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Doch, auch jetzt wieder der Heeres-Sitte Rechnung tragend, zieht Fingal nicht selber in die Schlacht, sondern lässt seinen Sohn Fillan, den thatendurstigen, frei und unbeschränkt schalten. Dem Beispiele Fingal's folgend, tritt auch Cathmor den Oberbefehl ab, und zwar an den trotzigen Prahlhanns Foldath *), der, nach langem, blutigem Kampfe, schliesslich von Fillan zurückgedrängt wird, in dem Augenblick, wo die einbrechende Nacht die Heere von einander scheidet. **)

Diese auf den zweiten Bluttag folgende Nacht

die uns vom dritten in den vierten Gesang hinüberführt — verbringt Fingal wieder auf dem Hügel Mora ***), wo er, im Kreise der Seinigen, voll Freude über Fillan's herrlichen Sieg, diesen seinen tapfern Sohn doch vor Tollkühnheit warnt †), und dann, bei vorrückender Nacht, seine andere Brautfahrt, die nach Erin, wo er um die Base Roscranna, Cormac's Tochter, aus Trenmor's Geschlecht), sich bewarb, den beim Mahle Versammelten erzählt und seine Rede mit nochmaligen Verwarnungen an Fillan abschliesst. It)

Während dessen ruht Cathmor, ihm gegenüber, an Cromla's Berghang,,,gelagert am Brausen des Stroms, ,,umrauscht vom Getöse der Nacht und dem leisern ,,Säuseln der Locken." §) Da erscheint ihm der Bruder Carbar im Traume, und, von Todes ahnung erfasst, springt er empor, hält ein langes Selbstgespräch, schreitet stolz hinweg, und, beim dämmernden Strahle des Morgens, erblickt er die in seiner Nähe schlummernde Sul

*) 3, 166. Vrgl. zu dessen Charakteristik 1, 39-44; 2, 182; 219-250 und wieder 4, 177-255.

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dath sinkt, von des Gegners Speer sterbend gedenkt er der Tochter Da Auges, der letzten seines Stamms. ****

Cathmor, aufgeschreckt durch Seinigen, erhebt sich vom Sitze am treten in den sechsten Gesang ein greifet zum Schwert. Doch will dieser nicht durch vorzeitiges Einschreiten ver ,,er, dass sein Schwert ich bezweifle!" sian, den der Vater absendet, Fillan zu beobachten.

Ossian trifft die beiden Heerfü und Fillan im Schwertkampf, und k um mit der sinkenden Nacht den Bruder in seinen Armen verscheiden sian legt die Leiche des Bruders in Strom, kehrt auf Mora zurück, zu mul, und tritt schweigend vor Fi

*) 4, 310-396.

**) 5, 142-159.

***) 5, 216; 307-333; 350-390.

†) 6, 20; 77-165.

††) 6, 181; 220; 238-241.

erräth, was geschehen, und, von Schmerz und Zorn übermannt, schlägt er um Mitte der Nacht drei Mal den grausigen Schlachtschild, als Zeichen, dass er gewillt ist, selber zu zieh'n in den Kampf. *)

Cathmor, der, beleuchtet vom Mond, noch das Blachfeld durchschreitet, kommt zu der Kluft, wo Fillan in Nacht schläft; abermals packt ihn eigene Todesahnung, und in der Einsamkeit bereitet er sich vor auf den drohenden Kampf mit Fin. **)

Sulmalla, ferne stehend, schweren Herzens die Saiten schlagend, gedenkt im tiefsten Seelen-Schmerze der armen Mutter, die jetzt daheim vergebens spähet und jammert um ihr entlaufenes Kind. ***)

Aufgescheucht aber durch das Dröhnen des Schildes und dies führt uns vom sechsten hinüber in den siebenten Gesang eilt Sulmalla zu dem Geliebten, ihn mit schüchterner Hand zu wecken, ihm zum Frieden zu rathen.,,In Thränen stand Cathmor, der Füh,,rer voll Kraft: wie Lenzhauch für die Seele voll Gram, ,,scholl ihm die Stimme der Jungfrau." Doch wieder siegt der Ernst und die Ehre des Manns über die zarte Stimme des Herzens: mit sanften, schonenden Worten weist er Sulmalla in die Klüfte von Lona, zu Clonmal, einem alten, ehrwürdigen Oberbarden, bei dem sie weilen soll, bis sich senket das Toben des Kampfs. †)

Mit dem ersten Strahle in Ost ertönt nun auch Cathmor's Schlachtschild mit der Wölbungen sieben: die Bolgen erwachen ††); sie schaaren sich um die hehre Gestalt des Königs von Atha, der

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langsam hervortritt vom Fels, in der Hand zwei glän

zende Speer. *)

Schweigsam war inzwischen

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wie uns der achte Gesang berichtet auch Fingal, vom hohen Felssitz Cormul auf Mora, herniedergestiegen zum jubelnden Heere, ermunternd die Tapfern, die stürmten zum Kampf. Vorbei an Fillan's Leichenkluft führt der Weg ihn zum Lubar; mit Thränen füllte sich Fingal's Aug', und düster ward sein grosser Geist: doch strahlte furchtbar helles Licht die Schlacht in die Seele des Helden: er sprang über den Lubar am Kriegsspeer' und schlug laut donnernd den Schlachtschild: då woget und strömet das Heer mit aller Bewappnung zum Kampf. **)

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Wie zwei Meerströme sich treffen im Schwall der ,,Fluth, wann sie Wind und Wetter ergreifen - so stürzt ,,das Heer sich wild auf das Heer: bald schwingt sich ,,Fingal hervor, bald Cathmor in Hast auf die Höh'." ***) Beiderseits stürzt Held um Held, bis endlich Fingal Bahn sich bricht zu Cathmor, dem schwer verwundeten, ihn tröstet und ladet zum Mahl, auch als Wundarzt sich demselben bekennt: ,,Der Wunden Heilung ist mir ,,kund, die Kräuter im Wald und im Thal: sie pflück' ,,ich in Knospen auf Höh'n, wo sie senken an Bächen ,,das Haupt, an Carn umflüstert vom Wind." †)

Doch Cathmor verblutet sich vor Fingal's Augen, und diesen erfasst tief melancholischer Weltschmerz: nicht will der greise König mehr ziehen das Schlachtschwert, nicht schwingen fürder den Speer††): unter Anrufung Trenmor's, des Ahnherrn, übergibt er diesen seinem Sohne Ossian; das Schwert aber

*) 8, 206-220.

**) 8, 1-44; 165-205.

***) 8, 228–240.

†) 8, 300-324.

††) 8, 345-370.

verscharrt er unter einen Stein und knüpft daran eine niederschmetternde Apostrophe an das kommende Schwächlingsgeschlecht von kraftlosen Wichten. *)

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,,Wann du, o Stein, einst sinkst in Staub, dich ver,,lierend im Moose der Jahre, dann wird schreiten der Wandrer einher und pfeifend vorüber dir gehn.. Nicht ,,Kund' ist dir, kraftloser Wicht, dass dieses die Höhe „Moilena's, wo den Speer einst Fingal hingab ,,im letzten der Kämpf' auf dem Blachfeld'. Aus den ,,Augen mir, Schattengestalt! im letzten der Kämpfe, ,,hinweg! - Ruhm nicht spendet noch Lob dein Mund. ,,Du wohnest am Bächlein der Höh'n; schnell gehn deine ,,Jahr in die Nacht. Keiner denkt dein, preiset dich ,,je, Schwächling, hausend im Nebel des Bergs."

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Zum Schluss lässt der scheidende Held noch, bei sinkender Sonne, aufpflanzen des Heeres Panier, ein Jubelsignal, zu bezeichnen den Pfad dem jugendlichen Vetter des gemordeten Königs von Erin, dem letzten Spross aus Cormac's Geschlecht **), der jetzt erst nach Besiegung der Bolgen es wagt, aus seinem Versteck hervor zu treten, und der, von Fingal als König begrüsst ***), am folgenden Morgen von Ossian im Triumph nach Temora, der königlichen Residenz von Ullin, zurückgeführt wird, während Fingal mit dem Morgen des fünften Tages seine Segel erhebt ,,nach Selma der Bäum' und der Höh'n, wo Ströme ,,durchschlängeln die Thale, den nebligen Sitz des Gewilds." +)

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Und Sulmalla? Sulmalla, die Edle, voll Gram, freut sich, dass verhallet das Tosen der Schlacht, und ihr Aug', nach den Hügeln gewandt, sah in Jäger's

386-419.

**) Er nennt sich Artho II. siehe Stammbaum Seite 31. ***) 8, 424-434; 504-520.

†) 8, 544-557.

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