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unseres Gewissens mit Wahrheit sagen können: „Ich kann mich rühmen in JEsu Christo, daß ich Gott diene", und Unser Ruhm ist der, daß wir in Einfältigkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes auf der Welt gewandelt haben." Ja, lieber Gott, das verleihe mir und meinen lieben Herren Amtsbrüdern und darin erhalte unseren teuren Herrn Jubilar! Amen. Amen.

Um denjenigen Lesern unseres Blattes, welche die „Rundschau" nicht halten, wenigstens etwas von dem Verlaufe dieser Jubiläumsfeier mitzuteilen, möge der dort (Nr. 46) vorfindliche Bericht auch hier nochmals eine Stelle finden. Wir geben ihn ungekürzt wieder:

„Am Dienstag, den 29. Juni, sollte die eigentliche Feier des 25jährigen Amtsjubiläums des Herrn Prof. Selle stattfinden. Man glaubte die ganze Sache so eingerichtet zu haben, daß er keine Ahnung hätte von dem, was ihm bevorstand. Und es wäre auch gelungen, wenn nicht einige allzu gutmeinende Freunde die Sache verdorben hätten. Am Montag-Mittag kamen nämlich mehrere Gratulationsschreiben an und verrieten ihm, was am nächsten Tage seiner warte. Am Dienstag früh begaben sich die Schüler zur Wohnung des Jubilars und begrüßten ihn mit dem Liede 336, welches vom Posaunenchor geblasen wurde. Um 10 Uhr fanden sich die übrigen Lehrer der Anstalt in seiner Wohnung ein und holten ihn in die neue Aula. Diese sowohl als die Vorhalle waren von den Schülern aufs schönste mit Guirlanden und Kränzen geschmückt. Kam man die Treppe hinauf, so sah man vor sich an der Wand aus Mooswinden die Ziffern 1861 und 1886. Trat man von der rechten Thüre aus in die Aula, so sah man sich gegen= über an der Wand ein Ölgemälde, Herrn Prof. Selle darstellend, und unter demselben in Mooswinden die Worte Röm. 15, 17.:,Darum kann ich mich rühmen in JEsu Christo, daß ich Gott diene. Nachdem Herr Prof. Selle in einem von den Schülern der Anstalt geschenkten Lehnsessel Plaß genommen hatte, wurde die Feier durch den einstimmigen Gefang von 336 begonnen. Hierauf hielt Herr Dir. Krauß eine Ansprache über 2 Kor. 1, 12. mit Beziehung auf Röm. 15, 17., in welcher er von dem wahren Ruhm eines Lehrers an einer höheren Anstalt redete, wobei er öfters Abschnitte im Leben des Jubilars berührte. Nachdem die Seminaristen noch vierstimmig 3 Verse des Liedes 350 gesungen hatten, war die Vormittagsfeier beendigt. Nachmittags fand die von den Schülern des Seminars veranstaltete Feier statt. Zu derselben wurde Herr Prof. Selle abermals durch das Lehrerkollegium in Begleitung des Posaunenchors abgeholt. Nachdem er seinen Ehrensit wieder eingenommen, eröffnete das Posaunenchor die Feierlichkeit durch Vortragung einiger Variationen, worauf Seminarist Lücke eine längere deutsche Rede hielt. An dieser Stelle des Programms schob Herr Prof. Selle eine Extra- Nummer ein, indem er auf die vorher gehaltene Rede

antwortete und dabei zugleich einen Abriß seines Lebens gab. Als dritte Nummer trug Prof. Homann auf dem Piano einen Festmarsch von Wagner vor, und dann kam wieder eine Extra-Nummer, bestehend aus einem von Herrn Pastor Reinke verfaßten und verlesenen Gedichte, welches in kurzen Zügen den Lebenslauf des Jubilars vorführte. Dann erfolgte die Überreichung der Festgeschenke und ein ganzes vielseitiges musikalisches Konzert, sowie eine englische Rede vom Seminaristen Rauscher. Die Überreichung der Geschenke ging in folgender Ordnung vor sich: Der Seminarälteste Kemnit überreichte namens der Schüler der Anstalt dem Jubilar einen Lehnstuhl und dem Seminar zum Andenken an diesen Tag das Bild des Herrn Jubilars, in Öl gemalt. Das Lehrerkollegium überreichte durch Herrn Dir. Krauß ein Prachteremplar von Schnorrs Bibel. Sodann folgs ten die Lehrer Bäder, Willner und Grupe, welche eine von Lehrern aus allen Teilen der Synode geschenkte Uhr nebst einigen Kisten Cigarren überreichten. Herr Bäder verlas Gratulationsbriefe der Cincinnati- und Indianapolis Konferenz und der Baltimore Konferenz und überreichte die beiliegenden Geldgeschenke. Namens der Lehrer von St. Louis und Umgegend überreichte Lehrer H. Hölter von St. Louis eine Gratulation, bestehend aus einer kunstvollen Federzeichnung von der Hand des Lehrers Nagel in St. Louis, und einen, Combined Reclining and Invalid Chair' mit Lesepult. Prof. Backhaus verlas das Gratulationsschreiben der Lehrer Clevelands und überreichte die Beilage, sowie auch einen Brief nebst Beilage von der Matthäusgemeinde in Chicago, der früheren Gemeinde des Herrn Jubilars. Als Herr Prof. Selle 1861 sein Amt am Lehrerseminar antrat, war die Anstalt noch ganz unansehnlich. Eben war das Gymnasium nach Fort Wayne verlegt und dasselbe nahm Besiß von der bisherigen Heimat des Seminars. So mußten die Schüler sich einige Jahre in der Stadt kümmerlich behelfen. Damals besuchten 38 Schüler die Anstalt. Von diesen 38 sind noch folgende 20 im Lehramt: A. Beyer, Brakefühler, Faiz, Garbisch, Gärtner, Gertenbach, Hafner, Hölter, Krome, Kurz, Lindemann, Loßner, Möller, Ph. Müller, Riedel, Rix, Schulz, Steinbach, Wambsganz und Wegner. Am Schlusse dieses Schuljahres wurden mehr ins Schulamt entlassen (42), als damals die Anstalt Zöglinge hatte.

H."

„Wann darf ein evangelisch - lutherischer Schullehrer sein Amt

niederlegen ?“

(Auf Konferenz-Beschluß mitgeteilt von Ch. Lücke.)

Das Amt eines evangelisch-lutherischen Schullehrers ist vornehmlich ein öffentliches kirchliches Amt; denn da der lutherische Lehrer einen Teil des öffentlichen Predigtamts ausrichtet, indem er von Gemeinschaft wegen den schulpflichtigen Kindern der Gemeinde in gewissen Stunden Gesez und

Evangelium lehrt und an seinem Teile mithilft, daß in der Gemeinde rech ter Glaube lebt und ein gottseliges Leben geführt wird, und also ausrichtet, was ursprünglich des Pfarrers Amt ist, so ist er dessen Mitarbeiter (Diakonus = Helfer) und ein Diener am Wort. Zu gleicher Zeit vertritt er dabei auch der Eltern Stelle, indem er an ihrer Statt (ihnen helfend) die Kinder aufzieht in der Zucht und Vermahnung zum HErrn." (Lindemanns Schulpraxis S. 11, § 5.) Und im 14. Artikel der Augsburgischen Konfession heißt es daher auch vom Lehramte, daß niemand in der Kirche öffentlich lehren soll, ohne ordentlichen Beruf. Nun hast du, mein lieber Kollege, einen solchen öffentlichen Beruf von der christlichen Gemeinde als einen Teil der Einen heiligen christlichen Kirche erhalten, welcher Gott das Recht, Kirchendiener zu berufen, gegeben hat. Du stehst also in einem Amte, das dir von Gott durch die Gemeinde übertragen ist. Das eben Gesagte findest du schwarz auf weiß in deiner schriftlichen Vokation. Da steht ja gewöhnlich als Überschrift: Im Namen der hochheiligen Dreieinigkeit, Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Du hast den an dich ergangenen Beruf als einen göttlichen erkannt, und daher denselben unbedingt angenommen, endlich öffentlich vor der Gemeinde durch ein lautes „Ja“ dich verpflichtet, das Schulamt nach dem Vermögen, das Gott darreicht, zu verwalten. Es steht also der Grundsatz fest: Gott hat uns die Verwaltung des Schulamtes übertragen"; daraus dann auch mit Notwendigkeit folgt, daß er allein auch das Recht hat, uns dasselbe wieder abzunehmen. Ja, im 111. Psalm heißt es: Was Gott ordnet, ist löblich und herrlich. Es ist aber das evangelisch-lutherische Schulamt nicht nur so hoch und herrlich in Hinsicht auf seinen Ursprung, sondern auch wegen seines Zweckes und Zieles.

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Das zeitliche und ewige Wohl der durch Christum erlösten Jugend steht mit dem Schulamte in engster Verbindung. Die Ewigkeit wird es erst offenbar machen, wie mancher Edelstein in den himmlischen Bau der christlichen Kirche durch den Dienst eines treuen Lehrers ist eingefügt wor den. Unser Vater Luther hat auch sehr große Stücke auf das Schulamt gehalten. Er sagt unter anderem:

„Ein Concilium hauet die großen Äste ab an den Bäumen, oder rottet die bösen Bäume gar aus. Aber ein Pfarrherr und Schulmeister pflanzen und zeugen eitel junge Bäumlein und Würzsträuchlein in den Garten. Osie haben ein köstlich Amt und Werk und sind die edelsten Kleinode der Kirchen. Darum sollen alle Herren dazu thun, daß man Pfarrherrn und Schulmeister erhielte. Es ist aber so viel in einer Stadt an einem Schulmeister gelegen, wie am Pfarrherrn. Bürgermeister, Fürsten und Edelleute können wir entraten. Schulen kann man nicht entraten, denn sie müssen die Welt regieren. Einen fleißigen, frommen Schulmeister oder Magister oder wer es sein mag, der Knaben treulich zeucht und lehrt, den kann man nimmermehr genug lohnen und mit keinem Geld bezahlen. Und

ich, wenn ich vom Predigtamt und andern Sachen ablassen könnte, oder müßte, so wollte ich kein Amt lieber haben, denn Schulmeister oder Knabenlehrer sein. Denn ich weiß, daß dies Werk nächst dem Predigtamt das allernüßlichste, größte und beste ist, und weiß dazu noch nicht, welches unter beiden das beste ist."

Ein fleißiger Leser der heiligen Schrift wird gefunden haben, wie Gott der Kinder so fleißig gedenkt und ihre Erziehung so ernstlich fordert. So heißt es unter anderm von Abraham 1 Mos. 18, 19.: Denn ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, daß sie des HErrn Wege halten und thun, was recht und gut ist, auf daß der HErr auf Abraham kommen lasse, was er ihm verheißen hat. Und 5 Mos. 6, 6. 7.: Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen. Und sollst sie deinen Kindern schärfen, und davon reden 2c. Ferner spricht Christus zu seinen Jüngern Marc. 10.: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes. Und Joh. 20. zu Petro: Weide meine Lämmer. Und der Apostel Paulus Eph. 6, 4.: Jhr Väter, ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermahnung zum HErrn. Es ist also außer Zweifel: Gott hat dir, mein lieber Lehrer, ein hohes Amt, eine herrliche Arbeit übertragen. Und dies Amt zu führen bist du nicht wert, es ist vielmehr eine Gnade Gottes, wenn du es führen darfst. schändliche Verblendung, wenn ein Lehrer denkt: Ich habe den ganzen Tag die Last und Hiße des beschwerlichen Schuldienstes getragen, ich erwarte auch einen besonderen Groschen. Wahrlich, du hast deinen Lohn dahin. Halten wir nun einen Menschen für leichtsinnig, der aus nichtigen Gründen seinen irdischen Beruf mit einem andern vertauscht, zumal wenn er dabei aus dem Regen in die Traufe kommt, viel mehr handelt der Lehrer leichtfertig, gottlos und unchristlich, der seinen hohen Beruf aus leichtfertigen Gründen verläßt. Bedenke doch, Gott hat dir Leben und Gesundheit gegeben, dich mit den nötigen Gaben ausgerüstet. Er hat dich durch die Kirche zu einem brauchbaren Lehrer der Jugend heranbilden lassen. Du hast seit einer Anzahl von Jahren bereits im Weinberge des HErrn im Segen gearbeitet und dir die Liebe und Achtung deiner Kinder, der Eltern und Kollegen erworben. Mit einem Male reißest du dich los von diesen Liebesbanden, trittst leichtfertig aus den Reihen deiner Kampfgenossen und willst nicht mehr das Schulamt verwalten. Entweder bist du noch nie ein rechter Streiter JEsu Christi gewesen, oder du bist vom Glauben abgefallen und dir gehört der Ausspruch heiliger Schrift: Wer seine Hand an den Pflug legt und siehet zurück, der ist nicht geschickt zum Himmelreich. Es bleibt dabei: kein Lehrer hat das Recht, aus eigner Wahl das übernommene Schulamt niederzulegen. Gott, der dir das Amt gegeben, kann es dir auch allein wieder abnehmen.

Aber wie kommt es, daß es, troßdem in unserem Kreise die Lehre vom Beruf so klar dargelegt ist und Gottes Wort so ernstlich befiehlt: Ein

jeglicher bleibe in dem Berufe, darinnen er berufen ist, 1 Kor. 7, 20., dennoch geschieht, daß Lehrer leichtfertig ihr Amt verlassen und einen andern. Beruf erwählen? Diese Frage beantwortet uns der selige Dir. Lindemann mit folgenden Worten:,,Dies kommt daher, daß man von der Herrlichkeit dieses Amtes entweder gar kein oder doch nur ein geringes Bewußtsein hat. Es geschieht ja so leicht, daß man nur die Beschwerden des Berufs empfindet, und sich der Vorstellung hingiebt, als gäbe es keinen unangenehmeren, härteren Stand, als gerade den, in dem man unglücklicherweise leben müsse. Die mit dem Unglauben angeborne Unzufriedenheit des menschlichen Herzens über Gottes Regiment und Führung einerseits, das fleischliche Warten und Hoffen auf gute Tage in dieser Welt andererseits betrügen leicht auch einen Christen, daß er mit seinem Berufe und Amte unzufrieden wird, mutIos die Hände sinken läßt und etwas Bequemeres ergreift. Auch in christlichen Kreisen herrscht ja heutzutage fast allgemein die Meinung, daß ein jeder in seinem Recht sei, wenn er den möglichst bequemen und den einträglichsten Beruf ergreife. Man denkt und handelt, als sei es Gottes erklärter Wille, daß ein jeder vor allem sich liebe und den Nächsten nur insoweit lieben und ihm dienen dürfe, als es sich mit dem eignen Vorteil vertrage."

Es möchte nun nach dem Obigen scheinen, daß der hier in Frage stebende Berufswechsel unter allen Umständen sträflich und verwerflich ist. Doch dem ist nicht so. Kannst du in einem anderen Berufe mit den dir verliehenen Gaben Gottes Ehre besser fördern und deinem Nächsten besser dienen, so ist ein solcher Wechsel erlaubt, vorausgefeßt, daß du solchen Wechsel nicht selbst suchst. 3. B.: Ein Schullehrer hätte das nötige Zeug, und würde von kompetenten Mitchristen dazu aufgefordert, durch ein politisches Blatt der Satanspresse entgegenzuarbeiten. Da könnte man einem solchen den Berufswechsel doch wohl nicht zur Sünde machen. Oder ein Schullehrer hätte eine besondere Begabung in der Musik oder in der englischen Sprache, und würde an eine unserer Lehranstalten berufen, wo er nur ausschließlich in diesen Fächern zu unterrichten hätte, so würde es niemand einfallen, einen solchen Berufswechsel zu verurteilen. Denn auch dort dient der Berufene der Kirche Christi.

Es sind bei einem Berufswechsel die Beweggründe und Umstände wohl zu beachten. Aller Berufswechsel, der aus Unglauben, Ehrgeiz, Weltsinn und Überdruß entspringt, ist sündlich und verwerflich. Ein Lehrer, der nicht von Herzen seinem Beruf lebt, legt lieber heute als morgen seinen Beruf nieder, er ist doch nur ein tönend Erz und eine klingende Schelle. Unser seliger Dir. Lindemann sagt in Bezug hierauf: „Vielmehr sage ich, laß alle die,auskneifen, die durch die Liebe zu ihrem Beruf, zu Gott, zu den Kindern, die durch ihr Gewissen nicht gehalten werden. Ich rufe allen denen glückliche Reise! zu, die nur das Ihre suchen, die sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens sehnen und in ihrer Blindheit meinen, daß sie das Kreuz Christi tragen und zugleich die Wollust dieser Welt ge=

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