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unterlassen wollten. Aber Basel ermuntert sie am 12. August, ungeachtet der Drohungen herüberzukommen, damit die ,,früntlich angesechen geselschafft iren fürgang hab." Es sei einzig darauf Bedacht zu nehmen, dass nicht alle waffenfähige Mannschaft ausrücke. Man freue sich, mit den neuen Bundgenossen nach Liestal zu ziehen,,dadurch, ob Gott will, ,,brüderlich lieb und eynung mit Hilff Gottes gepflanzt werden soll." Und am 21. August, unmittelbar vor dem Auszug der Mülhauser, mahnt Basel seine Bundesgenossen abermals zu grösster Wachsamkeit, weil unzufriedene Elemente, die noch in der Stadt sässen, irgend etwas Ungutes im Schilde führen könnten. Bekomme man beim Hinaufziehen Hohnund Drohworte zu Gehör, so sei ein kluges, ruhiges Verhalten das beste Mittel dagegen; der Beleidiger könnten sie dann schon einmal bei günstigerer Gelegenheit habhaft werden.')

Nun erfolgt der Auszug, mit Trommel- und Pfeifenklang, unter dem Kommando des regsamen Stadtschreibers und des Ratsmitgliedes Valentin Fries. Von Basel aus zieht die frohe Schar mit den Bundesgenossen vereint durch die sommerliche baslerische Landschaft nach Liestal, wo die ganze Gesellschaft einige Tage ,,ehrlich und kostfrey" gehalten wurde. Stattlich sind auch die Basler ausgerückt, wie uns das baslerische Wochenausgabebuch verrät:*)

,,Item 11 4 6 verzert Houptlüt, Venner, Weibel ,,mit den spillüten und andern ir zugeordneten uff der ,,Kilchwyhin zu Liestal by Marti dem Wirt."

,,Item 43 ẞ den pfyffern und trummenslahern ze ,,lon, und dieselben hie verzert.“

,,Item 18 9 kosten gangen uber das mol,,zum ,,Brunnen", als man unser puntgnossen von Mulhusen so ,,uff kilchwyhen gen Liestal zogen sind, geschenkt hat, on ,,das Rotfass (sic) vin."

,,Item 26 17 4 verzert dieselben unser punt,,gnossen,,zum Storcken", und sind damit von der herberg ,.gelosst."

1) Die beiden Baslerschreiben vom 12. und 21. August im St.-A. B. Miss. 23/190 und 194. Zur Kirchweih in Liestal vgl. auch W. Merz:,,Die Burgen des Sisgau" II, S. 242.

2) W.-A.-B. S. 957 und 958.

Und im September folgt als Nachtrag:

,,Item 8, 8 ß, 9 um ein Rotfass Win geben minem ,,Herren dem Zunftmeister; ward getrunken und fast daruss ,,verschenkt, als die von Mulhusen hie gewesen sind."

Gar hochgemut werden nach all diesen Festlichkeiten die Mülhauser heimwärts gezogen sein. Ein Wunder ist es, dass es bei der Heimfahrt nicht zu blutigen Reibereien kam. Denn in Sierenz hatten sich Uebelwollende zusammengerottet, um die Festbesucher zu schädigen. Wie aber die wohlgerüstete Schar zu kräftiger Gegenwehr sich anschickt, da entsinkt den Gegnern der Mut und die Mülhauser dringen selbstbewusst,,mit offenem Trommenschlag" durch die Reihen ihrer Widersacher, verfolgt von deren höhnischen Flüchen. In andern Ortschaften, die durchschritten werden, zeigt sich ein ähnliches Bild. Besorgt erkundigt sich Basel am 9. September über die Vorfälle, die seine wie Mülhausens Ehre. gleicherweise beträfen, und verspricht, über dem Handelsitzen und ihn abstellen zu wollen. Und in einem Dankschreiben für die Schilderung des Sierenzerauftritts wird der ergänzende Rat erteilt, nichts zu übereilen und sorgfältig alles erst zu erkunden. Mit der Gefangennahme von Schuldigen warte man in Basel noch zu, bis der eine oder andere von ihnen baslerisches Gebiet betrete; so vermeide man be-rechtigte Klagen der österreichischen Regierung.')

In der Tat scheint man einige der Rädelsführer erwischt. zu haben. Hierauf ist jedenfalls die Urfehde des Schmides. Sixt Kolb zu beziehen, der innerhalb und ausserhalb Mülhausens Schmähungen gegen Bürgermeister und Rat der Stadt ausgestossen hatte und vor Gericht gebüsst wordenwar.2)

Mit diesem Kilchweihzug und seinen Nachspielen fand die Epoche des Bundesschlusses zwischen Mülhausen und Basel ein Ende. Denn was jetzt folgt, die zahllosen Reibereien mit der Herrschaft Oesterreich und deren Anhängern, das wurde zur Ursache der Bundeserweiterung auf die ganze

1) St.-A. B. Miss. 23/197 und 199, Sept. 9. Das zweite Schreiben ohne Datum und Unterschrift steht im Missivenbuch zwischen den Daten Samstag vor Michaelis (Sept. 26.) und Michaelis (Sept. 29).

2) St.-A. M. Nr. 2870, Abend des hl. Kreuztags zu Herbst 1506 (Sept. 13.)-

dreizehnörtige Eidgenossenschaft und eignet sich daher besser zur Betrachtung in jenem Zusammenhange.1)

Den wichtigsten Schritt dazu hatte Mülhausen freilich schon mit diesem Baslerbund getan. Niklaus Rüsch's Werk war von weitblickenden Männern seines Schlages mit zielessicherem Mute zu Ende geführt worden. Mülhausen war hinfort der Gefahr einer österreichischen Umklammerung enthoben und stand schon jetzt eigentlich im mächtigen Schirm jenes Staatswesens, an dessen kerniger Kraft Oesterreichs Macht zerschellt war.

Beilage 1.

Schmähgedicht auf Bürgermeister Ulrich Gerber von Mülhausen.

10. Mai 1505.

Wond ir herren ein gedicht,

Ulrich Gerwer ist worden zů Mulhusen ein Bosswicht;

Er hat die kw gekusst fur das loch.

Was die Switzer thünd, das ist recht;

Aber die Osterreicher hand zů Mulhusen kein Recht.

Das sind die Edlen innen worden

Sy müssen uss dem orden.

Dann Ulrich Gerwer und Lorentz Jordan

Und ander ir gesellen,

Die hand Basel zu in genommen;

Es bringt inen die lenge kein frommen.

Das ist Sixt Smidt wol innen worden,
Der dochtermann wolt nit in den orden,
Darumb musst er im turn worgen.

Aber lågen eben zu,

Dass ine werd der kw genug.

Dann der Sach ist nie bescheen;

Man hat den lüten zugeseitt,

Das ist worden den zů Mulhusen leitt.

Man wirt sin nit vergessen,

Man wirt in ouch messen;

1) Was wir uns für spätere Zeit vorbehalten.

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Wir Wilhalm Zoigler Burgermeister unnd Ratt mittsampt den Sechsern, so man nempt den Grossen Ratt der Statt Basel, bekennen offenntlich unnd tund kunt allen denen die disen gegenwurtigen brieff yemer ansechen oder horen lesen, daz wir mit gutter wol bestymmter vorbetrachtung unnd einhelligem Ratt, unnd vorab dem Allmechtigen Gott, der Junckfraw Marien, allem Himelschen Here, dem Heiligen Romischen Rich zü Lob und Ere, unns selbs unnd unnser Statt Basel ewigen nachkommen zu trost unnd frommen, ouch Gemeiner Eydtgenoschafft zu gutt unnd uss bewegniss uffrechter bruderlicher fruntschafft Lieb und nachberschafft, damit wir dann den Ersamen wisen Burgermeister, Reten unnd Gemeinen Burgern der Statt Mulhusen in Elsass, unnsern besonnder gutten frunden unnd getruwen lieben Eydtgenossen unnd Sy unns har wider gewant sind, dieselben Burgermeister, Ratt, Burger unnd gantz Gemeind der gemelten Statt Mulhusen und darzu ir ewig nachkommen zu unsern getruwen lieben ewigen mittburgern und in unser Statt Basel ewig burgrecht guttlich empfangen und angenommen, als wir denn das nach derselben unnser Statt Basel recht, fryheitt, güter gewohheit, (durchgestrichen: ouch unnser ewigen gesworen punden mit ufnemung und vorbehaltung derselben ze tund macht haben) unnd loblichem altem harkommen ze tund macht haben unnd in unnsern ewigen gesworen punden ze tund vorbehalten ist, empfahen unnd nemmen Sy wissentlich zü unnsern gerechten und ewigen mittburgern, also unnd mit solichem gerechten gedingen wie denn harnach volgt unnd begriffen ist, daz wir unnd unnser ewig nachkommen

dieselben von Mulhusen ir Statt unnd ewigen nachkommen, die iren unnd das ir nu von disshin ewigklich wie und als dick das zuschulden kompt als anndere unser ingesessenen Burger mit gantzen gutten truwen schirmen unnd handhaben sollen und wollen nach irem unnd unnserm nutz lob und ere. Nemlich und also ze verstan:

ob beschee, daz yemand, wer der wer, dieselben Statt Mulhusen, ir burger unnd das ir unnderstan wurde wider recht mit eigenem gwalt von iren fryheitten, verschribungen, altem harkommen, oder dem iren ze trenngen oder ze schedigen, oder daran frevenlich bekumbern oder sy mit frombden oder inlendigem volck uberziehen unnd belegern wolte, wa sy dann unnser hilff notturftig (durchgestrichen: weren) unnd die an (eingeschoben: uns) erfordern wurden, so sollen wir inen unnser getrew Hilff trostlichen zusenden, zuziechen, ir Statt Lutt unnd gutt helffen retten, entschutten unnd by dem iren beschirmen so serre unnd unns moglich ist. (mit blasserer Tinte, offenbar später angefügt: alles in unserm eignen Costen.)

Dessglichen, ob yemand, wer der were, nyemands ussgescheiden die obgemelten Statt Mulhusen oder die iren ze schedigen ze bekriegen oder widerwertikeitt zufugen wolte, von was Sach sich das begeben mocht, nützit hindan gesetzt, dem oder denselben iren Helffern und Helffers Helffern sollen wir, die von Basel, die selb unnser Statt noch anndere unnsere Sloss nit offnen, weder uss- noch inlossen, nit enthalten, etzen, trencken noch ouch einichen furschub, Ratt, Hilff noch Bystand tun, noch yemands der unnsern ze tund gestatten in keinem weg, so vil in unnserm wissen unnd vermogen ist, sonder inen allweg in widerwertikeitt als unnsern getruwen lieben Burgern hilfflich und rettlich erschinen wie vorstatt.

Doch sollen die gedachten Burgermeister unnd Ratt der Statt Mulhusen und alle ir ewig nachkommen mit nyemand einigklich uffrur anheben, sy bringen dann das zuvor an unns, Burgermeister und Ratt der Statt Basel ye zu zytten unnd mit unnserm begunstigen (durchgestr.: unnd willen) unnd zulassen. Wir sollen ouch alsdenn uff anpringen ir beswerden die zu Hertzen nemen (unnd) in trwen dar inn handeln und inen hilfflich erschinen in aller mass als ob die unnser eigen Sach were.

Dessglichen, ob sich gefugte, daz dieselben unnser Burgere (ein Statt) von Mulhusen in künfftigen tagen mit yemand, wer der were, zu unfruntschaft, irrung oder unwillen kommen unnd dieselb der gedachten von Mulhusen widerparthye sich derselben spennen halb uff (unns) ein loblich Gemein Eydtgenoschafft oder uff unns, die von Basel oder aber uff ein anndern eintzigen ortt der Eydtgenoschaft erbutte so sollen sich dieselben von Mulhusen und alle ir ewig nachkommen solichs rechten benugen lasen und dem statt tun an ander kriegklich ubung, sonndern wa sy das nit tatten, also daz sy on unnser wissen einich uffrur oder kriegshandel anhüben, oder daz sy sich, als erst gemelt ist, der furgeslagen rechtbotten nit wolten lassen benugen, alsdenn sollen wir von Basel unnd alle unnser nachkommen unbündig sonder

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