 pferden schyr eyn halbe mehl nachgerent und sich mit gewalt zum Konig gedrungen und bey 14 hengsten mit schefflin erstochen, bis er zum Konig komen sey, Ob dem der Herr von Momoranse und der Herr von Peliza vast hart gehallten dermassen, das der Graff den von Pelizza auff enthaupt gestochen und dem von Momoranse seyn ross gefelt, darab der konig Graff Niclas mit dem schwert oben durch seynen rechten schenckel gestochen, das aber ungeachtet der Graff dem Konig seynen hengst, so unverdeckt gewesen, zwyr mit dem schwerdt durchstochen, das schwerdt unter die uchsen 28 gethan und den Konig mit eym arm umb den hals gefallen. ynn des sey des Konigs hengst hinter sich auff den arsch als eyn hundt gesessen und uber eyn lange weyl erst nider auff den Konig gefallen. hab der Konig gesagt: O Gott von hymel! und den Grafen gepetten, yhn nicht zu erwürgen. und als er dermassen unter dem todten Ross gelegen, sind hhr seyns achtens wol hundert komen, denen allen der Konig die hand gepotten und gefengknis gelobt hette, die yhn geplündert, ettlich kleynot vom hals, feddern und anders, auch die stegereyff vom Satel geschnitten und entwert 29 haben. ynn dem sey der Vicere komen, yhn lassen unter dem pferd herfur nemen und yhn ynn Keyserliche Maiestet hand gefangen genomen und auff eyn kleyn praun pferdlin seßen lassen und gefraget, ob er wiss, wer yhn gefangen hab. dem der Konig geantwortet: Eyner yun eynem schwarzen harnisch und auff eynem weyssen Türckischen ross. . .

40.

Das Gotha-Torgauische Bündnis zwischen Kurfürßt Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen.1

Gotha 1526.

(Ranke, Deutsche Gesch. im Zeitalter der Reformation, VI, 128.)

Nach einem weitläufigen Eingange heißt es weiter:

Dieweil wir aber bericht werden und uns durch mannigfaltige Warnung gleublich anlanget, zu dem, das die offentlichen und täglichen Handlungen etlichermaßen Anzeigung geben, daß - ungeacht alles

28 Achselhöhle. 29 entwaffnet.

1

geschlossen Ende Februar zu Gotha, ratifiziert zu Torgau am 4. Mai. Nachdem des Kaisers geheime Instruktion (s. Nr. 41) bekannt geworden war, traten am 12. Juni mehrere andere Reichsstände dem Bündnis bei.

des, so obsteet, und insonderheit des auf_nächstkünftigen Reichstag zu Speier kaiserlicher Mt. unsers allergnedigsten Hern Mandat und dem Abschied nach, so negst zu Augspurg derwegen gemacht von den Sachen, das gotlich Wort und der Geistlichen und Weltlichen Geprechen gegen einander belangend, auß unmeydlicher Nothurft geredt soll werden; wir uns auch negst zu Augspurg durch unsern Geschickten haben vernemen lassen und nochmals erbüttig, uns nach rechtem und christlichem Verstand mit andern Stenden des Reichs gerne zu vergleichen, durch die Geistlichen und andere, so ihnen anhengig, des Reichstags, und was allda beschlossen oder fur gut und bequem mocht angesehen werden, unerwartet weyter und mit embsigem Vleiß practicirt, auch Pundnuß von inen aufgericht und ires hochsten vermögens, was sie damit nit konnen zuwegen bringen, das solchs mit Darstreckung und Verleyung vil Gelds understanden soll werden, ihre alte bisher gef hurte beschwerliche Mißbreuch wider das göttlich Wort und Evangelion in Schwang zu erhalten: So wollen wir uns, auf das die unsern vor unbilliche, unverursachte Krieg, tetlich und ungotlich beschwerung geschüßt, bei dem Wort unbeleidigt und dester fridlicher bleiben mogen, yeht und hiemit in dem Namen Gottes, auch nymands zu Verdruß noch zuwider, sondern allein zu Schuß und Rettung der unsern und anderer, die sich vonn vilberürter Sach wegen in gleicher Meinung, wie dis unser Verstendnuß vermag, zu uns werden thun wollen, die wir auch derselbigen gestalt zu uns in Eynung zu nemen geneigt sein, volgendermaß vereinigt, zusammengesetzt und in freundlich Berstendniß mit eynander gegeben, als wir auch thun und gethan wollen haben.

Also, wo die obberürten Widersacher und ir Anhang von wegen des gottlichen Worths und der ding, so demselbigen nach wider die vorgedachten Mißbreuch in unsern Fürstenthumen, Landen, Herrschaften und Gebieten fürgenomen und gehalten werden, oder auch andere Sachen zum schein wolten furgewendt werden, da es doch berürts göttlichs Worts halben im Grunde gemeint wurde, und unser jeder umb solche furgewandte Scheinfachen immaßen wie obberührt, Erkenntnuß und Weisung dulden fonnten: Das wir Leib und Gut, Land, Herrschaften, Leut und alles Vermögen bei einander zusehen, auch einer dem andern, der darüber angegriffen, überzogen oder beschwert wolt werden, aufs sterkest, so wir immer vermögen, auf unsere eigne Kosten und Schaden zuziehen und zu Hülff und Ret= tung kommen wollen.

41.

Karls V. geheime Instruktion zur Vertilgung der

Lutherischen Sekte.

Sevilla, am 23. März 1526.

(Rommel, Urkundenbuch zur Gesch. Philipps des Großmütigen, S. 18 ff.

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Dem Erwirdigen Gabriel Bischoven zu Eystett,' unserm fursten, rathe und lieben andechtigen.

Karle, von gottes gnaden Er. romischer kheiser, zu allen zeithen merer des reichs 2c., Instruction, was der Erwirdigh Wilhelm Bischoff zu Straßburgh ., unser Furst, Rate, Commissarij und lieber andechtiger, bei dem durchleuchtigen Fursten, hern Ferdinanden, infanten zu Hispanien 2c., unserm freuntlichen lieben Bruder und Stathalter im Heiligen Reich; dem Hochwirdigen in gott vatter hern Matthesen x., Erzbischoven zu Salzburg 2c., unserm lieben freunde, fursten und Rathe; dem Ermirdigen Conraden zu Wirspurgk, Weyganden zu Bambergh, Cristoffen zu Augspurgk..., die der Luterischen leer nit anhengigh und im obern kreiß gesessen seinde, von unserntwegen furtragen, handlen und thun soll.

4

Anfengklich soll er sich zum furderlichsten, das ime muglich ist, zu iren liebden, andachten und inen, sonderlich denen, so ime am nehsten gesessen und woll zu erreichen sein, persoenlich verfuegen und inen nach uberantwurtungh unser credenzbrieff, die wir ime an etliche insonderheit schicken, unser bruderlich liebe, freuntschafft, gnade und alles gut sagen; denen aber, die er der ferre des weges und furge der zeit halben, nachdem furderlich handlungh in der sachen noet ist, in eigner persoen nit heimsuchen mage, petlich seinen credensbrieff uberschicken, oder disen seinen bevelhe, und daby von unsernt wegen deßgleichn also zuschreiben Und Inen alßbalde darnach mundtlich ertelen oder schriftlich anzeigen, wie uns leider warhafftighklich furkome, das die unewangelische, verdampte tezerische leer des Martein Lutters im heiligen Reich tegliche zuneme, dardurch sovill mordt, todtschlege, unchrist= liche gotslesterungh und zerstorungh Lande und leuthe ervolgt und entstanden syen, und befinden wir, das ire liebden, andachten und sie, als unsere und des Reichs lobliche Cristliche Fursten und glider dem almechtigen zu lobe und unserer Maj. zu undertheniger gehorsam in irem alten glauben biß noch bestendigh und stanthafftigh pleiben: das wir von inen allen sambtlich und besonder mit danckbarem gemnet zu bruder= lichem, freuntlichem und sonderm gnedigem wolgefallen vernommen haben und wollen wir inen nit pergen, damit wir solich unchristliche boeße, uppige leer und irsall außreutenn und vertilgen, das heiligh Reich in gute ennigfheit wieder pringen und setzen, und wir alle in eynem glauben by der heiligen Christlichen kirchen beruglich pleiben

1 Eichstedt in Bayern (Mittelfranken). 2 so schnell als möglich. 3 da. 4 durch einen Boten. 5 wir als wahr erfahren.

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