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derung auf ihn blickte, mit hohen Würden ihn be kleidete und die schönsten Erwartungen von seinem Leben und Wirken mit großer Zuversicht hegte.

Welchem Freunde der Geschichte der Menschheit sollte es nun unbedeutend erscheinen, die Klip: pen kennen zu lernen, woran ein so talentvoller und kenntnißreicher Mann, wie Rancé, der Res formator von la Trappe, so sehr scheiterte, daß er, in stufenweise erfolgter Steigerung aus einer Thorheit in die andere verfallend, anstatt das ihm verliehene gewichtige Pfund zum Heile der Menschheit weise zu verwenden, eine so widersinnige und grausame Ordensregel ersann und, zu seiner und Anderer Qual, die unmenschlichsten Büfungen als Bedingung wahrer Glückseligkeit auf: stellte? und welcher Wißbegierige sollte nicht sichere Aufschlüsse darüber zu erhalten wünschen, wie der der erhabenen Würde der Menschennatur und den heiligen Geboten des Christenthums so sehr widerstreitende Klosterverein der Trappisten so viele Verehrer und Anhänger habe finden können, er seit seiner Stiftung bis zu unseren Tagen fort: hin zählte? Zollten ja doch in nicht geringer Anzahl Leute jeden Alters, Geschlechtes und Standes jenem geistlichen Rolande Bewunderung und Ehrfurcht; trifft man ja selbst in den Reihen von Rancé's Zöglingen Männer und Frauen aus den vornehmsten und angesehensten Familien und sogar aus fürstlichem und königlichem Geblüte!

als

Dieß Alles muß uns in hohem Maße befrem den, und der Orden von la Trappe muß schon aus den bisher angegebenen Gründen einer beson: deren Beachtung würdig gehalten werden; aber er bietet außerdem manches Andere dar, was in vers

schiedener Beziehung sehr dazu geeignet ist, die Aufmerksamkeit eines Jeden zu fesseln, der mit prü fendem Blicke das Sinnen und Treiben der Mens schen verfolgt, und vorzüglich müssen die durch auffallende Wechsel merkwürdigen Schicksale des aben: teuerlichen Vereines entmenschter Sonderlinge das Interesse für denselben noch steigern.

Die anfangs sehr kleine Zahl von Klösterlingen, welche der barbarischen Ordensregel Rancé's unverbrüchliche Treue gelobten, wuchs, trog der heftigen, - von sehr vielen Seiten und aus den verschiedensten, theils sehr edlen und menschenfreundlichen, theils aber auch höchst unlauteren, Beweggründen gegen die in la Trappe eingeführte Reform und gegen ihren Begründer mit erlaubten und unerlaubten Waffen gerichteten Angriffe, in kurzer Zeit so bedeutend, daß sie die für Aufnahme solcher Büßer bestimmten Gebäude kaum zu fassen vermochten, und der Trappistenorden gelangte durch den Ruf der ausgezeichneten Frömmigkeit seiz ner Mitglieder bei der im blinden Glauben befan genen Menge bald zu sehr großem Ansehen. Auch nach dem Tode des Reformators erhielt sich dessen Stiftung, dem Geiste und der Form nach, in dem früheren Zustande, und über alles Erwarten zahlreich war in Frankreich die Schaar von Frömm lingen und Schwärmern, die an der unsinnigen Selbstentäußerung und an den martervollen Kasteiungen, wie sie Rancé's Sagungen vorschrieben, Gefallen fanden und auf die empörendste Weise gegen ihre Menschennatur wütheten. Die strengen Trappisten wurden auch bald nach dem Hinscheiden ihres von ihnen angestaunten Meisters auf fremden Boden verpflanzt; doch hatten sie

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sich im Auslande, zum Segen der Menschheit, nicht desselben Beifalls, wie in dem französiz schen Reiche, zu erfreuen. Selbst in dem Mute terlande gestalteten sich aber nach einer längeren Reihe von Jahren die für diese gräuliche Bußanstalt früher so günstigen Verhältnisse völlig anders: die Stürme der Revolution, welche mit furchtba rer Gewalt und in reißender Schnelle Alles in Frankreich umwandelten, vernichteten auch, zur Freude aller aufgeklärten und menschlichfühlenden Staatsbürger, die unglücksvollen Schulen des Abers glaubens und der Unnatur. Alle geistlichen Orden wurden durch einen höchst weisen und preiswerthen Beschluß der Nationalversammlung aufgehoben und die Klöster geschlossen, und die Trappisten was ren, wollten sie anders ihrer bisherigen Lebensweise treu bleiben, genöthigt, auf fremdem Gebiete eis nen sicheren Zufluchtsort zu suchen. Die Meisten derselben entschlossen sich, ihrem früher abgelegten Gelübde gemäß, bis an das Ende ihrer Lage bei Rancé's Regel zu verharren, und sie verließen mit bitterer Wehmuth das Heimathland, um sich anderwärts anzusiedeln, wo sie ihre Andachtsübungen und Kasteiungen ungestört verrichten könnten. Unter der Leitung Don Augustin's, eines jungen Fanatikers, wanderte der größte Theil von ih nen in die Schweiz, wo sie auch eine günstige Aufnahme fanden, und namentlich von hier aus zerstreuten sich die Büßer und Büßerinnen von la Trappe gegen Ende des vorigen und zu Anfange dieses Jahrhunderts nach verschiedenen Gegenden der alten und neuen Welt, um neue Nieders lassungen zu gründen. Dieß gelang ihnen auch in mehreren Ländern, und überall, wo sie in klösters

lichem Vereine zusammen leben durften, hielten sie mit eiserner Starrheit an den strengen Gesezen ihres Ordens fest, ja die unmenschlichen Vorschriften Rancé's wurden durch die Verfügungen Don Augustin's, der als neuer Reformator von la Trappe auftrat, in vieler Hinsicht noch härter. Dieser Schwärmer schuf sogar einen sogenannten dritten Orden von la Trappe, in welchen er Kinder beiderlei Geschlechtes aufnahm, um sie nach der den Trappisten eigenthümlichen Weise zu erziehen, und er durchzog viele Staaten Europa's, um solche Marteranstalten zu stiften. Da er aber, weil man seine menschenfeindlichen Bestre: bungen verabscheute, nirgends lange verweilen durfte, kehrte er, nachdem er auch aus Deutschland, wo er mehrere Jahre hindurch an verschiedenen Or ten in den von ihm begründeten Erziehungsanstalten viele jungen Leute selbst Kinder von dem zärtesten Alter schrecklich mißhandelt hatte, ver: wiesen worden war, nach Helvetien zu seinen Brüdern zurück, von wo aus er forthin, so viel es die Verhältnisse gestatteten, für die Verbreitung seines Ordens thätig war. Seine angestrengten Bemühungen waren zum Theile von günstigem Er folge begleitet, und schon hoffte er, in seinem Trei ben nun nicht weiter gestört zu werden da er schien plöglich ein obrigkeitlicher Befehl, wornach die Trappisten die Schweiz schnell räumen mußten. Unstät und flüchtig irrten nun die von hier vertriebenen Klösterlinge herum, und die Meis sten von ihnen fristeten nur durch Hülfe mildthätiger Gaben, die von verschiedenen Seiten ihnen dargereicht wurden, ihr Leben. Aber bald hierauf wurden sie durch einen neuen Wechsel der Dinge

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in Frankreich freudig überrascht. Die Bourbonen kehrten zurück, und die frømmen Brüder und Schwestern von la Trappe hegten nun die frohe Hoffnung, den heimischen Boden wieder betreten zu dürfen. Und sie feierten auch, troß der gegen alle geistlichen Orden bestehenden Gefeße, das Fest ihrer Wiedergeburt in dem Mutterlande und fanden in wenigen Jahren eine so große Zahl von Anhängern, daß viele Mönchs- und Nonnenklöster von ihnen angefüllt wurden. — Aber so glänzend auch dieser Orden in Frankreich wieder er standen war, so mußte er doch bald der freisinni gen und menschenfreundlichen französischen Gesetzgebung auf's Neue erliegen. Die Freunde des Lichts und des Rechts drangen zu gewaltig auf die Vollziehung der gegen die religiösen Corporationen vors handenen Verordnungen, als daß die Staatsregierung ihren gerechten Forderungen nicht hätte willfahren müssen. Die Schließung aller widergesetzlich errich teten klösterlichen Anstalten wurde geboten, und die Trappisten wurden, gleich den Mitgliedern anderer Mönchsorden, aus ihren Wohnsißen aufgescheucht. Nur in einigen Einsiedeleien blieben die schwärmerischen Frömmlinge, durch mancherlei Umstände bez günstigt, noch eine Zeit lang in ungestörter Ruhe, aber auch sie wurden bald nach den Julistürmen von demselben Geschicke, welches ihre Ordensgenossen ereilt hatte, getroffen. Schaarenweise pilgerten die in Frankreich geächteten Anhänger Rancé's in andere Länder, aber nur in wenigen Staaten fanden sie die von ihnen so sehnlich gewünschte Aufnahme.

Wie reich an höchst merkwürdigen Wechseln waren hiernach die Schicksale des Ordens von

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