Page images
PDF
EPUB

VI

Der Eingeweihte wird nicht viel Neues darin finden; die Bequemlichkeit abgerechnet, daß er Vieles beisammen hat, was er außerdem in hundert Büchern suchen muß; der Ungeweihte dagegen möge zu einem Studium angeregt werden, das tausendfältig lohnt.

Im ersten Buche habe ich die Hülfsmittel über, all angegeben, und zum zweiten die besten Werke, welche darüber vorhanden sind, benußt. Daß ich bei Allem kurz verfahren mußte, lag in der Bestimmung des Ganzen. Ich hätte sonst eben so viel Bände als Bücher drucken lassen können!

Das dritte Buch verbreitet sich speziell über die Geschichte des Buchhandels seit Erfindung der Buchdruckerkunst und folgt in der kürzesten Zeit nach.

Besondere Sorgfalt werde ich denjenigen Buchhändlern widmen, die sich durch Einfluß auf die Literatur mittelst großer und schöner Verlagsunternehmungen, durch Unterstüßung von Gelehrten und durch bedeutende Etablissements ausgezeichnet haben, die allmählige Gestaltung des Merkantilischen dabei nicht außer Augen lassend. Den Beschluß macht eine Genealogie der jezt bestehenden Buchhandlungen, das Inhaltsund Druckfehlerverzeichniß.

Die Druckfehler bitte ich zu entschuldigen; ich habe nur in später Nacht corrigiren können.

[ocr errors]

Möge das Ganze die wohlwollende Aufnahme finden, die ich wünsche; und den Nugen stiften, den ich beabsichtigt habe. Ich bin dann reichlich belohnt!

Darmstadt im Lenzmonat

1834.

Fr. Meß.

Einleitung.

Ueber die ursprüngliche geistige Beschaffenheit der Menschen.

Semitische Sagen schildern uns die ersten Menschen als unschuldige und unwissende Naturkinder, die ihre erste geistige Entwickelung nur dem Umgange und unmittelbaren Unterrichte höherer Wesen verdankten. Auch die Platos nische Philosophie läßt die ersten Menschen von Genien gebildet, in Künsten und Wissenschaften unterrichtet werden; und nachdem später die Vorstellung: daß aller geistige Erwerb der Menschen blos die Frucht ihrer eigenen innern Kraft seyn müsse, die unter der Anleitung der ganzen großen Schöpfung, ihrer einzigen Erzieherin, entwickelt worden, lange herrschend gewesen, ist nun auch die neueste Philosophie zu der Uebers lieferung der Alten: daß die Menschen ursprünglich in allen Dingen, die zu ihrer Sicherheit und Bequemlichkeit und zur ersten Bildung ihres Geistes gedient, eine unmittelbare Unters weisung höherer Wesen zu Theil geworden, zurückgekehrt. Die Beweise für die eine oder die andere dieser Meinungen liegen hinter den Coulissen der Vorzeit, in die noch nie der Blick eines Sterblichen gedrungen ist. Die Data zur Beantwortung der Frage über die ursprüngliche geistige Beschaffenheit der Menschen bedeckt und verbirgt ein Vorhang, den noch keine profane Hand gelüftet hat. Wir finden uns daher hin

sichtlich derselben, wie bei allen unseren Speculationen, blos auf Reflexionen beschränkt.

Schließen wir indessen, in Ermangelung historischer Beweise, nach der Analogie, so gewinnen die übereinstimmenden ersten und letzten Vorstellungen über die zweite ein großes Uebergewicht. Die Urwelt ist nämlich die Kinderwelt oder der Zustand der Natur. Die ersten Menschen waren also Kinder over Naturmenschen. Als Solche mußten sie erzogen und gebildet werden. Erziehung und Bildung konnten sie sich aber nicht selbst geben; sie mußten sie nothwendig von Anderen, von Gebildeten erhalten. Ohne Berührung, ohne Umgang mit Solchen vermag der Naturmensch, wie die Erfahrung bei den Wilden zu Genüge beurkundet, sich nicht über seinen ursprünglichen Zustand auf einen höheren Grad von Geistesbildung zu erheben. Er bedarf hierzu des Beistandes, der Anweisung Anderer. Wer konnten aber wohl diese Anderen bei den ersten Menschen seyn? Andere Menschen gewiß nicht; denn Jene waren ja die ersten. Es konnten daher nur höhere Wesen seyn, denen Jene die erste Entwicklung ihres Geistes verdankten; und darauf scheint auch die älteste Urkunde des Menschengeschlechts hinzudeuten, 1) deren Aechtheit und Glaubwürdigkeit durch ihre Uebereinstimmung mit der Geschichte der Menschheit selbst bestätigt und im Alterthume nie bezweifelt, nur in neueren Zeiten aus Gründen, die nicht einmal eines Beweises fähig sind, zwar angefochten, ihre Unächtheit aber noch von Niemand bewiesen worden ist.

Die Bildung der Menschen in der Periode ihrer Kindheit konnte sich natürlich nur auf die ersten Elemente beschränken. Mel waren diese Naturmenschen in ihrer Kindheit nicht zu fassen fähig, am wenigsten, wenn nach der zweiten Meinung der menschliche Geist sich selbst überlassen, durch seine eigene,

1) Genesis 2, 19. 20.

innere Kraft sich aus dem ursprünglichen Zustande gänzlicher Unwissenheit selbst emporarbeiten mußte. Beide Vorstellungen führen auf das nämliche Resultat. Die erste Bildung des menschlichen Geistes aber beginnt bei der Sprache. Sie ist das merkwürdige, dem Menschen eigenthümliche Vermögen, Heine Empfindungen und Gedanken mittelst der Stimme durch verständliche Löne zu äußern und Anderen kund zu geben, die Tendenz hierzu verräth sich schon durch das Seufzen, Weinen und Lachen; die Sprache aber wird erst durch den Verstand hervorgebracht. Wie der Lon und die Stimme von dem Gefühle, so wird die Sprache von dem Verstande bes herrscht. Jedes Gefühl, jede Idee der Vernunft, kurz: Alles, was sich durch Worte äußern will, muß, ehe es gesprochen werden kann, die Region des Verstandes durchgehen und von diesem begriffen werden. Ebenso wirkt anderseits die Sprache durch das Gehör zunächst wieder auf den Verstand, erweckt Gedanken und durch diese erst Gefühle und Ideen. Der triftigste Beweis für die Wichtigkeit der Sprache als erste Grundlage der Entwickelung des menschlichen Geistes.

Mögen nun die Menschen ihre Sprache uranfänglich durch unmittelbare Unterweisung vom Schöpfer erhalten, oder sich im Verlauf von Aeonen allmählig selbst zu derselben befähigt haben, so konnte sie, in beiden Fällen lange Zeit nur in wenigen artikulirten Lönen bestehen, die zur Bezeichnung der dürftigen Begriffe des ersten Menschenalters hinreichen mochten. Durch die Vermehrung der Menschen und das Beisammenleben einer größeren Menge derselben entwickelte sich indessen ihre Sprache mehr und mehr und wurde nach und nach auch um Vieles bestimmter.

So lange die ersten Menschen auf einem kleinen Raume beisammen wohnten, hatten sie nur eine, Allen gemeinschaft

liche und verständliche Sprache. 1) Als sie sich aber, nach dem bekannten Ereignisse in Sinear 2) in andere Gegenden zerstreuten, fanden sie unter den fremden Himmelsstrichen, wo sie sich niederließen, eine Menge ihnen bisher unbekannter Naturgegenstände, neue Bedürfnisse und Genußmittel und andere Beschäftigungen, die zum Theil eine gänzliche Veränderung ihrer früheren Lebensweise zur Folge hatten. Der enge Kreis ihrer Begriffe erweiterte sich und sie sahen sich genöthigt, zur Bezeichnung derselben mehr und mehr neue Worte und Redensarten zu erfinden, in welchen von der urs sprünglichen Stammsprache mehr oder weniger Spuren sich erhielten. 3) Ob übrigens nach Herodot 4) die Phrygische, oder nach dem Spanier Peter Meria oder Messia 5) aus Sevilla die Hebräische, als die älteste auf uns gekommene Sprache, die Sprache der ersten Menschen gewesen sey, vermögen wir nicht zu entscheiden. Uns interessirt hier zunächst nur ihre Erfindung, durch welche nun zur weiteren Entwickelung und Fortbildung des menschlichen Geistes die Bahn gebrochen war. Sie ist die wichtigste Erfindung der Urwelt, von welcher aller gesellschaftliche Verkehr, die ganze fortschreitende Vervollkommnung des Geschlechts abhing.

Indessen schritten die Menschen in ihren ersten Wohnplägen, unter dem glücklichen Klima des westlichen Asiens, wo ihnen die Natur so Vieles von selbst gewährte, was sie unter anderen, weniger günstigen Himmelsstrichen erst durch mannichfaltige, geistige und körperliche Anstrengungen erlangen konnten, in ihrer Bildung nur sehr langsam vorwärts. Rascher ging es daher in denjenigen Gegenden, wo die ausgewanderten

1.) Mose 11, 1.

2.) Ebendas. 11, 8.

3.) Fabricius, allgem. Hist. d. Gelehrs. 16. S. 173. 174.

4.) Herodot 6, 2. S. 130. ff.

5.) Les diverses leçons de Pierre Messie. 77. 78.

« PreviousContinue »