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chen stecken viel tausend Körnchen eines ganz feinen Staubmehles, Blütenstaub genannt. Weht nun ein frischer Wind über das Kornfeld, daß es aussieht, als wären es grüne Wasserwogen, die auf und niedersteigen, oder als liefe da eine Herde Schafe; so fallen die Staubkörnchen auf ein anderes Körperchen, das gerade in der Mitte der Staubfäden steht und oben eine Narbe hat. Diese Narbe empfängt den Blütenstaub und schickt ihn bis zum Fruchtknoten hinab. Sobald das Samenmehl diesen berührt, schwillt er auf, wird fest und bildet in seinem Innern das kostbare Mehl, das wir essen.

XIII. So ist aus dem Samenkorn ein gleiches Korn erzeugt; aber aus dem einen, das wir in die Erde legten, hat der Segen Gottes ihrer hundert gemacht.

B. Behandlung des Lesest ü Œk e s.

Vorbemerkung: Kein Lehrer wird den botanischen Unterricht mit der für die Behandlung schwierigen Familie der Gräfer beginnen; es sind den Kindern also durch die Besprechung anderer Pflanzen gewisse terminologische Ausdrücke bekannt, und ist daher in der nachstehenden Unterredung auf eine durchgängige Entwickelung derselben nicht Rücksicht genommen. Das Lesestück ist in der Weise zergliedert, daß die einzelnen Abschnitte dem Lehrer einen guten Anhalt für die Besprechung bieten. Ein Roggenhalm mit Wurzel, Blättern und blühender Ähre muß zur Hand sein.

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Ihr kennt diese Pflanze; sie heißt der Roggen oder auch schlechtweg das Korn. Warum wohl? Wir wollen jezt hören, was unser Lesebuch über den Roggen sagt. Schlagt auf! - Der erste, oben mit „I." be= zeichnete Abschnitt wird gelesen. Wovon ist hier die Rede? - Was wird von dem Getreidekörnlein gesagt? - Wie äußert sich bei uns Menschen das Leben? - Von dem Korn können wir das alles nicht sagen; aber was soll es dennoch haben? Wie das gemeint ist, sagt auch das Lesebuch. In welchen Worten? Was haben wir also von dem Körnlein erfahren? (In dem Korn steckt viel Leben.) Abschnitt II. wird gelesen. Was wird uns von dem Vögelein auch gesagt? Ihr kennt das Ei des Vogels. Nennt mir die einzelnen Teile des Eies! — Gerade so ist es bei dem Korn. Dieses hat auch a. eine gröbere, härtere Schale; b. eine feinere, weichere Haut; c. einen Kern und d. einen Keim. In dem folgenden Abschnitt (III.) ist für Kern" ein anderer Name gegeben. Leset denselben! - Wovon ist hier die Rede? Wievielerlei wird von dem Keim ausgesagt? - Gebt an, was der Keim thut! (a. Er regt sich; b. er saugt den Mehlstoff auf; c. er zersprengt die äußere Schale; d. er treibt zwei Spißen hervor.) — Was war die Ursache dieser Entwickelung des Keimes? - Der Keim braucht also Wärme.

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Das gilt auch von einem andern Keime, den ihr kennt; von welchem? - Wodurch wird aber die Wärme erzeugt, der der Keim des Vogel-Eies

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bedarf? Welches ist die erste Nahrung des Keimes im Körnlein? - Der Mehlstoff ist im vorigen Abschnitt „Kern“ genannt. Womit ist er hier verglichen? Warum wohl? - Hat der Keim sämtliche Nahrung im Körnlein aufgezehrt, so durchsprengt er die äußere Schale und treibt zwei Spißen hervor. Wie sind diese genannt? Ihr könnt ganz deutlich sehen, wie diese Spizen aus dem Samenkorn hervorbrechen, wenn ihr zu der Zeit, wo eben die grünen Spißen des Roggens aus der Erde gucken, ein Samenkorn vorsichtig aus der Erde herausnehmt!

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Abschnitt IV. wird gelesen. Wovon ist hier die Rede? Was ist von dem Würzelchen gesagt? (Es geht unten in die finstere Erde.) Warum denn? Was ist weiter von ihm gesagt? (Es teilt sich in kleine Fasern.) Wie heißen diese? Zu welchem Zwecke sind sie da? Kann denn das Würzelchen nicht in die Höhe, aus dem Erdboden herauswachsen? Es muß in die Erde hineinwachsen. An welchem Versuche können wir das erkennen? - An dieser Pflanze (der Lehrer zeigt sie) könnt ihr die ganze Wurzel sehen, die sich nach und nach aus dem Würzelchen entwickelt hat. Ihr seht hier einen stärkeren Teil an der Wurzel und viele Wurzelfasern. Darum sagt man von der Wurzel des Roggens: sie ist faserig. Abschnitt V. wird gelesen. Wovon ist hier die Rede? Woraus entwickelt sich das Korngras? - Womit sind die kleinen, grünen Roggenblätter verglichen? Das Roggengras oder Korngras hat aber einen Vorzug vor anderm Grase. Worin besteht dieser ? Und warum frißt das Vieh das Korngras lieber? Wenn der Roggen mit dem Grase verglichen wird, so muß er auch Ähnlichkeit mit diesem haben. Und die finden wir auch, wie wir nachher sehen werden. Hier auf Erden bilden die Menschen, die miteinander nahe verwandt sind, eine Familie. Auch im Pflanzenreich spricht man von Familien und die eine von diesen PflanzenFamilien wird von allen den Pflanzen gebildet, die mit dem Grase verwandt sind. Man nennt sie die Familie der Gräfer. Dahin gehört nun auch welche Pflanze? - Und wenn der Roggen dahin gehört, so könnt ihr euch schon denken, welche Pflanzen noch dahin gehören. Wer kennt noch welche?

Abschnitt VI. wird gelesen.

Ähre des Roggens.)

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Wovon ist hier die Rede? (Von der Wovon noch? (Von dem Rohr, auf dessen Spize die Ähre steht.) - Wer kann mir das Rohr an dieser Pflanze (die der Lehrer darreicht) zeigen? Wie nennt ihr denn dieses Rohr? Einen solchen Halm haben alle Gräser, und bei allen Gräsern ist der Halm gleichmäßig beschaffen. Welche Merkmale des Halms sind hier im Lesebuche ge= nannt? (a. Er ist schwankend und dünn; b. er hat starke Knoten.) Welchen Zweck haben diese Knoten? Was für eine Richtung hat der Halm, troßdem er schwankend und dünn ist? (Er hat eine aufrechte Richtung; er ist aufrecht.) Dazu tragen auch die Knoten bei. Womit sind

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Wir wollen einmal den

diese noch versehen? - Zu welchem Zwecke ? Halm durchbrechen; wir werden dann noch eine Eigenschaft des Halms kennen lernen. Was seht ihr? (Der Halm ist hohl.) — Nennt jezt noch einmal die Eigenschaften des Halms! (Er ist a. schwankend und dünn; b. aufrecht; c. hohl; d. mit starken Knoten versehen.) -Bei welchen Pflanzen finden wir noch einen Halm? - Bei andern hat der Teil, welcher dem Halm entspricht, andere Namen. Wie heißt er bei den Bäumen und Sträuchern? - Wie bei den Kräutern?

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Abschnitt VII. wird gelesen. Welche Teile der Pflanze werden hier beschrieben? Wie sind die Blätter genannt? - Man nennt sie darum linienförmig. Was ist weiter von den Blättern gesagt? Solche Blätter nennt man stiellos oder sißend. Nennt mir solche Pflanzen mit sizenden Blättern! Die Blätter des Roggens sind aber von denen der genannten Pflanzen doch noch verschieden. Was sagt das Lesebuch weiter?

(Der Lehrer löst vorsichtig ein Blatt mit seiner Scheide vom Halme los.) Wo habe ich dieses Blatt abgerissen? (An einem Knoten.) - Die Blät= ter entspringen also an den Knoten. Hier seht ihr nun auch die Scheide des Blattes. Warum mag man diesem Teile des Blattes wohl den Namen „Scheide" gegeben haben? Welche Bestimmung haben denn die Blätter? Unser Lesebuch nennt sie. Und wann ist ihre Bestimmung erfüllt? Und warum welken dann die Blätter? Gebt jezt noch ein

mal an, was ihr von den Blättern wißt! (a. Sie sind lang und schmal oder linienförmig; b. sie entspringen an den Knoten; c. fie umgeben den Halm eine Strecke scheidenförmig.) solcher Beschaffenheit sind die Blätter bei allen Gräsern.

Von

Der folgende Abschnitt wird gelesen (VIII.). — Hier wird nun der wichtigste Teil der ganzen Pflanze beschrieben; welcher? Woraus besteht die Ähre? Woran sind diese Ährchen geheftet? Und in welcher Weise? (Der Lehrer löst mehrere Ährchen von der Spindel ab.) Was habe ich eben gethan? Was ist dadurch sichtbar geworden? (Der gemeinschaftliche Stiel.) Diesen nennt man die Spindel der Ähre. Die kleinen Ährchen sind die einzelnen Blüten. Was fehlt diesen Blüten? (Der Blütenstiel.) Darum nennt man sie ungestielt. Wie sißen diese ungestielten Blüten an der Spindel? (Dicht gedrängt; der Reihe nach.) Merkt ferner! Die Art und Weise, wie die einzelnen Blüten mit der Pflanze verbunden sind, heißt der Blütenstand der Pflanze. Was wißt ihr von dem Blütenstand des Roggens? (Die Blüten sind ungestielt und stehen dicht gedrängt und der Reihe nach am gemeinschaftlichen Blütenstiel.) Einen folchen Blütenstand nennt man eine Ähre. In wieviel Reihen stehen die Blüten an der Spindel? Darum nennt man diese Ähre eine zweizeilige Ähre. - Was ist eine zweizeilige Ähre? (Eine zweizeilige Ähre ist eine solche, deren Blüten in zwei Reihen am ge=

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meinschaftlichen Blütenstiel sizen.) Wir wollen jezt die kleinen Ährchen näher ansehen. Was sagt der folgende Abschnitt darüber (IX.)? Aus wieviel Teilen besteht eine vollständige Blüte? - Wie heißen diese vier Teile? - Welches ist der äußerste Teil? - Der Kelch heißt darum auch die Hülle der Blüte. Auch die Ährchen der Roggenblüte haben einen Kelch; aber zu wieviel Blüten gehört er? - Leset den folgen= den Abschnitt (X.)! Was ist hier vom Kelche gesagt? (Der Lehrer zeigt den Kelch.) Die schmalen, spizigen Blätter haben Ähnlichkeit mit Borsten; wie wird man sie darum nennen können? (Borstenförmig.) Diese Kelchblättchen haben bei den Gräsern noch einen besonderen Namen; sie heißen Bälge oder Kelchklappen. Was wißt ihr von den Bälgen der Roggenährchen?

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Abschnitt XI. wird gelesen. Wovon ist hier die Rede? - Aus wieviel Blättchen ist sie zusammengesezt? - Diese Blättchen stellen die Blumenkrone vor, wie wir sie bei Blüten anderer Pflanzen finden. Bei den Gräsern führen sie den Namen,,Spelzen"; das äußere Blatt heißt die äußere Spelze, und das innere? (Der Lehrer zeigt den Kindern dieselben.) Was bemerken wir an der äußeren Spelze? Wie heißt diese Spize? Und weshalb hat der liebe Gott diese Granne der Blüte gegeben? Im folgenden Abschnitt ist nun noch von den beiden anderen Blütenteilen die Rede. Leset denselben (XII.)! inneren Teile der Blüte.) nennt sie Staubfäden. Beutelchen heißen Kolben.

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(Der Lehrer zeigt die Hier sind zuerst die drei zarten Fäden. Man Was hängt an jedem Staubfaden? - Diese Woher mag wohl ihre gelbe Farbe kommen? Zwischen den Staubfäden steht ein anderes Körperchen, das den Stempel, wie wir ihn bei anderen Blüten finden, vorstellen soll. Womit ist dieses Körperchen versehen? (Mit einer Narbe.) Richtiger heißt es: Mit zwei Narben." Wenn ihr genau hinseht, könnt ihr sie bemerken. Sie sind gefiedert, seitwärts gebogen, sodaß sie mit ihren Spißen weit von einander abstehen. Ich will euch das an die Tafel zeichnen. — Wozu find Stempel und Staubgefäße notwendig? (Zur Bildung der Frucht.) Was für eine Frucht hat der Roggen? (Eine Kornfrucht.) Wie das Korn sich in der Blüte entwickelt, sagt unser Lesebuch. Leset! - Wohin muß also der Blütenstaub zuerst kommen? (Auf die Narben.) - Wohin führen die Narben den Blütenstaub? (Zum Fruchtknoten.) Das ist das Körperchen, auf dem die Narben stehen. Was geschieht, sobald der Blütenstaub den Fruchtknoten berührt? Leset jezt den Schluß! Was soll hiernach der Fall sein? - Nun, in manchen Ländern trägt der Roggensamen wohl hundertfältige Frucht; bei uns wird eine so reiche Ernte nicht erzielt. Wir wollen einmal nachsehen, wie viel Körner diese Ähre enthält. Ich zähle die einzelnen Ährchen, an jeder Seite der Spindel sizen 15. Wie viel einzelne Blüten hat also die Ähre? — Die Frucht wäre also eine sechzigfältige.

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C. Zusammenfassung des Gewonnenen.

1. Zu welcher Pflanzenfamilie gehört der Roggen?

2. Was für eine Wurzel hat der Roggen?

3. Welchen Namen führt der Teil der Pflanze, welcher sich über die
Erdoberfläche erhebt?

4. Von welcher Beschaffenheit ist der Halm?
5. Was geschieht an den Knoten des Halmes?

6. Was wißt ihr von den Blättern des Roggens?
7. Welches ist der Blütenstand des Roggens?

8. Wann heißt der Blütenstand eine Ähre?

9. Warum heißt die Ähre des Roggens eine zweizeilige? 10. Woraus besteht jedes Ährchen?

11. Was haben beide Blüten gemeinsam ?

12. Wie heißt der Kelch der Gräser?

13. Wie sind die Kelchklappen oder Bälge des Roggens beschaffen? 14. Wie viel Blätter bilden die eigentliche Blüte des Roggens?

15. Wie heißen bei den Gräsern diese Blätter?

16. Wie heißt das äußere Blatt? Wie das innere?

17. Womit ist die äußere Spelze versehen?

18. Wie viel Staubfäden hat die Roggenblüte?

19. Womit sind die Staubfäden versehen?

20. Wie viel Narben hat die Roggenblüte?
21. Wo sind diese befestigt?

22. Welches ist die Frucht des Roggens?

23. Welches sind die einzelnen Teile des Korns?

D. Aufgaben.

Ist die Zusammenfassung des Gewonnenen durch die Fragen des Lehrers vermittelt worden, so kann an die Kinder die Forderung gestellt werden, selbständig das Gewonnene mündlich vorzutragen. Bei den ersten Versuchen wird die Hülfe des Lehrers wohl noch notwendig sein. Hält er jedoch darauf, daß die Schüler sich nur in kurzen, knappen Säßen aussprechen, so ist schließlich eine befriedigende Lösung von den meisten Kindern zu erwarten. Daran würde sich dann eine schriftliche Arbeit schließen, die unter den Augen des Lehrers zunächst auf die Tafel geschrieben und nach sorgfältiger Korrektur ins Aufsaßbuch eingetragen wird. Nötigt der Bildungsgrad der Schüler den Lehrer, jenen eine die Arbeit erleichternde, aber fördernde Hülfe angedeihen zu lassen, so möge er an die Schultafel_diejenigen Worte schreiben, welche den Kern der einzelnen Säße bilden.

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