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NACHTRÄGE

Zu Kapitel 6. Ḥiğâz

Anfang 1916 machte der türkische Kriegsminister und Vizegeneralissimus Enver Pascha eine Reise in die arabischen Gegenden. Am 7. Februar wurde er in Medîna glänzend empfangen.

Am 29. Februar 1916 wurden am Golf von 'Aqaba ausgeschiffte Engländer von Türken und arabischen Hilfstruppen mit Verlust zurückgetrieben.

Zu Kapitel 9. 'Aden

Am 12. März (Februar?) besetzten starke türkischarabische Truppen Afijûš und die 4 km südwestlich davorliegenden Höhen. Die Engländer konnten ihre Anlagen in El-Meihale nicht halten.

Nach amtlichem Bericht aus London vom 18. März 1916 griff eine von drei deutschen Offizieren begleitete türkische Abteilung englische Vorposten bei Imad (10 engl. Meilen von Aden) an, mußte sich aber zurückziehen. Vielleicht bezieht sich auf dasselbe Ereignis der im amtlichen türkischen Bericht vom 21. März erwähnte englische Vorstoß auf es-Saile, nördlich von Scheich Otmân, dessen Teilnehmer auf ihren Ausgangspunkt Scheich 'Otmân zurückfliehen mußten.

Zu Kapitel 13. Irâq (Kuweit)

Nach einem in der „Kölnischen Volkszeitung" vom 25. März abgedruckten Bericht eines Mitgliedes der britischen Kraftwagenkolonne in Mesopotamien war im April 1915 bei Kuweit eine Funkenstation errichtet, eine andere bei Qurna, die bis 'Aden Meldungen senden konnte. Bei Kuweit war ein bedeutendes englisches Lager. Von dort aus hatte man zwei Bahngleise ins Innere gelegt: eines, das 30 engl. Meilen weit ging, ein anderes bis Basra. Am 5. Mai waren

in Kuweit 12000 Mann Artillerie, Kavallerie und einige Fußtruppen zusammengezogen. Verhandelt wurde dort fast nur mit Scheich Mohammed el-Manşûr, dem Regierungschef des Sultans, der selbst 112 engl. Meilen von der Stadt einsam in einem Felsenschloß saß. - Im Juni hatten Streifkommandos die Aufgabe, alle Zisternen und Brunnen in zwei engl. Meilen Abstand von der Etappenstraße zu vernichten, weil die einzigen den Engländern freundlich gesinnten Eingeborenen die Leute des Emir von Kuweit waren. Anfang Juni 1915 waren in Qurna 35000 Mann und 30 Batterien versammelt.

Nach vollständigem Abschluß dieses Buches erschien in der „Times" vom 6. April 1916 der amtliche Bericht des Generals Nixon über die englischen Unternehmungen in Mesopotamien von Mitte April bis Ende September 1915. Da sie die frühere Darstellung wesentlich ergänzen, gebe ich sie hier in Übersetzung wieder. Ich lasse nur die Stellen mit den üblichen Lobpreisungen der englischen Truppen fort. Die Schreibung der Namen gebe ich nach dem englischen Original.

„Ich gestatte mir, den Bericht über die Operationen der unter meinem Befehl stehenden Truppen für die Zeit von Mitte April 1915 bis Ende September 1915 einzusenden.

1. Durch die Überschwemmungen der letzten Jahreszeit, die die größte der letzten 30 Jahre gewesen sein soll, wurde ein mit Schilfrohr bewachsener, 2-6 Fuß tiefer Binnensee gebildet, dessen Ausdehnung sich von 40 Meilen nördlich von Qurnah bis Basra von Nasiriyeh im Westen bis Hawizeh (50 Meilen nordöstlich von Qurnah) im Osten erstreckt. Infolgedessen waren die Operationen in diesem Gebiete bis zur Abnahme der Überschwemmung gegen Ende Juli amphibischer Natur.

2. Im April hatte eine Brigade, die erst unter MajorGeneral Davison, dann unter Brigadier-General Lean stand, bei Ahwaz eine feindliche Macht von ungefähr 8 Bataillonen Türken mit 8 Kanonen und 10000 arabischen Hilfstruppen, welche von Amarah via Bisaitin und Khafajiyah (am Flusse Kharkeh) nach Persisch-Arabistan vorgerückt waren, zurückgehalten.

Zu gleicher Zeit war eine andere britische Heeresabteilung in Qurnah, wo ihr seit Januar eine türkische Streitmacht von 6 Bataillonen mit 10 Kanonen und den üblichen arabischen Hilfstruppen, die von Amarah den Tigris hinuntergekommen war, gegenüberstand. Durch die Niederlage der Türken bei Barjisiyah (20 Meilen südwestlich von Basrah) am 14. April waren die feindlichen Truppen in der Nachbarschaft von Basrah zerstreut und nach Nasiriyah vertrieben. Das versetzte mich in die Lage, gegen die feindlichen Truppenabteilungen am Karun und am Tigris vorgehen zu können.

Ich beschloß, zuerst am Karun anzugreifen, und übergab Major-General Gorringe den Oberbefehl über diese Ope

ration.

Der Kampf am Karun

3. Sobald die Türken bei Barjisiyah geschlagen waren, wurde mit der Zusammenziehung der 12. Division am Karun begonnen. Bei der Nachricht von der Niederlage ihrer Truppen bei Barjisiyah zogen sich die Türken bei Ahwaz über den Kharkeh zurück.

General Gorringe nahm die Verfolgung auf. Am 7. Mai hatten die 12. Division und die Kavallerie-Brigade Illah am Kharkeh erreicht. Der 250 Yards breite Fluß bot mit seiner tiefen und starken Strömung ein ungeheures Hindernis für den Übergang unserer Truppen.

4. General Gorringe überwand diese Schwierigkeiten und beförderte auf geschickte Weise seine Truppen und Kanonen ans andere Ufer. Als die Türken entdeckten, daß unsere Kolonnen über den Fluß gesetzt hatten, zogen sie sich weiter nach Amarah zurück.

Jetzt fand sich General Gorringe vor die Notwendigkeit gestellt, einen widerspenstigen, kampflustigen Stamm der Beni-Taruf-Araber zu bekämpfen, der sich zum großen Teil auf die Seite der Türken gestellt hatte.

Er zog am Kharkeh entlang; auf beiden Seiten des Flusses wurde gekämpft.

Die Truppen am rechten Ufer waren Major-General Melliss, die Truppen am linken Ufer Brigadier-General Lean unterstellt.

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betrug die Temperatur 120 Grad (F.) zeichneten sich die Truppen bei dem erfolgreichen Angriff auf die arabische Feste Kharajiyah durch große Tapferkeit und unverdrossene Ausdauer aus.

Subadar Major Ajab Khan und 20 Mann der 76. Punjabis bewiesen große Tapferkeit. Unter heftigem Feuer erbeuteten sie schwimmend ein Boot, in welchem die Truppen über den Fluß befördert wurden, bis genügend Kräfte versammelt waren, um eine stark besetzte, befestigte, aus Lehm gebaute Stellung anzugreifen.

5. Meinen Instruktionen gemäß unternahm General Gorringe, nachdem er die seinen Vormarsch hindernden feindlichen Stämme geschlagen, mit einem Teil seiner Truppe von Basailin aus eine Reihe von Unternehmungen gegen die Türken, welche zwischen ihm und Amarah lagen. Dieses geschah in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Vormarsch unserer Truppen von Qurnah (unter MajorGeneral Townshend) auf Amara h. Es hatte den gewünschten Erfolg. Die Verstärkungen der türkischen Truppen am Tigris konnten nicht zur rechten Zeit eintreffen, um General Townshends Vormarsch aufzuhalten. Es ist hauptsächlich diesen Demonstrationen zu verdanken, daß der Rückzug der Türken den Tigris hinauf, nach ihrer Niederlage am 31. Mai, so überstürzt war, und daß General Townshend ungehindert in Amarah einziehen konnte. Die General Gorringe gegenüberstehenden Türken kamen in Amarah so verspätet an, daß sie zu ihrer Überraschung schon General Townshend im Besitze der Stadt fanden.

Ein Teil der Vorhut wurde gefangengenommen, der Rest mußte fliehen und dabei 2 Kanonen zurücklassen.

6. General Gorringes Operationen dehnten sich über einen Zeitraum von sieben Wochen aus. Das Resultat war, daß Persisch-Arabistan vom Feinde gesäubert war, daß die arabischen Stämme sich ergeben mußten, daß die Röhrenleitungen der Ölfelder repariert und dort normale Zustände hergestellt werden konnten und daß General Townshends Vormarsch von Qurnah wirkungsvoll unterstützt wurde.

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8. Während die 12. Division am Karun und Kharkeh vordrang, wurden Vorbereitungen zum Vormarsch der 6. Division unter Major-General Townshend am Tigris

hinauf getroffen. Das Weiterkommen und Sammeln der Truppen konnte nur langsam und mühsam vor sich gehen wegen der zu jener Zeit begrenzten Transportgelegenheiten, das überschwemmte Gebiet um Qurnah stellte viele Aufgaben, die sorgfältig durchdacht werden mußten, ehe die Operationen begonnen werden konnten.

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9. Es wurden sogenannte "bellums" lange, schmale, im Lande gebräuchliche Boote gesammelt, mit Panzerplatten ausgestattet, um die Infanterie zum Angriffsplatz zu befördern, die Truppen mußten sich im „punten" und anderer Schiffsarbeit üben; verschiedenartige Kanonen wurden auf Flöße, Kähne, Schlepper und Raddampfer verladen, schwimmende Hospitäler wurden geschaffen und viele andere Einrichtungen und Ausrüstungen und Ausrüstungen ersonnen und durchgeführt.

Gegen Ende Mai waren die Vorbereitungen zum Vormarsch erledigt.

10. Die Verschanzungen der Türken lagen nördlich von Qurnah auf Inseln, welche das höhergelegene Land im überschwemmten Gebiet bildete. Die befestigten Stellungen waren in zwei Gruppen eingeteilt, die südlichere war eine vorgeschobene Stellung ungefähr 2 Meilen von den britischen Linien entfernt, die Hauptstellung lag ungefähr 3 Meilen weiter nach Norden.

Durch die Überschwemmung war die Stellung ziemlich günstig, sie bedingte einen sorgfältig überlegten Angriff in aufeinanderfolgenden Phasen, in denen Landheer und Flotte zusammen mitwirkten.

General Townshends Plan war, mit Hilfe der Flottille und der schwimmenden Artillerie sowie derjenigen in den Qurnah-Verschanzungen durch einen Frontalangriff, verbunden mit einem Angriff, durch den des Feindes linke Flanke umgangen wurde, die vorgeschobene Stellung zu nehmen.

11. Frühmorgens am 31. Mai rückte die Infanterie nach einer heftigen vorbereitenden Beschießung in der Flottille der improvisierten „Kriegsbellums" unter dem Schutze eines ausgezeichnet gezielten Kanonenfeuers zum Angriff vor.

Die 17. Infanterie-Brigade unter Lieutenant-Colonel Climo, 24. Punjabis, machte den Frontangriff. Die 22. Punjabis und die Sirmur Sappers and Miners nahmen unter

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