Page images
PDF
EPUB

ter dem Namen Mohrez-Ibn-Ziad oder Meh’erez ben Ziad-efFader'i auf*).

Dieses leztere aus der Zeit Roger's erwähnte Verhältniß der Bevölkerung des alten Carthago hat auch einen neueren Schriftsteller wieder auf die Vermuthung zurückgeführt, es möchte sich in Carthago selbst eine christliche Bevölkerung erhalten haben, in deren Mitte der von Gregor VII. erwähnte Erzbischof Cyriacus seinen Sig gehabt habe**).

Für die Zeit Leo's IX. und seiner Nachfolger erscheint diese Annahme nicht unwahrscheinlich, jedenfalls muß der Sig des Erzbisthums sich an einem Orte von geringem Ansehen befunden haben, denn der Bischof von Gummita wollte deßhalb die erzbischöflichen Rechte an sich ziehen, weil er in der Stadt eines saracenischen Fürsten wohne, ein Grund, den Leo IX. nicht anerkannt hat.

Für die Zeit gleich nach der Zerstörung Carthago's mangelt es an allen Quellen. Das Schicksal seiner Bewohner wird in den Quellen verschieden angegeben: nach einem Geschichtschreiber ließ der Eroberer Hassan die Einwohner tödten und zu Sklaven machen, nach dem Berichte eines anderen aber hatten sie sich mit dem griechischen Statthalter eingeschifft, und es war nur eine ganz kleine Zahl von Christen der ärmsten Klasse, wahrscheinlich lateinische Chriften, zurückgeblieben ***).

In der Zeit Roger's gibt der Chronist nichts weiter an, als daß der König den Erzbischof, der als unfreier Mann nach Rom gekommen war, um dort die bischöfliche Weihe zu empfangen, als freien Mann an seinen Siß zurückgesandt habe, ohne über diesen Siz jedoch etwas Näheres zu berichten.

*) Ibn-Khaldoun hist. T. II. p. 30. Et-Tidjani im journal asiatique. Serie V. T. I. p. 386.1

**) Rousseau im journal asiat. loc. cit. ***) Ibn Khaldoun hist. T. I. p. 339.

Von seinem Nachfolger Wilhelm dagegen heißt es bei Robert de Monte zum Jahre 1157: er habe die Stadt Zuila eingenommen, die Hauptstadt des Reiches, zu welcher die Insel Gerbi gehöre; diese lettere habe der König mit christlichen Einwohnern bevölkert und ihnen einen Erzbischof vorgesezt *).

Diese Angabe wird theilweise durch das Zeugniß morgenländischer Schriftsteller bestätigt, welche von der Empörung Zuila's und Gerbi's sprechen.

Zuila hatte sich nach dem Vorgange der Stadt Sfar gerichtet. Ihre Bewohner hatten im Jahre 551 (1156 bis 57 n. Chr.) die Herrschaft Wilhelm's abgeworfen, gemeinschaftlich mit den Bewohnern von Zuila die Stadt Mehadia eingeschlossen, und ihr die Lebensmittel abgeschnitten, weßhalb ihr der König eine Flotte von zwanzig Schiffen zum Entsage fandte **).

Die Insel Djerba hatte noch unter der Regierung Roger's im Jahre 548 d. H. (1153 bis 54) den Versuch gemacht, die sicilianische Herrschaft abzuschütteln, wobei viele Christen ihr Leben verloren. Roger sandte in demselben Jahre eine Flotte gegen sie, durch welche sie zum zweitenmale erobert, die Bewohner aber zu Sklaven gemacht und in das Land der Ungläubigen abgeführt wurden ***).

*) Guillermus rex Sicilie navali expeditione per admiralios suos cepit Sibillam civitatem, metropolim, sitam inter Africam et Babilonem. Est autem eadem civitas caput regni insule Gerp, in qua idem rex habitatores christianos inmisit, et eis archiepiscopum prefecit. Bei Pert script. T. VI. p. 506.

**) Ibn Khaldoun hist. T. VI. p. 588.

***) Edrisi T. I. p. 281 sagt: L'ile fut de nouveau conquise, et ses habitants furent réduits en esclavage, et transportés à la ville. (Palermo?) Et-Tidjani im journal asiatique. Série IV. Vol. 20. p. 477 beschränkt die Abführung in die Sklaverei auf

Eine Wiederbevölkerung der Insel durch christliche Einwohner unter Wilhelm's Regierung stellt sich demnach als sehr glaubwürdig dar. Wilhelm stellte diese christliche Bevölkerung unter den Erzbischof von Carthago, denn von der Gründung eines neuen Erzbisthumes ist keine Rede. Aus dieser Stelle ergibt sich zwar, daß es noch im Jahre 1170 einen solchen Erzbischof in Nordafrika gegeben habe, es ist aber auch aus ihr eine nähere Bezeichnung des Sizes nicht zu entnehmen.

Jedenfalls dürfte indessen aus den dargestellten Verhältnissen als wahrscheinliches Resultat hervorgehen, daß der Sig der Erzbischöfe von Carthago seit der Zerstörung der Stadt kein ständiger, sondern ein wechselnder und veränderlicher gewesen sei.

F. R.

die bedeutenden Personen mit den Worten: Les plus notables des habitants furent transportés dans le pays des infidèles, retenus en esclavage, et il ne resta plus dans l'ile que coux que les chrétiens jugèrent n'être que de peu d'importance. Man vergleiche auch Amari bibl. sic. p. 385, auf welchen mich Herr Abt Haneberg aufmerksam machte.

XI.

Das bevorstehende Schicksal der Ruine des alten Hospitals in Jerusalem.

Das christliche Abendland steht im Begriffe, auf dem Boden Palästina's eine neue Niederlage zu erfahren. Noch bebt die Erde von dem ungeheuren Kriegslärm, der wegen der Anmaßung der Schlüssel des heiligen Grabes von Seite des schismatischen Rußlands dort auf der Krimmischen Halbinsel ausgekämpft wurde. Da gelingt es beinahe unbemerkt der überlegenen List, den Intriguen und Bestechungskünften der Griechen, hinter welchen das Volk der Rös und der Czar von Moskow steht, das umfangreiche Besizthum des Ordens der Johanniter, die aus Jerusalem vertrieben zuleht noch auf Rhodus und Malta das Panier des Kreuzes siegreich dem Halbmond gegenüber aufrecht erhielten, zunächst vor den Pforten der heiligen Grabkirche in ihre Hand zu bekommen.

Doch was hat der Occident unter diesen Befihungen zu verstehen? Nahezu sieben Jahrhunderte sind verflossen, seit die Ritter vom Hospital vor den siegreichen Waffen des Kurden Saladin als Wächter vor den Thoren des heiligen Grabes Schwert und Lanze aus der Hand legen mußten, um sich nach Ptolemais zurückzuziehen, wo ihre Niederlassung von ehemals nun die große Kaserne der türkischen Miliz abgibt, und nur in einem kleinen Winkel noch

die Väter des heiligen Franziskus das Andenken an die früheren Eigenthümer bewahren. Der Schritt der Zeit ist darüber hinge= gangen, und die großartigen Bauten find halbwegs der Zerstörung verfallen; denn wo der Türke seinen Fuß hinscht, da, sagt das Sprüchwort, wächst kein Grashalm mehr. Die berühmte und von allen Reisenden auf Rhodus besuchte Contrada dei cavalieri, deren mittelalterliche Häufer mit den Wappenschildern der edelsten Geschlechter aus dem Abendlande prangten, ist kürzlich durch die Explosion eines Pulverthurms sammt der dortigen Johanneskirche in einen Schutthaufen verwandelt worden, Was wird also noch von den Gebäuden des Hospitals in Jerusalem übrig syn? Ein Steinhause vielleicht unter Trümmerschutt der späteren Zeit, zwis schen welchem Dornhecken wachsen ?

Mit Nichten! Jerusalem weist durchschnittlich nur Quaderbauten auf, und was dort bestand, ist wenigstens dem Grundstocke nach in seinem Bestande auf Jahrtausende gesichert. Selbst über die altjüdische Hauptstadt ist nur zum Theil der Pflug gegangen, soweit nämlich Sion außerhalb der Mauer der Aelia Capitolina und des heutigen Stadtumfanges liegt. Die heilige Grabkirche ist ein Werk der Kreuzritter, über den Resten der Constantinischen Basilika erbaut, und in ähnlicher Festigkeit und baulichen Herrlichkeit hat das benachbarte Hospital sich erhalten. Es war ein romanisches Werk mit jener edlen sorgfäl= tigen Durchbildung der einzelnen Theile, die noch bei den abendländischen Bauwerken der Art in Erstaunen sezt. Noch erhebt sich die alte Johanniterkirche von mäßigem Umfange bis zur halben Höhe; die Gewölbe sind durchgeschlagen, aber die Tribüne des reizenden Tempels steht bis zum Schlußbogen aufrecht.

Man kann sich von der ehemaligen Pracht des großen Hospitals eine Vorstellung machen, wenn man bei Wilhelm von Thrus XVIII, 3 liest, es sei zwischen den Ordensbrüdern, die ihre Brust mit dem weißen Kreuze deckten, und dem römischen Stuhle beinahe zu Zerwürfnissen gekommen, indem man jenen zum Vorwurfe machte, daß sie vor den Pforten der Auferstehungs = Kirche wie aus Mißachtung derselben anfingen, viel kostbarere und ungleich erhabenere Gebäude aufzuführen, als der Tempel umfasse, welcher mit dem köstlichen Blute des gekreuzigten

« PreviousContinue »