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1 wehrete.

noch hat er kleinen dank verdient;
das macht, wir Teutschen sein ganz blind,
kein wolthat wir erkennen,

des wir uns billch solln schemen.

6. Die noth thut ihn iez dringen
zum schwert und gegenwer.
es sind nit glaubens dinge,
betrifft nit christlich ler;
allein die ungehorsamkeit
ist er zu strafen iez bereit.
got geb, was andre sagen
und uber ihn iez clagen.

7. Wolt got, daß wirs bedöchten,
was wir am keiser han;

wie wenig wir vermöchten

dem feind zu widerstan;

dann Deutschland wer lang umgefert,
wenns nicht die macht des keisers wert;'
ist offentlich am tage,

drumb han wir nichts zu clagen.

8. Darumb so seit ermanet,

ihr christenbrüder all!
seht, daß ihr ie verschonet
eurs eids in dissem fall,

damit ihr seit dem reich verwant.3
thut ihr dem keiser widerstand,
meineidig möcht ihr werden,
bringt euch damit in gferden.

9. Hiemit wil ich beschließen;
got geb dem keiser gluck!
wiewols viel thut verdrießen,
helt ihm doch got den ruck.

der wirt ihn auch hinfort bewarn,

sein feinden wirt ers nit lang sparn;

er wirt sie hart verblenden,

daß sie sich selbst thun schenden.

10. Der dis lied hat gesungen,

hats nur darumb gethan,
daß er den falschen zungen

damit möcht widerstan,

2 euren Eid nicht brecht. 3 verbunden. 4 er hat einen Rückenhalt

an Gott.

die keiser Carlen haßen sehr.
solt ers schon haben nimmer ehr,
so wil ers doch bekennen
und sich der that nicht schemen.

52.

Die Schlacht bei Mühlberg.

1547.

a.

Schlachtbericht.

(Bericht des kurfürstl. Obersten Wolf von Kreuß an den Herzog Albrecht von Preußen. Lenz, M., Die Schlacht bei Mühlberg. Gotha 1879.)

Nach dem der Churfurst Meichsen eingenohmen, ein zeht da stiel gelegen und der Bhemen ankunft gewarttet, wie sie zu offtermath geschrieben und durch schigkung erbiethen haben lassen; daruf auch S. Ch. G. Thomashirn2 letzlich auf dy Bhemen zu wartten und mitzubrengen geschrieben. Do es sich aber uber ir erbietten in die harre verhogen, ist Kai. Mt. zwischen m. gn. h. und der Bhemen einkommen und sich mit seinem krigsvolk nach des Churfursten Haufen geneigt, das wir die schieffbrücken gehoben und dy brucken zu Meissen brennen haben mussen, auch ben nacht abgezogen, damit sie unser vold nicht eigentlich besichtigen tonthen. Seind deß andern tags zu mittage für Molpergk khomen, dahin das leger geschlagen.

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Des dritten tags, sontags misericordia ist Kai. Mt. mit allen haufen umb 8 hora genset der Elbe kegen uns komen, aldo sein leger geschlagen. Do ist ein paur gewesen, dem hat der Kayser 50 gulden geschengkt, der ime ein forthe durch die Elbe geweist. Do sein Spanier husauren zehen dick, auch dicker, eindurch geritten; haben wir sie wider hindurch gejagt. Über dem seind der unserer zwen von Kayserischen gefangen worden, dorunder der ein herzogs Ernst schmidt gewest; die seind vor den Kayser, konnigk und herzog Moritz bracht worden. dy haben gesagt, wie stark wir waren, einer wie der ander. wiewol der Kayser nicht glauben hat wollen, wie des landtgraven cangler, der Lorsi, berichtet, der dabey ge= standen; aber gleichwol ist der Kayser, koning und herzog Moritz in ein dorf geritten, sich aldo angethan und darnach lermen slahen lassen. Seind husern erstlich an uns komen, hernachmals dy spanischen schutzen zu roß mit iren langen roren, dy uns grossen schaden gethan, volgend dy schwarzen reutter und herzog Moritz mit seinem hofgesinde und umer an uns geplieben, neben, hinden, auch vor uns hinauß, und haben sich offtmals dy feinde so nau an uns gemacht, das wir sie von uns haben mussen

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8

1 darnach. 2 ein kurf. Oberst. 3 hatte sich zwischen die Kurfürstlichen und die Böhmen geschoben. so daß. jenseit. 6 Husaren. von Braunschweig. 8 nahe.

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...

jagen, und hat gewert von 9 an bis ungeverlich nach 6 ufn abend. Ist alles ir meinung gewest, wir sollten mit ihnen schermuteln, bis die andern ankomen. Wir haben aber unsern abzugt umerforth genomen, was dy geul erschreitten haben mogen. nachdem herzog Morit unser volck genugsam besichtigt hat, do wir dan nit mher dann 10 fenlein knecht, dy nith 3000 stard gewesen, darzu 6 fanen reutter, die in warheyt zu dem malh an veerden nicht 1000 starck gewesen, hat er angehaben: „es erbarmet mich der guthen leuth." Dann er sehe, es war geschlagen volck, und raths gefragt, ob er nicht zu seinem vettern schigken sollt. wann er sich ins Kaisers gnad sampt dem krigsvold ergeben wollte, so wolt er_die vorwendung helffen thun, das er zu gnaden genomen solth werden. Des hetten ime seine rethe zum theil treulich gerathen. Auf solchs hat er des lantgraffen cangler, dem Lorsi, einen Trommetter zugeben, inen zu m. g. h. geschigkt. M. g. h. hat aber eine kurze anthworth geben: es dorffts nicht. 10 Dorauf der cangler geantworth, S. G. solten sich wol bedencken, dan es zugen 8000 pferde wollgerust, ein ißlichs nach seiner nacion, aufs eylenst nach, der meinung, inen mit einer gewalth zu uberziehen, zu dem 67 fenlein deutsches und welschs fusvold. Aber m. g. h. ist bey der vorigen antworth plieben. So sein sy auch so nau an uns kommen, das der Lorsi nicht widder von uns gewolth. Wie wir aber ans holt komen sein und gehofft, es hat nunmher kein noth (wer auch fast uber 6 uffn abende), sein die bevelhaber in eyner eyll rathschlegig worden, das wir den feinden mit den reuttern den kopf bitten wolten, bis das geschutz und die knecht durchs holt weren. Die schutzen wolten wir bey uns behalten und im holt hinder den reuttern zihen lassen, damit sie die veinde von uns abhalten konten. In dem, wie sich die reutter wenden, rucken dy hussern mit 6 fanen fur uns, so setzen 2 ge= schwader unbefolhen zu ihnen. Doruf drucken 2 geschwader und wolten dy andern 2 geschwader, als die hauptfane und hoffane, auch drucken. Die behilt ich mit grosser muhe. Wie sich aber unser reuther wider wenden solten, so kompt von dem losen gesinde 11 ein flucht unther di ersten 2 fanen, darnach di andern 2, und dringen also harth auf dy hauptfane und hoffane und in dy knecht, zutrennen 12 alle ordnung. da war kein wenden und half kein ermhanung, fein schlahen, wiewoll sie sahen, das der frumb Churfurst nicht hinwegk konthe, dann die veinde so harth an im waren. Leßlich bin ich z. m. g. H. geruckt, inen durch seinen camerer drauffen ansprechen lassen, wans s. g. gefellig, so wolt ich mith den reuthern uff dy lincke handt rennen, damit f. g. auf der andern seitten von uns komen möcht. Daß ließ er ime gefallen. so bin ich von ime komen und siedder des 13 nicht gesehen. Er ist aber auff denn lincken packen underm auge bis ans maul von einem hussern gewunth 1 und von Spaniern gefangen worden. Wir andern, dy überblieben und Dorvon kommen, sein gegen Wittenbergk und Sonnewalth in die festung kommen.

9 meinem gnädigen Herrn. 1o es bedürfe dessen nicht. 11 aufgelösten Truppen 12 zertrennen. 13 seitdem habe ich ihn. 14 verwundet.

b.

Gefangennahme des Kurfürsten Joh. Friedrich.

(Aus Hans Baumans, eines Kaiserlichen, Berichte über die Schlacht bei Mühlberg. Datum d. 12. Mai im kais. Feldlager vor Wittenberg. Druck v. J. 1547. Zwidauer Bibl. XII, VI, 12.)

Aber nicht fern von der niderlag, neben einem Holz, der Schweinart genant, haben ettliche den gewesnen Churfürsten angetroffen und ein iglicher gewölt, er sol sein gefangener sein, nemlich die Deutschen, Spanier und Husseren; Aber Er mit wenig der seinen sich in gegenwer gesetzt, mannlich und dapffer gewert (darüber Er auch eine Wunden in lincken backen empfangen hat) und gesprochen: „Ich wil mich keinem gefangen geben, denn den Deutschen" — Und sich einem jungen Deutschen Edelman, Thil von Trot genant, unter Herzog Morigen Reutern gelegen, sich ergeben und demselben Deutschen Edelman zum warzeichen und gezeugnis zween seiner eigener Ringe, so er dessmals an der hand gehabt, zugestelt, welchs Er hernach selbs bekent hat. Dieweil aber bissher diese drey Nationes inn zwispaltung gewesen sind, hab ich so lang diss nicht wollen lassen ausgehen bis zu rechter urkund der warheit kommen ist, Das der gewesne Churfürst selber frey offentlich bekant, er sey des Thile von Trodt gefangener; zum warzeichen hab er im seine Ring überantwortet.

Aber die Neapolitanische Reutter haben in genomen und zu dem Obersten Feldhauptman, als meinem gnedigsten Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinanden, Herzog zu Alba 2c., gefurt, welchs sein Fürstliche gnad alsbald der Römischen Keis. Maiest. fund gethan hat. Darauff ire Mai. befolhen, gedachten gefangenen Fürsten für ire Keis. Maiest. zu bringen, welchs aber sein Durchlauchtigkeit, als obgemelt Herzog von Alba zc., der Rö. Kei. Mai. zum drittenmal abgeschlagen hat und ire Mai. dafür gebeten und fürgewent, ire Mai. möchte sich etwan inn der ersten hitz und zorn etwas ungnedigers gegen disem gefangnen erzeigen. Als aber die Rö. Kei. Mai. solchs je2 hat haben wöllen, ist Er zuletzt für die Kei. Mai. gebracht worden. Aber der gefangene Fürst redet unterwegen ganz erbermlich mit einem grossen seuffßen und augenblick gen himel: Miserere mei Domine, nos sumus iam hic, Ach Gott, erbarme dich mein, wir sind ihund hie."

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Als Er nun zu der Kei. Mai. nahet, sprach er: ,,Allergnedigster Keiser" inn dem felt im die Kei. Mai. in die red: Ja, ja, bin ich nun genediger Keiser?" sprach der gefangene Fürst: ich bin euer Röm. Keis. Mai. gefangener, bitt euer Keis. Mai. umb ein Fürstlich gefengknus!" Die Kei. Mai. antwort: Ja, wie ir verdient habt fürt in hin, wir wissen uns wol zu halten!"

Die Königliche Mai. redet in was hitzigers an, fürwerffende, Er hab In und seine Kinder veriagen und in armut bringen wollen: „Fr seid ein seiner mann!"

Darnach ist gedachter von Sachssen sampt Hertog Ernst von Grubenhagen, der auch mit im gefangen worden, dem Meister de Campo

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überantwort unnd im zugelassen, nach ettlichen seinen dienern, die er begert, nach Wittemberg zu schreiben, die auch zu im komen sind und sein warten.

Er wird in seinem Wagen, des er sich zuvor gebraucht hat, Kei. Maie. nachgefürt und mit Spanischen hackenschüßen verwart und auff das beste gehalten und tractiret, so man haben mag.

53.

Manifest des Kurfürsten Morih, den Feldzug gegen den Kaiser und das Bündnis mit Frankreich betreffend.

1552.

(Ausschreiben etlicher Churfürsten, Fürsten unnd Stende des heyl. Röm. Reichs, Darinn angezeigt sein die ursachen, derwegen sie 2c. zu gegenwertigem Veldzug unnd Kriegsrüstung gedrungen worden. Anno 1552. Drud v. J. 1552. Zw. Bibl. XII, VIIÏ, 12.)

Von Gots gnaden Wir, Mauritz, Herzog zu Sachssen, des Heiligen Römischen Reichs Ertmarschald und Churfürst, Landtgrave inn Düringen unnd Marggrave zu Meissen 2c.; Und von desselben gnaden Wir, Johans Albrecht, Herzog zu Meckelnburg 2c.; Unnd wir, Wilhelm, Landtgrave zu Hessen, Grave zu Cazenelnpogen ic. Entbieten hiemit vor uns, auch für die andern unsere hierin mitverwandten Fürsten und Stende, allen unnd jeden Chur unnd Fürsten, Fürstlicher heuser, Graven, Herrn, Denen vom Adell, Auch Erbarn Stetten unnd Stenden des Heiligen Reichs Deutscher Nation nach erforderung eines yeden Stands unsere freundtliche dienst, günstigen gruss, gnað unnd alles guts; Unnd fügen darbey E. L. und euch zu wissen, Das wir je ynn alwege nichts höhers begert und noch auff diese stunde wündschen, Dann einen gemeinen Frieden im Heiligen Reich Deutscher Nation Und zu bestetigung desselben in dem streit und spaltunge der Christlichen Religion ein ware und Christliche vergleichunge, dem Göttlichen Prophetischen unnd Apostolischen Wort und lehre gemess zu finden und zu treffen, Welcher vergleichunge halben auch uns zu mehrmaln von der Römischen Keys. und Königlicher Maiestat wegen vertröstunge, verschreibunge, zusage, Reichs- Abschied und anderst gegeben.

Es ist aber doch (wie E. 2. und euch guter massen bewust) solches nicht allein nicht gevolget, sonder der gegentheil hat auch, als er seine gelegenheit ersehen, alle solche Abschied, brieffe, zusage und vertröstunge anders gedeuttet, widerufft und gentlich widder auffgehebt.

Auch sich gegen etlichen unsers theils (unangesehen seiner zusage unnd hohen verpflichtunge) vernemen lassen, er hette zugesagt, was er wölt, so solt man sich doch auff nichts zuverlassen haben, do man seins willens nicht gelebte.

Item, es hette ime zeit, do er die zusage gethan, eine andere gelegenheit gehabt, dan yego; Und in Summa: Wo man seins willens nit were, so wölte er sich rundt erkleret haben, das er widder dieselben

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