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ten die Umgegend, zerstörten die Weingärten, endlich nach hartem Kampfe wurden sie geschlagen. Benche wurde tödtlich verwundet, Niklas getödtet, und Michael, der in der Feinde Hände fiel, von diesen geköpft. Bei Stuhlweissenburg warf sich Roland, Rolands Sohn, den Böhmen entgegen, aber ohne Glück, der siegreiche Wenzel zog in Stuhlweissenburg ein, und wurde vom Erzbischof von Kolocza, Johann Illmur, gekrönt.

Wenzel betrug sich fortan als König. Den tapfern Matthäus, Paul, Dominik und Oliver, die sich in den Kämpfen gegen Karl ausgezeichnet, verlieh er das Prädium Gyalla in der grossen Insel (Schütt). Das Erlauer Kapitel schützte er im Besitz zweier Dörfer gegen den Palatin Stephan, dem Graner Erzkapitel bestätigte er die Schenkungen, die der alte Wenzel ihm verliehen, ganz Ungern gehorchte dem jungen König. Karl Robert war mit seinem Anhange auf Kroatien und die Seeküste beschränkt, und hätte binnen kurzem weichen müssen, wenn nicht ein mächtiger Verbündeter für ihn aufgetreten wäre.

Papst Bonifacius der VIII. war es, der für Karl Robert in die Schranken trat. Er sandte Niklas von Ostia als päpstlichen Legaten nach Ungern, mit dem Auftrag, die Nation für Karl zu gewinnen, die störrigen Anhänger Wenzels zu strafen. Der Erzbischof von Kolocza, Johann Illmur, der Wenzel gekrönt hatte, wurde nach Rom berufen, um sich zu verantworten, und mit Absetzung bedroht, wenn er binnen vier Monaten nicht erscheinen würde. Illmur aber war bereits gestorben, als Niklas nach Ungern kam. Der Kardinal-Legat nahm seinen Sitz in Ofen, berief die Bischöfe zu sich, und versuchte das Land vom Böhmen-König abzuwenden. Die Ungern aber hielten treu an ihm, und die Ofner Bürger wollten den Legaten tödten; darüber erschrak der Kardinal, sprach den Bann über Ofen aus, und entfloh heimlich nach Press

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burg, dann nach Wien. Die Ofner Bürger aber achteten des Bannes nicht; der Priester Ludwig und seine Anhänger fuhren fort, Messe zu lesen, die Sacramente zu spenden, beriefen endlich alles Volk zusammen, und reexcommunicirten den Papst und alle seine Anhänger. Nur spät, als die Unruhen im Lande gestillt waren, wurde die kirchliche Spaltung beschwichtiget 5).

Bonifacius war nicht der Mann, den ein Hinderniss von der Verfolgung seiner Zwecke abhalten konnte; er schrieb an Wenzel, verwies ihm, dass er sich das Königthum angemasst habe, und lud ihn nach Rom vor seinen Richterstuhl; er, der Papst, werde entscheiden, wem von beiden, Wenzeln oder Karln, das Recht auf den ungrischen Thron zustehe. Sich dem Ausspruch des Papstes unterwerfen, hiess so viel, als dem Thron entsagen. Wenzel sandte zwei Geistliche, Honorius, Doctor der Decretalen, und Johann, Domherrn von Alt-Ofen, und einen weltlichen Doctor des römischen Rechts, ebenfalls Johann geheissen, nach Rom, nicht um sein Recht zu vertreten, sondern um zu erklären, dass er nicht gesonnen sey, um das Königreich Ungern zu Gericht zu stehen. Für Karl erschien der Erzbischof von Kolocza, Stephan, die Bischöfe von Agram, Raab und Weszprim, und stellten die Entscheidung des Streites dem Papste heim. In einem weitläufigen Schreiben sprach der Papst das Recht Karl Robert zu. Die Bischöfe wurden mit dem Auftrag nach Ungern zurückgesandt, Anhänger für Karl zu werben; Wenzels Anhänger wurden mit dem Bann bedroht, und vom Eid der Treue losgesprochen. Ein grosser Theil der Ungern fiel Karln zu. Als der alte Wenzel diess erfuhr, drang er mit Heeresmacht nach Ofen vor, lagerte bei Pesth, nahm den Richter von Ofen, Ladislaus, gefangen mit sich fort, und zog sammt dem jüngern Wenzel und den Reichs-Insignien nach Böhmen zurück. In Gran

erstürmte er das Schloss, erbrach die Kathedrale, raubte die Schätze, und zerriss mehrere Schenkungsbriefe des Kapitels; so züchtigte er die Domherren für ihre Anhänglichkeit an Karl Robert. Mit den geistlichen Waffen nicht zufrieden, regte Bonifaz auch die Nachbarn Wenzels auf, er schrieb desshalb an Kaiser Albert; bevor er aber die Früchte seines Treibens ernten konnte gerieth Bonifaz in Sciara in Colonna's Gefarigenschaft, und starb bald nachher aus Gram über die erlittenen Misshandlungen. Auch der Erzbischof von Gran, Gregor, eine Hauptursache der Unruhen in Ungern ), wurde in dem Tumulte während des Papstes Gefangennehmung erschlagen. Auf dem päpstlichen Stuhl hatte Bonifaz VIII. zum Nachfolger jenen Niklas von Ostia, der in Ungern als Legat gewesen. Er nannte sich Benedict XI., mengte sich aber nicht in die ungrischen Angelegenheiten; sie mögen ihm wohl durch die unangenehmen Auftritte, während er päpstlicher Legat gewesen, verleidet worden seyn.

Karl Robert, nicht zufrieden, dass sein Gegner 1304. das Königreich verlassen, beschloss, ihn in Böhmen anzugreifen. Er verbündete sich desshalb mit dem Erzherzog Rudolph. Ein Zeichen der Anarchie war, dass sich mehrere ungrische Grosse berechtigt hielten, mit Rudolph ein Bündniss zu gleichem Zwecke zu schliessen. Nun brach der Sturm gegen Wenzel los. Kaiser Albrecht und Erzherzog Rudolph drangen mit 50,000 Mann, Karl mit 20,000 Kumanen nach Böhmen ein. Die Kumanen übten unendliche Grausamkeit, schnitten den Weibern die Brüste ab, durchlöcherten den Gefangenen die Hände, zogen Stricke hindurch und banden so die Gefangenen zusammen. Kinder knüpften sie an die Sättel der Rosse, und ritten mit ihnen fort. So grausam wütheten sie, dass die Sage geglaubt wurde, dass sie die Hände und Füsse der Kinder einpökelten sich zur Nahrung. Den Kaiser jammerte des Christen-Volkes, er forderte von den Kumanen die Frei

lassung der Gefangenen; sie aber weigerten sich dessen, und sagten, die Gefangenen seyen der Lohn ihrer Mühe. Des Nachts flohen 7000 Kumanen heimwärts., Eine auserlesene Schaar wurde ihnen nachgeschickt, und über 400 der Fliehenden erschlagen. Der Winter endete den Feldzug; die Streitenden zogen in ihre Heimath, der alte König Wenzel starb. Sein Sohn trennte das letzte Band, das ihn an Ungern knüpfte; er löste das Verlöbniss mit Elisabeth, Andreas III. Tochter, und vermählte sich mit Viola, des Herzogs von Teschen Mecsko Tochter. Elisabeth ging in das Nonnenkloster zu Turgau, und ist von der katholischen Kirche in die Zahl der Seligen versetzt worden.

Jene Ungern, die Karln noch widerstrebten, vérsammelten sich zu einer Königswahl, die Stimmen vereinigten sich für Otto von Bayern. Dieser, ein listiger, rüstiger, kriegerischer Mann, 45 Jahre alt, verfügte sich nach Böhmen, übernahm die Krone, nebst den andern Reichs-Insignien, und wandte sich gegen Ungern. Kaiser Albrecht sowohl, als der Erzherzog Rudolph, denen die Wahl Otto's nicht anstand, verlegten die Wege, und lauerten ihm auf; Otto aber, mit ihm Albert, der jüngere Graf v. Hals, Hartlieb v. Puchberg, und noch einige verkleideten sich als Kaufleute. Sie reisten von Brünn aus, und suchten über die Donau gegen Oedenburg zu kommen, wo sie von den Grafen v. Güssing erwartet wurden. Um nicht entdeckt zu werden, liess Otto die Krone in ein kleines Fässchen verbergen. Glücklich entgingen sie den Auflauerern. Nahe bei der ungrischen Gränze waren sie eine ganze Nacht geritten, des Morgens standen sie an der Donau bei Fischament, und wollten über den Strom setzen, da erkundigte sich Otto um die Krone; mit Schrecken gewahrte, jener dem sie anvertraut war, dass sich die Riemen, mit denen das Fässchen am Sattel fest gebunden gewesen, gelöst, und die Krone verloren sey. Eilig ritt er zurück, und fand

das Kleinod auf der Strasse liegen, er war von keinem der Vorbeiziehenden beachtet worden.

Glücklich gelangte Otto nach Oedenburg, von dort nach Stuhlweissenburg. Hier wurde er gekrönt. Nur zwei Bischöfe waren zugegen: Benedict, Bischof von Weszprim, und Bruder Anton, Bischof von Csanad; diese verrichteten die heilige Handlung; dann ritt Otto im königlichen Ornat, die Krone auf dem Haupte, durch alle Strassen von Stuhlweissenburg, und zeigte sich dem Volk als König. Sein Anhang aber war gering. Ausser den beiden Bischöfen, die ihn krönten, nennt die Geschichte nur die Brüder Ywan, und Heinrich Grafen v. Güssing. Diese aber waren um so thätiger, fielen alsogleich den Erzbischof von Gran an, plünderten seine Güter, wandten sich darauf gegen Agram, und verheerten die Besitzthümer des Bischofs. Ueberhaupt kam es im Streit zwischen Otto und Karl zu keiner entscheidenden Schlacht. Drei Jahre währten die Verheerungen, als Otto sich um einen Verbündeten umsah, mit dessen Hülfe er zu siegen hoffte. Otto wandte sich an den Wojwoden von 1307. Siebenbürgen, Ladislaus, und wollte dessen Tochter ehelichen; desshalb reiste er mit Beke, dem Sohn Thomas, nach Siebenbürgen, aber Kaiser Albrecht hatte den Wojwoden gewonnen, Ladislaus hielt den König gefangen, und behielt die Krone für sich. Nach beinahe einjähriger Haft rettete sich Otto aus dem Kerker). Er floh über Russland und Preussen. In Glogau verlobte er sich mit des Herzogs Tochter Daguan, und gelangte endlich nach Bayern heim. Von seinem ungrischen Königreich blieb ihm nichts als der Titel, den er bis zum Tode führte.

Vor und während der Gefangenschaft Otto's war die Verwirrung im Lande gränzenlos. Einige Beispiele mögen genügen: Ladislaus, Veruhar's Sohn, derselbe, den der alte Wenzel gefangen genommen, entkam nach drei Jahren aus dem Kerker, und vereinte sich mit Johann,

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