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Die Schiffahrt auf dem Tigris und Eufrat (S. 239); Konzession der Firma Lynch 1860 nur für Eufrat erteilt (S. 240). Mesopotamien im Weltkriege (S. 241); Poona Brigade über Baḥrain nach Fa'o (S. 242); Verhaftung der deutschen Konsuln (S. 242); Başra erobert (S. 242); Qurna (S. 243); das Petroleum-Gebiet (S. 243); Schlacht bei Šaiba (S. 244); Besetzung von Kût el-amâra (S. 245); Schi'iten auf Seite der Türken (S. 246); englische Niederlage bei Ktesiphon (S. 247); Mißlingen des Entsatzes der nach Kût geflüchteten Engländer (S. 248); russische Bestrebungen, durch Persien zum Golf zu kommen (S. 249).

Kapitel 14. Schlußbetrachtung

Politische Zustände in Arabien beim Ausbruch des Krieges (S. 252); Übersicht über die Geschichte von Südwestarabien (S. 253); Bedeutung der türkischen Macht in Jemen (S. 255); Bedeutung von Mesopotamien und des Perser Golfes für Indien und England (S. 255); die für die äußere und innere Politik der Türkei in Arabien vorliegenden Probleme (S. 261). Nachträge.

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Zum Kapitel 6 (S. 262); zum Kapitel 9 (S. 262); zum Kapitel 13 (S. 262); Amtlicher englischer Bericht über die Kämpfe im 'Irâq von Mitte April bis Ende September 1915 (S. 263). Anhang. Aktenstücke im Urtext zu den Kapiteln 5, 9, 10, 11, 13; Nr. 1-54 .

Die Liste der Verträge ist jedem Kapitel vorangesetzt.

Karten. 1. Übersichtskarte von Arabien.

2. Karte von Jemen (nach „Geographical Journal",
Jan. 1914).

3. a) Karte von Scheich Sa'id nach englischen und fran

zösischen Quellen.

b) Karte der Umgegend von Aden, nach englischen
Quellen.

4. Karte des Irâq, nach der „Times"; mit Nebenkarte
der Petroleumfunde nach englischen Quellen.

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Textkarte: Die Gegend von Kût el-amâra, nach der „Times". 277

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1. Kapitel

Arabien, das Land und seine Bewohner

Als unregelmäßiges Viereck schiebt sich zwischen Asien

und Afrika die Halbinsel Arabien ein, im Westen durch das über 2000 Kilometer lange Rote Meer, im Osten durch den etwa 1500 Kilometer langen Persischen Golf (einschließlich des Busens von Omân) von den Nachbarländern getrennt. Die Scheidung durch diese nur schmalen Grabenbrüche ist aber nicht so stark, als daß sie eine Trennung der anliegenden Völker herbeigeführt hätte, vielmehr sind seit der Urzeit von Westen und Osten stets Völker- und Kulturströme von und nach Arabien nachweisbar. Nach Norden setzt die Halbinsel sich klimatisch, geologisch und kulturell als „syrische Wüste" zwischen Palästina - Syrien und Mesopotamien fort.

Über drei Millionen Quadratkilometer, also etwa eine Fläche ein Viertel so groß wie Europa, sind von diesem Lande eingenommen, das eine riesige Bodenscholle bildet, die aus einer archäischen Unterlage besteht, auf welcher im Norden Kreideformation, im Süden Tertiär liegt, und aus der im Nordwesten sowie im Süden an zahlreichen Stellen jungvulkanische Durchbrüche und Lawa-Ergüsse hervortreten. Es ist ein Tafelland, das im Westen und Süden durch Grabenbrüche oder Verwerfungen ganz schroffe Steilküsten bildet, denen nur im Westen eine wüstenartige Vorebene, Tihâma genannt, sich vorlagert. Stufenförmig fallen hier die Ränder der Tafel zum Roten Meere ab, von dem aus der Tafelrand den Eindruck eines Gebirges macht. Nach Osten oder besser Nordosten dacht das Tafelland sich langsam zum Perser Golfe ab. Nur in der Südostecke, im Omân, ist noch ein Bergland dem Meere vorgelagert. Der größte Teil des Landes ist von Steppen eingenommen, nur im Nordosten (Nefûd) und im Süden (Daḥnâ) sind große wasserlose Wüsten mit Sanddünen eingelagert. Die geringe Gliederung des Landes, seine geographische Lage zwischen den großen Wüstenländern der Erde und die Regenarmut

Hamburgische Forschungen. Heft 1.

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bedingen es, daß seine anbaufähigen Flächen nicht sehr ausgedehnt sind. Bei weitem der größte Teil des Landes besteht aus Steppen, die während vieler Monate des Jahres fast wüstenartig vegetationslos sind, die aber immer noch Weidegelegenheit bieten. Ständige Flüsse sind nicht vorhanden. Im Bereich der periodischen Wasserläufe und in den Tälern zwischen aufgesetzten Höhenzügen aber sind an sehr vielen Stellen anbaufähige Flächen zu finden, abgesehen von den Oasen, die Quellen ihr Dasein verdanken. Das Klima der Küstenländer ist sehr heiß, das der Hochflächen extrem, am Tage glühend heiß, nachts oft eisig kalt. Im Südwesten, in der Landschaft Jemen, wo die zerfransten Ränder des Plateaus bis auf 3000 Meter Meereshöhe aufsteigen, und wo unter dem Einfluß des Passates vom Indischen Ozean her eine richtige Regenzeit im Spätsommer auftritt, ist an den Berghängen und in den Tälern reicheres Kulturland vorhanden, das zur Entstehung eines größeren Gemeinwesens mit seẞhafter Bodenwirtschaft von alters her geführt hat. Auf Terrassenbauten mit künstlicher Bewässerung wird dort der beste Kaffee der Welt erzeugt. Wo Kultur vorhanden, ist ein primitiver Pflug überall bekannt.

Nach allem, was man aus der geschichtlich faßbaren Zeit weiß, sind Klima und Bodenbeschaffenheit von Arabien sich gleich geblieben. Schon die ältesten Berichte der Ägypter und Assyrier reden von den Wüstensteppen und ihren Nomaden-Bewohnern. Je nach den friedlichen Verhältnissen und je nach dem Kulturstande wird sich die Grenze zwischen Ackerbauland und Weide im Laufe der Zeit zwar oft ein wenig verschoben haben; die in der geographischen Lage und dem Klima begründete Natur des Landes hat sich aber kaum geändert, solange die Geschichte Kunde davon hat. Es ist zwar möglich und sogar wahrscheinlich, da in vorgeschichtlichen Zeiten, in einer Pluvial-Periode, Arabien günstigere Lebensbedingungen hatte; bei der geringen Erforschung des Landes können wir dies aber noch nicht beweisen. Wenn man im Süden von Palästina, auf der Sinaï-Halbinsel, Stätten findet, die heute ganz verödet sind, in denen aber untrügliche Zeichen der Besiedlung, ja von Weinanbau zu sehen sind, wenn in Nordost-Jemen, z. B. bei Ma'rib, weite Strecken heute verödet sind, an denen

früher reiches Leben blühte, wenn ferner die Reste von Schlössern und Burgen, ja von Städten in Tälern gefunden werden, die heute nur von Nomaden belebt sind, so ist dies kaum ein Zeichen von neueren Klimaschwankungen, sondern vielmehr von dem Sinken des Kulturstandes infolge politischer oder wirtschaftlicher Änderungen seit dem Verfall des Abbâsiden - Reiches, durch welche eine mangelhafte Wasserökonomie bedingt wurde. Denn auch in den reicheren Gegenden ist ohne sorgsamste Wasserhaltung, ohne Aufspeicherung des Ergebnisses der wenigen Regen, ein pfleglicher Landbau nicht möglich.

Die Landesnatur hat es von alters her bedingt, daß Arabien nur recht schwach besiedelt sein kann. Für das große Gebiet schwanken die Schätzungen zwischen 3, 5 und 11 Millionen Menschen. Immer hat es dort Nomaden gegeben, die, wenn auch meistens an bestimmte Zonen gebunden, keine festen Wohnsitze haben, die frei in der Steppe mit und von ihren Tieren leben, und die in tiefer Verachtung herabsehen auf die Städter und Ackerbauer, welche in mühsamer Arbeit der dauernd bewohnten und bestellten Scholle einen Ertrag abzwingen, den jene ihnen räuberischerweise auch noch streitig machen. Daß diese Nomaden von der Urzeit an nur Viehzüchter gewesen sind, kann man mit Eduard Hahn nicht glauben. Ihre Urahnen werden Hackbauer oder Ackerbauer gewesen sein, die durch irgendwelche Ungunst der Verhältnisse ergiebigere Gebiete verlassen und die Steppe bezogen haben, oder deren einst reichere Gebiete in der Vorzeit austrockneten, so daß sie zum Nomadismus gezwungen wurden. Geschichtlich nachweisbar ist dies in Arabien aber nicht. Denn in der ältesten Zeit schon wird uns von den räuberischen Bewohnern der Syrischen Wüste berichtet, die allein „aribi" genannt wurden, während die seẞhaften Leute weiter im Süden mit verschiedenen Namen - Nabatäer, Chatramiten, Minäer, Sabäer usw. belegt wurden. Dieser unüberbrückbare Gegensatz zwischen Nomaden-Beduinen und StädterAckerbauern innerhalb von Arabien geht durch die ganze Geschichte hindurch. Beduinen (Ma'additen, Kassiten) und Ackerbauer (Jemeniten, Kelbiten) stehen auch in der Geschichte des Islam gegeneinander, und noch heute dauert diese in der Natur des Landes begründete Zweiteilung der

Bewohner an.1 Es gibt auch „nomadische" Städte, so sonderbar dies klingen mag; aber Mekka ist das Beispiel einer solchen, wo die den Karawanenhandel beherrschenden Nomaden sich einen Ruhepunkt schafften, wo seit der Urzeit ein Marktplatz und ein Heiligtum für die Nomaden bestand, wo aber kein Landbau ein Leben aus der Scholle heraus ermöglichte. Dagegen war Jatrib-Medîna eine echte Stadt in einer Oase. Der Gegensatz dieser beiden Orte ist in dem Antagonismus von Nomaden und Seẞhaften begründet. In Mekka herrschten seit dem 5. Jahrhundert die Häupter des Beduinenstammes der Qureiš, der Raubadel, in Medîna der Kaufmann und Städter.

Man nimmt im allgemeinen an, daß Arabien die Urheimat der Semiten ist. Diese bilden aber nur eine Sprach(nicht eine Völker-)Gruppe, welche der der Hamiten eng verwandt, nur eine Unterart der letzteren ist. Geschichtlich nachweisbar ist jedenfalls, daß von Arabien aus semitische Völker die umliegenden Kulturländer beeinflußten, besonders wenn diese eine schwächliche Herrschaft hatten. Die babylonischen Semiten, die Chana aniter-Hebräer, die Aramäer und die Araber selbst gingen von Arabien aus. Manche Fingerzeige lassen aber darauf schließen, daß in der Urzeit im Süden der Halbinsel auch noch Stämme saßen, die den Hamiten verwandt waren, daß diese teilweise nach Afrika zogen, teilweise vielleicht aber von Norden aus semitisiert wurden. Es ist gar nicht unmöglich, daß die so tiefgehende Zweiteilung der Kultur in Arabien auch eine ethnographische Ursache hat, daß hier herrschende semitische Nomadenklassen sich über eine seßhafte, mehr hamitische Schicht schoben, ja, daß Südarabien ein Durchgangsland für langdauernde transerythräische Völkerwanderungen war, die von Asien aus nach Afrika gerichtet waren. Mangels genauer

1 Im Omân nennt man die Stadt- und Dorfbewohner hadr (daher wohl der Landesname Ḥadramaût, der schon im biblischen Altertum bekannt war) und die Nomaden bedû (nach Badger).

2 Der französische Reisende d'Arnaud, der auch Ma'rib 1843 besuchte, fand in Jemen eine Paria-Rasse, Chadim (pl. Achdam) genannt wörtlich „Sklaven" (Journ. asiatique XV, p. 376. Paris 1850), die glatte Haare, dunkle Haut, Adlernase, dicke Lippen haben und größer als die Araber sind. Es sind Musikanten, Schmiede, öffentliche Ausrufer usw. d'Arnaud und Playfair denken an Nachkommen von Himjariten, Persern oder Abessiniern. Aber vielleicht handelt es sich um eine Urbevölkerung.

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