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Vorwort.

Wer die Literatur der letzten Jahre verfolgt hat, dem kann unmöglich die Menge der Aufsätze über russische Forstwirthschaft oder vielmehr über das russische Forstwesen entgangen sein, auf welches sich das Waldschutzgesetz vom 4. April 1888 bezieht.

Die überwiegende Mehrzahl dieser Aufsätze hatte den Zweck, Erläuterungen des Gesetzes für seine Anwendung auf verschiedene Einzelfälle hervorzurufen oder auf die Nothwendigkeit einer möglichst raschen Anwendung desselben in verschiedenen Orten hinzuweisen und schliesslich der Möglichkeit einer das Forstwesen schädigenden Umgehung des Gesetzes entgegenzuarbeiten.

Zur Aufklärung der angedeuteten Missverständnisse hat die Regierung und zwar die Kronsforstverwaltung oftmals im Regierungsanzeiger einzelne Fälle auseinandergesetzt, und es unterliegt keinem Zweifel, dass derartige Auseinandersetzungen in der Gesellschaft ein klares Verständniss für die Bedeutung der bezüglich des Waldschutzes ergriffenen Massregeln hervorgerufen und denen, die sich für den Wald interessiren, die Möglichkeit gegeben haben, sich mit den Forderungen des neuen Waldschutzgesetzes näher bekannt zu machen.

Dennoch ist durch die bis jetzt angeregten Fragen und die darauf erfolgten Auseinandersetzungen das Studium des die rus

sischen Forstbesitzer und Forstindustriellen angehenden Gebietes noch lange nicht erschöpft, ebenso wenig ihre durch das Gesetz vom 4. April im Vergleich zu den früheren modifizirten Beziehungen zum Walde.

Da eine genaue Kenntniss des gegenwärtigen Standes der Forstwirthschaft für die Forstbesitzer und viele Andere durchaus nöthig ist, so werden sich dieselhen in eine kritische Beurtheilung der Forderungen des Gesetzes eingehend, folgende Fragen vorlegen müssen: worin besteht die Forstwirthschaft, welches ist ihr individueller Charakter, welche Analogie besteht zwischen ihr und den anderen Wirthschaftsarten, wie Feldwirthschaft, Gartenbau, Viehzucht, welcher Art sind die Mittel und Massnahmen, mit Hilfe deren die Regulirung und das progressive Wachsen der Forsteinkünfte erreicht werden kann; endlich, welche Bedeutung hat der Wald für den Staat, da in Hinsicht auf diese die Regierung es für nöthig erachtet hat, der Verwüstung des Waldreichthums in Russland mit besonderer Aufmerksamkeit zu folgen.

Man kann natürlich auf die vielfach auftauchenden Fragen in den speziell das Forstwesen behandelnden Werken vorzugsweise in der Literatur West-Europas umständliche Antworten finden, aber zu diesem Zweck wäre man gezwungen, in einer ganzen Reihe von Aufsätzen und Artikeln verschiedener Journale nachzuforschen, die nicht direkt die uns interessirenden Fragen beantworten und daher oftmals nur Andeutungen, keineswegs aber Antworten enthalten.

Ausserdem ist die Mühe, dieselben zu studiren, nur leicht für Leute, die über viel freie Zeit verfügen, oder solche, die sich viel mit Forstliteratur beschäftigt haben.

Deshalb liegt die Voraussetzung nahe, dass denjenigen, denen es auf eine richtige Darstellung der oben erwähnten Fragen ankommt, ein Handbuch, welches diese Fragen präcise, klar und

deutlich beantwortet und zugleich eine Menge meist ausländischer Bücher ersetzt, höchst willkommen sein wird. Dies bewog mich zur Abfassung des Buches Russlands Wald" nach einem in allgemeinen Umrissen vorgezeichneten Programm zu schreiten. Die dem russischen Publikum bekannte Firma von A. F. Marks (Herausgeber der Zeitschrift „Niwa") hat sich bereit erklärt, das Werk unter dem Titel „Russlands Wald" herauszugeben.

Dieses Buch wird in drei Bänden, im Umfange von circa 60-70 Druckbogen erscheinen; es wird mit einer bedeutenden Anzahl von kunstvoll ausgeführten Gravüren, Karten, Plänen und Zeichnungen (Abbildungen der Baum- und Straucharten und ihrer Theile, Abbildungen der der Forst schädlichen Insekten, Bilder verschiedener Waldgeräthe) ausgestattet sein; dazu kommt eine ganze Serie kunstvoll ausgeführter Kupferstiche, da solche Abbildungen in hohem Masse denjenigen das theoretische Studium erleichtern, die sich nicht ausschliesslich mit dem Forstwesen beschäftigen.

Der vorliegende erste Theil ist hauptsächlich der Betrachtung der jetzigen Lage der russischen Wälder gewidmet. Sein Zweck ist: den Leser bekannt zu machen erstens, mit der Bedeutung des Waldes im Allgemeinen; zweitens, mit der Menge und der Vertheilung der Wälder Russlands und drittens, mit den in Russland existirenden Verkaufsordnungen des gefällten Holzes sowie den dabei eingeschlichenen Unordnungen.

Schliesslich wird das Gesetz vom 4. April 1888 näher erklärt und der Leser mit den Gesetzen der westeuropäischen Staaten bekannt gemacht. Diesem ersten Bande ist eine grosse Karte Russlands beigefügt mit Bezeichnung des Waldreichthums eines jeden Bezirks, wobei das Flächenverhältniss der Kronsforsten zu den Privatforsten beachtet worden ist; ferner eine kleine Karte Europas.

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