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ten bedrohe, und deren Einwohner über die Hemmung des Hans dels unzufrieden waren; daß man aber einverstanden sey, sein Heer solle niemals gegen Franzosen fechten.“

Die Politik, welche wir gegen Neapel beobachtet, ist nunmehr ficherlich keinem Tadel weiter unterworfen; man könnte uns eher tadeln, daß wir so lange für unsern alten Bundesgenossen, den König von Sicilien, unthätig gewesen sind. Ich komme zu Múrats Betragen, kurz vor und während der Landurg Napoleons in Frankreich. Es ist wahr, daß derselbe bey der ersten Nachricht von jener Landung sich bereit erklärt hat, mit den Verbündeten in Gemeinschaft zu handeln; aber auffallend war es doch, daß er eben um jene Zeit den Durchmarsch von 80,000 Mann seiner Truppen durch das Destreichische verlangte, um gegen Frankreich zu ziehen. Als dieses verweigert ward, ging er nach Ancona, und nach Maßgabe von Bonaparte's Vorrücken ward er immer kühner, und ließ Bonaparte's Proklamation in seinem Heere herumgehen, bis er sich endlich offen erklärte. Nach meiner bis herigen Darstellung kann es für das Haus beruhigend seyn, zu sehen, daß die Treue und Ehre der Nation unbefleckt geblieben find. Ich hoffe, daß das heutige Verfahren für die andre Seite des Hauses eine heilsamé Lehre seyn wird, wegen der Unpolitik und Unziemlichkeit, Beschuldigungen auf mangelhafte Angaben vorzubringen. Ich hätte große Ursache, mich über jene Herren zu beklagen, welche sich durch die Geschäftsführer auswärtiger Mächte auf heimlichem Wege amtliche Mittheilungen verschaffen, um solche nachher im Hause geltend zu machen, und ihre eigene Regierung anzuklagen (hört, hört! von allen Seiten); hoffe aber, daß der heutige Abend sie überzeugt haben wird, daß der Vers dacht nicht zu Gunsten der Feinde des Vaterlandes war.

Hr. Whitbread. Es ist keinesweges erwiesen worden, daß das Betragen des edeln Lords tudelfrey war. Er musste blind seyn, wenn er nicht sah, nach welchem System Mürat handelte. Bonaparte und die Verbündeten kamen darin überein, daß er ein guter General im Feide, aber verrätherisch und kleinmüthig im Rathe ist. Die Erzählung des Lords zeigt weis ter nichts als eine diplomatische Verrätherey an, welche hoffent lich ohne Gleichen bleiben wird, und der edle Lord wäre ein arme feliger Politiker gewesen, wenn er geglaubt, daß Mürat ans ders handeln würde, als nach Grundsäßen der Selbstsucht und Selbsterhaltung. Indeß håtte doch der edle Lord erwägen sollen,

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ob es nicht besser gethan fey, Mürat durch Ratifikation jenes mündlichen Versprechens an uns zu fesseln. Und warum fragte der edle Lord nicht dén Feldmarschall Bellegarde, welcher ihm doch die beste Auskunft håtte geben können, ob er ohne Mitwirken des Königs von Neapel solchen Erfolg in Italien gehabt båtte. Die ganze Angelegenheit ist demnach unentschieden geblieben. Ich sehe nicht ein, wie der edle Lord sich für gerechtfertigt halten fann.

"Hr. Ponsonby. Der edle Lord hat behauptet, meine. Freunde und ich hätten auf heimlichem Wege Urkunden von frems den Mächten erlangt, um uns ihrer als Anklagepunkte gegen die Minister zu bedienen. Die Behauptung ist durchaus falsch. Es ist eine niedrige Einflüsterung, welche ich zurückzuweisen mich beeifere. Was die Rechtfertigung des edlen Lords betrift, so hångt sie gänzlich von der behaupteten Treùlosigkeit Mú rats ab.

Lord Castlereagh. '(Nach einigen Erörterungen). Be harrt der achtbare Herr auf Anwendung der Ausdrücke: falsch und niedrig (false and base)?

Hr. Ponsonby. Wenn der edle Lord bey seiner Behaup tung beharrt, daß wir auf Schleichwegen Mittheilungen von Ge schäftsführern auswärtiger Mächte erlangt hätten, so muß ich sagen, daß diese Behauptung falsch, daß eine solche Einflüßtes / rung niedrig ist. Wenn ich aber den edlen Lord mißverstanden habe, so bedaure ich, diese Ausdrücke gebraucht zu haben.

Lord Castlereagh. Ich habe, ́um deutlicher zu seyn, verstanden, daß vor Genua aus Mittheilungen an ein achtbares Mitglied des Hauses gemacht worden sind, auf welche dieses Mit: glied nachher seine Behauptungen gründete.

Hr. Whitbread erklärte sich über diesen Punkt. Er habe ein anonymes Schreiben aus Genua erhalten, darüber blos einen Empfangsschein gegeben, und nachher zufällig im Vorzimmer (lobby) des Unterhauses gesprächsweise etwas davon gegen Lord Castlereagh erwähnt, der damals, höflicher als heute, ihn blos ermahnt habe, auf dergleichen anonyme Mittheilungen nicht zu achten.

Hr. Ponsonby. Ich kann auf mein Ehrenwort versichern, niemals eine Mittheilung von auswärtigen Geschäftsführern era halten, auch dieses von meinen Freunden nicht gehört zu haben.

Lord Castlereagh wiederholt seine obige Frage in Betreff der Ausdrücke false und bass.

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Hr. Tierney meint, die Sache würde gehoben, wenn der edle Ford erklärt, er habe nicht verstanden, daß auf ungeziemende (improper) Weise in-dieser Hinsicht verfahren worden.

Lord Castlereagh. Das kann ich nicht. Ich meine, die Mittheilung war nicht auf konstitutionellem und geziemendem Wes ge (constitutionally or properly) erlangt.

Der Sprecher. Die Debatten können nicht schließen, bes vor diese Worte erklärt sind. Welches auch die Hiße der Debats. ten seyn móge, so bin ich überzeugt, laß der sehr achtbare Herr (Ponsonby) erklären wird, sie nicht in persönlich beleidigender Absicht, und um anderweite Handlungen an einem andern Orte zu veranlassen (hört, hört!), ausgestoßen zu haben. Der sehr achts bare Herr ist dem Hause eine Erklärung schuldig.

Hr. Ponsonby. Ich bin überzeugt, Hr. Sprecher, daß dieses der Plaß nicht ist, eigensinnig auf gewissen Ausdrücken zu beharren. Indeß bin ich der Erste nicht, gegen dessen Sprache Einwendungen zu machen wären. Ich beschuldige Niemanden, aber Beyspiele liegen nicht weit.

Lord Castlereagh. Ich zielte auf den allgemeinen Grunds saß des Gebrauchs von Mittheilungen, welche auf unmittelbarem oder mittelbarem Wege aus Quellen, wie die, worauf ich ans spielte, geflossen seyn müssen. Ich stehe indessen nicht an, zu ers klären, daß ich es auf keine persönliche Beschuldigung abgesehen hatte. Ich fühlte, daß eine Motion, gemacht auf Mittheilungen, die nur auf mittelbarem Wege erlangt seyn können, nicht vom Parlamente angenommen werden solte. *

Hr. Ponsonby. Ich behaupte, daß jene Beschuldigung höchst ernsthaft für jeden Mann seyn musste, der seine Würde kennt, und in dieser Hinsicht bediente ich mich jener Ausdrücke in der Hiße der Debatten. Nach der Erläuterung des edlen Lords kann ich sagen, daß es mir leid thut, sie gebraucht zu haben. Die Motion ward zurückgenommen.

In der Sigung vom 5. May ward im Unters haufe die Bill über Erneurung der Eigenthumss tare zum dritten Male verlesen, und ging durch mit 160 Stimmen gegen 29, obgleich Hr. Lockhart bemerkt hatte, daß diese Steuer den Handelsstand nicht verhältnismäßig treffe, indem derselbe in England und Schottland nur drey Millionen Pfund an jener Tare zahle, woraus folgen würde,

daß sein reiner Gewinn nur 30 Millionen Pfund jährlich betrage, was unwahrscheinlich sey.

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Hr. Plunket vertheidigte bey dieser Gelegenheit die Minister gegen den Vorwurf von Verspottùng, indem sie über Erneurung der Eigenthumstare håtten abstimmen lassen, als sie einen Subsidien:Vertrag mit den Bundsgenossen bereits abgeschlossen hatten. Dieser Vertrag wåre (sagte er) vom Prinzen Regenten nur bedingterweise ratifizirt worden; die Minister aber konnten nicht anders handeln, als sie hans delten; denn håtten sie dem Hause, statt zu sagen: Unters handlungen sind im Gange;“ gesagt:,,ein Vertrag ist bes reits abgeschlossen;" so wäre das Haus gleichsam ermächtigt worden, ihn durch seine Beystimmung zu sanktioniren, da doch das Recht des Kriegs, des Friedens und der Bündnisse der vollziehenden und nicht der geseßgebenden Gewalt zusteht; håtte aber das Haus seine Beystimmung verweigert, so wåre Uneinigkeit und Mißmuth unter Englands Bundsgenossen ausgestreut worden.

In der Sigung vom 11. May wurde im Obers haufe die Bill zur Erneurung der Eigenthumsta ze zum dritten Male gelesen, und ging als Gesez durch, troh mehrerer Widersprüche, unter denen auch hier vom Marquis von Douglas den Ministern der Vorwurf ge=. macht wurde: „sie håtten jene Adresse vom 7. April den bey,,den Kammern unter dem Vorwand bloßer Sicherheits-Maß,,regeln, und als wäre der Krieg noch nicht entschieden, ents ,,lockt (deceived), in der That aber die darin bezeugte Be ,,reitwilligkeit des Parlaments blos zur Erneuerung einer gez ,,hässigen Tare und eines gefährlichen und unpolitischen Krie ,,ges benugt, und nun sage gar Ludwig XVIII. in seiner „Proklamation an die Franzosen, daß die Verbündeten ihnen „nie einen andern König als ihn zugestehen würden.“

In der ersten Sizung nach den Pfingstfeiertagen, den 18. May, fragte Lord Grey im Oberhause den Grafen Lis

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verpool, ob die Minister gesonnen wåren, dem Parla ment den Wiener Vertrag vom 25. März (wovon bisher nur der wesentliche Inhalt bekannt gemacht ist), und Napo=' leons neuerliche Eröffnungen vorzulegen. Lord Liver: pool erwiederte, er hoffe dem Hause am 22. May eine Botschaft des Prinzen Regenten mit Abschriften der Vertråge vorlegen zu können, und werde alsdann darauf antragen, fie am 23. in Betracht zu ziehen. Lord Grey machte gegen diese Schnelligkeit der Betreibung Einwendungen, da die Parlamentsglieder nicht Zeit haben würden, sich vor der Er: örterung gehörig zu unterrichten. Auch fragte er, ob und was man Bonaparte auf seine Erörterungen geantwortet habe. Graf Liverpool vertheidigte den von den Ministern einzuschlagenden Gang. Die Sache, sagte er, sey sehr einfach; die Vertråge wåren ihrem Wesen nach dem Parla= mente schon bekannt; zwey Måchte håtten sie bereits ratifizirt, von der dritten erwarte man es unverzüglich. Die von der englischen Regierung (in dem Memorandum) beygefügte Reservation sey von allen Verbündeten einmüthig gebilligt wor den. Bonaparte's Eröffnungen håtten keine Unterhands lung zur Folge gehabt; man habe zu Wien beschlossen, keine anzuknüpfen. Auf fernere Fragen des Grafen Grey und andrer Lords erklärte Graf Liverpool: daß er auch eine Abschrift der von Bonaparte erhaltenen Eröffnung, so wie die mit den verbündeten Herrschern geschlossene Subsidien Verträge vorlegen werde, und daß eine in Pariser Blåttern abgedruckt gewesene (sehr hochtrabende) angebliche Proklas mation Lord Wellington's an die Franzosen eine bloße Erdichtung sey. Als man in thn drang zu erklären, ob der Inhalt der neulich von Ludwig XVIII. an die Franzosen erlassenen Proklamation die Zustimmung der Verbündeten habe, erwiederte er, die brittische Regierung habe kein Recht, sich um den Inhalt der Proklamationen fremder Monarchen au bekümmern.

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