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Schattenbilder a und b getrennt. Nur die Stelle c, wo sie sich decken, ist weiß wie das Grundbild A. Das Schattenbild a erscheint ohne farbige Ränder, dagegen das Schattenbild b damit begränzt ist, wie die Zeichnung darstellt. Dieses ist folgendermaßen s abzuleiten und zu erklären. Man sete einen gläsernen. Kubus auf das Grundbild A und schaue perpendiculär darauf, so wird es uns nach den Gesetzen der Brechung und Hebung ohngefähr um ein Drittheil der Kubusstärke entgegengehoben sein. Hier hat also Brechung 10 und Hebung schon vollkommen ihre Wirkung gethan; allein wir sehen an dem gehobenen Bild keine Ränder und zwar deßwegen, weil es weder vergrößert, noch verkleinert, noch an die Seite gerückt ist. (Entwurf einer Farbenlehre § 196.) Eben dieß ist der Fall 15 mit dem Vilde a des Doppelspaths. Dieses wird uns, wie man sich durch eine Vorrichtung überzeugen kann, rein entgegengehoben und erscheint an der Stelle des Grundbildes. Das Schattenbild b hingegen ist von demselben weg und zur Seite gerückt, und zwar hier 20 nach unserer Rechten, dieß zeigen die Ränder an, da die Bewegung von Hell über Dunkel blaue, und von Dunkel über Hell gelbe Ränder hervorbringt.

Daß aber beide Schattenbilder, wenn man sie genugsam von der Stelle rückt, an ihren Rändern 25 gefärbt werden können, dieß läßt sich durch das höchst interessante Seebeckische Doppelspathprisma auf's deutlichste zeigen, indem man dadurch Bilder von ziem=

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licher Größe völlig trennen kann. Beide erscheinen gefärbt. Weil aber das eine sich geschwinder entfernt, als das andere vom Plaze rückt, so hat jenes stärkere Ränder, die auch, bei weiterer Entfernung des Bes obachters, sich immer proportionirlich verbreitern. Genug, alles geschieht bei der Doppelrefraction nach den Gefeßen der einfachen, und wer hier nach beson= deren Eigenschaften des Lichts forscht, möchte wohl schwerlich großen Vortheil gewinnen.

Insofern man Brechung und Spieglung mechanisch betrachten kann, so läßt sich auch gar wohl das Phänomen des Doppelspathes mechanisch behandeln: denn es entspringt aus einer mit Spieglung ver= bundenen Brechung. Hievon gibt ein Stück Doppel1s spath, welches ich besize, den schönsten Beweis; wie es denn auch alles Vorige bestätigt.

Wenn man den gewöhnlichen Doppelspath_unmittelbar vor's Auge hält und sich von dem Bilde entfernt, so sieht man das Doppelbild ohngefähr wie 20 man's gesehn, als der Kalkspath unmittelbar darauf lag, nur lassen sich die farbigen Ränder schwerer er= kennen. Entfernt man sich weiter, so tritt hinter jenem Doppelbild noch ein Doppelbild hervor. Dieß gilt aber nur, wenn man durch gewisse Stellen des 25 Doppelspaths hindurch sieht.

Ein besonderes Stück aber dieses Minerals besize ich, welches ganz vorzügliche Eigenschaften hat. Legt man nämlich das Auge unmittelbar auf den Doppel

spath und entfernt sich von dem Grundbilde, so treten gleich, wie es auf der Tafel vorgestellt ist, zwei Seitenbilder rechts und links hervor, welche, nach verschie= dener Richtung des Auges und des durchsichtigen Rhomben, bald einfach wie in d, bald doppelt wie in s e und f erscheinen. Sie sind noch schattenhafter, grauer als die Bilder a, b, find aber, weil Grau gegen Schwarz immer für hell gilt, nach dem bekannten. Gesetz der Bewegung eines hellen Bildes über ein dunkles gefärbt, und zwar das zu unserer rechten Seite 10 nach der Norm von b (wodurch die Bewegung dieses leztern Bildes nach der Rechten gleichfalls bethätigt wird) und das auf der linken Seite umgekehrt.

Der Beobachter kann, wenn er immer mehr von dem Gegenstandsbilde zurücktritt, die beiden Seiten- 15 bilder sehr weit von einander entfernen. Nehme ich bei Nacht ein brennendes Licht und betrachte dasselbe durch gedachtes Exemplar, so erscheint es gedoppelt, aber nicht merklich farbig. Die beiden Seitenbilder sind auch sogleich da, und ich habe sie bis auf fünf 20 Fuß auseinander gebracht, beide stark gefärbt nach dem Geseze wie d und e, f.

Daß aber diese Seitenbilder nicht aus einer ab= geleiteten Spieglung des in dem Doppelspath er= scheinenden ersten Doppelbildes, sondern aus einer 25 directen Spieglung des Grundbildes in die (wahr= scheinlich diagonalen) Lamellen des Doppelspaths entstehen, läßt sich aus Folgendem abnehmen.

Man bringe das Hauptbild und die beiden Seitenbilder scheinbar weit genug aus einander, dann fahre man mit einem Stückchen Pappe sachte an der untern Fläche herein, so wird man erst das eine Seitenbild s zudecken, dann wird das mittlere und erst spät das lehte verschwinden, woraus hervorzugehn scheint, daß die Seitenbilder unmittelbar von dem Grundbilde entspringen.

Sind diese Seitenbilder schon beobachtet? Von 10 meinen Doppelspath- Exemplaren bringt sie nur eins hervor. Ich erinnere mich nicht, woher ich es erhalten. Es hat aber ein viel zarteres und feineres Ansehn als die übrigen; auch ist ein vierter Durchgang der Blätter sehr deutlich zu sehn, welchen die 15 Mineralogen den verstecktblättrigen nennen (Lenz, Erkenntnißlehre Bd. II. S. 748). Die zarten epopti= schen Farben spielen wie ein Hauch durch die ganze Masse und zeugen von der feinsten Trennung der Lamellen. Durch ein Prisma von einem so gearteten 20 Exemplar würde man die bewundernswürdigste Fata Morgana vorstellen können.

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Objective Versuche damit anzustellen fehlte mir der Sonnenschein.

Weimar, den 12ten Januar 1813.

s. m.

G.

Fig. 2.

Elemente

der entoptischen Farben.

Apparat. Zweite Figur.

Entoptische Elemente.

Eine Fläche a

zwei Spiegel, auf der Rückseite geschwärzt, b, c, gegen die Fläche in etwa 45 Graden s gerichtet. Ein Glaswürfel d, die entoptischen Farben darzustellen geeignet. Und, in Ermanglung desselben, mehrere auf einander geschichtete Glasplatten, durch eine Hülse verbunden.

Versuche ohne den Würfel.

Man stelle den Apparat so daß das Licht in der Richtung des Pfeils f auf die Tafel falle, so wird

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