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der Drahtkorb vor dem Fenster befestigt sei, und zwar auf der Seite, welche dicht an die Wand stösst einen Nagel gezogen; dieser Nagel sei ein Werkzeug, welches jeder Schlosser habe, und einen Dietrich bilde, um die Schlösser damit zu öffnen. Diese Stelle wurde hierauf ebenfalls besichtigt, und fand ich, dass in dieser etwa 5 Zoll starken Zarge am Zapfenloche eine Oeffnung von etwa 3 Zoll befindlich war, eines halben Fingers stark, worin dieser Nagel gelegen. Der Nauendorff sagte auf Befragen, dass er von diesem Nagel ebenfalls Kenntniss gehabt und er denselben heute dadurch entdeckt, dass er den Kopf davon gesehen, und den Kureck auf diesen Nagel aufmerksam gemacht habe. Er sei nicht aufmerksam genug gewesen sonst würde er diesen Nagel schon früher entdeckt haben, da er in diese Fuge der Zarge seinen Spahn zu legen gewohnt gewesen sei.

Der Kureck gab zu, dass er auf diesen Nagel aufmerksam gemacht worden, und der Herr J[ustiz] S[ekretair] Langner sagte auf Befragen, dass er missverstanden sein müsse, wenn in seiner Anzeige bemerkt worden, dass sich die Fuge zwischen zwei Dielen und der Erde befunden habe.

Der Nauendorff wurde hierauf ins Werhör-Zimmer geführt und folgendergestalt

vernommen :

«Ich heisse Carl Wilhelm Nauendorff, bin 50 Jahr alt, luther[ischer] Confession, und habe alles Uebrige, was mich persönlich betrifft, schon in der jetzt schwebenden Untersuchung angeführt. >>

« Am 18 Sept[ember] 1824 wurde ich zum Arrest gebracht und zuerst nach N° 6. Hier blieb ich bis zum 22ten September], wo ich nach N° 3 gebracht wurde. Wie lange ich da gesessen, kann ich nicht angeben. Auf N° 2 war ein Frauenzimmer, die ich aber nicht kenne; mit ihr sass zugleich die Maikoenig darin, welche beide 8 Tage darin sassen, Vorher aber, wie ich mich jetzt erinnere, sass der Müllergeselle Julow darin. Wie lange dieser darin gesessen, weiss ich nicht. Den Julow habe ich kennen gelern dadurch, dass ich mit ihm sprach, indem er mich anredete. Dies lässt sich sehr leicht thun, denn in jeder Wand der Gefängnisse ist ein Loch, wodurch man sehr bequem hören kann, ja man kann von No 4 bis nach N° 1 sprechen, so dass man von beiden Seiten gehört wird. Auf diese Weise erzählt sich aus N° 4 in N° 1, wenn sie nicht rasch nach einander abgeholt werden, jeder das, was im Verhör vorgekommen ist. Auch kann man oben wenn das Verhör im nächsten Stockwerk unten vorgenommen wird, und die Fenster offen stehn, hören dass gesprochen wird. Auf N° 4 war gleich zuerst ein Jude, welcher etwa 4 Wochen darin sass nachher kamen mehrere, die ich nicht alle angeben kann. Einer darin sass 6 Wochen oder 4 Wochen, dann kam Ritter, welcher beinahe 3 Monat darin sass, sodann kam Suppe, der 8 Tage darin war, und endlich ein Kammacherlehrbursche, der auch nur etwa 8 Tage darin sass, worauf ich hineinkam. Auch mit diesem Gefangnen habe ich mich unterhalten, jedoch nur selten mit allen. Ich habe sie alle früher gar nicht gekannt, da ich keine Bekantschaft hier in Brandenburg habe. Der Suppe, den ich jedoch auf dem Hofe, als er auf N° 7 sass, um eine 14 tägige Strafe abzubüssen, gesehen aber nicht gesprochen habe, kam bei seiner letzten Arretirung nach N° 4. Hier redete er mich durch das Loch in der Wand, welches aber seit einiger Zeit auf meinen Antrag zugemacht ist, [an] und fragte mich, indem er mich bei Namen rief, was ich machte, und erzählte mir seine Geschichte, weshalb er zur Untersuchung gezogen, und dass er während des frühern 14 tägigen Arrestes auf dem Hofe init dem Engel gesprochen, wobei derselbe ihm eröffnet habe, dass er hoffe mit 2 jähriger Strafe

loszukommen, da er zum Militair gehöre. Er fügte hinzu, dass er den Engel schon früher gekannt, und derselbe draussen schon lange genug als ehrlicher Mann herumgelaufen sei. Er machte mir auch mehrere Eröffnungen über den Engel, die ich jedoch nicht angeben will. Ich weiss schon worauf es angesehen ist, aber Sie erreichen dies nicht bei mir (den Inquirenten anredend). Der Suppe wollte mit jener Redensart sagen er hielte Engel für einen Spitzbuben, und verdiente derselbe hier zu sitzen. Er hat mir dabei gesagt, dass er auch die Spitzbubensprache verstehe, er hat mich diese auch gelehrt. Diese Sprache verstehen hier mehrere, in denen man es nicht sucht. Diese Sprache klingt etwas jüdisch und kann ich daraus mehrere Redensarten mittheilen, indem ich die ganze Sprache kenne, und ich habe mit Suppe mich darin unterhalten. Auch nicht bloss mit diesem, sondern auch mit andern, die hier gewesen sind, namentlich dem Juden, den ich zuerst traf, habe ich sie gesprochen. Selbst die Frauenzimmer sprechen sie. Selbst in der Nacht kennen sie sich an einem gewissen Zeichen mit dem Munde, welches man weit hören kann. Es giebt mehrere Arten von Dieben, die sich von einander unterscheiden, die jedoch alle Eine Sprache haben. Der Jude hat mich zuerst darin unterrichtet, und man kann die in 14 Tage so genau lernen, dass niemand unterscheiden kann; sie verlangen, che sie mit einem sprechen, das Zeichen, dass man ein « Kessermann » sei (Kluger Mann) und kann man dies nicht angeben, so vertrauen sie einem nichts an. Auch haben sie Herbergen die niemand kennt, und ihre Wirthe sind auch Kesserleute. Hier in Brandenburg sind etwa 5 Kesserwirthe, und in der Nähe etwa 4, bei welchen auch die gestohlnen Sachen untergebracht werden. Jedoch ist es nöthig, dass Sie, als Richter, hiervon keinen Gebrauch machen, und besonders muss aus diesen Acten nichts bekannt werden. Dies geschieht häufig, dass aus den Untersuchungsakten des Gerichts alles was darin verhandelt ist, ins Publicum schon am andern Tage kommt, und ich kann Ihnen Sachen aus Untersuchungsacten aus vielen Jahren eröffnen. deren Inhalt ich kenne obgleich ich nur erst seit kurzem hier bin. Es sind Thatsachen darin enthalten, wodurch dergleichen Leute freigesprochen sind, und zwar auf Grund von Zeugen, die Helfershelfer waren. Sobald ein Kessermann arretirt wird, so verräth er die übrigen nicht, und diese zeugen als dann für ihn. Während der Zeit der Gefangenschaft müssen Frau und Kinder von den übrigen unterhalten werden, und wenn noch gestohlne Sachen vorhanden sind, müssen die freigebliebenen Mitglieder dieselben verkaufen. Sie sind gewöhnlich 3 zu bis 4 zusammen, wenn sie einen Diebstahl begehn, und geben sie, wenn bei ihnen gestohlne Sachen gefunden werden, um den redlichen Erwerb nachzuweisen, irgend jemand an von dem sie solche erhalten zu haben behaupten, und bleiben bei der Confrontation wirklich dabei, auch wenn ihnen das Gegentheil ins Gesicht behauptet worden. Der Dieb hat nicht die Verpflichtung die gestolnen Sachen unterzubringen, welche gewöhnlich in der Kesserherberge so lange liegen bleiben, bis sich der Lärm darüber gelegt hat. Der Dieb beweist sein Alibi gewöhnlich durch die Helfershelfer. Diese Nachrichten erfährt jeder von dem andern sobald man sich stellt, dass man Kessermann ist, und das gehörige Zeichen giebt: so denn erfährt er die geringste Kleinigkeit. Ein Kessermann darf den andern durchaus nicht verrathen, und jeder der dies thut, hat alles Mögliche für sein Leben und seine Habe zu befürch ten; er wird als denn « hehm » gethan, z[u] B[randenburg] zu einem Diebstahl mit genommen, und bei einem Wasser in der Art gemordet, dass man ihn mit dem Kopt in das Wasser steckt, bis er erstickt ist, und als denn wird er an den Rand des Wassers gelegt, oder in einen Graben geworfen. Mir ist erzählt worden, dass ein Mädchen, « die

Juden-Marie » genannt, welche vor etwa 5 Jahren in der Gegend der Schleuse gefunden, auf ähnliche Weise hier erstickt worden. Dies ist mir schon vor langer Zeit im Gafängniss hier erzählt; Näheres will ich darüber nicht angeben, denn ich laufe die grösste Gefahr. Wenn dies nicht verschwiegen bleibt, so treten Menschen gegen mich auf, die mich ins Unglück stürzen; hier in Brandenburg sind wenigstens 30 Kesserleute und stets bewaffnet so dass der, welcher von ihnen angegriffen werden soll, in Gefahr steht, ermordet zu werden. Sie tragen ein langes Messer bei sich, womit sie den Witschen (den nicht zu ihnen Gehörigen) durch bohren. Ich würde im Stande sein, wenn das Königl[iches] Kammergericht meine Vorschläge annimmt, mit Hülfe des Gerichts alle diese Leute in kurzer Zeit aufzuheben. Allein hierzu muss ich frei sein. Diese Freiheit bitte ich mir zu bewilligen, und will ich in der Art Bürgschaft dafür, dass ich mich zu jeder Zeit vor Gericht stellen und meine mir rechtlich zuerkannte Strafe leiden will, durch einen Bürgen bestellen. Dies ist der Schullehrer Reichenow, der jetzt noch ein Vermögen von 1000 R[eichs]th[a]1[e]r[n] besitzt und diese Bürgschaft für mich gewiss leisten wird. Ich habe zwar noch nicht mit ihm darüber gesprochen; glaube aber, dass er es thun werde, und nur denn, wenn er es abschlägt, habe ich kein anderes Mittel, als um möglischte Beschleunigung meines Erkenntnisses zu bitten. Die Geheimnisse, die ich dem Gericht angezeigt habe, kann ich auf keinen Fall vor erlangter Freiheit bekannt machen. Ihnen hilft es nichts und der Sache selbst würde es überall schaden. Das Zeichen der « Kesserleute » kenne ich recht gut; ich habe es sowie die Antwort darauf, von einem Mann erfahren, den ich nicht nennen kann, den ich aber zu seiner Zeit anzeigen werde. Mir hat der Suppe von Diebstählen allerdings erzählt, die noch vorgenommen werden sollen, jedoch nicht durch ihn. Er hielt mich nicht für « einen ̧ Witschen »>, da ich ihm das Zeichen angeben konnte. Eben so halten mich alle übrigen, die hier waren, für einen « Kessermann » aus demselben Grunde. »

« Dass er, der Suppe selbst, einen Diebstahl hier begehen wolle, hat er mir nicht gesagt. Dass 3 Diebstähle hier in der Stadt begangen werden sollen, weiss ich; will sie aber nicht eher nennen als bis das Kammergericht nach meinen Anträgen verfügt hat. >>

« Auch dass hier im Gerichtshause einer begangen werden soll, will ich nicht angeben; ich weiss zwar dass es geschehn soll; allein im Sommer geschieht es gewiss nicht und es scheint mir rathsam, dies ganz zu verschweigen und den Diebstahl anfangen zu lassen und dabei die Diebe zu ertappen. Ich wünsche überhaupt, dass man die Diebstáhle auf diese Art verüben liesse, um dabei die Diebe zu ergreifen. Dies ist meine ganze Absicht. Den Suppe habe ich darüber nicht gesprochen, dass ich frei werden und was ich thun würde wenn ich losgekommen sei. Ich habe mit dem Suppe keine Plane gemacht. Obgleich mir von verschiedenen Personen Absichten eröffnet sind, so habe ich diesen nicht widersprochen und für ausführbar erklärt, weil ich sonst ihr Vertrauen verloren haben würde. Es hat seine Richtigkeit, dass die Verabredung gewesen ist dass das Depositorium bestohlen werden sollte, jedoch nicht diesen Sommer und zwar mit 4 Juden, die nicht von hier sind. Dies erzählte mir Suppe. Ueber die Art und Weise, wie der Diebstahl geschehen solle, hat er mir aber blos gesagt, dass er die Juden holen wolle, die Pferde und Wagen hätten, und an der polnischen Gränze wohnten. Sie hätten hier einen, der Schlüssel (« Tandels ») machen könnte und würde; jedoch würden die Juden ihre « Tandels », da sie vollkommene Werkzeuge haben, selbst mitbringen. »

« Wie viel Schlüssel zu dem Einbruch in's Depositorium gebraucht werden würden, hat er mir nicht gesagt, aber das weiss ich, dass zu einem vollkommenen Diebswerkzeuge 50 Schlüssel nöthig sind. Ob ein hölzerner Kasten auf dem Depositorium befindlich, hat er mir nicht gesagt; inzwischen hat er sich den Ort bemerkt, wo das Depositorium ist. Bei einem hölzernen Kasten pflegen sie den Deckel durch « Schabberzeug » (Meissel und Brechstangen) zu sprengen. Bei eisernen Kasten öffnen sie die Schlösser durch Nachschlüssel und im Fall dies nicht geht, haben sie eine Winde, wie die Fuhrleute und mit dieser und einem um den Kasten gelegten Strick drücken sie den Deckel desselben ein, welcher dadurch gesprengt wird; dies geschieht jedoch selten, da sie gewöhnlich Schlüssel genug haben. [Vorstehendes habe ich nur auf Zureden des Richters gesagt der mir versprochen, dass es verschwiegen bleiben solle.]1» << Den Wunsch ihm dabei zu helfen, hat der Suppe gegen mich nicht geäussert. Eben so wenig hat er mir versprochen mir meine Freiheit desshalb zu verschaffen. Diese Freiheit würde ich überdies nicht von ihm annehmen gekonnt haben. »

« Uebrigens ist es nothwendig, dass wenn einer der « Kesserleute » von einem solchen Diebstahl (« Massmatten ») Kenntniss hat, auch derjenige welcher nicht dabei zugegen ist, dennoch seinen Antheil daran haben muss, der ihm gebracht wird. Jedoch kann ich nicht behaupten, dass diese Verabredung den Diebstahl begehn zu wollen, unter uns wirklich Statt gefunden hat; auch habe ich keineswegs versprochen, dabei zu helfen oder ihn selbst zu begehn, obgleich ich gestehn muss, dass mir Vorschläge desshalb gemacht sind, insbesondre zu den Zwecke, « Tantels » bei mir zu machen, [da ihr bisheriger Tantelmalscher (Schlüsselverfertiger) jetzt nicht zu haben seil', die sie sich selbst verfertigen, und dass ich ihnen dies versprochen habe, um mich gegen sie nicht zu verrathen. Auch habe ich ihnen Manches zugesagt, um hinter ihre Schliche zu kommen; allein ich muss leugnen, auch in dieser Absicht meine Hülfe zu dem beabsichtigten Einbruch versprochen zu haben; sie haben mich auch dazu nicht aufgefordert und hätten sie es gethan, so würde ich es ihnen versprechen gemusst haben, weil ich mich für einen « Kessermann » ausgab. »

«Ich habe dem Suppe nie gesagt, dass es leicht sei das Depositorium zu bestehlen, vielmehr hat er mir eröffnet, dass dies leicht wäre und es nur eines Hauptschlüssels bedürfe, um zu den Geldkasten zu kommen. Das Uebrige sei leicht. Eben so habe ich ihm nicht gesagt, in welchem Kasten das Geld aufbewahrt würde, da ich die Kasten nicht benne und auch nie im Depositorium gewesen bin. Die Rede ist nicht davon gewesen, dass er mir dabei helfen solle; auch habe ich ihm nicht versprochen ihm die Freiheit zu verschaffen, wenn ich früher los käme; denn wie mir Suppe erzählte, dass er seine Angabe gemacht habe, so musste er früher loskommen als ich. Uebrigens schliesse ich aus dieser Beschuldigung, dass der Suppe glaubt oder überzeugt ist, dass ich kein « Kessermann », sondern ein Witscher » sei und dass er aus diesem Grunde aus Rache alles, was er beabsichtig hat, mir Schuld giebt und dass er « umgeschlagen » hat, d[a ?]h[er ?] böse auf mich geworden ist, weil er sich von mir verrathen glaubt.

Was das Durchsägen der Dielen betrifft, so ist es von Suppe geschehn, welcher damit

1 Addition faite de la main de Steinbeck et signée : Steinbeck.

2 Addition en marge signée: Steinbeck.

anfing, als er 3 Tage im Gefängniss war. Der Suppe hatte von mir nämlich das Zeichen des Kessermannes erhalten und desshalb vertraute er mir, dass er entweichen wollte. Damals zeigte er mir durch das Loch in der Wand das Werkzeug dazu. Das Loch war wohl einen Zoll im Durchmesser. Das Werkzeug hatte er gleich am ersten Tage bekommen, wie ich glaube, und zwar durch eine Leine, bestehend in einem Brindfaden, welche er sich mitgebracht hatte und die bei der Visitation nicht gefunden ward und welche er am Unterleibe und um sein Gemächte gewickelt hatte. Sie war jedoch nicht lang genug und er zerschnitt die Saite um das Spinnrad und da er jedes Schloss öffnen kann, so öffnete er auch das Vorlegschloss des Drathkorbes vor dem Fenster, welches er in Zeit von 3 Sekunden auf und zu machen konnte und auf diese Weise verschaffte er sich von Jemand, der unten Stand, durch das Fenster die Werkzeuge, Licht und Feuerzeug. Diese Werkzeuge bestanden in einem Bohrer, einer Kneipzange und einem grossen Messer. Mit dem Bohrer hat er Löcher in die Diele gebohrt und mit dem Messer das zwischenliegende Holz durchgeschnitten und so hat er in einer Nacht, indem er um 10 Uhr Abends [anfing] und des Morgens um 3 Uhr schon fertig war, bei Licht, sowohl die beiden oben als die unten liegenden Dielen durchschnitten. [Das Werkzeug hat er mit nach dem Dom genommen und dort muss es zu sehen sein indem er sich dort wahrscheinlich damit ausgebrochen hat.] Er wollte hierauf einen der Lehmstaken durschchneiden und die übrigen wegschieben, welches sehr leicht geht; sodann in das unten liegende Zimmer herabsteigen und aus dem Fenster des zweiten Stockwerkes, da es nicht hoch ist, auf die Strass kommen. Ich redete ihm zu, diese Entweichung zu unterlassen, da nach seiner Erzählung seine Sache nicht schlimm für ihn stehn könne und versprach ihm, nöthigen Falls im Namen seiner Schwester und der Maikönig bei den höchsten Behörden für seine Freilassung mich zu verwenden. Wenn er durch seine Angaben, dass ich ihn frei machen wolle, dies verstanden hat, so hat er Recht. Er erwiederte mir darauf, dass er diesmal noch einmal einem Menschen glauben und seine Entweichung unterlassen wolle und blieb daher; fürchtete sich aber dennoch, als er zwei Tage vor seiner Abführung, auf dem angezeigten Wege die Nachricht bekam, dass er nach dem Dom-Gefängnisse gebracht werden solle, davor, indem er den Domrichter für seinen Feind hielt und, obgleich die frühere Aussage der Maikönig auf der Polizei mit seiner hiesigen auf dem Gerichte durch die ihm zugekommenen und gegebenen Nachrichten verabredet war, dennoch hier zu viel gestanden zu haben glaubte, um auf dem Dom ohne Strafe fortzukommen. Trotz dem blieb er auf mein Zureden. Ich muss hierbei nochmals bemerken, dass der Suppe einen sehr grossen Anhang hat und dass nur dann, wenn durchaus nichts von dem, was ich heute gesagt habe, bekannt wird, mein Plan vom 30sten März, den ich dem Kammergericht angezeigt habe, gelingen kann. Auch muss der Suppe über meine vorige Angaben nicht vernommen werden, wenn nicht derselbe Fall eintreten soll. Ich wollte in das Gefängniss N° 4 desswegen, damit das Loch nicht entdeckt werden sollte. Desshalb bat ich den Herrn Direktor darum; jedoch wurde es mir abgeschlagen. Wurde nämlich das Loch ohne meine Angabe entdeckt, si wurde mein ganzer Plan vereitelt, den ich am 30sten Maerz bekannt gemacht habe. Ich habe die Schnitte in den Dielen nicht cher gesehn, als bis ich in das Gefängniss hineinkam und da ich die Gegend wusste, wo gearbeitet war, so

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