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lichsten Erfolg des Krieges. Nehmen wir an, die Bourbone, obgleich Frankreich dieser Familie durchaus entgegen, scheint, würs den wieder eingeseht. Welche größere Sicherheit für dauernden Frieden haben wir alsdann? Wollen wir ganz Frankreich entwaffnen? Sein ganzes Militärsystem vernichten? Da müssten wir sein ganzes Heer ausrotten. Müsste in dem Falle nicht selbst ein Bourbon, wenn er an Frankreichs Spike stånde, in seinen Geist eintreten und gegen uns Krieg führen? Würden wir alsdann von dem bewaffneten Zustande, den man so fürchtet, befreyt seyn? Werfen wir unsre Blicke auf Nordamerika. Wie ein neuer Krieg ausbricht, wird auch die Frage über unsre Seerechte, über die im Genter Vertrage nichts festgeseßt wurde, wieder aufleben, und zwar um so mehr, weil Frankreich wieder Kolonien erhalten hat. Amerika, im Gefühl seiner bewiesenen Tapferkeit, und einer kries gerischen Entwicklung, die es, Dank unsern Maßregeln, in den legten zwölf Monaten um ein Jahrhundert‹ vorwärts brachten, wird uns schwerlich in Ruhe lassen, wenn wir anders nicht unsre Politik ändern. Frankreich hat ferner den Sklavenhandel abs geschafft; ein Schritt, der eben sowol von den Gesinnungen als von der Stärke der neuen Regierung zeugt, denn wenn unser Minister bey Ludwigs Ministerium auf Abschaffung desselben drang, so hieß es immer, die Volksstimmung sey dagegen. Frank reich hat also offenbar auf St. Domingue und auf den Erwerb neuer Kolonien verzichtet; und dieser Schritt kann nicht ermans geln, he zur Emanzipation anzufeuern. Alle diese Gründe schres ken mich ab, zum Kriege zu rathen, und ich halte mich für verpflichtet, Folgendes als Dankadresse vorzuschlagen: Daß wir war ein Vertheidigungssystem zur Erhaltung der Ruhe und Un abhängigkeit der Staaten herzlich billigen, aber nicht glauben,, ,,daß man einen Krieg unternehmen solle, der von dem Grunds sahe der persönlichen Proscription des gegenwärtigen Herrschers ,,von Frankreich ausgehe; daß uns ein solcher Krieg zweifelhaft im „Grundsaße und fruchtbar an den größten Gefahren scheine, ins ,,dem er uns auf Frieden nur in dem Wechselfalle Aussicht eröffne, `,,entweder einer vollkommenen Zerstörung der proscribirten Regies ,,rung, oder einer erniedrigenden, schmachvollen Anerkennung ders „felben nach einer solchen Proscription; daß wir daher Se. königl. „Hoheit bitten, neue Unterhandlungen mit den verbündeten Mäch,,ten auf dem Grundsaße eines Vertheidigungssystems zu eröffnen, ,,dás dem Interesse dieses Landes und der Wohlfahrt Europa's

„zuträglicher zu seyn scheine, als die Erklärung vom 13. März, ,,und der darauf folgende Vertrag vom 25."

Graf Barthurst vertheidigte die Minister ausführlich. Die Abweichung von dem Grundsaße der Entthronung Nas poleons, sagte er, würde auf einmal die Koalition auflösen; wäs re auch ja der Vertrag von Fontainebleau verleßt worden, so fielen die Verlegungen nicht den Verbündeten zur Laßk; die Nichtausbezahlung der Pension Bonaparte's sey nur eine Vergeßlichkeit (ommission) aber keine Verlekung; diefe erwüchse nur aus förmlicher Verweigerung; Bonaparte's Wiedereinseßung sey gerechte Ursache zum Kriege gegen Frankreich, weil diesem der Frieden nur unter der Bedingung seiner Absehung zugestanden worden; Krieg sey, bey Bonaparte's Charakter, über kurz oder lang unvers meidlich, aber nie könne er mit bessern Aussichten geführt werden; nie hätten die drey großen Mächte (Oestreich, Rußland und Preuss sen) schönere und zahlreichere Heere gehabt; da Bonaparte's Wiedereinsehung die Ursache des Krieges sey, so wäre es freylich eine nothwendige Folge, daß er fortgeführt werden würde, bis Bonaparte abgeseßt wåre; weder Ihre Majestät noch Ihre Bundsgenossen hätten die Absicht, sich in die innern Angelegenheiz ten von Frankreich zu mischen, aber über den Punkt, daß Sie mit Bonaparte keinen Frieden machen wollten, wären fie alle einig.

Nachdem der Graf nochmals die Rechtsgrundsäße durch gegangen, die eine Sicherstellung gegen die Gefahren rechts fertigen, welche der europäischen Gemeinwelt aus der Politik, dem Regierungssystem oder dem persönlichen Charakter des Souverains eines fremden Staats drohen, schloß er mit dem Antrage, die von Lord Liverpool vorgeschlagene Adresse zu genehmigen. Lord Grenville sprach eben: falls für die Adresse, wurde aber durch plößliche Unpåßlichkeit an Vollendung seiner Rede verhindert.

Die vom Grafen Grey vorgeschlagene Abänderung wurde mit 156 Stimmen gegen 44 verworfen.

Unterhaussihung am 25. May. Sir Fran cis Burdett überreichte eine Bittschrift der Stadt Westminster des Inhalts: daß der Friede beybehalten und im Un

terhaus eine Reform eingeführt werden möge. Lord Castlereagh widersetzte sich der Annahme dieser Bittschrift, wegen ihrer ungebührlichen Abfassung, worauf sie auch nach heftigem Wortwechsel zwischen ihm und Hrn. Fißgerald einer, und Sir Francis Burdett und Lord Milton, andrerseits, verworfen ward.

Lord Castlereagh begann hierauf seine Rede zum Vorschlag einer Dankadreffe auf die Botschaft des Prinzen Regenten vom 22. May; indem er das Haus benachrichtigte, daß die Ratifikation Oestreichs hinsichtlich des Vertrags vom 25. Mårz, deren förmliches Daseyn ein achtbarer Gentleman in einer frühern Debatte für nothwendig erklärt habe, er: folgt sey, und daß er diesen Morgen das Vergnügen gehabt, solche mit dem Streichischen Botschafter auszuwechseln. (Hört!) Hierauf las er dem Hause die amtliche Note des öftreichischen Hofes vor, welche ihm bey jener Auswechslung im Betreff der erläuternden Erklärung der großbritannischen Regierung abgegeben wurde. Sie lautet wie folgt:

„Der unterzeichnete Minister Sr. kaiserl. Maj. von Oestreich, nachdem er seinen erhabenen Gebieter von der ihm durch Lord Castlereagh in Betreff des achten Artikels des Vertrags vom 25. März gemachten Mittheilung benachrichtigt, hat von Sr. Maj. Befehl erhalten, zu erklären, daß die von der brittischen Regies rung in Betreff dieses Artikels gemachte Auslegung durchaus den Grundsäßen angemessen ist, nach welchen Allerhöchstdieselben ihre Politik während des gegenwärtigen Kriegs zu regeln willens find. Der Kaiser, obschon unwiderruflich entschloffen, alle seine Anstrengungen, in Gemäßheit des mit seinen Bundesgenossen abgeschlossenen Vertrags, gegen Napoleon Bonaparte zu kehren, ist dessenungeachtet überzeugt, daß er es seinen Unterthanen sowol, als dem Grundsaße des Bundes selbst schuldig ist, den Krieg nicht zu dem Endzweck, Frankreich irgend eine bestimmte Regierung aufzudringen, zu führen. Welches auch seine Wünsøe seyn möz gen, Se. allerchristliche Majestät auf Ihrem Throne wieder einges seht zu sehen, so angelegentlich Sie auch mit ihren Bundsgenossen zur Erreichung dieses wünschenswerthen Endzwecks beytragen möchs ten, so halten Se. kaiserl. Maj, doch für gut, durch diese Dekla

ration zu erklären, daß Sie vollkommen mit der durch die brittis sche Regierung bey der Auswechslung der Ratifikationen des Vertrags übergebenen Erklärung übereinstimmen, welche Erklärung der Unterzeichnete Seitens Sr. Majestät anzunehmen vollkommen ermächtigt ist..

(Unterz.) Der Fürst v. Metternich.“

Lord Castlereagh gab hierauf zu, daß allerdings der Vertrag vom 25. März zwey Gesichtspunkte darbiete. Der eine, daß er die Stipulationen des Kongresses aufrecht er: halte, sey allerdings noch nåherer Erörterung fähig, indeß wäre dieses gerade der Punkt, den er zur Erörterung offen! erhalten möchte, indem er noch nicht dem Parlament vorge legt werden könne. Er wünsche ihn unberührt zu lassen, in der Hoffnung, zu seiner Zeit die befriedigendste Erklärung darüber geben und zeigen zu können, daß die glänzendsten Hoffnungen und Plane des großen Staatsmanns Pitt mehr noch als erfüllt worden seyen. Der andre Theil aber verfüge Krieg gegen Bonaparte, und von diesem sey hier die Rede. Der Lord ging hierauf alle bekannte Gründe für den Krieg gegen Bonaparte, auf's Neue und umständlich durch, · entwickelte dessen Charakter, stellte sein Betragen nach allen Friedensschlüssen in's Licht, las zur nähern Erläuterung seiz ner vorhin vorgezeigten Papiere das Schreiben des Herzogs v. Bassano an Caulaincourt vor, *) und fügte hinzu, es sey nichts verabsäumt worden, um den Verbündeten alle Für und Wider reiflich zu erwågen zu geben, auch könne man überzeugt seyn, daß bey dem Volk in Frankreich dennoch zu

leht

*) Anmerkung. Man sehe dies Schreiben in der Rede, wels che Lord Castlereagh in der Eikung vom 28. April im Uns terhause hielt, nur ist hinzuzusehen: „daß Bassano den Rath, den er Caulaincourt ertheilte, mit dem Verfahren der Verbündeten gegen die Besaßungen von Dresden, Danzig und Gorcum, denen man die Kapitulation nicht gehalten hätte, zu entschuldigen suchte.“

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leht das Gefühl für den rechtmäßigen Monarchen die Oberhand behalten werde. Die vereinten Kräfte der Verbündeten. feyen von der Art, vernünftigerweise kein Fehlschlagen befürchten zu lassen. Der Krieg sey also gerecht, er sey noth wendig, sey rathsam, und wenn die Verbündeten ihn jest nicht mit Erfolg zu beginnen vermöchten, so würden sie és nie mehr können, weil Europa nie mehr wieder jene gewaffnete Stellung haben, nie mehr so einträchtig wieder seyn werde, als eben jest. Das Haus würde seine Pflicht verlegen, wenn es dem Bunde nicht mit allen Mitteln, die ihm zu Gebote stehen, helfe.

,,Welches auch, fuhr er fort, die Schwierigkeiten dieser Kris fis seyn mögen, alles vereinigt sich, uns durch unsre frühern Er folge zu ermuthigen und zu stärken. Wir haben die Genugthuung, die Angelegenheiten der Welt zu einem Punkte geführt zu haben, welcher vergleichungsweise Ruhe und Friede genannt werden mag. Wir haben blos unsre Anstrengungen noch etwas weiter zu treis ben. Die Verhandlungen des Kongresses werden Ihnen später vorgelegt werden. Jeßt frage ich das Haus, ob wir wohl thun würden, uns von der Sache Europa's zu trennen, und zu einem Separatfrieden zu schreiten, statt mit unsern Bundsgenossen gez meinschaftlich Krieg zu führen.“

Der Lord schloß mit dem Vorschlag der Adresse, worin Sr. königl. Hoheit der Beystand des Hauses in allen Anz strengungen gegen den gemeinschaftlichen Feind zugesichert würde.

Lord George Cavendish sprach gegen den Krieg, und schlug eine Abänderung in der Adresse, gleichen Inhalts wie die von Lord Grey im Oberhause angetragene, vor, welche Hr. John Smith unterstüßte.

Hr. Grattan (sonst ein Mitglied der Opposition) stand

auf und erklärte sich für den Krieg..

Ich gebe zu, sagte er, daß erneuerte Feindseligkeiten wo mög lich vermieden werden müssen. Hier aber sind größere Uebel zu Europ. Annalen. 2tes Stück. 1816.

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