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Die Reinigungskosten für 1 cbm Schmutzwasser haben, gesondert für ,,Chemikalien" und "Betrieb",

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sind also durchweg in Halle doppelt so hoch als in Essen gewesen.

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Obwohl die Entnahme der untersuchten Wässer in Essen und Halle zu derselben Tagesstunde und von derselben Person in gleicher Weise geschehen, auch die chemischen Untersuchungen von denselben Professoren nach gleicher Methode ausgeführt wurden, so bleibt immerhin noch der beiderseitige Vergleich der erzielten chemischen Reinigung" an die Bedingung geknüpft, dass das entnommene gereinigte Wasser dem vorher entnommenen ungereinigten Abwasser vollkommen entspricht. Dieser Umstand ist zwar in beiden Fällen nach Maassgabe der Beurtheilung des Betriebsleiters beachtet worden, kann aber doch die völlige Uebereinstimmung der Wässer nicht so weit verbürgen, dass der diesbezügliche Vergleich ohne Weiteres als feststehend zu bezeichnen ist.

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Dagegen muss der Kostenvergleich" als durchaus sicher gelten und demzufolge noch etwas eingehender dargelegt werden.

Nach den beiderseitigen „amtlichen Betriebsrapporten" ergiebt sich der durchschnittliche Chemikalien-Verbrauch für 1 cbm Schmutzwasser beim Röckner-Rothe'schen Verfahren zu 0'518 kg,

hiervon: 0423 kg

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45 Theile Kalk,

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bei „ersterem" wird also verhältnissmässig weniger Kalk, im Allgemeinen aber mehr Chemikalienzusatz verwandt und zwar

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Der Gesammt-Verbrauch an Chemikalien steht demnach im Verhältniss wie 4:3, während das entsprechende Kostenverhältniss 1:2 beträgt, so dass der durchschnittliche Einheitspreis" der beiderseitigen Chemikalien auf 8: 3 oder beim Müller-Nahnsen'schen Verfahren um rund 160 Proc. theurer zu stehen kommt!

Rücksichtlich der „doppelt so hohen" Betriebskosten des MüllerNahnsen'schen Verfahrens ist hervorzuheben, dass der Schlamm völlig abgepresst und in leicht versandtfähiger Form erhalten wird, während beim Röckner-Rothe'schen Verfahren die Schlamm-Trocknung und -Entfernung aus den Ablagerungsbassins noch eine geringe Erhöhung der Betriebskosten bedingt, was bei der Frage der Schlammverwerthung" nicht ausser Betracht bleiben darf.

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Braunschweig, im April 1887.

Vierteljahrsschrift für Gesundheitspflege, 1887.

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Das Müller-Nahnsen'sche Reinigungssystem städtischer Abwässer.

Auf Grund der in Halle a. S. mit demselben vom 1. September 1886 bis 31. März 1887 gemachten Erfahrungen

besprochen von

Sanitäts-Rath Dr. Hüllmann in Halle a. Saale.

Obgleich die maschinelle Anlage des Müller-Nahnsen'schen Reinigungssystems in dem Referate des Herrn Prof. Arnold aus Braunschweig auf dem hygienischen Congresse zu Breslau genau beschrieben und im Berichte über diesen Congress im 19. Bande dieser Vierteljahrsschrift Seite 83 und folgende abgedruckt ist, dürfte es doch im Interesse dieses und jenes Lesers, dem der betreffende Band der Vierteljahrsschrift nicht zur Hand ist, liegen, wenn ich zunächst eine kurze Beschreibung des ganzen Apparates vorausschicke.

Die Anlage ist bestimmt zur Klärung sämmtlicher Canalwässer, also nicht bloss der aus dem directen menschlichen Gebrauche und den bürgerlichen Gewerben, sondern auch aus gewissen Fabriken und industriellen Anlagen herstammenden, wie sie in grösseren Städten vorzukommen pflegen. Dicht vor dem Eintritte in das Maschinenhaus passirt das Canalwasser zunächst einen Sandfang, in welchem ein Theil der gröbsten Sinkstoffe abgesetzt wird im Grossen und Ganzen nicht viel, denn derselbe ist während des sechsmonatlichen Bestehens der Anstalt in Halle, soweit meine Information reicht, nicht gereinigt worden.

Der Sandfang enthält gleichzeitig eine Vorrichtung, vermittelst deren eventuell das Canalwasser durch einen besonderen Umfluthungscanal ausserhalb der ganzen Anlage abgeleitet werden kann. Unmittelbar nach seinem Eintritte in das Maschinenhaus wird der Canalwasserstrom in zwei Arme getheilt und in leicht geneigten Rinnen nach rechts und links mit kurzem Falle auf je ein oberschlächtiges vierarmiges Schaufelrad geleitet. Auf jeder Schaufel befindet sich ein durch einen Sperrhebel in der Horizontalen gehaltener Kasten, welcher durch den Sperrhebel so lange stillstehend erhalten wird, bis er bis zum Ueberlaufen gefüllt ist. Sobald dieser Moment erreicht und somit die Tragfähigkeit des Hebels erschöpft ist, lässt derselbe nach, kippt der Kasten um und ergiesst seinen Inhalt in das dahinterliegende leicht geneigte Gerinne. Gleichzeitig macht das Schaufelrad eine Viertelkreisdrehung, tritt ein zweiter durch den Sperrhebel gehaltener Schöpfkasten ins Flussgefälle, wird bis zum Ueberlaufen gefüllt, der Hebel lässt wieder nach, der Kasten kippt wieder um u. s. f.

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Zwischen diesen beiden Schöpfkästengerinnen befinden sich zwei eiserne Kästen zur Aufnahme der Chemikalien. Kalkmilch und Kieselsäurehydrat gebunden an eine gelbliche Erde das Geheimniss der Patentinhaber. Beide Kästen werden aus zwei, eine Etage über ihnen stehenden Mischkesseln gespeist. Dieselbe Welle nun, welche den beiden vierarmigen Schöpfrädern als Drehpunkt dient, dient als solcher auch zwei vierarmigen Rädern, die sich in den Chemikalienkästen bewegen. An dem peripherischen Ende eines jeden Armes haben dieselben einen kleinen Becher, welcher die Chemikalien schöpft und gleichzeitig mit jeder Entleerung eines Schöpfkastens in das Canalgerinne ausgiesst. So werden also die Canalwässer mit den Chemikalien bei der Wiedervereinigung der beiden Canalwasserläufe unmittelbar hinter dem Schöpfkastengerinne gemischt, stürzen gleich darauf über eine Mauerkante durch ein grob durchlöchertes Blech etwa 11⁄2 m tief in ein Gerinne, in welchem zwei hinter einander liegende Schaufelräder von Drahtgeflecht das Wasser von Lumpen, grösseren Papierstücken etc. säubern. Alsdann fällt das Canalwasser durch einen 4.5 m hohen und 0.5 m breiten Mauerspalt auf die Sohle des ersten Klärbrunnens, steigt in demselben etwa 4 m hoch, ergiesst seinen Ueberlauf in offener Rinne in den dicht daneben, ganz wenig tiefer liegenden zweiten Klärbrunnen und schickt dann das geklärte Ueberlaufwasser erst in offener Rinne, dann in geschlossener Röhre auf der Sohle des Flussbettes hin nach der Mitte des Stromes. Das schlammige Sediment aus beiden Klärbrunnen wird dann durch eine mittelst eines Gasmotors bewegte Saugpumpe nach der in der oberen Etage des Maschinenhauses stehenden Filterpresse gepumpt, zu Kuchen von 2.5 cm Dicke und 1 qm Fläche gepresst, während das ausgepresste Wasser aus den offenen Schnauzen der Presse erst in einem offenen Canale, dann in geschlossener Röhre zu den Klärbrunnen zurückgeführt wird.

Endlich ist zur maschinellen Anlage noch zu erwähnen, dass an der Achse der Schöpfräder ein ganz ausserordentlich einfaches, aber sehr zweckmässiges Zählwerk angebracht ist, welches jede Umdrehung der Räder notirt und somit die Menge der abgeführten Schmutzwässer, wie der zugeschütteten Chemikalien ganz genau controliren lässt, da der Cubikinhalt der Schöpfkästen wie der Chemikalienbecher bekannt ist und beide bei jeder Umdrehung viermal entleert werden.

Das Müller-Nahnsen'sche Verfahren beruht also im Wesentlichen auf dem Princip der aufsteigenden Klärung, wie z. B. das Rothe-Röckner'sche auch und das Eigenthümliche desselben liegt, ausser dem unbekannten Chemikale, in der selbstthätigen Mischung. der Chemikalien mit den Canalwässern und zwar in einem ganz bestimmten Verhältnisse, welches auf das Genaueste im Laboratorium approbirt und festgestellt werden kann. Denn da der Cubikinhalt der Schöpfkästen ganz genau bekannt ist, so hat man nur experimentell festzustellen, welche Quantität der chemischen Zusätze zur möglichst vollkommenen Sedimentirung und möglichsten Desinficirung des gegebenen Canalwassers nöthig ist und danach die Grösse der Chemikalienbecher zu berechnen. Die Beseitigung des Schlammes in Form von Presskuchen ist nicht wesentlich. Kann man den Schlamm ungepresst in zweckmässiger Weise beseitigen, so wird man die Filterpressen selbstverständlich gern entbehren.

Sehen wir uns nun die Leistungen des Müller-Nahnsen'schen Verfahrens an, wie wir sie im Verlaufe von sechs Monaten in Halle beobachtet haben.

Verständigen wir uns zunächst über die Anforderungen, die man an eine Reinigungsmethode der Canalwässer billiger Weise stellen kann und muss.

Die beste Reinigung der Canalwässer erfolgt unbestritten bei einer zweckmässigen Berieselung, d. h. durch die Filtration in geeigneter Erde und durch die chemischen Veränderungen, welche die Luft, und die thierischen und pflanzlichen Mikro- und Makroorganismen bei dieser Filtration an den Zersetzungsstoffen hervorbringen.

Ein gut filtrirtes Riesel-Drainwasser hat nach Prof. König in Münster etwa 23 des gesammten Stickstoffs, 3/4 des Kalis, 1/5 des Chlors und den ganzen Phosphor, der in dem Canalwasser war, verloren. Also ungefähr dasselbe chemische Verhalten würde ein geklärtes Canalwasser haben müssen, wenn wir das Verfahren, mittelst dessen es gewonnen wurde, vom hygienischen Standpunkte aus gutheissen sollen. Hören wir nun zunächst die Berichte der Herren Chemiker über unsere gereinigten Canalwässer.

Die Wässer unserer Reinigungsanstalt wurden von zwei Chemikern untersucht, von Herrn Dr. Teuchert im Auftrage der Herren Müller und Nahnsen, und von Herrn Dr. Drenckmann im Auftrage des Magistrats. Ausserdem sind auch noch durch die Königl. Regierung zu Merseburg chemische und mikroskopische Untersuchungen durch Sachverständige veranlasst worden. Dieselben stehen mir aber nicht zu Gebote. Ich lasse desshalb unter A. die Untersuchungsresultate der Herrn Dr. Teuchert, unter B. die des Herrn Dr. Drenckmann folgen (siehe hierneben).

Herr Dr. Teuchert begleitet seine Untersuchungsresultate mit folgendem erläuternden resp. gutachtlichen Berichte.

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Die Schmutzwässer waren durchgängig schwarz von Farbe, von höchst unangenehmem Geruche, der sich beim Stehen noch bis zum Widerlichen steigerte; die suspendirten Stoffe setzten sich nur sehr langsam zu Boden, waren äusserst schleimiger Natur und liessen sich nur schwierig durch Filtration vom Wasser trennen; das filtrirte Wasser trübte sich bald wieder. Die gereinigten Wässer waren sämmtlich klar, frei von suspendirten Stoffen, geruchlos oder schwach laugenhaft riechend, alkalisch, und an der Luft stehend, nur geringe Mengen von koblensaurem Kalk ausscheidend, sonst aber sich unbegrenzt lange im gleichen Zustande erhaltend. Nur das gereinigte Wasser vom 29. December 1886, an welchem Tage ich die Probenahme nicht controliren konnte, hatte noch etwas unangenehmen Geruch, und vermuthe ich, dass an diesem Tage eine Unregelmässigkeit bei der Probenahme oder bei dem Betriebe stattgefunden hat.“

Nachdem er dann auf die grosse Verschiedenheit der Schmutzwässer an den verschiedenen Untersuchungstagen, wie sie aus der beigefügten tabellarischen Zusammenstellung seiner Untersuchungsresultate ersichtlich wird dieselbe schwankt im Gesammtrückstande zwischen 16156 und 6.5770 g pro Liter, im Glühverluste zwischen 05048 g und 4.8095 g, im Stickstoff zwischen 0.0672 und 06482 g und in den suspendirten Stoffen zwischen 02304 und 2.9250 g, während die Differenzen der gereinigten Wässer erheblich geringer sind, im Gesammtrückstand sich nur zwischen

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