ber eren Iche ben. ber 110 ner nie nd 't, t. 8 T 1 direct zu fördern, ohne dieselben zurückzudrängen und zu überwuchern. Ganz ähnlich haben gewisse Interessen, welche ganze Völkerschaften zu fesseln vermochten, auch die Regsamkeit des Lebens überhaupt gesteigert und die geistige Thätigkeit nach allen Richtungen hin gefördert. Dasselbe sollte man billigerweise von den das Hauptinteresse jest auf sich concentrirenden Erfolgen der neueren Naturforschung erwarten. In der That ist es gar nicht das gesteigerte Interesse an diesen Erfolgen, was die jest allerdings vielfach beobachtete Vernachlässigung der wahren Ziele und Ideale des Lebens bewirkt hat, es ist vielmehr ganz allein der Mißbrauch, den man mit jenen Erfolgen ge= trieben hat, die einseitige Behandlung, welche man ihnen an= gedeihen ließ. Nicht die durch die Vervollkommnung der Mittel zum Leben gesteigerte äußere Behaglichkeit des Daseins an sich, sondern nur die Ueberschätzung dieses äußerlichen, sinnlichen Wohlbehagens verdunkelte jene höheren Ziele. Nicht die Erweiterung der Naturkenntniß an sich und die vervollkommnete Einsicht in die Geltung des allgemeinen Causalzusammenhanges an sich verwirrte unsere Weltansicht und schädigte dadurch das Verständniß jener wahren Ziele des Lebens; man verdarb sich dieses Verständniß allein dadurch, daß man den Mechanismus, der nur als Mittel zu den inhaltvollen Zielen des Lebens Sinn und Berechtigung hat, als Selbstzweck hinstellte und alle inhaltvolle Regsamkeit des Lebendigen blos als einen leeren Schein betrachtete, der durch das rein mechanische Geschehen auf unbegreifliche Weise hervorgetrieben sei. Jene Ueberschätzung der materiellen Güter des Lebens in Verein mit diesen theoretischen Einseitigkeiten verdarb nicht nur, was wir der Naturforschung Gutes und Nüzliches verdanken, sondern richtete sich gradezu zerstörend gegen alle gesunde Auffassung des Wirklichen, gegen die Grundlagen aller Moral, aller Religion, alles Rechts und aller staatlichen Ordnung. Ihren concentrirtesten Ausdruck finden jene Irrlehren in der Weltansicht des modernen Materialismus. Die Vorstellungsweise, welcher die Grundgedanken des Materialismus entstammen, ist naheliegend und alt, es ist die kritiklose Auffassung des gewöhnlichen Lebens, nach welcher die Bilder, in welche wir die sinnlichen Empfindungen zusammenfassen, unmittelbar als selbständige Dinge betrachtet werden, als die lekten soliden Bausteine aller Weltwirklichkeit. Richtet man seinen Blick stets nur auf diese Dinge, welche unser Leben wie ein festes Bette zusammenzuhalten scheinen, und läßt das Leben selbst, welches in Wahrheit die Vorstellungen jener Dinge erst hervorbringt, ganz unbeachtet, so kommt man leicht auf den Einfall, daß die ganze Welt Preußische Jahrbücher. Bd. XLIX. Heft 1. 2 aus einfachen Theilen der uns so plastisch entgegentretenden Dinge zusammengesetzt sei, daß alles Geschehen in der Welt sich auf Bewegungen einfacher Corpuskeln derselben Art und Beschaffenheit wie die wahrgenommenen Dinge zurückführen lasse. In diesem Einfalle concentrirte sich von jeher die Hefe der Trivialität eines von allen höheren Gesichtspunkten abstrahirenden Nachdenkens. Wir begegnen ihm schon in der Atomenlehre des Demokrit. Es ist derselbe Einfall, der uns jetzt in der Weltansicht des Materialismus, wenn auch in etwas veränderter Gestalt, wieder entgegentritt. Der Grundgedanke des Materialismus ist, daß die Atome, d. h. Ausgangspunkte anziehender und abstoßender Kräfte, welche die Physik zur Erklärung gewisser Kreise sinnlicher Erscheinungen hypostasirt, in der That auch als solche an sich wirklich, daß sie das einzige Wirkliche seien, aus dem alle Erscheinungen und Lebensäußerungen auch des Lebendigen erklärt werden müßten. Daß dieser triviale Einfall, der wie gesagt nicht einmal neu war, sondern nur eine alte Vorstellung im neuen Gewande vorführte, dennoch zündend wie ein Blitz in die Geistesnacht der großen Menge einschlug und dort das Strohfeuer einer weithin scheinenden und immer noch nachglimmenden Begeisterung entflammen konnte, ist nur dadurch erklärlich, daß man hier seit lange keine edleren und gediegeneren Früchte mehr eingescheuert, daß man vielmehr seinen Gesichtskreis ausschließlich mit sinnlichen Erscheinungen erfüllt hatte, als gäbe es nichts weiter in der Welt als diese, als bestehe die ganze Welt aus Kraftwirkung und Materie. Dazu kam der imponirende Eindruck jener allgemeinen Gesezlichkeit, der, wenn auch unerklärlich in seiner Entstehung, doch Ordnung in die unabsehbare Vielheit der Erscheinungen brachte und dem Ganzen dieser Vorstellungsweise gewissermaßen eine Art moralischen Halts gab. Dieser Gedanke eines universellen Mechanismus bildet denn in der That auch den Schwerpunkt des modernen Materialismus, dem dieser hauptsächlich seine Erfolge verdankt. Die Werthschätzung des Mechanismus steigerte sich bis zu dem Glauben, als erschöpfe sich darin, in dem bloßen Gelten jener Gesetzlichkeit, schon die Bedeutung des gesammten Weltinhalts. „Gottheiten und Wesenheiten sollen", nach dem Ausspruche Comte's, „durch Gesetze ersetzt werden". Man verlor über der Bewunderung der Form das Verständniß für die Bedeutung der Inhalte, der unmittelbaren, lebendigen Werthe, zu deren Realisirung jene nur das Mittel sein kann. Indem man sich gleichzeitig von den idealen Gesichtspunkten, den wahren Zielen alles Lebens, abwandte, concentrirte sich das Interesse immer mehr auf dasjenige Gebiet, innerhalb dessen jene Gesezlichkeit in klaren und bestimmten Zügen am deutlichsten und anschaulichsten offenbar wurde, auf die sinnlichen Erscheinungen, deren Verhältnisse der Beobachtung, der genauen Rechnung und Maßbestimmung unmittelbar zugänglich sind. Diese betrachtete man eben deßhalb in einseitiger Verblendung als das allein Wesenhafte und Wirkliche, aus dem man alle übrigen Lebensinhalte wie einen wesenlosen Schein ableiten zu können meinte. Die Naturwissenschaft, welche sich mit den Verhältnissen der sinnlichen Erscheinungen beschäftigte, erschien als die Wissenschaft der Wissenschaften. Ihre Lehren verehrte man wie Orakel. Die Aufklärungen, welche sie gab, erschienen wie eine höhere Art von Weisheit, wie Offenbarungen der thatsächlichen Natur der Dinge, gegen welche alle Speculation, alle Anforderungen des Gemüths machtlos seien. Von hier aus erhielt jener falsche Glaube seinen Ursprung und seine beständige Nahrung. Das Ansehen der Naturwissenschaft übertrug sich auf die neue Weltansicht, welche eine leichte und einfache Lösung des Welträthsels darzubieten schien. Die den höheren Interessen des Lebens entfremdete, wenn nicht gar wegen der größeren Pflichten, welche sie auferlegen, abgeneigte geistige Mittelmäßigkeit fühlte sich wohl in einer Weltanschauung, welche das Bestehende in seiner thatsächlichen Geltung als sicher fundirt, und behaglichen Genuß als einzig vernünftiges Ziel alles Daseins erscheinen ließ. Das allge= meine Vorurtheil, welches die sinnlichen Bilder und Vorstellungen als handgreifliche Realitäten aufzufassen gestattet, verlieh ihr einen Nimbus von Unfehlbarkeit. Alle diese Momente wirkten zusammen, dem neuen Glauben eine ungemein rasche und ausgedehnte Verbreitung zu verschaffen. In dem rein phänomenalen Gesichtskreise dieser materialistischen Weltansicht findet selbstverständlich auch der Begriff der Freiheit keine Stelle. Der hervorstechende Charakterzug dieser neuen Weltansicht ist eben die Anerkennung der ausschließlichen Geltung des Mechanismus. Dieser ist hier nicht Mittel zum Zweck, sondern Selbstzweck, er ist nicht Form eines sich verwirklichenden Inhalts, sondern seine angeblich ausschließliche Bedeutung absorbirt die inhaltlichen Momente des Geschehens, sie erdrückt alle Eigenartigkeit und allen Eigenwerth des Lebendigen, sie löst alles Leben auf in mechanisches Geschehen und zerstört damit alle Inhalte des Lebens, welche nur im Fürsichsein, in jener Eigenartigkeit des Lebendigen existent werden können. Der Materialismus kennt keine Inhalte und keine Werthe, weil er die specifische Natur des Lebendigen verneint. Nur die Regelmäßigkeit in der Erscheinung des Lebendigen erscheint ihm beachtenswerth. Aus der Erscheinungswelt entsprungen, kennt er nichts als Verhältnisse der Erscheinungen. Er hält die Erscheinungen für das Ursprüngliche, und sucht die lebendige Wirklichkeit dessen, was wir unmittelbar erleben, als ein beiläufiges Nebenproduct aus den Bildern der Erscheinungswelt abzuleiten. Durch diese völlige Umkehrung des wahren Sachverhalts verschließt sich der Materialismus den Offenbarungen dessen, was jenem lebendigen Quell unmittelbarer Lebenswirklichkeit entströmt. Zu diesen lebendigen Offenbarungen des Wirklichen gehört, wie wir gesehen haben, vor allem der freie Wille. Im Wollen grade äußert sich jene Eigenartigkeit des Lebendigen, welche der Materialismus verkennt, weil das ursprünglich Wirkliche außerhalb seines Gesichtskreises liegt, weil er nur mit Begriffen operirt, die aus den Verhältnissen der Erscheinungswelt abstrahirt sind. Nicht etwa wegen eines angeblichen Widerstreits zwischen Causalität und Freiheit leugnet der Materialismus das Vor= handensein der letzteren; er leugnet sie vielmehr deßhalb, weil sie für ihn überhaupt nicht existirt, weil sie ganz über dem Niveau seines Gesichtskreises liegt. Ebenso unbegreiflich wie das freie Wollen ist dem Materialismus auch das Gefühl der sittlichen Verantwortlichkeit, das Gewissen nebst all den constituirenden Grundgedanken und Voraussetzungen, welche in und mit diesem gegeben, die sittliche und religiöse Weltansicht bestimmen, in der wir leben. Dies mag seine Lobredner nicht beunruhigen. Der Materialismus ist eben der Ausdruck einer ethischen Bedürfnißlosigkeit, welche die jüngste Vergangenheit und leider zum Theil auch noch die Gegenwart charakterisirt. Für diese ethische Bedürfnißlosigkeit sprach der Materialismus nur das lösende Wort, das mit einem Schlage die Perspective in eine neue Weltansicht eröffnete, in welcher die Trivialität des Lebens der geistigen Mittelmäßigkeit unserer Tage als normale und wohberechtigte Gemüthsverfassung anscheinend so sicher und unwiderleglich. fundirt erschien, weil in ihr alle höheren Mächte beseitigt sind, welche dem Leben des Edlen Weihe und Inhalt geben und ihn zu rastloser That begeistern, während sie den Schlaffen und Trägen nur beunruhigen und quälen. Eben deßhalb birgt aber die Weltansicht des Materialismus eine ernste Gefahr für die gesunde Geistesentwickelung der Menschheit in sich. Wir dürfen diese Gefahr nicht unterschätzen; sie droht im Verein mit dem gesteigerten materiellen Wohlleben der neuen Zeit trok aller Erweiterung der Verstandeseinsicht zu einer Verflachung alles geistigen Lebens zu führen, deren öde Langweiligkeit in den pessimistischen Systemen modernster Gattung mit dreister Zuversicht bereits als einzig berechtigte und normale Stimmung des Gemüths gepriesen wird. Der Materialismus ist ein Krebsschaden der neuen Zeit, der zwar nicht wegen der Gewichtig keit seiner Gründe, wohl aber wegen seiner großen Verbreitung als einer der gefährlichsten Feinde der menschlichen Freiheit und der auf der Anerkennung dieser beruhenden sittlichen und religiösen Weltansicht betrachtet werden muß. Seine Widerlegung liegt mir daher mit Rücksicht auf den Zweck dieser für ein größeres gebildetes Publikum bestimmten Arbeit ganz besonders am Herzen. Die Einwendungen, welche von hier aus gegen die menschliche Freiheit erhoben werden, lassen sich auch nicht separat behandeln. Es ist ein Vernichtungskampf zweier Weltansichten, welcher hier zur Entscheidung gebracht werden muß, und welcher nur mit dem völligen Siege oder der völligen Niederlage der einen von beiden enden kann, denn beide schließen sich gegenseitig aus*). Ich stelle den entscheidenden Gesichtspunkt voran. Die Grundbegriffe des Materialismus, bie Begriffe der Materie und der Kraft sind nicht Bezeichnungen von etwas, dessen Wirklichkeit wir unmittelbar erleben könnten. Sie sind nicht Wesenheitsbegriffe, sondern Abstractionen, deren Geltungsbereich sich nicht über das Gebiet der sinnlichen Erscheinungen hinauserstreckt, von denen sie abstrahirt sind. Die Materie ist keine Realität, deren Vorhandensein uns durch unmittelbare Erfahrung zum Bewußtsein kommen könnte. Man bildet ihren Begriff, indem man die dem Bewußtsein zunächst sich aufdringenden Bilder der gemeinen sinnlichen Erfahrung mit einander vergleicht und die ihnen allen gemeinsamen allgemeinen charakteristischen Züge der Materialität zu einer Gesammtvorstellung vereinigt, die an innerer Klarheit und Schärfe der Bestimmung recht viel zu wünschen übrig läßt. Den Ursprung des Begriffs der Materie haben wir daher in einer Eigenschaft zu suchen, deren ursprüngliches Subject die vielen sinnlichen Bilder sind, von deren Gesammtheit jene abstrahirt wurde. Nur durch einen logischen Gewalt= streich gelingt es der schöpferischen Phantasie, aus jener Eigenschaft das neue Subject, aus der Vorstellung der Materialität den Begriff der Materie zu gewinnen. Man abstrahirt einfach von dem ursprünglichen Subjecte jener Eigenschaft und macht diese selbst, die Eigenschaft der Materialität zum Wesen, indem man sie „objectivirt". Es beruht jedoch auf eitler Selbsttäuschung, wenn man wähnt, die rein qualitative und *) Das Wesentliche der nachfolgenden Erörterungen findet sich zwar bereits in meinem früheren Aussage „Die Lehre Spinoza's und der Materialismus" (Fichte'sche Zeit schrift für Philosophie und philosophische Kritik. Band 74 S. 1-30, 209-238) abgedruckt. Das dort Gesagte schien mir jedoch an dieser Stelle unentbehrlich und habe ich dasselbe hier um so unbedenklicher wiederholt, als ich nicht voraussetzen darf, daß jener in einer gelehrten Zeitschrift erschienene Aufsatz in den Kreisen, für welche diese Arbeit bestimmt ist, größere Verbreitung gefunden hat. |