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fizungen, und daher auch in Island, mildere Maßregeln und stillschweigende Erlaubniß des Verkehrs mit England, der feitdem fortdauerte, bis ihn der Kieler Friede vom 14. Jan. 1814 öffentlich sanktionirte, und dadurch den Vorschlag des Verfassers wegen der Occupation von Island bestätigte. Die Beschuldigungen gegen die dånische Regierung sind übri gens um so weniger gegründet, da Island, dem sein historis sches, philologisches und politisches Interesse eine noch größere Wichtigkeit in den Augen desselben geben, jegt ein vorzügli cher Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit geworden ist, und da die Isländer selbst, in denen das Nationalgefühl ihrer scadinas vischen Abstammung, von der sie sich mit Recht für die Nachkommen halten, welche Sprache und Sitten des Alterthums am meisten erhalten haben, sehr lebhaft ist, schwerlich gerne in die Verwandlung in eine englische Kolonie fich finden würden. Man weiß aus mehrern neuen Schilderungen der Insel, und namentlich aus Molbecks Nachrichten von der englischen Bibelgesellschaft im Decemberstück 1813 der dänischen Zeitschrift Athene, wie sehr die Isländer an ihrer Eigenthümlichkeit hången, und Hooker selbst äußert sich in der Einleitung feines Werks folgendermaßen darüber: Was die Erholungen der Isländer betrifft, so sind sie keineswegs darauf berechs net, die düstere und schwermüthige Stimmung, in welcher sie sich immer finden, zu zerstreuen; und in der That sind sie jest fast einzig und allein auf das Lesen und das Wiederho len ihrer alten Sagas beschränkt; diese sind das Vergnügen der Jugend wie des Alters; während aber die authentis schen historischen Handschriften aus alten Zeiten für sie das Mittel sind, ihre Sprache zu erhalten, und in ihrer eigen= thümlichen Reinheit zu sprechen, sind die mehr traditionellen voll absurder (?) Abenteurer, welche die Lust am Wunderbas ren reizen, und den Geist der untern Volksklassen mit aber gläubischen Begriffen anfüllen. Sonst beschäftigten sie Kar ten, Musik und Tanz in ihren Muße: Stunden; jezt hört

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man wenig mehr davon. Ihre Anhänglichkeit an ihr Vaterland ist überaus groß, und könnte wundervoll scheinen, da das Land von allen Dingen entblößt ist, welche zur Bequem: lichkeit des Lebens beytragen, und sogar zu dessen nothdürfti gen Erhaltung erfordert werden. Der schwedische Erzbischof von Troil, der mit Sir Joseph Banks Island besuchte, bemerkt sehr richtig: die Vorsehung hat weislich dem Menschen Liebe zu dem Boden, auf dem er geboren wurde, eingeprägt, und vermuthlich mit Rücksicht darauf, daß die jenigen Stellen, welche die Natur nicht mit ihrem ausgesuch testen Segen beglückt hat, nicht ohne Einwohner bleiben möchten, kann man mit einem gewissen Grade von Gewißheit behaupten, daß die Liebe zum Vaterlande im umgekehrten Verhältnisse mit der Gunft zunimmt, welche die Natur gegen dasselbe bewiesen hat. Dies lässt sich in der That auf den gedultigen und genügsamen Islånder anwenden, der selten seine kalten und nackten Felsen für alle Reize und Bes quemlichkeiten eines milderen Klima's verlässt. Die ersten Ko lonisten, berühmt durch ihre See-Expedition, waren indessen mehr zum Raube geneigt. Torwald ward dadurch gereizt, die Entdeckung einer Küste im Norden von Island zu unternehmen, welche Erich Rufus zuvor gesehen hatte. » Im Jahr 928 machte er hier eine gute Landung, und nannte sie Grönland. Nachdem er hier mehrere Jahre gelebt hatte, bewog er verschiedne Personen, sich in diesem Lande niederzulassen, kehrte aber selbst nach Island zurück. Man er baute dort die beyden Städte Garda und Alba, errichtete ein Mönchskloster, welches dem heiligen Thomas geweiht ward, und alle Einwohner erkannten den König von Norwegen als ihren Oberherrn an. Diese Kolonie dauerte bis 1348, wo die Verwüstungen der schrecklichen Pest, welche der schwarze Tod genannt wird, eintrafen, und seit der Zeit scheinen diese Niederlassungen ganz vernachlässigt oder vergessen worden zu seyn, wiewol Egede in seiner Geschichte von Grönland

Proben anbietet, daß die alte Kolonie nicht gänzlich erloschen fey, und sogar Mittel zu ihrem Wiederfinden in Vorschlag bringt. Es war während einer dieser Reisen, daß ein Isländer, Namens Biarn, durch stürmisches Wetter im Jahr 1801 südwärts getrieben, flaches und mit Waldung bedecktes Land entdeckte, welches man entweder für Labrador oder Nemfoundland hält. Es wurde wieder von einigen Einwohnern von Grönland besucht, welche es wegen seiner Produkte Weinland nannten, und eine kleine Kolonie anlegten, an welche fich viele Isländer und Grönländer anschlossen. Da mich aber eine ausführliche Nachricht dieser Niederlassungen, wiewol fie mit der Isländischen Geschichte verflochten ist, zu weit führen würde, so verweise ich die Leser in dieser Rücks sicht auf den ersten Theil von Percys northern Antiquities (oder vielleicht noch passender auf die eigentliche Quelle In den lezten Kapiteln des ersten Bandes der Heims-Kringla von Snorra Sturleson nach der Folioausgabe). Die leßten Nachrichten aus Island, welche in dänischen Blåttern enthalten sind, gehen bis zum Herbst des verflossenen Jahrs 1814, und nach denselben hatte, ungeachtet des milden Winters 1813-1814, doch der Graswuchs an mehrern Orten ges litten, und die Fischereyen waren meistens verunglückt; die Mortalität gewährte gleichfalls kein günstiges Resultat, und nach den eingegangenen Listen waren 66 Menschen aus Mani gel, und eine noch größere Zahl wegen des Genusses unverz daulicher und verdorbener Speisen umgekommen. Im Som mer wurde aber der Handel von Flensburg, Kopenhagen und Norwegen nach der Insel wieder lebhafter, und man darf hoffen, daß auch dieses Land bald die Wunden geheilt sehen werde, welche der leßte Krieg ihm geschlagen hat.

IV.

Uebersicht der Hauptbegebenheiten

der

Revolution im spanischen Amerika, seit ihrer Entstehung bis auf die neuesten Zeiten. Erste Periode.

Wenn gleich diese Annalen, schon ihrem Namen der Europäischen nach, allein oder doch vorzugsweise der Darstellung der neuern Zeitgeschichte unsers Welttheils gewidmet sind, so ist doch gegenwärtig die Ansicht unsers Planeten als eines organischen Ganzen, indem kein Theil sich ohne die Kunde des andern und des Ganzen begreifen lässt, so allge= mein anerkannt, daß es nicht als streitend mit ihrer eigentli chen Tendenz angesehen werden wird, wenn sie auch die neueften Begebenheiten von Amerika ihrer Aufmerksamkeit würs digen. Denn man mag nun Europa das Herz oder das Haupt der Erde nennen, so låfst es sich nicht verkennen, daß eine vollständige Erkenntniß desselben nur aus der umfassenden Kunde aller andern Glieder und Theile, in die das Leben immer aus-, und aus denen es zum Mittelpunkte zurückströmt, möglich sey, eine Ansicht, die um so weniger Widerspruch finden dürfte, wenn man nur die großen Veränderungen bez rücksichtigt, welche sich für die politischen und merkantilischen Verhältnisse von Europa, aus der Unabhängigkeit von Ame: rika entwickeln, und zunächst für das spanische Mutterland von den wichtigsten Folgen seyn müssen, zu geschweigen, daß nach der individuellen Ansicht, welche der Verfasser mit mehrern andern Schriftstellern theilt, und in seinen monatlichen Darstellungen der Begebenheiten dieser Revolution im polie

Journal (Jahrgang 1810 bis April 1813 und Januar 1814 in einer kurzen Uebersicht) geäußert hat, dort eine neue Welt der Zeit in der neuen Welt des Raumes hervortritt. Freylich darf er sich bey der großen Unvollständigkeit der Nachrichten, welche aus der Entfernung und der wenigen Verbindung mit dieser weiten Ländermasse entsteht, und die bis zu dem Befreyungsjahre 1814 noch durch den Mangel der Kommunikation mit England und mit andern Welttheilen vermehrt ward, nicht vermessen, hier etwas Vollständiges liefern zu wollen. Da aber ein Gegenstand von dieser Wichtigkeit das allgemeine Interesse in hohem Grade auf sich zieht, und vielleicht noch geraume Zeit darüber hingeht, ehe wir aus der einzigen sichern Quelle, den Berichten eis nes unbefangenen Beobachters, oder besser noch, aus der Vergleichung der vollständigen Nachrichten beyder entgegen: gesezten Parteyen zu einem befriedigenden Resultate gelan= gen, so glaubt er die Stunden, welche er der Darstellung der Hauptmomente und des Hauptganges dieser Begebenheiz ten, insofern sie uns jet bekannt seyn können, gewidmet hat, um so weniger für sich und Andere verloren zu haben, da fie einer folgenden vollständigen Geschichte als geordnete Zusammenstellung aller dieser oft widersprechenden und ver worrenen Nachrichten dienen können, und in diesem Falle vielleicht selbst der Irrthum durch seine nachfolgende Enthüls lung zum Gewinn wird. Da wir keine neuern Schriften seit dem Anfange der spanisch-amerikanischen Revolution über diesen Gegenstand, so viel dem Einsender bekannt ist, be: sigen, so muß er sich auf die Nachrichten der vorzüglichsten öffentlichen Blätter, und namentlich der englischen, die über diesen Gegenstand am reichhaltigsten sind, beschränkten, indem er seine eignen Darstellungen im politischen Journal bis zum April 1813, in denen er alles damals Bekannte hit mög Lichster Sorgfalt sammelte, zum Leitfaden wählt, und sie nach den neuern Nachrichten seit Wiederherstellung der allge=

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