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einen Mann aus Jemen, namens Salem 'Abdallah, der dauernd Waffen den Insurgenten besorgte. Am 26. Oktober erzählte ihm ein alter Jemen-Krieger namens 'Abdu: „Nous trouverons toujours des armes à Obock et à Djibuti pour la guerre en outrance... la France, qui est ici à Djibuti, nous fournit des armes, mais elle donne de l'or à la

Turquie ..." Ohne Zweifel, die Lieferung von Waffen gegen die Türkei ist seit langer Zeit von Frankreich, Italien, und wahrscheinlich auch von England unterstützt.

Im Weltkriege wurde Scheich Sa'îd von den Engländern am 16. November 1914 — nach Neufeld im Juli 1915 ein zweites Mal beschossen; im August 1915 haben die Türken mit Hilfstruppen des Imâm Jaḥjâ von dort aus die englischen Anlagen auf Perim unter Feuer genommen. Nach den in Medîna angelangten Nachrichten hielten die Türken Scheich Said Mitte 1915 besetzt, so daß Dampfer daran nur nachts vorbeifahren konnten, weil leider den Türken Scheinwerfer fehlten, um die Straße nachts zu beleuchten.

Jedenfalls ist es sehr wichtig, bei einem hoffentlich für die Türkei günstigen Friedensschlusse die Frage von Scheich Sa îd genau zu prüfen und wenn möglich durchzusetzen, daß die Grenze gegen das englische Gebiet in einigem Abstand vom Kap geführt wird, und nicht so, wie sie durch die Grenzregulierung von 1905 festgesetzt wurde. Späterer Erwägung bleibt dann nach genauem militärischem und technischem Studium vorbehalten, ob an dem Orte nicht nur große türkische Befestigungen, sondern auch Hafenanlagen errichtet werden können, und ob es möglich ist, eine Bahn von Norden aus bis hierher zu führen. Jedenfalls ist Schech Sa'îd für das Rote Meer ein außerordentlich wichtiger Platz.

9. Kapitel

Die englischen Besitzungen und Interessengebiete in Südarabien

Bei

ei der Betrachtung der Geschichte des Altertums und Mittelalters haben wir oft den Ort Aden erwähnen müssen, der einer der großen Handelshäfen von Südarabien schon in der Urzeit gewesen sein muß. Adane war

ein Stapelplatz für den Weihrauchhandel, der aus den östlicheren Küstenplätzen und aus dem Somalilande kam. Zur Römerzeit muß es schon ein sehr wohlhabender und wichtiger Platz gewesen sein, denn gleich nach der Eroberung von Ägypten (30 v. Chr.) haben angeblich die Römer 'Aden besetzt, vielleicht 24 v. Chr.? zur Zeit des Aelius Gallus, und sie scheinen es etwa bis zur Zeit der ersten Axumitenherrschaft in Arabien behalten zu haben (4. Jahrhundert), wenn sie überhaupt eine reelle Herrschaft dort ausübten.1 Für sie war der Ort „Arabia emporium", „die Stadt in Arabien"; dorthin fuhren sie, wenn sie auf dem Wege durch das Rote Meer die Produkte des Orients holen wollten. Über die alte Geschichte des Ortes weiß man aber wenig. Es sind dort nach Playfair (S. 13) zwei himjaritische Inschriften gefunden: eine runde Marmorplatte, die 20 Fuß unter der Erde lag und ein Gedenkstein gewesen zu sein scheint, und eine andere Inschrift auf dem Gipfel des Râs Taršain, westlich von dem heutigen Steamer Point". Dauernd werden die Römer den Ort jedenfalls nicht in der Hand gehabt haben, denn der Autor des Periplus berichtete etwa 80 n. Chr., daß Aden kurz vor seiner Zeit von dem Kaiser (Claudius oder Nero?) hätte zerstört werden müssen. Wir hörten auch, daß 342 unter Konstantin dort eine Kirche errichtet wurde. Es war eben der große Transitplatz für den Handel zwischen Europa und Indien. Das Land hat sich in Reaktion gegen die Römer und ihre Verbündeten, die Abessinier, mehr und mehr den Persern angeschlossen, und bei 'Aden war es auch, wo 595 das persische Heer unter Wahriz die Abessinier schlug. Playfair nimmt an, daß unter der persischen Herrschaft, also um 600, die großen Tanks" gebaut wurden, die zuerst von Ibn Batuta beschrieben wurden, und welche die Engländer 1856 wieder herstellten.

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Der Prophet Mohammed sandte selbst als Statthalter Abû Mûsa el-Ašˇarî nach 'Aden.

In den Zeiten des Islam hängt die Geschichte von 'Aden natürlich eng mit der von Jemen zusammen. Wir sahen oben schon, daß von 1038 bis 1147 sogar eine aus Aden

1 Die Nachrichten über die politische Herrschaft der Römer in 'Aden sind recht unsicher. Jedenfalls aber haben sie dort große kaufmännische Interessen von Ägypten aus gehabt.

stammende Dynastie, die Zurai'iden, Jemen beherrschte. Im Jahre 1038 wurde die Stadt von einem „Zehereyah" (wie Playfair schreibt, vielleicht Zurai'iden?) erobert, welcher dort einen Gouverneur einsetzte. Mit diesem trat Ibn 'Omar, der Häuptling von Lahedj (Laḥğ), Šeḥer und Hadramaut in Verbindung, den er aber bald angriff und tötete. So ward er gemeinsam mit seinem Bruder Mas ûd Herrscher von 'Aden. Ihre Nachfolger eroberten einen großen Teil von Jemen, gerieten aber in viele Fehden untereinander. Im Jahre 1152 nahm einer der Herrscher von Jemen, Sulțân el-Manşûr, Aden durch Verrat, mußte aber 1173 seine Herrschaft an die Aijûbiden unter Tûrân šâh abgeben, der den Melek el-Mas ûd, Bruder des Imâm Alî von Şan â, zum Gouverneur von 'Aden ernannte. Der Nachfolger von Mas'ûd war 1233 bis 1249 Sulțân Nûr ed-Dîn, der Begründer der Rasûlidendynastie von Jemen. Er eroberte bald ganz Jemen, formell unter der Oberhoheit des Chalifen, mit dem er aber 1249 einen Streit bekam, infolgedessen ein gewisser Muzaffer Šems ed-Dîn gegen ihn ausgesandt wurde, der ihm 'Aden fortnahm. Ein Bruder von dem Sohn und Nachfolger des Muzaffer, Ibrâhîm, nahm 1294 ‘Aden und Laḥğ fort, mußte die Orte aber bald an dessen Nachfolger Dâûd zurückgeben. Bei den inneren Unruhen unter den Rasûliden spielte der Besitz des reichen Eingangsplatzes Aden oft eine Rolle. Im Jahre 1454 wurde die Stadt von ihrem Gouverneur den siegreichen Tâhiriden übergeben. Im folgenden Jahre versuchte der Gouverneur von Šeḥer vergeblich, 'Aden von den Eindringlingen zu befreien; aber auch Šeḥer wurde von den Tâhiriden erobert. Von diesen war wohl der bedeutendste 'Abd el-Wahhâb ibn Tâhir, der 1472 zur Regierung kam und in 'Aden eine etwa 15 km lange Wasserleitung baute, welche vom Orte Bîr-Hammid aus die Stadt mit Trinkwasser versorgen sollte. Ihre Reste sind heute noch neben einer

modernen Leitung zu sehen.

'Aden war immer noch der wichtige Handelsplatz für Indien geblieben. Dort liefen die Fahrzeuge ein, welche aus Indien und China kamen, während anderseits die aus dem Roten Meer kommenden Schiffe meist in Aden die Waren für den Weitertransport aufnahmen. Seit 1420 allerdings suchten die indischen Schiffe Aden eine Zeitlang zu meiden, weil der dortige Fürst die indischen Waren am

Weitertransport nach Ägypten zu hindern versuchte und sie an sich bringen wollte, um eigene Karawanen nach Norden zu senden. Die Indier haben deshalb zeitweise Ğidda als Hafenplatz genommen, wo ihre Bestrebungen von den Ägyptern unterstützt wurden. Als mit dem 15. Jahrhundert die Kaffeekultur in Jemen aufkam, scheint der Handel sich allmählich von Aden nach Mochâ gewandt zu haben. Dort hatte nach Playfair um 1430 nur ein islamischer Heiliger gewohnt, bei dem Fremde den Genuß des Kaffees kennenlernten. Die alte Handelsstadt Mûzâ (uov§a), deren Hafen im Periplus als Ausgangsort des Handels mit Ostafrika erwähnt wurde, hatte damals wohl ihre Bedeutung lange verloren und ist heute ein kleiner Inlandplats bei Mochâ, das seine Größe dem Kaffeehandel verdankte. 'Aden selbst aber verlor seinen Einfluß besonders durch die Bestrebungen der Portugiesen, den Handel auf dem Seewege um das Kap der guten Hoffnung an sich zu ziehen.

Handelsbeziehungen anzuknüpfen und die Ungläubigen zu bekriegen, das waren die Ziele der portugiesischen Unternehmungen. Es mußte ihnen also daran liegen, die Hochburgen des arabischen Handels am Indischen Ozean, Goa, Diu, Hormûz und 'Aden, in die Hand zu bekommen. 'Aden hatte damals 35000 Einwohner (zur Zeit von Marco Polo 1276 sogar 80000 Einwohner und 360 Moscheen) und war stark befestigt. Es war schon von 1487 bis 1490 von Pedro di Covilham besucht, der in etwas abenteuerlicher Sendung von Portugal zum „Priester Johannes", also nach Abessinien, hatte gehen sollen. Auch der Bolognese Ludovico di Varthema kam 1503 nach 'Aden, wo man ihn als Christen gefangennahm. Nach der Festsetzung der Portugiesen in Indien gingen sie an die Eroberung der arabischen Orte. 1506 nahm Alphonso d'Albuquerque die Ghuria-Inseln, Sokotra und Masqat. Am 18. Februar 1513 fuhr er mit 20 Schiffen von Indien ab, kam am Ostertage nach 'Aden, wo er einen Teil der Stadt einnahm, aber sich zurückziehen und auf der Kamarân-Insel im Roten Meer überwintern mußte. Da er bei seiner erneuten Ankunft im Juli nächsten Jahres 'Aden stärker befestigt fand, das von dem Emir Murğân (portugiesisch: Mira Mirzan) verteidigt wurde, ging er ohne Erfolg nach Indien zurück.

Dem Vorgehen der Portugiesen folgte die Reaktion seitens

der Ägypter, die am Orienthandel ganz besonders interessiert waren. Der Mamelûk Qânşûh el-Ghûrî rüstete in Suez eine Flotte von 72 Segeln aus, die unter dem Befehl des Eunuchen Soleimân aus Mytilene stand. Soleimân wurde vor 'Aden unter schwerem Verlust zurückgeschlagen, konnte jedoch die meisten Häfen von Jemen erobern. Daraufhin regten die Portugiesen sich aufs neue: am 8. Februar 1516 segelte Lopo Suarez von Goa mit 27 Schiffen nach 'Aden ab, dessen Befestigungen durch den vorhergegangenen ägyptischen Angriff etwas beschädigt waren. Deshalb bot der Gouverneur die Unterwerfung der Stadt den Portugiesen an, die sich aber die Besitznahme für später vorbehielten, weil sie erst gegen die Flotte von Soleimân vorgehen wollten. Es glückte ihnen aber nicht, diese bei Gidda zu zerstören. Suarez

ging deshalb über Kamarân und Zeila nach 'Aden zurück, dessen Verteidigungswerke der Emir Murğân inzwischen wiederhergestellt hatte, und das nun nicht mehr den Portugiesen ausgeliefert wurde. Suarez mußte deshalb unverrichteter Sache abziehen.

Der Sultan der Türken, Selim I., hatte 1517 Ägypten erobert und war dort auch Erbe der überseeischen Unternehmungen der Mamelûken geworden. So gewannen die Türken auch die ägyptischen Besitzungen in Jemen und wollten 'Aden zu einem Ausgangspunkt für die Bekämpfung der Portugiesen in Indien und Ostafrika machen, um diese dem Handel von Alexandrien, Damaskus und Baghdâd so gefährlichen Gegner unschädlich zu machen; unterstützt wurde er dabei durch die italienischen Kaufleute aus Genua, Venedig usw., die ja auch durch die Ableitung des Handels nach Portugal für ihr Geschäft zu fürchten hatten. In den Jahren 1524 und 1530 soll der Sultan von 'Aden den Portugiesen wiederum seine Unterwerfung und Tributzahlung angeboten haben, doch scheinen diese dort keine besonderen Niederlassungen errichtet zu haben. Jedenfalls konnten sie in der Folge den Platz nicht gegen die Türken schützen, welche eine große Flotte in Suez erbauten. Als sie fertig war, ließ der Sultan, Soleimân der Prächtige, alle venezianischen Seeleute in Alexandrien aufgreifen und nach Suez zum Dienst auf die Schiffe bringen, welche die stattliche Zahl von 76 erreicht hatten. Außer den Seeleuten und Artilleristen wurden noch 4000 Janitscharen

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