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Es läßt sich auch dieses Schema in einem Farben= kreise bequem darstellen.

Wir kennen, wie oben schon gesagt, keine Verdunklung derselben durch Schwarz, welches immer zugleich eine Beschmutzung mit sich führt und unnöthig die 10 Zahl der Farbenabstufungen vermehrt.

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Wir enthalten uns gleichfalls der Vermischung mit Weiß, obgleich dieses unschuldiger ist und bei trocknen Pigmenten ohngefähr eben das wäre was das Zugießen des Wassers bei farbigen Liquoren ist.

Das Schwarze bleibt uns wie das Weiße farb= los, und wird uns in der Kunst nur Licht und Dunkel und farblosen Schatten durch Mischung vorstellen. Wir vermischen auch nicht die im Schema verschränkt stehenden Farben als Purpur und Grün, Blauroth 20 und Gelbroth, Gelbroth und Blau, als wodurch nur schmutzige Farben entstehen können. Über diese und deren Gebrauch wird uns der Mahler bei Nachahmung natürlicher Gegenstände, der Färber bei Hervorbringung der Modefarben belehren.

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Da wir uns hier bemühen das Reinste, Abstracteste, was auf alle Fälle anwendbar sein sollte darzustellen,

Goethes Werke. II. Abth. 5. Bd. 1. Abth.

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so haben wir uns alles desjenigen zu enthalten, was unser Schema verunreinigen, es compliciren und unsicher machen könnte.

Der Erfolg mag das Vorgetragene rechtfertigen oder verbessern.

Der Kritiker wird künftig die Farben-Pyramide, das Farben-Lexikon, das Farben-Dreieck und sonstige Bemühungen beurtheilen, und jedem seinen Platz in der Wissenschaft und der Benutzung anweisen.

Von den farbigen Schatten.

Von den farbigen Schatten.

Es erscheinen uns die Schatten, welche die Sonne bei Tag oder eine Flamme bei Nacht hinter undurchfichtigen Körpern verursacht, gewöhnlich schwarz oder s grau, allein sie werden unter gewissen Bedingungen farbig und zwar nehmen sie verschiedne Farben an. Diese Bedingungen zu erforschen habe ich viele Ver= suche angestellt, wovon ich gegenwärtig die merkwürdigsten vortrage, mit der Hoffnung daß sie einander 10 selbst erklären und uns den Ursachen und Gesezen dieser schönen und sonderbaren Erscheinungen näher führen werden.

Die Erfahrung daß Morgens und Abends bei einem gewissen Grade der Dämmerung der Schatten 15 eines Körpers von einer Kerze auf einem weißen Papier hervorgebracht und von dem schwachen Tageslicht beschienen blau aussieht, ist wohl vielen bekannt, doch wünsche ich daß man solche sogleich wiederholen möge. Wie ich denn diejenigen die gedachtes Phänomen 20 nicht gesehen ersuche sich mit demselben bekannt zu machen.

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