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No. LI. Italien, 25. Juni 1865.

bande, in welchem Falle das contravenirende Schiff die Behandlung der neutralen Schiffe erleiden soll, welche die Neutralität brechen.

Ferner sind von der obigen Bestimmung die Beschlagnahme und Confiscation wegen Bruchs einer effectiven und erklärten Blokade ausgenommen.

Art. 213. Die Verhaltungsmassregeln für die Capitäne der Kreuzer werden durch ein königliches Decret oder durch Anordnung des obersten Befehlshabers einer Flotte, eines Geschwaders oder einer Schiffsdivision festgesetzt werden, falls die bezüglichen Instructionen nicht rechtzeitig erlassen werden können.

No. LII.

Oesterreich, 13. Mai 1866.

ÖSTERREICH.

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No. LII.

Kaiserliche Verordnung vom 13. Mai 1866 zur weiteren Ausführung der den Schutz des Handels zur See in Kriegszeiten bezweckenden Declaration des Pariser Friedenscongresses*).

Mit Bezug auf die Declaration der am Friedenscongresse in Paris vertretenen Mächte vom 16. April 1856, womit über die Abschaffung der Kaperei und über die Rechte der Neutralen internationale Grundsätze vereinbart wurden, welche zum Zwecke haben, die durch die Unsicherheit des öffentlichen Rechts gesteigerten nachtheiligen Einwirkungen eines Krieges auf den Handel zur See nach Thunlichkeit zu mildern, und in der Absicht zur weiteren Verwirklichung dieses Zweckes, so weit dies von Oesterreich abhängig ist, unter Voraussetzung der Gegenseitigkeit, beizutragen;

finde Ich, nach Anhörung Meines Ministerrathes, zu verordnen:

Art. 1. Handelsschiffe und ihre Ladungen können aus dem Grunde, dass dieselben einem Lande angehören, mit welchem Oesterreich im Kriege ist, von österreichischen Kriegsfahrzeugen zur See nicht aufgebracht noch von österreichischen Prisengerichten als gute Prise erklärt werden, wenn

*) Trotz dieser Erklärungen Oesterreichs und Preussens (s. w. u.) waren, wie man am 27. Mai in Fiume aus Odessa und Constantinopel in Erfahrung gebracht, die Befrachter im schwarzen Meere voll Besorgniss aus dem Grunde, weil, wenn Frankreich in die Reihe der Kriegführenden eintreten sollte, ungewiss bleibe, wie es sich dem Privateigenthum gegenüber verhalten werde. Auf speciellen Antrieb der Handelskammer von Fiume haben daher verschiedene österreichische Häuser von Bedeutung sich an Geschäftsfreunde in französischen Hafenplätzen gewandt und dringend gebeten, diese möchten in ihren Handelsgremien die Seerechtsreform zur Sprache bringen, damit die französische Regierung um die Anerkennung derselben internationalen Grundsätze angegangen werde, die von Italien, Oesterreich, Preussen nun adoptirt sind. Uebrigens haben die Handelskammern von Triest und Fiume an das k. k. HandelsMinisterium Eingaben gerichtet, um dieses zu ersuchen, dass die k. k. Regierung auch in Betreff der Kriegscontrebande ihren Standpunkt klar bezeichne und baldmöglichst veröffentliche. (Brief aus Fiume vom 27. Mai 1866 in der Triester Zeitung).

die feindliche Macht den österreichischen Handelsschiffen gegenüber die Ge- No. LII. genseitigkeit beobachtet.

Die Beobachtung der Gegenseitigkeit wird bis zum Nachweise des Gegentheils angenommen, wenn eine gleich günstige Behandlung der öster

reichischen Handelsschiffe von Seite der feindlichen Macht durch die bekannten Grundsätze ihrer Gesetzgebung oder durch die vor dem Beginne der Feindseligkeiten von ihr verkündeten Erklärungen verbürgt ist.

Art. II. Auf Handelsschiffe, welche Kriegscontrebande führen oder rechtsverbindliche Blokaden brechen, findet die Bestimmung des Art. I keine Anwendung.

Art. III. Meine Minister des Kriegs und der Justiz sind mit dem Vollzuge der gegenwärtigen Verordnung beauftragt.

Franz Joseph m. p.

Belcredi m. p. Mensdorff m. p. Wüllerstorff m. p. Franck m. p.

Komers m. p.

Auf Allerhöchste Anordnung:
Bernhard Ritter v. Meyer m. p.

Oesterreich,

13. Mai

1866.

PREUSSEN.

No. LIII.

Königlicher Erlass vom 19. Mai 1866, betreffend die
Aufbringung und Wegnahme feindlicher Handelsschiffe*).

Preussen,

19. Mai 1866.

Auf den Antrag des Staats-Ministeriums bestimme Ich, dass im Falle No. LIII. eines Krieges die den Unterthanen des feindlichen Staats gehörenden Handelsschiffe der Aufbringung und Wegnahme durch Meine Kriegsfahrzeuge nicht unterliegen sollen, sofern von dem feindlichen Staate die Gegenseitigkeit geübt wird.

*) An die Aeltesten der Kaufmannschaft von Danzig ist folgendes Ministerial-Rescript eingegangen: „Auf die Vorstellung vom 28. vorig. Monats, in welcher beantragt ist, den auf die Aufbringung und Wegnahme der feindlichen Handelsschiffe sich beziehenden Allerhöchsten Erlass vom 19. Mai d. J. durch eine declaratorische Bestimmung zu ergänzen, welche auch die Ladungen dieser Schiffe der Aufbringung und Wegnahme entzieht, eröffnen wir den Herren Aeltesten der Kaufmannschaft, dass es einer solchen Declaration in keiner Weise bedarf. Denn der Allerhöchste Erlass vom 19. Mai d. J. schliesst sich dem allgemeinen Prisenreglement vom 20. Juni 1864 an, aus dessen Bestimmungen, insonderheit den $$ 2 und 3 in Verbindung mit § 7. zur Genüge erhellt, dass von einer Aufbringung und Wegnahme der Ladung keine Rede sein kann, wenn das Schiff der Aufbringung entzogen ist. Berlin, den 13. Juni 1866. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, von Bismarck. Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Itzenplitz. Der Justiz-Minister, Graf zur Lippe. (Danziger Zeitung vom 14. Juni 1866.)

Seerecht.

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No. LIII.

19. Mai 1866.

Die vorstehende Bestimmung findet keine Anwendung auf diejenigen Schiffe, welche der Aufbringung und Wegnahme auch dann unterliegen würden, wenn sie neutrale Schiffe wären.

machen.

Dieser Mein Erlass ist durch die Gesetz - Sammlung bekannt zu

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Der Londoner „Economist vom 26. Mai 1866 bemerkt aus Veranlassung der in den letzten drei Nummern wiedergegebenen gesetzlichen Anordnungen:

„The line taken by the three Powers who seem to intend war is also worth the consideration of those who asserted that the first outbreak of real strife in Europe would be the signal for the breach of all those arrangements in the Treaty of Paris intended to mitigate the evil of war. We now see, as we fully expected to see, a precisely opposite result. We see the Powers who are contemplating entering on a struggle that may probably be one of the greatest Europe has ever known, deliberately wishing to diminish to the utmost all those incidental evils of war which entail private suffering and injury without conducing to hasten the end. And this, doubtless, will be the general tendency all over Europe, and more and more the tendency as time goes on. An economy of suffering is as much the produce of civilisation as an economy of materials and expense. It is only because there are various political wants and ambitions and passions proper to civilisation which really rather grow than decline with the growth of civilisation, and which at times insist on testing their strength by the sword, that the arbitration of the sword is still appealed to. But it is not because the genius of the age loves war or suffering or bloodshed, but because it dreads other evils even more than it dreads war and suffering and bloodshed. These other evils it will avoid at any cost, and hence the frequent necessity of war. Not the less, however, is there felt a growing distaste and disapprobation for all that brutality of war which used to be part of its fascination to the nations. So far as the ends of war can be attained without this brutality, we may be sure they will be attained. And one of the most obvious and certain expedients for diminishing the human suffering attending war, without diminishing the chance of attaining the pe

culiar political ends which war alone sometimes can grasp, is to resign finally the right of depredation on private property except in cases like that of a great naval blockade, where private property can be dealt with in such large masses as to produce a sensible and often even a conclusive impression on the Government and the nation to whom that private property belongs."

Anhang.

Aeltere Kundgebungen für den Grundsatz der Unverletzlichkeit

des Privateigenthums im Seekrieg.

No. LIV.

Preussen und

Vereinigte

Staaten,

No. LIV.

PREUSSEN und VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA.

Freundschafts- und Han

delsvertrag, unterzeichnet im Haag am 10. September 1785. Artikel XXIII, den Fall eines Krieges vorsehend. *)

Artikel XXIII.

S'il survient une guerre entre les Parties Contractantes, les marchands de l'un des deux Etats qui résideront dans l'autre, auront la permission d'y rester encore neuf mois, pour receuillir leurs dettes actives et arranger leurs 10. Sept. 1785. affaires; après quoi ils pourront partir en toute liberté et emporter tous leurs biens, sans être molestés ni empêchés. Les femmes et les enfans, les gens de lettres de toutes les facultés, les cultivateurs, artisans, manufacturiers et pêcheurs qui ne sont point armés, et qui habitent des villes, villages ou places qui ne sont pas fortifiés, et en général tous ceux dont la vocation tend à la subsistance et à l'avantage commun du genre humain, auront la liberté de continuer leurs professions respectives, et ne seront point molestés en leurs personnes, ni leurs maisons ou leurs biens incendiés ou autrement détruits, ni leurs champs ravagés par les armées de l'ennemi au pouvoir duquel ils pourraient tomber par les évènements de la guerre; mais si l'on se trouve dans la nécessité de prendre quelque chose de leurs propriétés pour l'usage de l'armée ennemie, la valeur en sera payée à un prix raisonnable. Tous les vaisseaux marchands et commerçans, employés à l'échange

*) Bevollmächtigt waren für Preussen der Freiherr Friedr. Wilhelm von Thulmeyer, Gesandter im Haag, für die Vereinigten Staaten John Adams, Dr. Benjamin Franklin und Thomas Jefferson. Martens, Recueil des traités, t. II, p. 566. Göttingen 1791.

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