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nenschrift, welche man in Dänemark gefunden hat, ist von Wormius gesammelt und erklärt worden 1). In Schweden findet man keine Rünenschriften aus den heidnischen Zeiten mehr, und seht ihr Zeitalter von Jahr 1000 bis 1250 2). — In Island war dieselbe auch schon vor Einführung des Chris stenthums bekannt, wurde aber bei der Verbreitung der christs lichen Religion ebenfalls durch die lateinischen Buchstaben verdrängt 3).

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Im südwestlichen Deutschland lernte man sehr frühe schon auch die griechischen Buchstaben, und zwar durch die Gallier kennen, bei denen sich die Druiden bereits zu Cäsars Zeiten derselben bedienten 4). Die Gallier erhielten sie von den ausgewanderten Phocäern, die im Jahre 3445 Marseille erbauten, und theilten sie den Franken mit, als diese Gallien eroberten. Doch wurde die Schreibekunst unter den Deutschen vor dem vierten Jahrhundert nicht gemein 5). Erst im Jahr 365 erfand Ulfilas oder Wolf, ein Kappadocier und Bischof der Möso - Gothen, die sogenannten Gothischen Buchstaben, die älteste deutsche Schriftart, die er aus dem Alpabet der Griechen bildet 6). Ueberhaupt machten sich die ersten christlichen Religionslehrer und Apostel der verschiedenen Völker um die Verbreitung der Buchstabenschrift sehr verdient. So versuchte der Slaven-Apostel Cyrillus 863 die Slavonische Sprache mit griechischen Buchstaben zu schreiben, und da er mit diesen nicht zureichte, so fügte er mehrere Lonzeis chen hinzu, woraus das aus 44 Buchstaben bestehende Cy

1.) Wormius de literatura runnica.

2.) H. Sjöbergs Eltg. z. Kenntniß der vaterl. Antiquitäten, 3. Abthlg Lund 1797.

3.) Wehrs vom Papier. 1789. S. 51.

4.) Jul. Caesar de bello gallico. L. VI. c. 14.

5.) Conring de origine jur. Germ. C. 1. p. 1. C. 2. p. 3. 6.) Meusels Leitf. z. Hist. d. Gelehrs. 2. Abthlg. S. 563.

rillische Alphabet 1) der Russen entstand. Aelter noch als dieses soll das Glagolitische seyn, dem das Lateinische zu Grunde lag 2). Als die Deutschen Religionslehrer bekamen, führten diese das lateinische Alphabet ein und versuchten damit Deutsch zu schreiben. Besonders geschah dieß bei den Frans ken, die sich in Gallien festseßten. Die Sachsen nahmen das Alphabet der Angelsachsen in England an, das mit einigen Veränderungen ebenfalls aus dem lateinischen entlehnt war. Als sie aber von den Franken besiegt wurden, mußten sie dasselbe gegen das Fränkische vertauschen 3). Carl der Große führte statt der Gothischen die von ihm selbst verbesserten las teinisch - longobardischen Buchstaben ein 4), aus welchem im Mittelalter die Mönchsschrift und aus dieser unser heutiger Druckcharacter entstand. Unter Ludwig dem Deuts sch en fing man zuerst an in deutscher Sprache, aber noch immer mit lateinischen Buchstaben zu schreiben. Eine auf diese Weise geschriebene Bibel aus jener Zeit befindet sich in der öffentlichen Bibliothek zu St. Gallen; die deutsche Sprache aber war damals noch so arm, daß den ganzen Lert hindurch nicht nur eine Menge lateinischer Wörter, sondern auch häufig ganze solche Säße vorkommen, die man im Deutschen noch nicht auszudrücken wußte. Die jeßigen deutschen Buchstaben kamen erst unter Friedrich II. im 13ten Jahrhundert auf und wurden durch Kaiser Marimilian im 15ten Jahrhundert verbessert 5).

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Hinsichtlich der Richtung, in welcher die alten Völker ihre Buchstaben und Zeilen zu schreiben pflegten, kann man folgende Arten annehmen. Erstens die kreisförmige, von welcher uns Pausanias ein Beispiel auf dem Schilde des

1.) Fabricius a. a. D. 2r Bd. S. 564. 2.) Aug. Lit. 3tg. Jena 1801. Nro. 164. 3.) Meusel a. a. D. 2. Abthly. S. 564. 4.) Fabricius a. a. D. 2r Bd. S. 928. 5.) L. v. p. 325.

Iphytus aufbewahrt, auf welchem die Verkündigung. des Stillstandes zur Zeit der Olympischen Spiele in die Runde lief. Auch die alten nordischen Völker schrieben zuweilen kreisförmig und verschlungen besonders auf Grabsteinen; eine allegorische Beziehung auf das Band der Liebe und Freundschaft 1). Zweitens die senkrechte Richtung, in welcher Buchstabe unter Buchstabe, oder Wort unter Wort zu stehen kommt. Nach Eustathius 2) war sie ebenfalls bei den alten Griechen gebräuchlich; und noch heut zu Tage schreiben die Chinesen, Japanen, Lartaren 2c. von oben hers unter; die Philippiner, Malaien und Malacenser aber von unten hinauf 3). Drittens die wagerechte Richtung. Die Phönizier, Aegypter, Hebräer und andere morgenländische Völker schrieben, wie noch gegenwärtig die Juden, von der Rechten zur Linken, und die Griechen folgten hierin ihren Lehrern, den Phöniziern. Dann aber schrieben sie nach Art der Pflugfurchen, von der Rechten zur Linken und fuhren sogleich wieder von der Linken zur Rechten fort. Man nannte diese Schreibart die Cadmische, nach welcher die Geseße Solons, die obenerwähnte Sigäische Inschrift, eine andere bei Muratori 4) u. s. w. geschrieben waren. Valancey hat sie noch in einigen Irländischen Urkunden entdeckt, die Leland ins 8te Jahrhundert sett 5). Sie scheint nicht sehr lange in Griechenland im Gebrauche gewesen zu seyn, und bildete den Uebergang zu der Schreibart von der Linken zur Rechten, welche Pronapides von Athen, ein Lehrer Homers, der also 900 Jahre v. Chr. G. lebte, erfunden und bei den Griechen eingeführt haben soll 6). Man nannte diese Schreibart die Ionische und erkannte in ihr eine wahre

1.) Hickes thes. lingg. septentr. Oxon. 1705. P. III. p. 3. 2.) Ad Iliad. Tom. II. p. 1305.

3.) Nouveau traité de diplomat. T. I. p. II. Sect. 2. c. 7. 4.) Nov. thes. vett, inscript. T. I. Tab. 2.

5.) P. 27 der Vorrede zu Lelands hist. of Ireland. London 1773. 6.) Isid. Orig. VI. 13. Dio. Sic. II. 98.

Vervollkommnung der Schreibekunst. Auch ist sie der Natur selbst angemessener als die orientalische Schreibart. Die erste Bewegung der Hand geschieht bei jedem Gebrauch derselben gewöhnlich von innen nach außen; selbst die Züge der oriens talischen Buchstaben werden häufig von der Rechten zur Linken gemacht Ueberlegt man überdieß, daß bei der leßten oder unserer jeßigen Art zu schreiben, die Wörter einer Linie oder Zeile immer unverdeckt vor uns liegen, bei der morgenländis schen hingegen zum Theil von der Hand und der Feder vers deckt werden, so wird man gewiß unserer Schreibart den Vorzug vor der orientalischen einräumen müssen.

§. 20.

Nach den verschiedenen Schrift- und Schreibarten der alten Völker verdienen nun auch die Materialien bemerkt zu werden, die ihnen zum Schreiben gedient haben. Sie bes standen theils aus harten, theils aus weichen Stoffen. Zu den ersten gehörten Steine, Metalle, Holz, Elfenbein und Thierknochen. Von der Steinschrift zeugen die in Grotten bei dem Aegyptischen Thebe aufbewahrten Säulen Thots oder Laauts, auf die er seine Lehren und Begebenheiten, Namen von Ländern und Städten, von Völkern und Königen, seine Sentenzen und Rezepte schrieb, und die nicht nur dem Sanchuniaton und Manetho als Urkunden bei Abfassung ihrer Geschichtsbücher, sondern auch den Philosophen Griechenlands, Pythagoras und Plato als Quellen ihres philosophischen Studiums dienten. Ferner die Säulen des großen Sesostris, der bald nach den Hyksosaden, den berüchtigen Hirtenkönigen, Aegypten bes herrschte; imgleichen mehrere Statuen, wie unter anderen die des Königs Sethon in dem Tempel des Vulkans 1); endlich die Pyramiden, unter welchen die von König Cheops mit ihren vielen unterirrdischen Gemächern, so wie die von dem König Asy chis von Ziegelsteinen erbaute, zu den merk1.) erodot II. 141.

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würdigsten gehören. Alle diese steinernen Denkmåler trugen Inschriften theils in symbolischer Schreibart, durch Abbildung von Thiergestalten 1), und theils in Buchstabenschrift 2). Bei den Israeliten waren die zehn Gebote in zwei steis nerne Lafeln und auf dem Brustschilde des hohen Priesters die Namen der zwölf Stämme in Edelsteine gegraben3). Schon Hiob ruft aus 4): „O möchten meine Reden mit dem Meisel in Stein gegraben werden." Noch jest trifft man im peträischen Arabien eine ganze Reihe von Felsen mit uralten bisher noch nicht entzifferten Schriftzügen an, die in neuerer Zeit durch Reisebeschreiber unter dem Namen Gebel el Mokatab (die beschriebenen Berge) bekannt geworden sind, weil man lauter Schriftzüge erblickt 5). Auch schrieben die Araber auf die Schulterblätter der Schöpfe und Kamele, in die sie die Schrift eingruben, die Knochen dann durchbohrten, mit einem Stricke zusammenreihten und sie als Chronik aufbewahrten 6). Die Babylonier schrieben ihre ersten astronomischen Beobachtungen auf gebrannte Steine"); und der nordische König Harald Hyldetand ließ zur Zeit des Kaisers Gallienus die Thaten seiner Ahnen in die Blekingischen Felsen hauen 8). Hiob nennt auch das Blei oder Erz als Schreibmaterial9), und Plinius macht dasselbe zum Stoff öffentlicher Urkunden 10). Pausanias hat Hesiods Werk auf Blei gesehen 11), und der zu Mutina belagerte Consul Hirtius unterhielt mit Brutus auf Blei

1.) Herod. II. 124. Taciti Annal. XI. 14.

2.) Ibid. H. 125. 136.

3.) Exod. 31, 18.

4.) C. XIX, 23. 24.

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5) Hezels Anm. zu Hiob. XIX, 24.

6.) Prideaux Vie de Mahomed. p. 36.

7.) Plinii hist. nat. VII. c. 56.

8.) Ol. Wormii Dan. Literat. antiquiss. 1636. c. 20.

9.) XIX, 24.

10.) Hist. Nat. L. XIII. e. 11.

11.) L. IX. p. 588.

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