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Eure Interessen sollen eben so wenig wie Eure Freiheiten gefährdet werden: Ich wache über die einen wie über die andern. Wåhler, eilet in Eure Kollegien. Möge nicht eine ta= delnswerthe Nachlässigkeit sie Eurer Gegenwart berauben! Möge dasselbe Gefühl Euch beseelen, dieselbe Fahne Euch vereinigen! Es ist Eurer König, der dieß von Euch verlangt; es ist ein Vater, der Euch ruft.

Erfüllt Eure Pflichten; Ich werde die Meinigen zu er füllen wissen.

Gegeben in Unserm Schloffe der Tuillerien am 13. Jun. des Jahrs der Gnade 1830, und Unserer Regierung des sechsten. (Unterz.) Karl.

Durch den König: der Präsident des Ministerkonseils.

Fürst von Polignac.

2. Umlaufsschreiben des Ministers des Innern an die Präfekten der Departements, die Wahlen betreffend. Paris 15. Juni 1830. *)

Herr Präfekt. Der König hat neue Wahlen anbefohlen; Sie dürfen nichts vernachlässigen, damit auf allen Punkten Ihres Departements während deren Andauer die vollständigste Ordnung herrsche.

Die Wahlen müssen frei seyn. Dieses kann nur gesche hen, wenn die Wähler einer völligen Sicherheit genießen.

Die durch die Charte geheiligten Rechte wurden noch jes desmal durch Beschimpfungen, Drohungen, durch Sffentliche und lårmende Demonftrationen verlezt; man suchte auf die Stimmen einzuwirken, oder die furchtsamen Wähler von einer Pflicht abzuhalten, die sie für gefährlich glauben können.

Der Artikel 11 des Gesetzes vom 5. Februar 1817 be: auftragt die Herren Präsidenten und Vizepräsidenten mit der Polizei der Wahlkollegien. Der Artikel 8. der königlichen *) Aus dem Moniteur.

Verordnung vom 11. Oktober 1820 bestimmt, daß ohne ihr Verlangen keine bewaffnete Macht an dem Orte der Sizungen: postirt werde. Endlich ist durch den 85. Artikel des Gesezes vom 5. Febr. 1817 und durch den 10. Artikel der Verordnung vom 11. Oktober 1820, jede Diskussion und jede Berathung im Gremium der Wahlkollegien untersagt.

Man darf nicht zweifeln, daß die Herren Präsidenten der Kollegien, die ihnen vom Gefeße anvertrauten wichtigen. Pflichten mit Festigkeit und Weisheit erfüllen werden. Aber außerhalb der Orte, worauf sich ihre Polizei beschränkt, steht fie den gewohnlichen Obrigkeiten zu, und diese haben sie mit Wachsamkeit zu handhaben. Sorgen Sie durch geeignete Maaß regeln dafür, daß der Zutritt zu den Kollegien frei sey, daß man die Person der Wähler ohne Unterschied respektire, daß man ihnen nichts Beleidigendes zufüge, kein Volkslårm auf ihre Stimme einwirke, kein Tumult von Außen sich an dem Orte der Sigungen vernehmen lasse und die Ordnung der Wahloperationen store.

Kein gesehwidriges Zusammenrotten werde geduldet, keine Uebertreitung der Gefeße ungestraft gelassen; man ergreife fo gleich die Uebertreter nach dem 16. Artikel des Code d'instruction criminelle und übermache sie, um darüber Urtheil zu fållen, den Gerichten.

Die Artikel 109, 110, 111, 112 und 113 des Strafkoder bestimmen strenge Strafen gegen die, welche Stimmen kau fen oder verkaufen, welche sie verfälschen oder durch was immer für ein Mittel die Freiheit und Sicherheit der Wähler stören. Lassen Sie diese Artikel auf's Neue bekannt machen und anschlagen. Die Wähler sollen wissen und fühlen, daß ihnen das Gesetz seinen Schuß zusichert, und daß Sie unter Ihre ersten Pflichten diejenige zählen, welche fodert, daß Sie allen Jhren Administrirten die freie und friedliche Ausübung ihrer Rechte verbürgen. Sie werden mir über die Maaßregeln be: richten, die Sie ergriffen, wie über ihre Vollstreckung.

Genehmigen Sie, Herr Pråfekt, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung.

Der Pair von Frankreich, Ministerstaatssekretår im
Departement des Innern, von Peyronnet.

3. Bericht des Ministerraths an den König. Paris den 25. Juli 1830. *)

Sire! Ihre Minister würden des Vertrauens, womit Ew. Majestät dieselben beehrt, in geringem Grade würdig seyn, wenn sie långer anstånden, Ihnen eine Uebersicht unse: rer innern Lage vor Augen zu legen, und Ihrer hohen Weisheit die Gefahren der periodischen Presse zu bezeichnen.

Seit fünfzehn Jahren hat sich diese Lage nie unter einer so ernsten und betrübenden Gestalt gezeigt. Troß eines materiellen Wohlstands, wovon unsere Annalen kein Beispiel aufweisen, geben sich fast auf allen Punkten des Königreichs Zeiden der Desorganisation und der Anarchie kund.

Die Ursachen, welche nach und nach die Kraft der monardischen Regierung immer mehr geschwächt haben, beabsichtigen

SIRE. Vos ministres seraient peu dignes de la confiance dont Votre Majesté les honore, s'ils tardaient plus long-tems à pla-· cer sous vos yeux un aperçu de notre situation intérieure, et à signaler à votre haute sagesse les dangers de la presse périodique.

A aucune époque, depuis quinze années, cette situation ne s'était présentée sous un aspect plus grave et plus affligeant. Malgré une prospérité matérielle dont nos annales n'avaient jamais offert d'exemple, des signes de désorganisation et des symptômes d'anarchie se manifestent sur presque tous les points du royaume.

Les causes successives qui ont concouru à affaiblir les ressorts du gouvernement monarchique, tendent aujourd'hui à en altérer et à en changer la nature: déchue de sa force morale, l'autorité, soit dans la capitale, soit dans les provinces, ne lutte plus qu'avec désavantage contre les factions; des doctrines pernicieuses et sub

*) Aus dem Moniteur vom 26. Juli.

jezt die vollige Umwandlung und Umgestaltung in deren We sen; ihrer moralischen Stärke beraubt, kåmpft die Regierung,. in der Hauptstadt wie in den Provinzen, nur noch mit Nachtheil gegen die Faktionen; verderbliche, auf Umsturz hinzie lende Lehren verbreiten und pflanzen sich fort unter allen Klass fen der Nation; zu allgemein für wahr erachtete Besorgnisse bewegen die Gemüther und quålen die Gesellschaft. Von al len Seiten her fodert man von der Gegenwart Bürgschaften für die Sicherheit der Zukunft.

Ein thatiger, heftiger, unermüdlicher Uebelsinn arbeitet daran, alle Grundlagen der Ordnung zu untergraben, und Frankreich das Glück zu rauben, dessen es unter dem Scepter feiner Könige genießt. Geschickt, jede Unzufriedenheit zu be nüßen, jeden Haß zu beleben, unterhålt derselbe unter dem Volke einen Geist des Mißtrauens und der Feindseligkeit gegen die höchste Macht und sucht allenthalben die Keime der Unruhe und des Bürgerkrieges auszusåen.

Und schon, Sire, haben neuerliche Ereignisse bewiesen, daß die politischen Leidenschaften, früher nur auf die Gipfel der Gesell

versives, hautement professées, se répandent et se propagent dans toutes les classes de la population; des inquiétudes trop généralement accréditées agitent les esprits et tourmentent la société. De toutes parts on demande au présent des gages de sécurité pour l'avenir.

Une malveillance active, ardente, infatigable travaille à ruiner tous les fondemens de l'ordre et à ravir à la France le bonheur dont elle jouit sous le sceptre de ses Rois. Habile à exploiter tous les mécontentemens et à soulever toutes les haines, elle fomente, parmi les peuples, un esprit de défiance et d'hostilité envers le pouvoir, et cherche à semer partout des germes de troubles et de guerre civil.

Et déjà, Sire, des évènemens récens ont prouvé que les passions politiques, contenues jusqu'ici dans les sommités de la société, commencent à en pénétrer les profondeurs et à émouvoir les masses populaires. Ils ont prouvé aussi que ces masses ne s'ébranleraient

schaft beschränkt, auch nach deren Tiefe dringen und die Volks masse selbst anzuregen beginnen. Auch haben sie bewiesen, daß diese Masse sich nicht immer ohne Gefahr selbst für diejeni gen in Bewegung sehen lasse, die sich bemühen, sie der Ruhe zu entreißen.

Eine Menge im Verlauf des Wahlgeschäftes vorgekoms mene Thatsachen bestätigen das Gesagte und würden ein nur zu sicheres Vorzeichen neuer Erschütterungen seyn, wenn es nicht in Ew. Majestät Macht stünde, solches Unglück abzuwenden.

Wirklich ist auch, wenn man genau aufmerkt, allenthalben ein Bedürfniß nach Ruhe, Kraft und Dauer vorhanden, und die Bewegungen, welche demselben am meisten zu wider sprechen scheinen, sind in der That nur sein Ausdruck und seine Beurkundung.

Man darf es durchaus nicht verkennen: diese Bewegun gen, welche nicht ohne große Gefahr in einem noch höheren Maaße anwachsen können, sind fast gänzlich durch die Freiheit der Presse hervorgerufen und angestiftet. Ein für Unordnun= gen nicht minder fruchtbares Wahlgefeß hat zu ihrer Unterhal

pas toujours sans danger pour ceux-la même qui s'efforcent de les arracher au repos.

Une multitude de faits, recueillis dans le cours des opérations électorales, confirment ces données, et nous offriraient le présage trop certain de nouvelles commotions, s'il n'étaît au pouvoir de Votre Majesté d'en détourner le malheur.

Partout aussi, si l'on observe avec attention, existe un besoin d'ordre, de force et de permanence, et les agitations qui y semblent le plus contraires n'en sont en réalité que l'expression et le témoignage.

Il faut bien le reconnaître: ces agitations qui ne peuvent s'accroître sans de grands périls, sont presque exclusivement produites et excitées par la liberté de la presse. Une loi sur les élections, non moins féconde en désordres, a sans doute concouru à les entretenir; mais ce serait nier l'évidence que de ne pas voir dans les journaux le principal foyer d'une corruption dont les progrès sont

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