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Basler Zeitschrift

für

Geschichte und Altertumskunde.

Herausgegeben

von der

Historischen und antiquarischen Gesellschaft

zu Basel.

Zwölfter Band.

Basel 1913.

Verlag der

Historischen und antiquarischen Gesellschaft, Staatsarchiv, Basel.

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Eine Basler Flora von 1622.

Von H. Christ.

Vielleicht mag ein Leser, der die Scientia amabilis des 17. Jahrhunderts nicht allzu gering achtet, mit mir einen Blick werfen in ein feines, lateinisches Büchlein in klein Oktav, in glattes Schweinsleder gebunden, betitelt Caspari Bauhini Basil. Archiatri catalogus plantarum circa Basileam sponte nascentium cum earundem synonymis et locis in quibus reperiuntur, in usum scholae medicae quae Basileas est. Also Verzeichnis der um Basel herum wild wachsenden Pflanzen mit ihren Beinamen und Standorten, zum Gebrauch der Basler medizinischen Hochschule, durch den Stadtarzt Kaspar Bauhin. Das handliche, nach seinem Format und seiner Einrichtung zum Gebrauch auf botanischen Ausflügen geeignete Büchlein ist erschienen beim akademischen Buchdrucker Johann Jakob Genath 1622, und trägt dessen Vignette: einen brennenden Leuchter zwischen zwei Lilien, mit der vornehmen Umschrift: Inserviendo consumor, ich verzehre mich, indem ich diene.

Wir würden heute dies Buch eine Taschenflora von Basel nennen und in der Tat ist es die erste mir bekannte Flora eines so kleinen, speziellen Gebiets, die erste, welche ein Professor für seine Schüler herausgab: eine ganz moderne, erst viel später, im 18. Jahrhundert wieder aufgenommene Bestrebung.

Schon durch sein Erscheinungsjahr ist das Büchlein bemerkenswert. Welche böse und wild bewegte Zeit war das Jahr 1622! Vier Jahre erst waren es, seit der dreissigjährige Krieg ausgebrochen, zwei Jahre, seit der Veltliner Mord die protestantische Schweiz tief erschüttert hatte, und im Jahre 1622 selbst näherte sich der Kampf von Norden her dem Rhein: der tolle Mansfeld schlug bei Weinsberg die Liguisten unter Tilly, Tilly überfiel wiederum den Mark

Basler Zeitschr. f. Gesch. und Altertum. XII, 1.

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