Page images
PDF
EPUB

INHALT.

Geschichte der Juden in Basel seit dem Ende der zweiten Gemeinde
bis zur Einführung der Glaubens- und Gewissensfreiheit, 1397
bis 1875, von Achilles Nordmann.

Neueres über Stumpfs Basler Quellen, von August Bernoulli
Die sog. Frau Welt am Basler Münster, von Wilhelm Altwegg
Beiträge zur Geschichte Basels in den neunziger Jahren des 18. Jahr-

hunderts, von E. Schlumberger-Vischer . .

Seite

I

191

[ocr errors]

194

205

Der Basler Bischofstreit der Jahre 1309--1311, von Otto Roller. Stadtmauer und Tor im Südosten von Augusta Raurica, von Th. Burckhardt-Biedermann

276

363

Untersuchungen zur Genealogie der Grafen von Tierstein (Fortsetzung), von August Burckhardt ..

376

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

Geschichte der Juden in Basel seit dem Ende der zweiten Gemeinde bis zur Einführung der Glaubens- und Gewissensfreiheit.

1397-1875.

Von Achilles Nordmann.

Die Schicksale der beiden mittelalterlichen, jüdischen Ansiedelungen in Basel bis zum Jahre 1397, da die zweite derselben zu bestehen aufhörte, sind von M. Ginsburger in dieser Zeitschrift eingehend dargestellt worden.1) Im Einverständnis mit diesem Autor haben wir uns zum Ziele gesetzt, die Beziehungen zu schildern, die zwischen Basel und den Juden vom 15. Jahrhundert an bis in die neueste Zeit bestanden haben. Dabei ergeben sich zwanglos zwei Abschnitte. Der erste derselben reicht vom Ende des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Während dieser Periode kann, weil Juden damals in Basel dauernd nicht wohnen. durften, nur vom Verkehr mit auswärtigen Juden die Rede sein. Der zweite Teil verzeichnet vom Beginn des 19. Jahrhunderts an die Ansätze erneuter, jüdischer Niederlassung und verfolgt die Entstehung und Entwicklung der dritten, heutigen Gemeinde. Die geschichtliche Behandlung der letzten Jahrzehnte wäre verfrüht. Wir schliessen darum vorläufig mit dem Jahre 1875 ab, in welchem die unbeschränkte Glaubens- und Gewissensfreiheit verfassungsrechtlich anerkannt wurde.")

1) Bd. VIII, S. 315 f. Die Juden in Basel. Die Ueberschrift dieser Arbeit entbehrt, was zu Unklarheit Veranlassung geben kann, einer dem Inhalt entsprechenden, chronologischen Abgrenzung.

2) Wenige Monate nach dem Erscheinen der Ginsburger'schen Monographie hat A. Wolf unter dem Titel „Die Juden in Basel, 1543-1872" einen durch Zwischenbemerkungen verbundenen Abdruck eines Teiles der im baselstädtischen Staatsarchiv befindlichen Judenakten herausgegeben. Es ist hier nicht der Ort, dieser Zusammenstellung, die anzuführen wir nicht versäumen wollten, kritisch näher zu treten. Nur die Frage musste entschieden werden, ob für den Wortlaut einzelner Akten auf sie Bezug genommen werden könnte. Da ein Druckort und ein Druckjahr darin nicht genannt werden, sie also später kaum leicht zugänglich sein dürfte, da auch die Archivsignaturen darin Basler Zeitschrift f. Gesch. und Altertum XIII, 1.

1

Ende des 14. Jahrhunderts.

Unser Aktenmaterial ist fast ausschliesslich dem Staatsarchiv Baselstadt entnommen. Auf dessen Bestände beziehen sich unsere archivalischen Quellenangaben. Vor allem kommen in Betracht die Faszikel „Q Juden" der Kirchenakten, in zweiter Linie die Protokolle des Kleinen Rats, die seit dem Jahre 1588 in fortlaufender Reihe vorhanden sind. Letztere bilden zumeist eine Ergänzung der ersteren, zum Teil behandeln sie auch dort nicht verzeichnete Vorgänge. Wo im Folgenden die eine oder die andere dieser Sammlungen nur kurz genannt wird, ist in denselben der genauere Nachweis jeweilen unter dem zutreffenden Datum aufzufinden.1)

I.

Vom Ende des 14. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Im November 1397 hatten die Juden Basel verlassen, sie waren, weil ihr Leben durch eine neuerdings auftauchende Anschuldigung der Brunnenvergiftung bedroht war, entwichen". Die Verhandlungen über die Zugehörigkeit ihres Liegenschaftsbesitzes, zuerst vor König Wenzel und nach. dessen Absetzung vor König Ruprecht von der Pfalz, hatten im Jahre 1404 ihren Abschluss gefunden. Der Arzt Gutleben, der im November 1398, ein Jahr nach dem ,,Entweichen" der Judenschaft, neuerdings als Stadtarzt angestellt worden war, war 1406 gestorben. Einem andern Arzt, Helyas Sabbati aus Bologna, war im Jahre 1410 ein dreimonatlicher Aufenthalt bewilligt worden.) Nun wird es von weggelassen sind, hielten wir es für richtig, von Hinweisen abzuschen und die wesentlichen Belegstücke, die zudem mehrfach in der genannten Veröffentlichung fehlen, selbständig mitzuteilen. Nicht wiedergegeben, sondern nur angeführt haben wir das Material, das in den Rechtsquellen von Basel, Stadt und Land, Basel 1856 und 1865" und in der Gesetzessammlung des Kantons Basel enthalten ist.

1) In der Folge wird das Staatsarchiv Baselstadt kurz als St.-A. B. bezeichnet.

2) Ginsburger, a. a. O., S. 394 f., S. 369 f. der Stadt Basel, Basel 1911, Bd. II2, S. 373.

Wackernagel R., Geschichte

Ein Arzt Gutleben wird im Dezember 1383 für 6 Jahre als Stadtarzt von Strassburg angestellt. (Urkundenbuch der Stadt Strassburg, Bd. VI, S. 100, Nr. 161). Es bliebe zu untersuchen, ob es sich um den gleichen Mann handelt, der seinen Aufenthalt wechselt oder um verschiedene Personen. Ersteres dürfte zutreffen, denn während G. in den Basler Stadtrechnungen der Jahre 1379 bis 1381 als Empfänger eines Gehalts angeführt wird, fehlen solche

jüdischem Verkehr in Basel so ziemlich stille. Von einem längern Verweilen oder gar von der Niederlassung einzelner Juden oder jüdischer Gruppen ist im 15. Jahrhundert keine Rede mehr. Während dieser ganzen Epoche wird ihrer verhältnismässig selten gedacht.

Aus der Tatsache, dass dem Stadtarzt Gutleben in seiner Verpflichtungsurkunde vom 26. November 1398 geboten wurde, Glaubensgenossen ohne Erlaubnis des Rats nicht über Nacht zu beherbergen, schliesst Wackernagel,') dass Juden das Uebernachten in der Stadt damals überhaupt nicht gestattet gewesen sei.

In die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt eine Taxbestimmung über das ,,Judengeleit" als Bestandteil der Einnahmen des Oberstknechts.) Es heisst darüber:,,Item wenn ein jud geleit begert, der soll dem thorwechter geben 18, das er im das geleit erwerb an dem obersten knecht und sol der jud nit on das geleit in die statt gan, darum gyt er dem obersten knecht Vp". Nach Stobbe3) erfolgte die Einrichtung des Judengeleits am Rheine, das sich später zum Judenzoll entwickelte, um die Mitte des 12. Jahrhunderts. Die verschiedenen Einnahmen des Oberstknechts dürften zur Zeit des erwähnten Eintrags vielleicht nur revidiert und neu. zusammengestellt worden sein, das Judengeleit als Quelle derselben aber weiter zurückreichen.

Buchungen vom Jahre 1381/82 an, um erst im Jahre 1398/99 wiederzukehren. (Harms, Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter, Tübingen 1909/10, Bd. II, S. 23, 25, 73).

Höchst wahrscheinlich ist wiederum von ihm die Rede, wenn berichtet wird, dass Meister Gutleben, der „Arzat“, 1373 für zwei Jahre das Wohnrecht in Freiburg im Breisgau erhalten hat. (Lewin, Juden in Freiburg i. B.,

Trier 1890, S. 59, nach Grosses Diplomatar. III, S. 61).

Ueber Helyas Sabbati verbreitet sich ausführlich G. Caro im Anzeiger für Schweizergeschichte, N. F. 1910, Bd. XI, S. 75. Siehe über ihn auch: Berliner, Geschichte der Juden in Rom. Frankfurt 1893, Bd. II1, S. 63 f.

1) A. a. O., S. 373.

2) St.-A. B. Kleines Weissbuch, fol. 127. Die Zeitbestimmung für diese Verordnung, die nicht datiert ist, ergibt sich aus der Analogie mit anderen, datierten Stücken dieser Aktensammlung, sowie aus der ganzen Anlage der letztern überhaupt. Rechtsquellen, I, S. VII und 378 f. Nach Wackernagel, a. a. O., S. 233 erlangt die Beamtung des Oberstknechts seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine grössere Bedeutung.

3) Die Juden in Deutschland während des Mittelalters. Braunschweig 1866, S. 40 f.

15. Jahrhundert.

Verbot des

Uebernachtens

Judengeleit.

« PreviousContinue »