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unserer Sammlung werden dies für Arabien, für Persien schildern.

Und weiter: Wie sind die Entwicklungstendenzen des großen Welthandels der Gegenwart? Welche Wege wird er gehen? Was wird seine Stellung werden in einer Zeit, in der nichts festzustehen scheint? Wie werden die großen Rohstoffmärkte sich gestalten? Wie wird sich die Einfuhr organisieren, wie die Ausfuhr in einer Zeit wachsender Syndizierung und Kartellierung, die durch die Kriegsnotwendigkeiten und die zu erwartenden Kriegsfolgen eine immer weitere Steigung erfährt und über die herkömmlichen Schranken und Maßregeln der Handels- und Zollpolitik immer mehr hinwegschreitet? Was wird die Stellung sein, die Hamburgs Handel in den Umgestaltungen des Weltverkehrs einnimmt?

Wir maßen uns nicht an, in dieser Zeit den Männern der Tat Vorschriften zu machen, noch ist es die Aufgabe der Wissenschaft, dem Hamburger Kaufmann gute Lehren zu geben, wo er Geschäfte machen und wie er Geld verdienen kann.

Aber wir wünschen dazu beizutragen, daß der Weg, den die Männer der Tat zu gehen haben, heller beleuchtet werde, daß immer mehr klare Erkenntnis an Stelle des instinktmäßigen Tastens trete. In dem uns feindlichen oder übelwollenden Auslande werden die Leistungen Deutschlands seiner wissenschaftlichen Organisation zugeschrieben. So einseitig und übertrieben manche dieser Behauptungen sind, sie zeigen doch den Weg, den die deutsche Willenskraft zu gehen hat. Bei der Begründung dieser Sammlung leitet die Herausgeber der Gedanke, daß in der wissenschaftlichen Arbeit über Politik und Wirtschaftsleben Hamburg, der Brennpunkt der überseeischen Bestrebungen Deutschlands, bisher nicht die genügende Würdigung gefunden hat. Wir möchten einen Sammelpunkt für die schaffen, welche hier mitarbeiten wollen. Wir hoffen anregend auf die Arbeiter zu wirken, denen durch unsere Veröffentlichung Gelegenheit geboten wird, vor der Öffentlichkeit zu Worte zu kommen und die Schätze zu heben, die an wissenschaftlichem Rohstoff ungenutzt liegen.

Wir denken dabei in erster Linie an das politische und volkswirtschaftliche Material, das in dem großen Wirtschafts

archiv der „Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts" gesammelt wird. Die Umwandlung dieses toten Materials in lebendige Erkenntnis scheint uns eine dringliche hamburgische Aufgabe zu sein. Aber wir hoffen auch auf die Ausbeutung aller sonstigen Quellen, die in Hamburg, in seinen Schwesterstädten und anderwärts für die Erkenntnis der politischen und wirtschaftlichen Gegenwart fließen.

Das Bedürfnis nach solcher Erkenntnis zeigen die immer erneuten Versuche, eine hamburgische Zeitschrift zu begründen. Wir wollen solchen Bestrebungen nicht hindernd in den Weg treten; wir hoffen sie im Gegenteil zu fördern. Die Hamburgischen Forschungen" wollen solchen Untersuchungen zur Öffentlichkeit verhelfen, die über den Rahmen des wissenschaftlichen Aufsatzes hinausgehen. Sie sollen keine Sammlung von Broschüren werden, sondern eine Reihe in sich selbständiger Hefte, zunächst etwa drei bis fünf im Jahre. Das Band, das sie zusammenhält, werden die hanseatischen politischen und wirtschaftlichen Interessen sein.

Wir denken dabei zunächst an die überseeischen Beziehungen. Aber wir denken auch an deren Wurzeln in der engeren Heimat, an die Rückwirkung der Weltereignisse auf die großen hanseatischen Handels- und Verkehrsplätze. Und darüber hinaus denken wir an die Erörterung der heimischen Aufgaben der Zukunft, die politischen und wirtschaftlichen Probleme der Großstadtentwicklung in ihrer eigenartigen Form des Stadtstaates auf dem Boden des Deutschen Reiches.

Daß dabei nur das wissenschaftliche Denken und die wissenschaftliche Forschung zu Worte kommen soll, daß die Hamburgischen Forschungen" keiner Partei- oder Interessentengruppe dienen werden, bedarf kaum der Hervorhebung.

Ob uns gelingen wird, unsere Ziele zu erreichen, wird davon abhängen, ob wir die Mitarbeiter finden. Gelingt das, dann werden auch die Leser nicht fehlen, die die Fortführung des Unternehmens ermöglichen.

Hamburg, im März 1916.

Dr. KARL RATHGEN.

Dr. FRANZ STUHLMANN.

Es

GELEITWORT

zum 1. Heft

's mag als eine wunderliche Laune erscheinen, sich im Getümmel des Weltkrieges mit einem so abgelegenen Lande wie Arabien zu beschäftigen, das mit Recht das unbekannteste Gebiet der Erde genannt wird. Aber Arabien liegt dem Kriege, um den sich heute alle Gedanken drehen, nur örtlich entfernt. Ich hoffe in den folgenden Blättern zeigen zu können, welche große Wichtigkeit dies Land für unseren Verbündeten, die Türkei, hat, und welche ungeheure Gefahr in ihm liegt für unseren Hauptfeind England, das hier fast empfindlicher ist als in Europa.

Lord Curzon sagt („Persia", Bd. I, S. 4): „Die Zukunft von Großbritannien wird entschieden werden, nicht in Europa, selbst nicht auf dem Meere und den Ozeanen, durch welche seine Flagge streift, auch nicht in dem größeren Britannien, das durch Englands Abkömmlinge geschaffen wurde, sondern in dem Erdteil (d. h. Asien), aus welchem unser Auswanderergeschlecht zuallererst kam, und in welchen deren Nachkommen als Eroberer zurückgekehrt sind. Ohne Indien könnte das englische Weltreich nicht bestehen. Der Besitz von Indien ist das unveräußerliche Kennzeichen der Hoheit in der östlichen Halbkugel."

Um Indien dreht sich für England alles, und Arabien ist Vorfeld für die Verteidigung Indiens. Jede Verletzung Englands in Arabien würde sofortige empfindliche Rückwirkung auf Indien haben.

Aus diesen Erwägungen heraus erstrebte England die Alleinherrschaft in Arabien und die Macht über die Zufuhrstraßen von Europa nach dem Indischen Ozean. Das Rote Meer und noch mehr der Perser Golf sind heute praktisch geschlossene englische Seen, die nur mit Englands Erlaubnis befahren werden dürfen. Dieser Zustand ist für uns und alle anderen Nationen schwer zu ertragen. Die Befreiung der Meere von der Alleinherrschaft Englands ist offen ausgesprochenes Kriegsziel. Wie dies in Arabien zu erstreben ist, wie sehr wir

dort eine starke, verbündete Türkei uns wünschen, das mögen diese Zeilen zeigen.

Wenn ich unternommen habe, die Probleme an der Hand der Geschichte in ihrer Entwicklung etwas breiter darzulegen, so konnte dies nicht als streng wissenschaftliche Untersuchung geschehen; die muß ich dem Geschichtsforscher und Orientalisten überlassen. Ich konnte nur als Laie das zusammenstellen, was ich in der Literatur und in der Tagespresse darüber gefunden habe, ohne imstande zu sein, überall strenge Kritik üben zu können. Ich habe dabei die Archive der „Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts" weitgehend benutzt, wäre ohne diese überhaupt nicht in der Lage gewesen, die neueren Ereignisse übersichtlich zusammenzustellen. Aber die Zeitungsnachrichten aus dem Bedürfnis des Tages geschaffen und oft auch von den politischen Rücksichten beeinflußt — geben nicht immer die geschichtliche Wahrheit. Wenn ich sie dennoch vielfach aufnahm, so geschah es im Bewußtsein, daß zwar jeder neue Tag die Berichte ändern und die Folgerungen daraus Lügen strafen kann, daß aber eine Darstellung ohne die Berücksichtigung der Tagespresse lückenhaft gewesen wäre.

Herr Prof. Dr. Tschudi lieh mir in zahlreichen Fällen seinen Rat und das reiche Material seines „Seminars für Geschichte und Kultur des Orients".

Lieber hätte ich es gesehen, wenn ich mit der Arbeit bis zum Abschluß des Krieges hätte warten können. Die Irrtümer wären dann leichter zu vermeiden gewesen. Der Zweck dieser Schrift aber, über die wichtigen vorliegenden Probleme, die Wenigen geläufig sein werden, den Politiker aufzuklären, wäre zum guten Teil fortgefallen, wenn sie post festum gekommen wäre. So möge sie als „Kriegsindustrie" ihren Weg gehen.

Wenn daneben der an Arabien vorbeifahrende Reisende Aufschlüsse über das verschlossene Land findet, wenn unsere Kolonisten in Ostafrika einiges für sie Interessante daraus entnehmen können, und wenn sie anregend wirken sollte, daß die in Arabien ruhenden Probleme von deutscher Seite gefördert werden, dann ist der Zweck der Schrift erfüllt.

Hamburg, im März 1916.

F. Stuhlmann.

Die Rechtschreibung der arabischen Namen

In der Rechtschreibung der arabischen Namen habe ich mich tunlichst an die Schreibweise der Arabisten gehalten. Folgende Zeichen weichen von der allgemeinen deutschen Aussprache ab:

tist das englische th, arabisch ☺

رج

das weiche französische ge, das arabische es wird vielfach dsch, dj umschrieben

gh das arabische ¿, ein Mittellaut zwischen r und g

h arabisch das halbrauhe b in der Mitte zwischen dem deutschen

b und ch

ح

ch das arabische, wie im deutschen ach; oft auch kh umschrieben

d das arabische >, ein sehr weiches englisches th

S

š

das stimmhafte, sogenannte „weiche s“, nicht wie das deutsche z zu sprechen!

das stimmlose harte s (engl., franz. s, arabisch )

arabisch, deutsch sch, englisch sh, französisch ch arabisch, das dumpfe, emphatische s

ḍ arabisch, das dumpfe, emphatische d, englisch meist db geschrieben ararabisch b, das dumpfe, emphatische t

t

z arabisch, das emphatische z, meist wie zj ausgesprochen

C

arabisch

وع

der Kehlverschluß bei der Aussprache von a, i, o, u

q arabisch, das dumpfe, gutturale k oder g

û und W, arabisch 9, der Halbvokal u

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Es ist meist schwer, festzustellen, mit welchen Zeichen die Ortsnamen von den Arabern geschrieben werden. Ich habe mich durchweg nach Hartmann und Sprenger gerichtet; in vielen Fällen hat Herr Prof. Tschudi mir seinen Rat gegeben.

Auf der Übersichtskarte habe ich die Namen nach obiger Art und wie im Text geschrieben, bei den nach den Originalen wiedergegebenen anderen Karten mußte natürlich die englische oder französische Schreibweise belassen werden.

Nachstehende Liste erleichtert die Identifizierung der Ortsnamen im Vergleich mit der Schreibweise der Engländer und Franzosen auf anderen Karten.

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