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289.* Proklamierung der französischen Republik

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290. Armeebefehl an die verbündeten deutschen Heere nach der Übergabe von Met

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291. Die Wiederherstellung des deutschen Reichs

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292. An Deutschland. Gedicht von E. Geibel. 293. Urkunde der Kapitulation von Paris.

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294. Thronrede des Kaisers bei Eröffnung des deutschen Reichs

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I.

Zeitalter der Reformation.

1.

Die wittenbergische Nachtigall.

Von H. Sachs.

-

(Dichtungen von H. Sachs, herausg. v. J. Tittmann. Teil 2, S. 10 ff. — Gekürzt.)

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Wacht auf, es nahent gen dem tag!

ich hör singen im grünen hag

ein wunnikliche nachtigal;

ir stimm durchflinget berg und tal.
die nacht neigt sich gen occident,
der tag get auf von orient:
die rotbrünstige morgenret
her durch die trüben wolfen get,
daraus die liechte sunn tut blicken,
des mondes schein tut sich verdricken.
der ist iez worden bleich und finster,
der vor2 mit seinem falschen glinster
die ganzen hert schaf hat geblent,
das sie sich haben abgewent
von ihrem hirten und der weid
und haben sie verlaßen beid,
sind gangen nach des mones schein
in die wiltnus den holzweg3 ein;
haben gehört des leuen stim
und seint auch nachgefolget im,
der sie gefüret hat mit liste
ganz weit abwegs tief in die wiste.
da habens ir süß weid verloren,
hant geßen unkraut, distel, doren; +
auch legt in der leu strick verborgen,
darein die schaf fielen mit sorgen.
da sie der leu dann fant verstricket
zuriß er sie, darnach verschlicket.
zu solcher hut haben geholfen
ein ganzer hauf reißender wolfen:

2

zuvor.

3 für: falschen Weg. Dornen. 5 Subst. zu hüten.

6

haben die ellent hert beseßen
mit scheren, melken, schinden, freßen.
auch lagen viel schlangen im gras,
sogen die schaf on unterlas

durch all gelid biß auf das mark.
des wurden die schaf dürr und ark®
durchaus und aus die lange nacht
und sint auch allererst erwacht,
so die nachtigal so hell singet,
und des tages gelenz herdringet,
der den leuen zu kennen geit,"
die wolf und auch ihr falsche weit.
dess ist der grimmig leu erwacht,
er lauret und ist ungeschlacht
über der nachtigal gesang,
das sie meldt der sunnen aufgang,
davon sein kunigreich ent nimt.
des ist der grimmig leu ergrimt,
stellt der nachtigal nach dem leben
mit list vor ir, hinden und neben;
aber ir fan er nit ergriefen,

9

im hag kan sie sich wol verschliefen 10
und singet frölich fir und fir.

nun hat der leu vil wilder tir,

die wider die nachtigal blecken:

11

waldesel, schwein, böck, katz und schnecken. 12
aber ir heulen ist als fel, 13
die nachtigal singt in zu hel 14
und tut sie all ernider legen;

auch tut das schlangengzücht sich regen,
es wispelt 15 ser und widersicht
und fürchtet ser des tages licht...
desgleichen die frösch 16 auch quacken
hin und wider in iren lacken
über der nachtigal geden, 17
wann 18 ir waßer wil in entgen.
die wildgens 19 schreien auch gagag
wider den hellen liechten tag
und schreien in gemeine al:

,,was singet neus die nachtigal?

verkündet uns des tages wunne,

sam 20 macht allein fruchtbar die sunne,
und verachtet des mones gleft.

fie schwig wol still in irem nest,

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arg, unbrauchbar. zu erkennen giebt. dadurch. erzürnt. verbergen. 11 die Zähne zeigen. 12 Augustin von Alveld zu Leipzig, Eck, Emser, Murner u. 13 alles umsonst. Cochläus. 14 hell, laut. 15 zischt. 16 damit meint H. S. gewisse Hochschulen, z. B. Paris u. Löwen. 17 Getön, Gesang. 18 denn. 19 die Laien. 20 als ob.

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