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und mir wider reinigst mein wat2
von iren lügen und unflat.

mich tetst du auch heilen und salben,
das ich gesunt ste allenthalben,
ganz hell und rein, wie im anfang.
darin hast dich bemüet lang,
mit schwerer arbeit hart geplagt,
dein leben oft darob gewagt,
weil bapst, bischof, könig und fürsten
gar ser nach deinem blut was dürsten,3
dir hindertückisch nachgestelt.
noch bist du als ein Gotteshelt
bliben warhaft, treu und bestendig,
durch kein gefar worden abwendig
von wegen Gottes und auch mein.
wer wirt mun mein verfechter sein,
weil du genommen hast dein ent?
wie wird ich werden so ellent,
verlaßen in der feinde mit? +
ich sprach zu ir: o, fürcht dir nit,
du heilige, sei wolgemut,
Got hat dich selbs in seiner hut,
der dir hat überflüßig geben
vil trefflich menner, so noch leben.
die werden dich hanthaben fein
samt der ganz christlichen gemein,
der du bist worden klar bekant
schier durchaus in ganz teutschem lant.

darumb so laß dein trauren sein,
das doctor Martinus allein
als ein überwinder und sieger,
ein recht apostolischer krieger,
der seinen kampf hie hat verbracht
und brochen deiner feinde macht
und iegt aus aller angst und not,
durch den milt barmherzigen Got
gefordert zu ewiger ru.

da helf uns Christus allen zu,
da ewig freud uns auferwachs
nach dem ellent, das wünscht
Hans Sachs.

2 Gewand.

3 Umschreibung für: dürfteten.

4 Mitte.

49.

Verwahrungsschrift der Proteftanten an den Kaiser.

1546.

(Verwarungsschrift der Chur- und Fürften, auch Graven, Herken, Stedte und Stende der Augspurgischen Confession Ainnungsverwandten, irer isigen hochgenottrangten und verursachten Kriegsrüstung halben, an Kay. May. ausgangen und beschehen 1546. Druck v. J. 1546. Zw. Bibl. XIV, V, 14.1)

Dem aller Durchleuchtigsten Grosmechtigisten Fürsten und Herren, Herren Carolen, Römischer Kayser 2c. Fügen wir Churfürst, Fürsten, Graven, Herrn, Stedt und Stende der Augspurgischen Christlichen Confession Aynungsverwandte zu wissen:

Nachdeme wir, der Churfürst zu Sachssen 2c. und Landgraff zu Hessen c., Euer Maiestat unlangst, am Datum Jchtershausen, Sontags nach Visitationis Marie verschienen, derselben Kriegsrüstung und gewerbe 2 halben bey einem unser, der Churfürsten, Edelen knaben geschrieben und darinnen unser beider unschulde von wegen des angezogenen vermeindten ungehorsams, darumb Euer Maiestat uns und gemeine unsere Christliche Confession und Aynungsverwandten Stende zu straffen fürhaben, in demut dargethon und fürgewandt - Und wiewol Euer Maiestat darauff mit irer fürgenomenen Kriegsrüstung billich weiter nicht furfahren, Sonder dieselbige gentlich abgestelt, oder je uns zum wenigsten deren austruckenliche ursachen angezeiget, unser angebotene entschüldigung darauff gehört und, wie sich dem Rechten, des Reichs Ordnung und herkommen, auch Euer Maiestat sonderlichen geschwornen Obligation nach gebüret, gehalten solt haben: So ist doch Euer Maiestat mit berürter irer Rüstung und gewerben von tage zu tage wider uns und unsere Christliche Religionverwandten fortgefaren, wie auch noch. Also seind wir zu unser Göttlichen, Natürlichen und nach gestalt disfals in allen Rechten zugelassenen Defension durch Eur Maiestat höchlich genottrangt und verursacht worden, uns auch in Anzug begeben, uns durch Göttliche gnedige hülff und verleihung vor Euer Maiestat unbillichen gewalt, auch unchristlichem und unkayserischem thetlichen fürnemen zu schützen und zu retten; Dann das Euer Maiestat gemüth sey, das Göttlich wort und die Lere, die sie Lutherisch nennen, zu vertilgen, Auch des Reichs Libertet und freiheit zuverdrucken: Solches ist aus vielen verlauffenen handlungen auf gehaltenen Reichstagen und funst, auch sonderlich aus ißigen Euer May. gewaltsamen furhaben gnugsam und klerlich zu befinden. Dann es wissen sich Euer May. selbst zuerinnern, was sie nun ettliche jar hero mit dem Antichrist zu Rom, dem Babst, auch vielen auswertigen Königen und Potentaten derwegen practiciren und handlen lassen, der meinung, sie auff berürten fall in ire hülff zu vermögen und wider uns zu bewegen, oder eins teils uns abzustricken.3

Das aber Euer May. gemüt ist, diese Religion zuvertilgen und zuverdrucken, Erscheinet weiter daraus, das Euer May. bey gemeldtem

2

1 vergl. auch Langenn, Morik, Herz. u. Kurf. zu Sachsen, 2. Teil, S. 273. 3 Werbung. abwendig zu machen.

Babst ein parhteisch Concilium, dar innen niemands andern Session und stimmen zu haben zugelassen, dann allein denjenigen, die ime, dem Babst, gelobt und geschworen sein gen Trient gefordert haben; wie dann auch war ist, als doselbst etliche des Babst misbreuch angreiffen wöllen, das dieselben von solchem Concilio abgefordert und andere noch verdechtiger dahin geschickt worden sein. . . .

Es hette aber E. May. gebüret, uns, wie ander Kayser hiebevor gegen geringern gethon, zu verhörn und offentlicher antwort komen zu lassen, Wie das in den Reichs-Ordnungen, Güldin Bullen, und Euerm Kayserlichen And fürsehen ist, und nit also gefehrlich mit uns zu handeln: uns auff einen Reichstag zu erfordern, da wir durch unsere Bottschafften erschienen sein, uns die Proposition furzuhalten, unsers Raths zu begeren, den von uns anzuhören und mitlerweil Kriegsvold zuversamlen, des willens (wie sie durch ire Rethe, den Granvellam, Naves und andere etlichen Churfürsten, Fürsten und Stedten haben sagen lassen), unser etliche zu straffen 2c. Dergleichen nie kein Kayser inn viel hundert jaren mehr geübt, Sonderlich da wir von E. May. dem Türcken furgesetzt, auch vor ime, als die wir erger dann er geachtet, uberzogen und vergewaltiget sollen werden, Wellichem Euer May. unkayserlichem und unchristlichem furnemen der allmechtige Gott nicht verhengen wirdet.

4

Datum inn unserm Feldlager bey Petmes, Mitwoch den eilfften Augusti Anno Domini im 1546. jar.

50.

Lied gegen Karl V.

1546.

(Ein neu lied auf ißige kriegsleufte gemacht einem ehrlichen landsknecht W. P. zu gefallen. Liliencron a. a. D. IV, 332 ff. Gekürzt.)

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1. Wol auf, ir frommen Deutschen,

ein lermen hebt sich an!

gilt euch, man wil euch teuschen

und lernen Welsch vorstan.

der bapst und keiser zürnen sehr

wider gott selbst und seine lehr,
wer hat in ursach geben?

2. Wolauf, ir frommen Deutschen,
getrost und wol gerüst,

und braucht der gegenstreiche,

als euch gott felbest heist,

zu retten fur gewalt und schand
die christlich firch und vaterland;
last euch die sach bewegen!

d. h. für gefährlicher gehalten werden, als der Türke.

5 zulassen.

1 Brabant.

3. Karle, sag an die sachen,
die heimlich treiben dich!
Deutschland wilt eigen machen
dem haus zu Ostereich;
ein monarchie wilt richten an.
Plus ultra, soll noch weiter gan!
do ligt der hund begraben.

4. Ach Karle, laß dir sagen,
du teurer, weiser man,
wie darfstus immer wagen,
solch groß ding richten an?
all dein gewalt, all deine reich
seint hiezu schwach und nirgent gleich;
das wirt dich gott selbst lehren.

5. Das löblich haus zu Sachsen
hat dich zu keiser gemacht;
dadurch bistu gewachsen,

hettsts sunst dohin nicht bracht.
sol nu der dank sein und der lohn,
außrottung land und leut zu thun?
das wirt dir gott wol wehren!

6. Das löblich haus zu Heßen
hat hoch geschonet dein,
und ob dus hettst vorgeßen,
laß dirs ist eindenk sein:

do Frankreich, Gülich wider dich
durch Probant' thet ein friegesstrich
du weist wol, was ich meine.

7. Könn wir dich nicht erweichen
und fan nicht anders sein,
wolauf, ir frommen Deutschen,
so schlagt mit freuden drein!
stecht in die spanisch seu und hund
wie in die frösch, und lert sie rund,
was heiß, die Deutschen pochen!2

8. Wolauf, ir frommen Deutschen,
getrost und wolgemut!

last euch der müh nicht reuen,
die sach ist recht und gut!
für gottes wort und rechte lehr,
fürs vaterland steht unser wehr;
gott helf uns uberwinden!

2 bestehen auf ihrer Meinung, trogen.

--

51.

Lied für Karl V.

1546.

(Ein neu lied zu lob und ehren römischer keiserl. majestat wider seiner keiserl. majestat feinde und misgunstige gesungen. Liliencron, a. a. D. IV, 342 ff.

1. Wol auf, ir kriegsleut alle,
seit frisch und wolgemut!
lobt got mit freud und schalle,
darnach den keiser gut!

sein nam ist billich lobenswerth,
d'weil ihn got als ein keiser ehrt.
so woll wir ihn auch preisen,
gehorsamkeit beweisen.

2. Wir müßen all bekennen
und könnens leugnen nicht:
got ist an allen enden

mit ihm, wie man das sicht.
mit fried regiert er alle land;
die aber ihm thun widerstand,
wirt er mit macht bezwingen,
glücklich wirts ihm gelingen.

3. Wir werdens noch wol spüren, daß er sei außerwelt,

das römsch reich zu regiren.

d'weil er nun got gefelt,

so sein wir ihm billch underthan.

drumb last uns allzeit bei ihm stan!
er ist nit also schlechte,

er fent wol friegens rechte.

4. Das hat er wol beweiset

im streit vor Algerin;
dohin er selbest reiset
fürwar mit kleinem gwinn.
dann er zu waßer und zu land
dem Türken wolt thun widerstand,
sich selbs zur schlacht begeben,
gewagt sein edels leben.

5. Dis hat er alls gethane

allein fürs vaterland,
uf daß die römisch krone
nit fom ins Türken hand.

Getürzt.)

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