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hellen Seen: au ihnen sind seit Alters her lachende Dörfer, wohnliche Städte gebaut, in denen die kleinen und großen Gewerbe von emsigen Händen betrieben werden, und wie die Abwechslung der Natur die Wechsel der Beschäftigung hervorgerufen, so hat hinwieder die Kargheit, mit der sie da und dort ihre Gaben versagt, die Kunst zu erfolgreichster Thätigkeit vermocht.

Wir gehen zu den Resultaten des schweizerischen Gewerbslebens über.

Franszini schäzt das Alpen- und Weidland der Schweiz zu 2,400,000 Jucharten, 20/100 der Bodenfläche; die Waldungen zu 1/6 des Ganzen, Ackerland zu 21/100, Wiesen 20/100, Rebland circa 1/100 So erhält man folgende Ergebnisse:

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Der Ertrag des Wiesenbau's, der fast überall mit Sorgfalt betrieben wird, wird in jährlichem Durchschnitt zu 45,000,000 Schweizerzentner Futter berechnet, was einen Gesammtwerth von 11212 Mill. fr. Fr. giebt.

Ueber die Viehzucht sagt ohne Uebertreibung ein eidgenösstscher Expertenbericht: Unsere Väter sind ein Hirtenvolk genannt worden. Vorliebe für Viehzucht hat sich, unterstügt durch die Natur des Landes, auch bei den Enkeln erhalten. So hat die Schweiz denn auch heute noch einen äusserst starken, und es darf beigefügt werden, sehr schönen Viehstand. Er bildet einen der größten Reichthümer des Landes, und der Viehhandel mit dem Ausland nimmt einen bedeutenden Plaß in dem Exportationshandel der Schweiz im Allgemeinen ein. Es giebt, wenige Gegenden in

der Schweiz, von den hohen Alpen bis in die üppigen Niederungen, welche sich nicht vorzüglich zur Viehzucht eignen."

Das durchschnittliche ausgezeichnet schöne Rindvich wird auf mehr als 850,000 Haupt, ein Haupt auf 3 Einwohner, geschäßt. Es besteht aus ungefähr 475,000 Kühen, 85,000 Ochsen und Stieren, und 290,000 Rindern. Der Betrag dieses Nationalkapitals mag sich auf 9412 Mill. fr. Fr. belaufen.

Auch die Zahl der minder durch Schönheit und Schnelligkeit als durch kräftigen Bau ausgezeichneten Pferde ist nicht unbedeutend; im Süden kommt auch das Maulthier und der Esel vor. Man schäzt die Zahl der Husthiere auf circa 106,000 Haupt mit einem Gesammtwerth von 22 Mill. fr. Fr.

Schaafe nährt die Schweiz verhältnißmäßig viel zu wenig; namentlich in der östlichen Schweiz. Die Bergkantone, besonders Uri, dann Wallis, Glarus, Freiburg und Solothurn halten sie in ziemlicher Anzahl. Gesammtzahl circa 470,000 mit einem an= nähernden Werth von 5,640,000 fr. Fr.

Ziegen werden in den Berggegenden, oft nicht zum Frommen besonders der Waldkultur, in Menge gehalten. Gesammtzahl 347,092 mit einem Werth von 450,000 fr. Fr.

Schweine werden viele gezogen, aber nicht im Verhältniß zum Verbrauch von Schweinefleisch; im Allgemeinen wird eine Vermehrung der innern Produktion wahrgenommen. Gesammtzahl 318,869, Gesammtwerth 11,367,000 fr. Fr.

Das Federvieh ist weder zahlreich noch schön.

Die Bienenzucht wird, wo es angeht, sehr eifrig betrieben; einige Alpengegenden sind berühmt wegen ihres trefflichen Honigs; doch werden circa 2000 Zentner Honig und eine ziemliche Quantität Wachs eingeführt.

Die Milchproduktion in zum Theil vortrefflichem Käse, in Milch, Butter, Zieger schäßt Franszini auf 418,000 Zentner Käse für den innern Verbrauch und circa 90,000 Zentner für die Ausfuhr, mit einem Werth von 261/2 Mill. fr., Fr. Für Milch, Butter, Zieger und für Kälber fügt er die Ziffer von 10 Mill. bei.

Forstkultur. Die Schweiz ist reich an Hochwäldern, eher arm an Schlagholz. Wenn das Holz auch den Bedarf der Be=

wohner übersteigt, so ist doch der Ueberfluß nicht sehr groß. Im Alpenlande müssen viele Wälder zum Schuß gegen Lawinen bestmöglich geschont werden; viele Wälder gewähren wegen zu großer Entfernung von den Wohnorten und der Schwierigkeit der BeHolzung wenig Nuzen; dazu kommt der oft sehr leichtsinnige Be= trieb in den holzreichen Gegenden, und der übergroße Holzbedarf zur Feurung und zu Wohnungen.

Seit neuerer Zeit hat man mit lobenswerthem Eifer in vielen Kantonen den Anfang mit einer rationellen Bewirthschaftung der Wälder gemacht, die jezt schon ihre schönen Früchte zeigt; möchte es auch da geschehen, wo man bis jezt die Stimme der Zeit noch nicht hören wollte. Franszini nimmt für die Gesammtbevölkerung der Schweiz einen jährlichen Verbrauch von circa 1,696,000 Klafter an, und nimmt bei guter Bewirthschaftung der 2 Mill. Jucharten die Möglichkeit eines Jahresertrags von 141⁄2 Mill. Fr. an.

Getreidebau. Franszini sezt den mittleren jährlichen Verbrauch für den einzelnen Bewohner auf 14 Viertel, also für die Gesammtheit 32,480,000 Viertel; mit einem Gesammtwerth von 81,200,000 fr. Fr. oder 35 fr. Fr. auf den Kopf. Die Getreideproduktion der ganzen Schweiz zu 26 Mill. Viertel angeschlagen, ergiebt sich die Nothwendigkeit einer Einfuhr von 61/2 Mill. Viertel. Nur 4 Kantone erzeugen den eigenen Bedarf an Getreide; alle übrigen müssen mehr oder weniger vom Auslande bezichen. Nebrigens verdient bemerkt zu werden, daß sich die Getreideproduktion alljährlich in erfreulichem Verhältnisse steigert.

Kartoffeln. Gesammtproduktion circa 46,000,000 Mill. Viertel mit einem Werth von 32 Mill. fr. Fr., 20 Viertel auf den Kopf.

Weinbau. Die eigentliche Alpenschweiz ausgenommen, wird in allen Kantonen Weinbau getrieben: die Weinkultur der östlichen Schweiz nimmt nach Franszini 28,000, die der nördlichen circa 11,000, die der Westschweiz 21,000 Jucharten Landes ein.

Im Gesammtumfange der Schweiz mögen 100-110,000 Jucharten mit Reben bepflanzt werden, die einen Ertrag von 600,000 Saum liefern, im Werth von circa 18 Mill. fr. Fr. Ungeachtet dieser so großen innern Produktion fand bisher eine jährliche Ein

fuhr von circa 160,000 Saum fremder Weine statt. Hoffentlich wird die Aufhebung der innern Zölle und die Verlegung derselben an die Grenze der innern Produktion zu gut kommen. Die Ausfuhr steht mit der Einfuhr fremder Weine in einem ziemlich ungünstigen Verhältnisse.

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Garten- und Obstbau. Der Gartenbau findet in den meisten Kantonen genügende, in mehreren zärtliche Pflege; sehr bedeutend ist die Obstproduktion (manche Gegenden in der Ausdehnung halber Kantone gleichen in Wahrheit einem Obstgarten)

fie wird auf 15-20 Mill. Viertel geschäßt. Das meiste Obst wird zu Most gepreßt, gedörrt oder gebrannt. Ausfuhr findet namentlich im Norden nach dem benachbarten Deutschland statt. -- Der Tabakbau, vor einigen Jahren eingeführt, hat noch keine beträchtliche Ausdehnung gewonnen. Die Pflege von Gespinnstpflanzen, besonders von Flachs, ist nicht mehr so beträchtlich wie früher. Der Seidenbau ist seit Langem im Süden heimisch; in neuerer Zeit sind auch Versuche in den nördlichern Kantonen ge= macht worden. Der Maulbeerbaum kommt z. B. noch im Thurgau recht gut fort; aber das kostbare Land wird fast überall für anderweitigen Betrieb beinahe ausschließlich in Anspruch genommen. Tessin produzirt circa 48,000 Pfd.

Zu beklagen ist die ungeheure Ausdehnung, welche die Branntweinbrennerei in neuerer Zeit gewonnen hat; doch hat die Kartoffelseuche ihr einigermaßen Einhalt gethan, ein Uebel dem andern. Die jährliche Produktion wird auf 30,000 Saum geschätzt; dazu kommt noch eine Einfuhr von circa 60,000 Zentner Weingeist, Branntwein und Liqueuren. Bemerkenswerth ist die Fabrikation von Extrait d'Absinthe in Neuenburg, wo das Traversthal allein 150,000 Flaschen liefert. Der Hopfenbau ist im Zunehmen, genügt indeß dem in merkwürdigem Verhältnisse steigenden Bedürfnisse nicht. Der Bierverbrauch ist in den lezten zehn Jahren um wenigstens 25-30% gestiegen. Die Jagd ist in den Niederungen unbedeutend: Hochwild wird nirgend mehr angetroffen; auf den Alpen werden Gemsen, Murmelthiere, Bären und verschiedenes Geflügel erlegt. Reichlich dagegen an Zahl und Auswahl ist der Ertrag der Fischerei in den zahlreichen Flüffen und Scen.

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Während die Schweiz das bedeutendste Höchland Europa's ist, der Geognoft und Oryktognost für seine Untersuchungen die reichlichste Ausbeute findet: ist das Land an mineralischen Erzeugnissen für die Bedürfnisse der Haus- und Staatswirthschaft verhältnismäßig arm; namentlich ist Mangel an Erzen; nur Eisen findet sich gut und in ziemlichem Quantum besonders im Jura. Die Gesammtproduktion wird auf 200,000 Zentner. im Betrage von 5 Mill. fr. Fr. geschäßt, was für den Bedarf bei weitem nicht ausreicht; daher noch bedeutende Einfuhr. Dagegen findet sich schöner Marmor und sehr gute Bausteine, Topfstein, Schiefer, Mühlsteine u. s. w. Torf ist fast allgemein verbreitet; Stein- und Braunkohlen finden sich zwar häufig, aber weder mächtig noch gut. An Salz litt die Schweiz bis auf die neuere Zeit empfindlichen Mangel; die neu entdeckten reichen Lager in Baselland und Aargau dürften aber mit der Zeit den einheimischen Bedürfnissen so ziemlich zu genügen im Stande sein. Der jährliche Salzverbrauch wird auf circa 600,000 Zentner angeschlagen, wovon mehr als die Hälfte im Inland gewonnen wird. Bemerkenswerth ist der Reichthum an Mineralquellen: die Schweiz zählt 22 Bäder ersten, 224 zweiten Ranges und mehr als 350 bekannte Heilquellen.

Franszini legt in einer allgemeinen Uebersicht der landwirthschaftlichen Betriebsamkeit folgende Hauptgedanken nieder:

Die Pachtverhältnisse sind in der Schweiz von weit geringerem Belang als in irgend einem andern Staate: der schweizerische Grundbefizer bestellt seine Ländereien selbst. Der Preis der Ländereien ist durchschnittlich hoch, so daß nicht selten der Reinertrag mit dem Preise nicht im Gleichgewichte steht, und spärlich und gering ist. Im Allgemeinen ist der Weinbau bei weitem der belohnendste landwirthschaftliche Betriebszweig. Mit Recht darf behauptet werden, daß der schweizerische Landbau in der Regel mit dem anerkennenswerthesten Fleiße und mit großer Umsicht betrieben wird. Es werden alle Mittel zur Verbesserung des Bodens angewandt; die Brachfelder sind beinahe überall in sehr enge Grenzen eingeschränkt. Der schweizerische Ackerbau wendet in guter Anzahl vervollkommnete Ackergeräthschaften an. Vortrefflich ist im All

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