Page images
PDF
EPUB

Geschichte der Schweiz

im

Neunzehnten Jahrhundert

Wilhelm Dechsli

Profeffor der Schweizer Geschichte am Eidgen. Polytechnikum
und an der Universität Zürich.

Erster Band.

Die Schweiz unter französischem Protektorat
1798-1813.

Leipzig
Verlag von S. Hirzel
1903.

Alle Rechte der Ueberseßung vorbehalten.

Vorwort.

Nach dem Plane der Staatengeschichte der neuesten Zeit", wovon dies Buch einen Teil bildet, hätte es eigentlich erst mit dem Zeitpunkt des Sturzes Napoleon I. einsetzen sollen. Allein damit wäre ein Gebäude ohne Fundament aufgeführt worden. Der große Einschnitt in der Geschichte der Schweiz, womit für sie die neue Zeit beginnt, ist das Revolutionsjahr 1798, und der Bestand der jeßigen Eidgenossenschaft geht, von Wallis, Neuenburg und Genf abgesehen, auf die Mediationsakte von 1803 zurück. Der Herr Verleger ging daher mit dankenswerter Bereitwilligkeit auf den Vorschlag des Verfassers ein, daß das Werk sich auf diese grundlegenden Daten aufbauen solle. Dabei war allerdings anfänglich die Absicht, den Zeitraum von 1798-1813 nur als Einleitung in summarischer Überficht zu behandeln; nun ist aber aus der Einleitung ein starker Band geworden, dessen Existenz einiger Worte der Rechtfertigung bedarf.

Es liegt dem Verfasser ferne, die Leistungen seiner Vorgänger verkleinern zu wollen; er ist sich im Gegenteil bewußt, wie viel er ihnen schuldet. Nur (wer selber auf diesem Gebiete gearbeitet hat, weiß den bewundernswerten Fleiß zu würdigen, mit dem Tillier in seinen fünf Bänden über die Helvetik und Mediationszeit allen Spätern den Weg geebnet hat. Nicht weniger Anerkennung verdient Monnard, der bereits zu den geheim gehaltenen Schäßen der Archives du Ministère des Affaires Etrangères vorgedrungen ist.

[blocks in formation]

Für eine richtigere Wertung der schwerverkannten Helvetik und der über Gebühr erhobenen Mediationszeit hat endlich Hilty in seinen geistvollen „Vorlesungen über die Helvetik“ und „Eidgenössischen Geschichten" Bahn gebrochen. Wenn der Verfasser es trotzdem gewagt hat, die Geschichte des Zeitraumes von 1798-1813 noch einmal zu schreiben, so geschah es mit Rücksicht auf den überquellenden Reichtum der seither erschienenen Quellenpublikationen und Einzeluntersuchungen über diese Epoche, die der Zusammenfassung zu einem Gesamtbild riefen. Das monumentale Werk von Strickler, die „Amtliche Sammlung der Akten aus der Zeit der Helvetischen Republik", deren erste Serie dieser Tage ihren Abschluß erreicht hat, würde wegen der Fülle von unbekanntem Material, die sie zu Tage gefördert hat, allein schon eine Neubearbeitung der Geschichte der Helvetik rechtfertigen.

In den das 18. Jahrhundert betreffenden Partien absichtlich knapper gehalten, wird die Darstellung mit der Jahrhundertwende ausführlicher und nimmt den Charakter eigentlicher Geschichtserzählung an. Der Titel Einleitung ist troßdem für den ganzen Band beibehalten worden, weil der Verfasser sich für diesen Zeitraum wesentlich an die gedruckten Quellen gehalten und die Benutzung ungedruckten Materials auf das, was ihm in Zürich erreichbar war, beschränkt hat. Er durfte das um so eher wagen, als für die Helvetik die Aktensammlungen von Strickler, Dunant 2. archivalische Forschungen, soweit sie das Ganze und nicht Einzelnheiten im Auge haben, so gut wie überflüssig machen und für die Mediationszeit in der „,Corresspondance de Napoleon Ier" eine Quelle vorliegt, neben der alle anderen als sekundär erscheinen,

Der zweite Band, für den der Verfasser an in- und ausländischen Archiven Vorarbeiten gemacht hat, wird bis 1847, der dritte bis zur Gegenwart reichen.

Leider wurde die Vollendung des ersten Bandes, dessen Druck bereits 1899 begonnen hatte, durch unfreiwilliges Verschulden des Verfassers Jahr um Jahr hinausgezögert, so daß nun gewisse Unebenheiten in der Benutzung und Anführung der seither erschienenen

[blocks in formation]

Litteratur entstanden sind. So konnten für die 1899 gedruckten Bogen die,,Relations diplomatiques" von Dunant noch nicht benußt werden, was insofern auf den Text wenig influirt hat, als der leider so jung verstorbene Genfer Gelehrte die Güte hatte, mir seine Einleitung, welche die Resultate seiner Publikation zusammenfaßt, im Manuskript zur Verfügung zu stellen. Ebenso war beim Druck der Bogen über die Entstehung und Einführung der Mediationsverfassung der so außerordentlich reichhaltige neunte Band der Stricklerschen Aktensammlung noch nicht erschienen.

Da die Anführung der Quellen eigentlich nicht im Programm der für weitere Kreise bestimmten Staatengeschichte" liegt, wurde sie für das erste Kapitel wegen seines rein einleitenden Charakters unterlassen, ebenso im dritten Kapitel, für dessen Inhalt die Belegstellen fich in meiner Schrift Die Schweiz in den Jahren 1798 und 1799" (Zürich, Schultheß 1899) angegeben finden. Im übrigen aber entschloß ich mich, mit Billigung des Herrn Verlegers, die Litteratur in Fußnoten anzuführen, sowohl um Jedermann die Nachprüfung des Textes zu ermöglichen, als auch um die vielen Vorarbeiten nicht mit Stillschweigen zu übergehen, immerhin unter Verzicht auf absolute Vollständigkeit und polemische Auseinandersegungen.

Es bleibt mir noch die angenehme Pflicht, für die mir von mancher Seite zu teil gewordene Unterstüßung meinen wärmsten Dank auszusprechen, insbesondere den Herren Bundesarchivar Dr. Kaiser und Dr. 3. Strickler in Bern, die mir die Benuzung der helvetischen Aktensammlung zum Teil durch Übersendung der einzelnen Bogen erleichterten und auch sonst stets zur Handreichung bereit waren, ferner Herrn Dr. Ed. Rott in Paris, dem ich die wertvollen Beilagen am Schluß verdanke, Herren Nationalrat Meister und Dr. Paul Hirzel in Zürich, die mir ihre inhaltreichen Familienarchive offen hielten, Herren Staatsarchivar Dr. Türler in Bern und Advokatieadjunkt Broger in Appenzell, die mir verschiedene Auskünfte erteilten, sowie den Tit. Vorstehern des Staatsarchivs, der Stadt- und Kantonsbibliothek in Zürich, der Stadtbibliotheken in Bern, St. Gallen und Wintertur, der

« PreviousContinue »