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Oberhalb Breisach sind nur Weidlinge vorhanden, erst abwärts von diesem Punkt findet man die besseren Fahrzeuge. Bei einem gewaltsamen Uebergang müßte man das Material für sie zu rechter Zeit heraufbringen oder im oberen Theil des deutsch-französischen Rheins sich ebenfalls ganz auf die militärischen Brüdenzüge verlassen. Für eine Schiffbrücke, welche nicht unter den Augen des Feindes gebaut wird, kann man Fahrzeuge von Mannheim und selbst vom Neckar holen, wie es im Jahr 1814 für den Uebergang bei Fort-Louis geschah.

Die Franzosen können taugliche Fahrzeuge mittelst ihrer Wasserverbindungen unbemerkt heranbringen.

Zu Floßbrücken ist das Material an der westlichen Abbachung des Schwarzwaldes überall reichlich vorhanden, kann aber nur auf der Murg und der Kinzig geflößt, oberhalb dieses Flusses müßte es auf der Achse herbeigeschafft werden. Daß eine solche Verbindung auch bei großer Strömung zu Stand gebracht werden kann, das haben die Franzosen thatsäch, lich bewiesen. Im September des Jahres 1797 schlugen die französischen Pontoniers oberhalb des Eintrittes der Kinzig, also zwischen Kehl und Auenheim, eine Floßbrücke über den Rhein. Sie hatten dazu eine schmale Stromstrecke gewählt, in welcher die Wasser mit bedeutender Geschwindigkeit abgingen. Der Brückenweg, etwa 733 badische Fuß lang, 17 badische Fuß breit und 3 Fuß hoch über dem Wasserspiegel, wurde von vierzig Flößen getragen, welche in einem scharfen zu Berg ausgehenden Kreisbogen festgeankert waren. Die Brücke war fest, dauerhaft und bequem; sie senkte sich unter sehr schweren Lasten nur wenig. Die Pontoniere sollen zur Construktion dieses Uebergangswerkes nur dreizehn Stunden verwendet, übrigens scheinen deutsche Schiffer bei der Aufstellung mitgearbeitet zu haben. 1

Die Hauptmaße dieser Floßbrücke sind folgende:
Länge der Brücke

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220,00 Meter.

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Stärke des Floßes

0,49

Der freie Raum zwischen je zwei Flößen war der Breite eines derselben gleich.

Wir glaubten diese Thatsache anführen zu müssen, weil sie wenig bekannt ist, und weil sie darthut, daß man eine zusammenhängende Brücke auf dem Oberrhein, auch ohne taugliche Schiffe, in gewisser Zeit zu Stande bringen kann.

9) Die Rheinhafen. Die Sicherung des Schifffahrtsmaterials ist eine hochwichtige Maßregel für Vertheidigung und Angriff; sie ist nothwendig im Interesse der Uferbewohner, weil der entgegenstehende Feind sich desselben bemächtigen würde, wie denn auch in den Jahren 1814 und 1815 die Fahrzeuge verschiedener Orte am rechten Rheinufer von den Franzosen abgeholt worden sind.

Der Ort, wo man die aufgebrachten Schiffe versammelt, muß gewissen Bedingungen entsprechen, die sich leicht aus der Natur der Sache ergeben. Er muß einen Hafen bilden, gegen die Strömung gesichert seyn, geräumig genug, um die Schiffe so aufstellen zu können, daß man jedes einzelne Fahrzeug herausbringen kann, mit hinreichender Wassertiefe und mit so bequemen Eingängen, daß selbst belastete Schiffe keine Schwierigkeit finden. Ein intelligenter und thätiger Gegner wird bald erfahren, wo solches Schifffahrtsmaterial geborgen ist, und er wird gern einen Handstreich wagen, um sich desselben zu bemächtigen oder es zu zerstören, wenn er es ja nicht mit seinen Geschüßen zu erreichen vermag. Darum soll ein solcher Hafen weder von direktem Feuer noch von Wurfgeschossen erreicht werden können, oder er soll gegen

Die Bäume waren durch Querhölzer und eiserne Klammern zusammengehalten. Der Brückenweg lag auf Längen- und Querhölzern, und zwar über dem jeweiligen Wasserspiegel 0,94 Meter. Einen Monat nach Aufstellung dieser Brücke wurde ein 24-Pfänder mit 14 Pferden darüber gezogen, und es betrug dabei die Einsenkung der Brücke 0,42 Meter. Der Verfasser weiß sehr wohl, daß die Aufstellung von Floßbrücken auf größeren Strömen durchaus nichts Neues ist; er weiß, daß solche schon im Jahr 1579 bei Bechel über die Maas, im Jahr 1620 eine über den Main u. s. w. hergestellt worden sind; es ist ihm ebenfalls bekannt, daß Karl XII. im Jahr 1701 seine Floßbrücke über die Dwina, und im Jahr 1704 über die Weichsel gelegt, daß Bourgoine im Jahr 1777 auf einer solchen über den Hudsonflußz, die Preußen 1787 über die Amstel, die Franzosen 1796 über die Etsch gingen. In der neueren Kriegsgeschichte, besonders der Napoleonschen Feldzüge, kommt dieses Uebergangsmittel noch öfter vor. Der Verfasser glaubte aber gerade die oben angegebene Floßbrücke anführen zu müssen, weil sie seines Wissens die einzige ist, welche über den Oberrhein zu Stande gebracht wurde.

die Wirkung derselben gedeckt seyn. Sollen die Schiffe zum Angriff verwendet werden können, so kann der Hafen eine gute Strecke oberhalb, aber niemals unterhalb der Uebergangsstelle liegen.

Zwischen Constanz und Basel werden solche Hafen nur von den Einmündungen der größeren Flüsse gebildet, und da mit Ausnahme der Wutach alle von der Schweizerseite einfallen, so ist diese im Vortheil. Bei niederem Wasserstand möchten die meisten dieser Flußmündungen nur wenig Fahrzeuge aufnehmen und selten eine gute Ausfahrt darbieten, nur die Mündung der Aar oder besser die Strecke von Gippingen bis Klingnau erfüllt fast alle Bedingungen. Für die Stromstrecke oberhalb Schaffhausen könnten bei einer gewissen Lage der Verhältnisse die Fahrzeuge im Untersee gesammelt werden, und man könnte nie mit Dampfbooten schleppen. Diese Verhältnisse sind aber nicht wahrscheinlich, denn der Uebergang ist gesichert, solang sich die Deutschen im Bestße von Konstanz erhalten, und umgekehrt stehen die Gegner auf dem rechten User, so lang sie Stein, Schaffhausen, Eglisau und Basel behaupten.

Auch der deutsch - französische Rhein bietet nicht allzuviele Stellen dar, welche den aufgestellten Forderungen entsprechen; manche Altrheine sind dazu sehr brauchbar, weniger die Mündungen kleinerer Zuflüsse. Beide gewähren den Vortheil, daß das aufgebrachte Material der unmittelbaren Wirkung des Gegners entrückt wird; aber die einen unterliegen dem Nachtheil, daß ihre Ausmündungen, bei niederem Wasser seicht, fast kein Fahrwasser haben, und daß man nur auf der einen Seite ein und ausfahren kann. Obwohl dem Feinde weit näher gerückt, würden wir einen Rheinarm vorziehen, welcher durch eine stark bewachsene Insel von dem Hauptstrom getrennt ist. Hat dieser Rheinarm nur die hinreichende Wassertiese, so wird er durch eine mäßige Strömung nicht unbrauchbar. Die Besetzung der Insel, einige kleine Werke zur Vertheidigung der Eingänge sichern vollkommen einen solchen Hafen, von welchem die Schiffe zu Berg oder zu Thal auslaufen können.

Bei Führung der Rheinbauten hätte man diese Rheinhafen für Kriegszwecke berücksichtigen und geeignete Rheinarme oder Altrheine dazu herrichten sollen. Einige wenige Werke

wären hinreichend gewesen, um die Verlandung zu hindern und ihnen die gehörige Tiefe und Breite mit festen Ufern zu erhalten.

Was die Regierung des deutschen Grenzstaates auf ihrer Seite versäumt hat, das haben die Franzosen am andern Ufer mit Sorgfalt vollbracht. Sie haben den rothen Rhein schiffbar erhalten, als Fort-Louis schon gesprengt war, und wenn sie jezt keine Wichtigkeit mehr darauf legen, so liegt der Grund in dem Umstande, daß sie in der Nähe von Rastatt einen gewaltsamen Uebergang nimmer versuchen werden. Die französische Regierung hat die Mündung der Ill bei der Wanzenau fortwährend mit großen Kosten ausräumen lassen, und wäre sie auch jezt aufgegeben, so wäre es durch den Kanal von der JÜ zu dem Rhein, d. i. durch die künstliche Ausmündung gerechtfertigt, welche zu jeder Zeit fahrbar, ein großes Material aufnehmen und unter den Werken von Straßburg bergen kann. Der kleine Rhein (Bras- Mabile) wird sorgfältig offen erhalten und ist dadurch ein wichtiger Bestandtheil des Systems von Straßburg. Die französische Regierung hat lange Zeit die Verlandung des Königsgießen gehindert, um sich dadurch zum Uebergang abwärts des Kaiserstuhls eine Ausfahrt zu wahren; jezt erseßt ihn in gewisser Beziehung der nahe Kanal. Der Biesheis mer Rhein, zum System von Neu-Breisach gehörig, ist jezt an seinen Mündungen verlandet, aber der Kanalhafen vor der Festung und die nächsten Haltungen können sehr viele Fahrzeuge aufnehmen, und aus diesem wäre eine kurze Förderung immer nothwendig gewesen, wenn man ihn nicht etwa durch einen Zweig mit dem Rheinarm verbunden und diesem durch ein geeignetes Werk an der obern Mündung eine hinreichende Wassermasse gesichert hätte. Aus dem mit dem Großherzogthum Baden vereinbarten System der Rheinbauten dürfte man erkennen, daß die französische Regierung die militärischen Rücksichten auch bei dieser Unternehmung beachtet.

XVIII. Taktische Beschaffenheit der Uebergangsstellen.

Die taktischen Eigenschaften der Uebergangsstellen sind in den Gestaltungen des Strombettes und seiner Ufergelände

begründet, welche früher 1 dargestellt worden sind. Diese Dars stellungen ließen aber sogleich erkennen, daß am Oberrhein die gewöhnlichen Regeln gar nicht oder nur theilweise passen.

Die technische Anschauung sucht die guten Uebergangsstellen zuerst in geschlossenen Stromstrecken; die taktische Betrachtung zieht sie nicht unbedingt vor, denn die Theilung des Bettes kann der Vertheidigung oder dem Angriff erhebliche Vortheile geben. Liegt die geschlossene Strecke nicht in einer bedeutenden Krümmung, so wird sie von den zu Berg und zu Thal liegenden Bänken oder Inseln gesehen. Diese beherrschen aber den Strom und die Ufer, wenn ihre Entfernung von der Uebergangsstelle nicht größer ist als die wirksame Tragweite der Geschüße. — Sind die Bänke niedrig und kahl, so bringen sie feiner Seite einen erheblichen Nußen, sind sie aber hoch und bewachsen, so geben sie dem Ufer, von welchem sie den Thalweg ablenken, einen Vortheil. Die Verbindung einer solchen Insel ist leicht hergestellt, wenn sie nicht etwa durch eine Abschließung schon besteht. Ist sie beseßt, so vertheidigt sie das eigene Ufer, während sie den Uebergang auf das andere erleich tert. Wenn der Stromarm, der die Insel vom Lande trennt, einigen Raum und in seiner Ausmündung noch einige Wassertiese hat, so dient er vortrefflich, um die Fahrzeuge zum Uebersezen der Vorhut zu bemannen, und je nach Umständen selbst um die Pontons, ungesehen von der andern Seite, aufzunehmen. Durch den Thalweg getrennt, kann sie von dem Gegner nicht genommen werden, denn er müßte dazu einen Uebergang ausführen, und, gänzlich beherrscht vom naheliegenden Ufer, könnte er sie, ohne einen Angriff auf dieses nicht eine Stunde lang balten. Da nun solche Inseln den Thalweg nach dem andern Ufer hin treiben, so sieht man, daß der eingehende Bogen dem Uebergang allerdings vortheilhaft ist; jedoch nicht der Bogen des Ufers, sondern jener des Thalweges.

Wie häufig und schnell auch der Stromstrich seine Richtun gen ändert, so sind die Krümmungen doch selten so stark, daß bei der bedeutenden Breite des Bettes nahe liegende Inseln den

1 S. Erste Abtheilung Abschnitt III., IV. und VI. deutsche Vierteljahrsschrift Oktober December 1854 Nr. 68, S. 169-193.

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