,,Auch mein Betragen, während ich mit diesem Gouvernement beauftragt war, wurde wur der Kritik unterworfen. Der Vorschlag zur Errichtung eines Denkmals zu Ehren der uns glücklichen Schlachtopfer von Quiberon war der Vorwand, dessen sich meine Verläumder bedienten, um mich zu verunglimpfen. „Ich brauche mich desfalls vor dem König nicht zu recht= fertigen. Die Idee zu diesem Monument mag ein Gegen= stand des Tadels oder des Lobes seyn, so weiß Se. Majestät, daß ich in dieser Hinsicht die schriftlichen Befehle des Her= zogs von Angouleme befolgte. Uebelwollende allein können übrigens behaupten, man habe durch dieses Denkmal die französische Armee beschimpfen wollen. Konnte man unsre Ta pfern beschimpfen, wenn man den Tod von zweytausend Frans zosen bedauerte, die zugleich als Opfer der Treulosigkeit einer fremden Regierung und der Barbarey der unsrigen fielen? Gibt es wohl einen Franzosen, der nicht auf dem Grabe des unglücklichen Sombreuil Thränen vergossen håtte? Und waren nicht diejenigen, die ihn besiegt hatten, und die man zwang, ihn zu opfern, die Ersten, die seinem Muth und seinem Unglück den schuldigen Zoll entrichteten? „Uebrigens ist es unnithig, die Akten meiner Verwal= tung im Gouvernement von Bretagne zu rechtfertigen, da ich diesen ehrenvollen Posten nur verließ, um die noch erhabnere eines Kriegsministers von Frankreich zu übernehmen." In Betreff seiner Verwaltung des Kriegsministeriums geht nun Soult in umständliche Details ein, aus denen wir dasjenige, was historisches Interesse hat, hier ausheben wollen. ,,Als mir das Ministerium durch die Grafen von Bru= ges und Blacas angeboten wurde, verweigerte ich es lange, mich mit einem so wichtigen Amte zu beladen. Ich hielt mich theils demselben nicht für gewachsen, theils schreckten mich die Schwierigkeiten ab, welche die Verwaltung des Staats damals nothwendigerweise darbieten mussten. Diese Schwie rigkeiten entstanden größtentheils aus der Beschaffenheit der Dinge selbst und aus der falschen Leitung, welche der Gang der Regierung erhalten hatte. Inzwischen konnte ich den schmeichelhaften Aufforderun= gen, die mir gemacht wurden, nicht widerstehen. Ich hoffte, vielleicht mehr als ich sollte, daß allem Uebel noch abzuhelfen sey. Ich hatte gesehen, wie gut der König in Frankreich war aufgenommen worden, und welche lebhafte Freude die An= kunft Sr. Majestat erregt hatte, die sehr große Mehrheit der Nation war mit Hoffnungen belebt. Zwar sah ich auch, daß die öffentliche Meinung wieder rückwärts gegangen war, und Besorgniß die Stelle der Hoffnung eingenommen hatte. Allein ich war mit vielen andern Bürgern überzeugt, daß meh rere Fehler der Minister, welche der König nicht getheilt hatte, als Ursache dieser Veränderung der öffentlichen Meis nung angesehen werden mussten. Es schien mir leicht, diese Fehler wieder gut zu machen, und neue Fehler zu vermeiden. Ich schmeichelte mir, die Veränderung einiger Minister würde auch eine Veränderung des Systems herbeyführen; die Mis nister würden künftig nur das Interesse und den Sinn des Königs zu Rathe ziehen, mit Festigkeit an der Erhaltung des Throns arbeiten, die offentliche Meinung wieder gewinnen, und alle Franzosen um den König und die Konstitution vers einigen. : Die Geschichte wird einst sagen, warum diese Hoffnung getäuscht wurde. Mein Beyspiel wenigstens konnte den Feh= lern der andern Minister nicht zur Entschuldigung dienen. Ich darf sagen, daß ich Alles realisirt habe, was brennender Eiz fer, gänzliche Ergebenheit und rastlose Thätigkeit Nüßliches hervorzubringen vermogen... Die zahlreichen Beamten und die Papiere im Ministerium mögen bezeugen, mit welcher Thätigkeit und Ehrlichkeit ich gearbeitet und Alles gethan habe, was dem Staat vortheilhaft seyn konnte. Sie werden 1 i sagen, ob meine zahlreiche Arbeiten, um die verschiedenen Zweige der Verwaltung in Ordnung zu bringen und zu verz bessern, von einem Minister herrühren können, der auf den Umsturz der Regierung sinnt? Sie werden sagen, ob ich mir nicht die Pflicht auferlegt und getreulich erfüllt habe, in allen nur einigermaßen, wichtigen Angelegenheiten dem Ministerialconseil meine Berichte vorzulegen. „Nicht zufrieden, dem König jedesmal von der Arbeit des vorigen Tages Rechenschaft abzustatten, entwarf ich für Se. Majestät alle acht Tage eine Uebersicht der Arbeiten der vers flossenen Woche. Durch diese Methode konnte der König, indem er die schon vorhandenen Entscheidungen vor Augen hatte, verificiren, ob sein Wille erfüllt worden war; er konnte die Irrthumer, in die ich verfallen war, wieder gut machen..... " 1. „Ich arbeitete beynahe ununterbrochen mit dem Grafen von Bruges, und benuste seine Einsichten. Er war mit meinen Arbeiten und meinen Ideen vertraut. Diese Verbin dung und der Ruf des Grafen von Bruges håtten schon hinreichen sollen, um jeden Vorwurf von Verråtherey von mir abzuwenden. „Man wirft mir vor, durch verschiedene ungerechte oder unzeitige Maßregeln die Unzufriedenheit der Offiziere veran lasst, und zu ihrem Nachtheil Chouans, Vendeer und Aus= - gewanderte begunstigt zu haben. Der Hof weiß wohl, daß diese Lestern nur auf seinen Befehl Stellen und Gunstbezeu= gungen erhalten haben; er glaubte, dies sey eine ihnen schule dige Gerechtigkeit. Nichtsdestoweniger beklagten sich Emis granten, Vendeer und Chouans über mich, daß sie nicht Als les erhielten, was sie zu fordern hatten. Diese gegenseiti: gen Vorwürfe seweisen wenigstens, daß ich in kein Extrem verfallen bin. „Niemand weiß besser, als ich, daß ein großer Theil der franzosischen Offiziere nicht die Gunstbezeugungen, die Pensionen und Stellen erhalten haben, die sie so wohl ver= dient hatten. Allein, um mir desfalls einen Vorwurf zu machen, musste man beweisen, daß ich Mittel in Hånden hatte, ihren Beschwerden vorzubeugen. Man kennt ja die damalige üble Lage der Finanzen des Staats. Es ist That= sache, daß die mit großer Strenge reduzirten Ausgaben sich auf 298 Millionen beliefen, während das Budget von 1814 für das Jahr 1815 dem Kriegsminister nur 200 Millionen angewiesen hatte. „Man musste also das in 98 Millionen bestehende De= ficit decken, während Gegenstände von der hächsten Wichtigs keit vielmehr eine beträchtliche Vermehrung der angewiesenen Fonds erfordert håtten. Damals musste man die Organisas tion der Armee ergänzen, und für die Bedürfnisse von 58000 Mann neu ausgehobener Mannschaft sorgen. Eine Remonte von 7500 Pferden war unumgänglich nothwendig geworden. Die Grånzfestungen mussten in gehdrigen Vertheidigungzustand gesekt und verproviantirt, das Materielle der Artillerie musste hergestellt werden. Außerdem sollte die Liquidation der rückständigen Schulden des Kriegsministeriums, die sich auf mehr als 500 Millionen belief, zu Stande kommen. - Wie will man mir nach Allem diesem einen Vorwurf wegen der großen Sparsamkeit in allen Ausgaben meines Departements machen? „Auch mein Betragen in der Angelegenheit des Gene= rals Excelmans ist leicht zu vertheidigen. Man hat mir nicht nur vorgeworfen, diesen General mit ganz außerordent= licher Strenge behandelt, sondern auch eigenmächtig, gegen den Willen des Königs, dieser Sache eine große Publizität gegeben zu haben. Ich darf mich hierin nur auf das Zeugniß des Königs berufen. „Im ersten Konseil der Minister, welchem ich beywohn= te, wurde mir der Brief des Generals Excelmans an den König von Neapel, der mit mehrern andern aufgefangen worden war, zugestellt. Ich bat den König um seine Befehle. Europ. Annalen. Istes Stuck. 1816. 9 1 Se. Maj. hatte die Gute, mir zu erkennen zu geben, daß, so groß auch das Unrecht des Generals zu seyn scheine, Sie ihm doch nur eine Disciplinarstrafe zuerkennen wolle. Um diese Absicht zu erfüllen, ertheilte ich dem General Befehl, sich nach Bar sur Ornain zu verfügen. Es ist bekannt, mit welHer Hartnäckigkeit er sich weigerte, diesen Befehl zu vollziehen. Ein solcher Ungehorsam konnte die ernstlichsten Folgen haben, wenn er unbestraft bliebe, und diese Folgen waren leicht vorauszusehen. Nachdem ich alles Migliche versucht hatte, um mich eines strengen Verfahrens überheben zu konnen, durfte ich, ohne meine Pflicht zu verleken, dem König nicht långer diesen nicht zu entschuldigenden Widerstand verschweigen. Ich musste seine Befehle desfalls verlangen; nach diesen Befehlen wurde der General vor ein Kriegsgericht geschickt. Alles Uebrige ist bekannt. Ich enthalte mich, von dem Urtheil und von dem Einfluß zu sprechen, den es auf die Stimmung und auf die Disciplin der Armee nothwendigerweise hervorbringen musste. Kann auch in dieser Sache meine Treue im Mindesten beargwohnt werden?......." Nun kommt Soult auf Bonaparte's Landung bey Cannes. „Wenn - sagt er - seine Ruckkehr in Frankreich vorbreitet war, und ich an der Verschwörung, die ihm den Weg zum Throne bahnen sollte, Antheil genommen hatte, so musste ich als Kriegsminister seine Fortschritte erleichtern. Ich war hiezu im Besik großer Mittel. Ich musste von sei ner Straße alle Linientruppen entfernen, die ihm Widerstand leisten konnten, oder auf derselben Generale und Korps aufstellen, die seiner Sache ergeben waren, ja ihm sogar im Augenblicke seiner Landung als Eskorte dienen, und ihm beystehen konnten, um die Hindernisse zu beseitigen, welche er in den Verwaltung-Behdrden, den Nationalgarden und den dem König ergebenen Truppen finden konnte. „Auch meine heftigsten Widersacher behaupten nicht, |