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keins wegs schuldig sin, denselben von Mulhusen in solichen Hendlen einich Hilff oder bystannd ze bewisen.

Es sollen ouch die vilgenanten Burgermeister Ratt noch Gemeind zu Mulhusen noch ir ewig nachkommen mit keinen Fürsten, Herren, Stetten, Lannden noch Lutten keinerley puntnuss, eynung oder verstentnuss, oder wie das genempt werden mag, machen, annemen noch betreffen one unnser, der von Basel oder unnser nachkommen wissen und willen. Die vilgemelten von Mulhusen unnd alle ir nachkommen sollen ouch kein Bestand, Richtung oder Betrag einicher kriegen, die sy mit unnserm wissen unnd wir mit inen embört unnd angefangen hetten annoch uffnemen in kein wise, denn mit unnserm begunstigen und gutten willen.

Es ist ouch in diser ewigen burgerschafft mit luttern wortten beredt, ob wir, Burgermeister, Ratt, unnd Gemeind der Statt Basel unnser ewig nachkommen oder die unnsern von yemand, wer der were, mit frombdem oder inlendigem Volck uberzogen, belegert oder sust wider recht mit eigenem gwalt beschediget, bekumbert oder gevechtet unnd wir der unnsern von Mulhusen hilff und zuzugs bederffen unnd sy alsdenn durch bottschaft oder unser offenn geschrifften gemant werden, so sollen sy nuns ir getrew hilff trostlich zusennden und unns Bystannd tun nach allen irem vermögen unnd ye zu zytten nach gestalt der Sachen ouch in irem eignen Costen.

Und ob sich begeb, daz wir von Basel yemand, wer der were, der unnser oder den unnsern einichen frevel (oder) angriff oder widerdriess bewisen hette und wir in willen kemen, das ze straffen unnd wir zu solichem der von Mulhusen Hilff unnd offnung, geleger oder durchzug in ir Statt notturftig weren, die sol unns alsdenn von inen an widerred begegnen. Nemlich, ob wir mit unnserm gezug zu ross unnd fuss, starck oder swach, tag oder nacht also in solichen zuvallenden Sachen, uffruren unnd kriegen zü einer Statt Mulhusen kommen, darin begerten unnser leger ze haben durch- uss- oder zuziehen, daz unns alsdenn dieselb Statt offen sin unnd solichs alles zugelassen werden (solle). Doch sollen wir des höchsten unnsers vermogens daran unnd darob sin, daz dasselb uanser volck den Burgern und Inwonern zu Mulhusen kein Belestigung tun, sondern das ir in glichem zimlichen werd bezalen sollen.

Unnd damit wir bed vorbestimpten Stett Basel unnd Mulhusen, unnser nachkommen unnd die unsern in solicher Burgerschafft dester bass in rw mut unnd gegen einander mogen bliben, so ist hierinn lutter beredt unnd angenommen, ob sich fugen, dass irrung zwuschen uns bede (!) Stetten kunfftenclich ufferstan wurden in was gestalt sich das begeben mocht, so sollen (und) mogen wir bede teil zu (Später eingefügt: Basel) uff einen genanten tag, den der clagend teil ansechen mag, unnd daz yegkliche parthye zwen erbar man darzu erkiesen als für Schidlütt dazu bescheiden, für die wir derselben unnser spennen zu usstrag kommen. Nemlich daz wir beder sytt vor denselben zugesatzten Clag unnd anntwurtt schrifftlich oder müntlich, wie denn das die zusätz einhelliklich oder des mereren teils erkennen, zulassen und ordnen Basler Zeitschrift f. Gesch. und Altertum XII, 2.

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unnd also furer biss in den enndsatz handlen, unnd was dann durch die zugesatzten nach verhor des alles, ouch kuntschafft, brieff lutten ob die von inen zügelassen, zü recht bekant wirtt, es syennt einhellem oder mererem Spruch, daby solle es biben on weiger, ziechen unnd appellieren. Unnd so verr die gesatzten einem oder dem andern teil mit einichem pflichten bewandt sind, die selben sollen alsdenn ir Eydspflichten biss zu usstrag solichs rechten erlassen sin unnd werden.

Were ouch sach, daz die gesatzten in iren urteln strittig, also daz unnder inen weder ein merers noch ein einhels in dem Rechtspruch funden wurde, so sollen wir bed parthyen in dem nechsten Monatt alsdenn kunfftig unns eins obmans vereinbaren unnd nemmen, fur den beder teilen Clag annttwurtt unnd aller Handel kommen mit sampt der zusatzlütten gegeben urtelen, und so das beschicht, welhes teils zugesatzten derselb obmann zuvalt und gehilt, doby soll es alsdenn bliben an einich weigern und appellieren.

Und das alles, es sye durch die zugesatzten oder den obman, sol on allen verzug bescheen, inen oder im wurde dann bedancks oder Ratt nott, der mocht alsdenn gebrucht werden unnd doch also, das in monatz frist des nechsten die urtel zü ussspruch und furgang komm on inzug und geverd. Es sollen ouch wir bed parthyen ir züsatzlutt yede fur sich selbs ir zugesatzten in irem unnd den Obman in gemeinen Costen halten und haben, unnd was sy zurecht sprechen danckbarlich uffnemmen unnd inen darumb noch desshalben dheinen unwillen zu ziechen in dhein wise.

Doch so mogen unnser beder teilen zugesatzten darzü ouch der obman, ob der also genommen wirtt, die guttlichkeit wol suchen, unnd wa sy die mit wissen und willen der parthyen ervolgen unnd finden, daby soll es alsdenn bliben. Wa aber die züspruch unnd vordrung under obgenannten parthyen sonder personen, wie unns obgen. Stetten eine antreffe, so sol die rechtvertigung glicher wise wie vor statt bescheen, darzu yeder teil die sinen sich des lassen benugen vermogen und halten soll, alles umb Houptsach, Costen unnd scheden.

Aber von aller

annderen Sachen wegen, so sich zwüschen unnser beden Stetten Burgern unnd unndertanen begeben unnd erheben mochten.

Randvermerk

soll kein teil den andern byfangen, in, noch dasin (!) verhefften, verbietten noch arrestieren, sonnder der Cleger schuldig sin, dem annttwurtter in die Gericht, da er gesessen ist, nach zevolgen an denselben ortten furderlich recht gestattet werden sol, ye nach der Statt recht und gewonheitt, da dann solich recht gesucht wirtt.

Es syent von Geltschuld oder ander sachen wegen, die sollen berechtigt (unnd gerechtiget) werden, wie von alter hárkommen ist.

Aber was sachen sind: unzucht, bussen, frevel, Eigen und Erb, oder ligende guttere berurende, die sollen alle und vegkliche berechtiget unnd gevertiget werden an den ennden und gerichten, in denen sy bescheen, gevallen unnd gelegen sind wie denn das von alter harkommen ist. Und solichs rechten sich unnser beder parthyen hindersessen unnd burgere benugen lassen, sich des wytter nit weigern, dingen noch appellieren sollen, denn für die oberkeitt, deren Gerichten, da die urteln geben sind, und was alsdenn von derselben oberkeitt erkannt wirtt, daby soll es bliben, on alles witterziechen.

Doch sollen beder teilen Burgere unnd unndertan in solichem blibenn by iren verschribungen, die sy dann haben, wiedenn dieselben lutten und anzeigen.

Wir obgemelten bede parthyen Basel unnd Mulhusen sollen ouch einander zu allen zytten veilen Kouff zulassen unnd einander by unnsern zollen und nutzungen, wie wir die von alter har geübt haben, bliben unnd unus nuwerung darinn verhalten.

Uand ob wir, Burgermeister, Ratt unnd Gemeind der Statt Basel oder unnser nachkommen hinfur in kunfftigem, über kurtz oder lanng, dhein burgere, wer die weren uffnemmen wurden, daz doch diss burgrecht der statt Mulhusen allen anndern burgrechten, die wir hienach an uns nement, vorgan sol.

Uff das haben wir, Burgermeister, Ratt unnd die Gantz Gemeind der Statt Basel für uns und unnser ewig nachkomen, die wir zu allen vor unnd nachgeschriben dingen vestigklich verbunden ein Statt Mulhusen, die Iren unnd alle ir ewig nachkommen, in obg. mass, formen unnd wise in unnser burgerschafft, Burgrecht, pflicht und als unnser ewig burgere empfangen unnd angenommen, also daz sy in der gestalt unnd in dem, so sich nü hinfur von datum diss briefs in geschefften unnd Hendlen unns bedteil berurend zu lieb oder leid erhept unnd begibt, erheben unnd begeben mag, ewigklich by unns als unnser burgere unnd wir by inen beharren unnd also geachtet sin unnd werden sollen on alles abtretten, enderung, abred unnd wandel, wie die yemer erdacht oder erfunden unnd ingefurt werden mocht.

Und wir, Burgermeister, Ratt unnd die gantz Gemeind der Statt Mulhusen bekennen warheitt dieser obgemelten Burgerschafft unnd Burgrechten, daz wir in die, wie dann von artickel zü artickel an disem brieff erluttert und geschriben, ingangen sind und die also uff- und angenommen (haben). Wir haben ouch daruff for unns unnd alle unnser ewig nachkommen solichs alles und yegklichs was unns das bindet oder binden mag ewigklich stett und vest zehalten liplich Eyd zu Gott unnd den Heiligen gesworen mit urkund und krofft diss briefs und aber hierinn verbehalten . . .

unvollendet.

Quellenverzeichnis.

Amtliche Sammlung der älteren eidgenössischen Abschiede III2.

Basler Chroniken, III, herausgegeben von der historisch-antiquarischen Gesellschaft in Basel.

Basler Urkundenbuch, IX, herausgegeben von der historisch-antiquar. Gesellschaft in Basel.

Das Reichsland Elsass-Lothringen, III. Landes- und Ortsbeschreibung, hrsg. vom statist. Bureau des Ministeriums für E.-L.

J. Dierauer: Geschichte der schweizer. Eidgenossenschaft II.

J. Henric-Petri: „Der Statt Mülhausen Historien." 1. Redaktion im Supplément du bulletin du Musée Historique de Mulhouse 1896. 2. Redaktion, hrsg. von M. Graf 1839.

Huber: Geschichte Oesterreichs, III.

„Le vieux Mulhouse." Documents des Archives publiés par les soins d'une Commission d'études hist. II.

A. Matzinger: „Zur Geschichte der nied. Vereinigung“, Diss. Basel 1910. Druck und Verlag Gebr. Leemann, Zürich - Selnau. studien zur Geschichtswissenschaft, II.

W. Merz: Die Burgen des Sisgau", II.

X. Mossmann: „Cartulaire de Mulhouse", IV.

P. Ochs: Geschichte der Stadt und Landschaft Basel, V.

Schweizer

W. Oechsli: Orte und Zugewandte" im Jahrbuch für schweizer. Geschichte, XIII,

G. Rettig: „Die Beziehungen Mülhausens zur schweizer. Eidgenossenschaft b. z. d. Burgunderkriegen" im „Archiv des histor. Vereins d. Kantons Bern", XII.

Chr. F. v. Stälin: „Aufenthaltsorte K. Maximilians seit seiner Alleinherrschaft 1493 bis zu seinem Tode 1519" in "Forschungen zur deutschen Gechichte I."

H. Ulmann: „Kaiser Maximilian I.", Bd. II.

R. Wackernagel: „Geschichte der Stadt Basel", II1.

H. Witte: „Der Mülhauserkrieg" im Jahrb. f. schweizer. Gesch., XI.

Staats-Archiv Basel:

Archivalische Akten.

Mülhausen A 1, D 1, 2, 3.

Eidgenossenschaft E 1.

Deutschland B 211.

Missivenbücher 21, 22, 23.

Wochen-Ausgabe-Buch 1490-1510 (Finanzakten G).
Oeffnungsbuch VII.

Stadt-Archir Mülhausen:

Akten der Jahre 1498-1507, zitiert nach: „Verzeichnis und Inhaltsangabe der Bestände des Staatsarchivs von Mülhausen i. E. 1236-1798*, im Auftrag der Stadtverwaltung angelegt und veröffentlicht von B. Post und Ed. Benner (1910),

Stadt-Archiv Strassburg:

A A 323, 1528, 1542.

Miszellen.

Ein römischer Oculistenstempel aus Augst. Der Stempel, dessen Abdruck wir hier abbilden,') wurde im Februar 1913 zu Augst im Steinler, etwa 250 m östlich vom Theater, gefunden. Er besteht aus grünem Stein, ist 47 mm lang, 24 mm hoch, oben 14, unten 8 mm breit und trägt an der Untenfläche in Spiegelschrift die sauber eingravierte zweizeilige Inschrift. Man erkennt am Original noch die leicht eingeritzten Linien, mit welchen die Zeilen der Lettern vorgezeichnet wurden. Der Stein hat an der einen Breitseite eine Kruste von Kalksinter, im übrigen ist das Stück unbeschädigt.

GELAMINDMAP CION
MARDISVM ADE

Wir geben die Erklärung auf Grund der gefälligen Mittheilungen von Professor Otto Schulthess in Bern.

Das Fundstück gehört zu den sogenannten Oculistenstempeln, von welchen man schon etwas über 200 Exemplare kennt.2) Es sind, wie man aus den Inschriften erschlossen hat, Petschafte, deren sich die Augenärzte zur Bezeichnung ihrer Medicamente bedienten Von den zur Zeit bekannten Stempeln sind drei Viertheile in Gallien gefunden, ferner eine Anzahl in Germanien und in Britannien, nur vereinzelte dagegen in Italien und den übrigen Ländern. Es scheint demnach, dass die Schule oder Zunft der Augenärzte, welche diese Stempel gebrauchten, ihre Heimath in Gallien hatte. Auf Schweizer Boden sind bis jetzt bloss zwei Bruchstücke zu Tage gekommen.) Die Stempelinschriften enthalten regelmässig an erster Stelle den Namen des Arztes im Genitiv, dann den Namen des Heilmittels und endlich gewöhnlich noch die Angabe der Krankheit, gegen welche es angewendet wird.

Die Inschrift des Stempels von Augst lautet: C FLAMINI MARCIONIS NARDINVM AD IMPET (um), das heisst: Des Gaius Flaminius Marcio Nardensalbe gegen Augenentzündung.

1) Eingangsnummer des Historischen Museums: 1913, 28.

2) Zusammenstellung von Espérandieu im Corpus Inscriptionum Latinarum XIII. 3. Fasc. 2. p. 602 ff.

*) Das eine zu Bosséaz bei Orbe, besprochen bei Conrad Brunner, Die Spuren der römischen Aerzte auf dem Boden der Schweiz, Zürich 1893, S. 46, in verbesserter Lesung und Ergänzung nach Héron de Villefosse im CIL XIII 3 n. 10021, 129; das andre zu Avenches, besprochen bei J. Mayor, Aventicensia, im Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde 1904,5, S. 211.

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