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021-22

1856-1587

THEOLOGICAL LIBRARY
CAMBRIDGE, MASS,

Evang. - Luth. Schulblatt.

21. Jahrgang. Erstes Quartal 1886.

No. 1.

Zwei Aussprüche Luthers statt eines Vorwortes.

"

Luther sagt (XXII, 2248): Um der Kirche willen muß man christliche Schulen haben und erhalten; denn Gott erhält die Kirche durch die Schulen; Schulen erhalten die Kirche. Sie haben wohl kein hübsch Ansehen, sind aber sehr nüßlich und nötig. In Schulen haben die kleinen Knäblein dennoch das Vaterunser und den Glauben gelernt, und find die Kirchen durch die kleinen Schulen wunderlich erhalten worden.".

Derselbe: Wahr ist's, ehe ich wollte, daß hohe Schulen und Klöster blieben so, wie sie bisher gewesen sind" — nämlich unter dem Pabsttum, wollte ich eher, daß kein Knabe nimmer nichts lernete und stumm wäre. Denn es ist meine ernste Meinung, Bitte und Begierde, daß diese Eselsställe und Teufelsschulen entweder in Abgrund versänken oder zu christlichen Schulen verwandelt würden“ (X, 538).

Wie wird die Bibel unserer Jugend das liebste Buch? (Predigt von K.)

Die Gnade unseres HErrn JEsu Christi, die Liebe GOttes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.

Psalm 119, 47. 72. 97. 103. 111.

In Christo JEsu herzlich geliebte Zuhörer! Kein Buch in der ganzen Welt ist so verbreitet als die heilige Schrift. Sie ist in viele hundert Sprachen übersetzt worden, damit sie auch in der Heidenwelt, die das Evangelium noch nicht hat, Eingang finde. Die Bibelgesellschaften stellen so billige Ausgaben der Bibel her, daß es jedermann möglich ist, sie zu kaufen. Ganz Arme erhalten das teure Buch durch sie oft umsonst. Und so wird es denn wohl kaum eine christliche Haushaltung geben, in der sich nicht die Bibel oder doch zum mindesten ein Neues Testament fände.

Sollte man nicht glauben, die Bibel müsse daher auch in der That und Wahrheit das gelesenste und beliebteste Buch sein? Wir wissen aber,

fie ist es nicht. Sie wird in unzähligen Familien weniger als alle anderen Bücher zur Hand genommen. Sie liegt in vielen Häusern schön gebunden auf dem Prunktisch; ihre Bilder werden etwa besehen; sie selbst bleibt ungelesen. Wir wissen auch: es ist wenig Aussicht vorhanden, daß das anders und besser werde. Grund: aus unseren „öffentlichen Schulen“, in welche weitaus die meisten unserer Mitbürger ihre Kinder schicken, ist ja die heilige Schrift verbannt, wenigstens in den meisten Staaten unseres Staatenbundes.

Wir wissen aber auch, daß das überaus traurig und betrübend ist. Die Bibel ist das Wort des Lebens. Wo man sie nicht lesen mag, herrscht Tod, geistlicher Tod. Die Bibel ist das Wort, das da zeugt von dem Licht, das in diese Welt gekommen ist. Wo man sie nicht liest, da wandelt man in Finsternis und Dunkel. Die Bibel ist das Wort des Heils. Wo man sie nicht liest, schmeckt und schaut die Seele das Heil nimmermehr. Die Bibel ist das Wort alles Trostes. Wird sie nicht gelesen, so bleibt das Herz in jedem Leid ohne wahren Trost und Erquicung.

Darum kann es, darüber ist unter rechten Christen kein Streit, kein edleres, kostbareres, teureres und lieberes Buch geben, als die Bibel; keines, das mehr verdiente, von allen gelesen und beherzigt zu werden, keines auch, das mehr verdiente, das tägliche geistliche Brot unserer Kinder zu werden, denen wir ja von Herzensgrund alles Heil, Leben, Licht, Trost und Seligfeit gönnen und anwünschen. Auch unsere Kinder sollten mit David sprechen können: „Ich habe Lust zu deinen Geboten und sind mir lieb. Das Gesetz deines Mundes ist mir lieber, denn viel tausend Stück Goldes und Silbers. Wie habe ich dein Geseß so lieb, täglich rede ich davon. Dein Wort ist meinem Munde süßer, denn Honig. Deine Zeugnisse sind mein ewiges Erbe, sie sind meines Herzens Freude und Wonne.“

Aber es ist sicher: sie sprechen nicht alle so. Die Liebe zur Welt und zu dem, was in der Welt ist, ist bei vielen augenscheinlich weit größer als die Liebe zu GOttes Gefeß. Die Ergözung und Reizung der Sünde dünkt fie süßer, als der Honig, der sich aus den Trostsprüchen der Bibel sammeln läßt. Ein wenig Goldes und Silbers ist ihnen werter als die in der heiligen Schrift verborgenen geistlichen und himmlischen Schäße.

Woher kommt das? Es steckt in ihnen von Natur. Denn der natürliche Mensch hat keine Lust zu GOttes Geseß. Es kommt aber auch mit davon her, daß wir Eltern und Lehrer nicht alles thun, um ihnen das Wort GOttes lieb und teuer zu machen.

Laßt mich euch daher heute die Frage beantworten:

Was kann und soll von uns Eltern und Lehrern geschehen, daß unsern Kindern die Bibel das liebste Buch werde?

1. Was von uns Eltern?

2. Was von uns Lehrern?

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