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Wir waren durch die Sünde verloren. — Was heißt: „wir waren verloren“? Wir hatten verdient, daß uns Gott verdammte. Was ist mit JEsu geschehen, damit uns, die wir verloren waren, geholfen würde? Er ist für uns am Kreuz gestorben und vom Tod wieder auferstanden durch Gott. Was heißt: vom Tod auferstanden durch Gott"? Gott hat JEsum vom Tode auferwecket. — Durch sein Sterben und Auferstehen hat uns der HErr JEsus eine vollkommene Gerechtigkeit zuwege gebracht, mit der wir vor Gott bestehen können. Wer kann mir sagen, wie wir dieselbe erlangen? Wir erlangen sie, wenn wir an JEsum glauben.

Vers 3. a) Lesen, zunächst von seiten des Lehrers und dann von seiten der Schüler.

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b) Besprechung. Von welcher Person der heiligen Dreieinigkeit ist in diesem Verse die Rede? Hier ist vom Heiligen Geiste die Rede. Was ist der Heilige Geist, mit dem Vater und dem Sohne? Er ist Gott mit dem Vater und dem Sohne. — Wessen Tröster ist der Heilige Geist? Er ist der Blöden Tröster. Unter den Blöden sind hier die armen bußfertigen Sünder zu verstehen, die täglich — und zwar bis an ihr Ende erfahren, daß sie im Geistlichen noch schwach und sehr unvollkommen, und die ihrer Sünde wegen oft bange, betrübt und erschrocken sind. Was will nun der Heilige Geist mit solchen Blöden thun? Er will sie trösten. — Dieses thut der Heilige Geist, indem er uns zum Glauben an Christum bringt, uns in der seligmachenden Erkenntnis fördert und uns in Kreuz und Trübsal Zeugnis giebt, daß wir Gottes Kinder sind. Womit zieret oder schmücket der Heilige Geist die Christen? Er zieret sie mit Gaben. Solche Gaben sind: Glaube, Erkenntnis, Liebe, Geduld, Demut, Freundlichkeit, Beständigkeit u. s. w. Was thut der Heilige Geist mit der ganzen Christenheit auf Erden? Er erhält sie in einem Sinn gar eben. Was versteht man unter der Christenheit auf Erden? Man versteht darunter die heilige christliche Kirche. Sage mir mit Worten aus der Erklärung des dritten Artikels, was es heißt: der Heilige Geist hält die Christenheit in einem Sinn gar eben? Er erhält sie im rechten einigen Glauben. Was bekennen wir in diesem Verse von der Vergebung der Sünden? Hier all Sünd vergeben werden. Da den Gläubigen hier alle Sünden vergeben werden, so ist es ein schändlicher und schrecklicher Irrtum, wenn der Pabst sagt, die Sünden müßten nach dem Tode noch abgebüßt werden. Mit welchen Worten bekennen wir in der Erklärung des dritten Artikels, daß der Heilige Geist uns hier alle Sünden vergiebt? Mit den Worten: in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünde reichlich vergiebt. - Was bekennen wir ferner in unserem Verse? Das Fleisch soll auch wieder leben. Mit welchen Worten bekennen wir dieses in der Erklärung des dritten Artikels? Mit den Worten: „und am jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird.“ Mit welchen Worten bekennen wir hier endlich unseren Glauben vom ewigen Leben? Mit den Worten: „Nach

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diesem Elend ist bereit uns ein Leben in Ewigkeit.“ lige Geist dieses Leben in Ewigkeit nach der Erklärung des dritten Artikels geben? Er wird es mir samt allen Gläubigen in Christo geben.

Wem wird der Hei

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das ewige Leben

4. Zusammenstellung der Hauptgedanken des ganzen

Liedes.

So haben wir denn gesehen, wie wir in diesem schönen Liede Luthers unsern Glauben bekennen. An wen glauben wir nämlich nach dem ersten Verse? Wir glauben an Gott den Vater.

Was ist Gott der Vater? Er ist der Schöpfer Himmels und der Erden. Was will Gott als unser Vater alle Zeit thun? Er will uns alle Zeit ernähren und bewahren. Was thut Gott immer für uns? Er forget für uns, hüt und wacht. Warum kann Gott, unser Vater, uns alle Zeit ernähren und bewahren, und immer für uns sorgen, hüten und wachen? Weil alles in seiner Macht steht. — An wen glauben wir nach dem zweiten Verse? Wir glauben auch an JEsum Christ. — Wer ist JEsus in Hinsicht auf Gott und in Hinsicht auf uns? Er ist Gottes Sohn und unser HErr. - Wer ist JEsus seinem Wesen nach? Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch. Was bekennen wir von JEsu in Absicht auf uns verlorne Sünder? Er ist für uns gestorben und wieder auferstanden. An wen glauben wir nach dem dritten Verse? Wir glauben an den Heiligen Geist. Wer ist der Heilige Geist nach seinem Wesen? Er ist mit dem Vater und dem Sohne wahrer Gott.

Was ist er in Hinsicht auf uns arme Sünder? Er ist unser Tröster. Was thut der Heilige Geist mit der Christenheit auf Erden? Er erhält sie in einem Sinn gar eben; oder: er erhält sie im rechten einigen Glauben. Nenne nun das Uebrige noch, was wir in diesem Liede bekennen oder glauben! Wir bekennen oder glauben eine Vergebung der Sünde, eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Welches Wort giebt am Schlusse des Liedes an, daß alles, was wir in demselben bekennen, gewißlich wahr ist? Das Wort Amen giebt an, daß das alles wahr ist.

5. Geschichten von gesegneten Wirkungen des Liedes. 1) Zum Schluß wollen wir nun noch ein paar Geschichten hören, welche zeigen, wie dieses Lied gläubigen Christen eine Quelle des Trostes war.

a) Ein Edelmann hatte einen einzigen Sohn, dem er gerne eine fromme Hausfrau geben wollte. Der Sohn konnte sich aber nicht zum Heiraten entschließen, weil er fürchtete, er würde eine Frau nicht ernähren können. Einige Zeit darauf will sich eines Bauern Knecht mit einer Magd verheiraten. Sie mußten aber bei dem Edelmann um Erlaubnis fragen. Als sie dieses thaten, frug der Edelmann: „Wie viel Geld bringt ihr zu

1) Die hier mitgeteilten sind den im „Schulblatte“ veröffentlichten „Beiträgen zur Behandlung der Kirchenlieder in unsern Schulen“ nacherzählt.

sammen?" Der Knecht antwortete: „Ich habe mir 15 Gulden an meinem Lohne erspart, und meine Braut 6 Gulden, das ist unser ganzes Vermögen." Hierauf sagte der Edelmann: „Wie willst du aber mit 21 Gulden eine Frau ernähren? Ich weiß einen jungen Mann, der hat mehr als 21,000 Gulden und getraut sich doch nicht, eine Frau zu ernähren." Der fromme Knecht sagte: „D! der muß nie in der Kirche gewesen sein und gesungen haben: Gott will uns allzeit ernähren, Leib und Seel' auch wohl bewahren. Darauf sagte der Edelmann zu seinem Sohne, welcher zugegen war und tief beschämt dastand: „Mein Sohn, du hast mich viel gekostet, daß ich dich zu einem brauchbaren Menschen habe erziehen lassen; aber das Beste und Höchste hast du nicht gelernt, nämlich Gott zu vertrauen. In dieser Kunst wirst du von einem armen Knechte übertroffen."

b) Ein frommes christliches Weib ließ kurz vor ihrem Ende ihren Mann und ihre Kinder zu sich an's Bett kommen und sagte zu ihnen: Gönnt mir den Himmel! ich warte auf den HErrn JEsum, wie eine Braut auf ihren Bräutigam, daß er komme und sie heimhole." Als die Todesangst näher kam, sprach sie: „Nun bin ich durch die Wüste, jezt gehe ich durch das rote Meer, bald will ich aussteigen in das gelobte Land. - Liebe Kinder, so oft ihr in der Kirche den Glauben und in demselben die Worte singen hört: das Fleisch soll auch wieder leben, so denket an eure liebe Mutter, die ihr und die euch in diesem Fleische wieder sehen wird."

Verleihe der HErr auch uns einen solchen kindlichen und fröhlichen Glauben und einst ein seliges Ende. Amen. H. T. Bollmann.

Die Kunst zu unterrichten. 1)

Vortrag, gehalten vom Seminar-Direktor Münch am 20. Juli 1885 in der 5. allgemeinen Lehrerinnen Konferenz zu Saarburg.

Wenn ich von einer Kunst zu unterrichten spreche, so verstehe ich den Unterricht nicht in dem engen Sinne einer Anleitung zur Erwerbung von Kenntnissen und Fertigkeiten; ich fasse den Begriff des Unterrichts viel weiter und verstehe darunter die Kunst, durch den Unterricht die gesamten körperlichen, geistigen und sittlichen Kräfte des Kindes zu bilden und es zugleich für seine zeitliche und ewige Bestimmung zu befähigen. In diesem weite ren Sinne ist die Kunst zu unterrichten eine schöne und erhabene Kunst, von welcher der heilige Chrysostomus sagt: „Höher als jeden Maler, als jeden Bildhauer und Künstler ähnlicher Art schäße ich denjenigen, der jugendliche Seelen zu bilden versteht." Jugendliche Seelen zu bilden ist

1) Wir wissen zwar nicht, ob unser „Schulblatt“ auch Leserinnen hat, aber ein Zuspruch, wie er sich in diesem Vortrag findet, kann uns allen zur Selbstprüfung dienen. Wir drucken ihn daher mit unwesentlichen Änderungen aus dem „Schulfreund“ ab.

eine Kunst, die ebenso hoch über jeder andern Kunst steht, wie der harmonisch gebildete, sittlich erzogene und gottergebene Mensch über einem Kunstwerk von Menschenhand.

Die Kunst, durch Unterricht Menschen zu bilden, ist aber nicht nur schön und erhaben, sie ist auch schwierig, und zwar schwieriger und mühsamer als jede andere Kunst. Stein und Farben fügen sich willenlos der Hand des Künstlers; das Kind dagegen muß für die Bildung erst willig gemacht werden; sie muß ihm schön und wünschenswert erscheinen. Der Künstler gestaltet das Kunstwerk ganz nach seinen eigenen Ideeen und duldet nicht, daß ihm einer ins Handwerk pfuscht; der Erzieher dagegen hat viele geheime und offene Miterzieher, die das wieder verderben können, was er gut macht. Was der Künstler schafft, tritt in die äußere Erscheinung; die Menschenbildung dagegen ist ein innerer Vorgang, bei welchem sich oft schwer entscheiden läßt, ob das Kind das Gebotene annimmt oder abweist. Die Kunst, durch Unterricht Menschen zu bilden, erfordert daher Einsicht, tiefe Einsicht in das Wesen des Kindes; Übung, langjährige Übung im richtigen Gebrauch der Mittel; Wachsamkeit, unausgefeßte Wachsamkeit; Fleiß, einen wahren Bienenfleiß; Geistesgegenwart, die Geistesgegenwart eines Feldherrn; Selbstbeherrschung, die Selbstbeherrs schung eines wahren Christen; Selbstlosigkeit und Eifer, den Feuereifer eines heiligen Johannes, da er den Jüngling rettete.

Beim Unterrichte kommen zwei Personen in Betracht, 1) diejenige, welche unterrichtet, 2) diejenige, welche unterrichtet wird, und außerdem eine Sache, ein Unterrichtsgegenstand. Die Kunst des Unterrichts sezt die Kenntnis des Unterrichtsgegenstandes voraus und erfordert ferner genaue Erkenntnis der zu unterrichtenden Personen und die Fähigkeit, sie für den Unterricht empfänglich und willig zu machen. Zur Kunst des Unterrichts gehört demnach ein Dreifaches: 1) Beherrschung des Unterrichtsstoffes, damit man nur Richtiges biete; 2) Beherrschung der Unterrichtsweisen, damit man das Richtige in einer dem Kinde und dem Stoffe angemessenen Weise biete; 3) Beherrschung der Kinder, damit sie das Gebotene willig aufnehmen.

Zum guten Unterricht gehört 1) Beherrschung des Lehrstoffes.

Das ist so selbstverständlich, daß es eigentlich keiner weiteren Erörterung bedürfte. Der Schreiner kann ohne Holz keinen Tisch machen, der Maurer ohne Steine kein Haus bauen; Lehrer und Lehrerinnen können ohne Kenntnis des Lehrstoffes nicht unterrichten. Wie nun Handwerker und Künstler darauf bedacht sind, ein gutes und hinlängliches Material vorrätig zu haben, so muß es die erste Sorge der Lehrer und Lehrerinnen sein, den Lehrstoff zu besißen. Oberflächliche Kenntnis genügt nicht; der Lehrstoff muß so sehr ihr geistiges Eigentum sein, daß sie frei und zu jeder Zeit darüber verfügen. Wie ist es nun damit bei dir bestellt, Fräulein Lehrerin? Du antwortest vielleicht: „Ich habe auf meinem Zeugnisse in

allen Fächern das Prädikat,gut'." Verdienst du aber auch noch die Prädikate, welche dir bescheinigt worden sind? Bist du noch imstande, die biblischen Geschichten, welche auf den Lehrplan gehören, mit Sicherheit und biblischem Ausdruck zu erzählen? Erzählst du überhaupt noch vor, und hörst du vielleicht mit dem Buche in der Hand ab? [Ist es dir geläufig, welche Glaubens- und Sittenlehren sich aus den biblischen Geschichten ergeben, und vermagst du sie klar und bestimmt in Katechismusform zu bieten? Bist du geschickt, an die biblischen Geschichten Nuganwendungen für das fittliche Leben des Kindes in einer Weise anzuknüpfen, daß das Gemüt des Kindes davon ergriffen und sein Wille zum Guten bestimmt wird?]

Beherrschest du das Lesebuch in Bezug auf Sprache, sachlichen Inhalt und sittliche Bildung? Hast du dir Mühe gegeben, dir alle darin vorkommenden Ausdrücke so ganz klar zu machen? Greifst du zum Wörterbuche, wenn du einen Ausdruck nicht verstehst, oder hast du keines? Es ist eine Vermessenheit, ohne ein Wörterbuch Sprachunterricht geben zu wollen. Ist dir der Satzbau überall klar? Nimmst du auch wohl deine Grammatik zur Hand, um dir die Gefeße der Sprache gegenwärtig zu erhalten? Sprichst du reines Hochdeutsch oder vielleicht einen etwas verfeinerten Dialekt? Findest du es etwa gemütlich, das Subjekt in den Akkusativ zu seßen und die Leideform mit geben zu bilden? Vermagst du es, die Lesestücke logisch zu zergliedern und dem Schriftsteller mit Sicherheit nachzudenken? Vielleicht hast du es kaum versucht und verfährst dann auch bei der Behandlung eines Lesestücks wie ein Gärtner, der hie und da einen Spatenstich thut und sich dabei einbildet, er habe das Feld regelrecht umgegraben. Notabene, wer sich nicht in der logischen Analyse an Hunderten von Lesestücken geübt hat, der versteht es nicht. Bist du imstande, das Lesebuch für die sittliche Bildung der Kinder zu verwerten? Vielleicht weißt du gar nicht, welchen Schat du in deinem Lesebuche in Händen hast, und verfährst dann auch mit manchen Stücken, wie das Hühnchen, das den Edelstein verscharrte.

Machst du dir deine Auffäße selbst oder kaufst du sie dir? Schöpfft du sie aus einem Buche oder aus dem frischen Born des Lebens? Weißt du die Kinder durch die Vorbesprechung zum Auffage so anzuregen, daß es ihnen eine Freude ist, den besprochenen Gegenstand zu bearbeiten? Hast du selbst Freude daran, deine Gedanken über einen Gegenstand klar und wohlgeordnet zu Papier zu bringen, oder hast du vielleicht seit deiner Prüfung keinen Aufsah mehr gemacht? Was man nicht übt, das kann man am Ende nicht mehr.

Wie steht es im Rechnen? Kannst du alle Aufgaben des Rechenbuches ohne vieles Kopfzerbrechen rechnen? Stehen dir verschiedene Wege zu Gebote und weißt du darunter den vorteilhaftesten zu wählen? Wer nur einen Weg kennt, kann nicht Führer sein. Ist dir die Einteilung deines Rechenbuchs völlig klar? Übersiehst du all die großen und kleinen Ab

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