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wirt, so klage manlik dat ime wirre mit vorspreken, durch dat he sik nicht ne versume.

4. II, 12 § 13: Stande sal man ordel scelden. Sittene sal man ordele vinden under koninges banne, manlik up sime stule.

Die aver

to den benken nicht geboren is, de sal des stules bidden mit ordelen, en ander ordel to vindene. So sal ime jene den stul rumen, die't iste ordel vant.

2. Abschnitt. Das Prozessrecht.

§ 102. Die leitenden Grundsätze.

Eichhorn II §§ 381, 382, III §§ 460-63, Schröder § 63, v. Schulte § 125, Siegel §§ 182, 183, 188, Zöpfl III §§ 126, 131, Heusler I § 78; Planck Gerichtsverf. I §§ 23, 25, 26, Homeyer Richtsteig, S. 430 flg., Sachsensp. II, 2 S. 581 flg., C. G. v. Waechter, Beiträge zur Deutschen Geschichte, 1845, S. 269 flg., Opet, Die Popularklage der Berner Handfeste, 1894, Siegel, Die Erholung und Wandelung im gerichtlichen Verfahren, in den Sitzungsber. d. phil. hist. K. d. Wiener Ak. 42, 1863, S. 201 flg., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, daselbst, 51, 1866, S. 120 flg.

I. Die Trennung des Civil- und Strafprozesses im allgemeinen vollendet. Bürgerliche Klagen (um Schuld und um Gut), peinliche und gemischte Klagen.

1. Richtsteig Landrechts cap. 45 § 1: De erste clage is borgerlik unde het dar umme also, dat de cleger mit dem antwerder vor der sake unde na der sake borgen bliven, unde dat erer nen dem anderen vlüchtig werden ne darf, dat is alse umme scult unde umme gut unde umme anevanc.

§ 2: De ander is pinlik unde het dar umme so dat de cleger nichtes begert, wen dat me den anderen pinege umme sine broke.

§ 3: De drudde clage het en vormischede clage unde het dar umme so dat se vormenget sin, so, oft men se borgeliken ansettet dat se mogen pinlik werden, unde oft men se pinlik ansat dat se mogen borgelik werden.

II. Die Selbsthilfe. Regelung und weitere Beschränkung des Fehde- und Pfändungsrechts.

1. Mainzer Laudfrieden Friedrichs II. 5: Statuimus igitur, ut nullus, in quacumque re dampnum ei vel gravamen fuerit illatum, se ipsum vindicet, nisi prius querelam suam coram suo iudice propositam secundum jus usque ad diffinitivam sentenciam prosequatur; nisi in continenti ad tutelam corporis sui vel bonorum suorum vim vi repellat, quod dicitur nothwere.

2. 10: Nullus aliquem sine auctoritate iudicis provincie pignorare presumat; quod qui fecerit, tanquam predo puniatur.

III. Das Offizialprinzip erfährt erhebliche Ausdehnung. Unrechtsverfolgung von Amtswegen. Richterliche Prozess

leitung.

1. Sachsensp. I, 62 § Man ne sal niemanne dvingen to nener klage, der he nicht begunt ne hevet. Manlik mut sines scaden wol svigen de wile he wel.

Glosse hierzu: .. wo kein klager ist, da sol auch kein Richter sein. 2. Berner Handveste v. 1218 (Fontes rerum Bernensium, II, S. 6): Quilibet etiam burgensis potest querimoniam movere super eum qui burgensem occidit intra urbem et propter homicidium, si negare voluerit, cum ipso inire duellum, etiam si occisus non fuerit consanguineus ipsius.

3. Ofner Stadtrecht (Ausg. v. Michnay und Lichner, 1845), 232: Eyn richter schol von seynes ampts wegen klagen vmmb eynen elenden er schlagen man, als vmmb seynen rechten prúder, dem gerichte; vnnd auch czu allen schedlichenn leuten, czu raubern, zu dyben, czu felschern, dye der gemein schedlich sein; dy gar schol er echten von seynes amptes wegin; vnnd sol czu der czeit, so er czu yn clagen wil, yn der shran seyn richter ampt eynem der zwelffer auf geben, vnnd schol auf stehen von seynem richter stúel vnnd gestreng clagen.

4. Privileg Kaiser Siegismunds für Weissenburg im Nordgau v ̧ 1431 (Moser, Reichsstädtisches Handbuch, II, 1733, S. 825 Nr. IV): Wir Sigmund . . . haben . . den vorgenanten Burgemeister, Rathe und Burgern unserer Stadt Weissenburg solch Freiheit und Gnad gegeben..., dass sie . . alle und jegliche schaedliche Leuthe, Mordbrenner, Faelscher, Moerder, Raeuber, Dieb oder ander schaedliche Leuthe, wo sich der Rathe zu Weissenburg oder ihrer mehrer Theil uff ihr Ayde, Ehr und Treue erkennendt und sprechend, vnd dass Sie ihrer Statt, Land und Leuthen heimlich oder oeffentlich schaedliche Leuthe seyen, und sonst ander unterig Luete umb solch ihre Missethat und Untade nach Befinden und nach des Raths zu Weissenburg oder ihr des mehrern Theils Erkennen und aussprechen wohl straffen und buessen moegen.

5. Richtsteig Landrechts, 41 § 1: Lovet di en wat unde ne willes he di nicht holden, so nim enen vorspreken als hir vor geleret is, he spreke sus: her richter, N de claget gode unde iu, dat N heft eme gelovet bi sinen truwen, unde biddet ens ordels, oft gi ene van rechte icht scolen tur antwerde biden. Dat vintme. IV. Das Prinzip des Formalismus in seiner schärfsten Anwendung. Die Gefahr im Rechtsstreite. Erholung und

Wandelung. Fürsprecher, Beistände und Vertreter der Parteien.

1. Urkunde des Markgrafen Konrad als Stiftsvogts von Zeitz v. 1191 (bei Lepsius, Geschichte der Bischöfe des Hochstifts Naumburg, I, 1846, Nr. 48 S. 262): Ter siquidem in anno advocatus in predicta prepositura ad placitum sedebit, loquens et agens cum hominibus stricto iure, quod vulgo dicitur vare, ita tamen, ut pro redemptione stricti iuris, sicut predecessores nostri hactenus statuerunt et nos firmiter observare volumus, de quolibet manso modius annone . . . et modius hiemalis frumenti et nihil amplius advocato annuatim persolvatur.

2. Sachsensp. I, 60 § 1: Sunder vorspreken mut wol klagen en man unde antwerden, of he sik scaden getrosten wel, die ime dar an bejegenen mach, of he sik vorsprict, des he sik nicht erhalen ne mach, alse he bi deme verspreken wol mut, die wile he an sin wort nicht ne jet.

3. 62 § 7: Die richtere sal immer den man vragen, of he an sines vorsprecken wort je.

4. Freiberger Stadtrecht (Ausg. v. Ermisch, 1889) cap. 49 §, 20: Kein man mac vor den anderen geklagen noch geantwerten, he habe in denne vor gerichte zu vormunde gekorn; he si denne sin brotezze.

§ 103. Der Strafprozess.

Eichhorn II § 384, III § 459, Schröder § 63, Siegel § 190, v. Schulte §§ 124-34 (passim), Zöpfl III 131; Planck, Gerichtsverfahren I u. II, Homeyer, Richtsteig Landrechts, Bennecke, Zur Geschichte des deutschen Strafprozesses. Das Strafverfahren nach den holländischen und flandrischen Rechten des 12. und 13. Jahrhunderts, 1886, Kühns, Gesch. d. Gerichtsverf. u. d. Prozesses i. d. Mark Brandenburg, II S. 337 flg., Wigand, Das Femgericht Westfalens, 2. Aufl., 1893, Lindner, Die Veme, S. 529 flg., Zöpfl, Das alte Bamberger Recht, 1839, v. Wächter, Beiträge zur deutschen Geschichte.

I. Das Verfahren mit

I. Der gemeine Strafprozess. Gerüfte und leiblicher Beweisung. Verfestung, Acht und Aberacht. Anfänge der Folter und des Zeugenbeweises. 2. Das Verfahren gegen den Inzichter. 3. Die Kampfklage. 1. Sachsensp. I, 62 § 1: Scriet aver he dat gerüchte, dat mut he vulvorderen mit rechte, wende dat gerüchte is der klage begin.

2. 70 § 3: Sve so umme ungerichte vor gerichte beklaget wirt mit deme gerüchte, er it overnachtich werde, mach die klegere dat ungerichte getügen selve sevede, man vervest jenen de 't gedan

hevet altohant. Is aver die richtere buten sime gerichte alse dit geschit, so klage he 't deme vronen boden in des richteres stat. Hevet he dirre klage getüch des irsten dages, alse die richtere weder in sin gerichte kumt, man vervest jenen, als of de dat des selven dages geschin si.

3. III, 34 § 3: Sve sik ut der achte tüt unde rechtes nicht ne pleget, wert he 's verwunnen, man dut ine in overachte als of he jar unde dach in achte hebbe gewesen.

4. Bamberger Stadtrecht (Zöpfl, Das alte Bamberger Recht, 1839) § 72: Vmb alle leymundt vnnd Inzicht Soll man In freuntlich recht erkennen vnd erteilen zu nemen, vnnd welcher darumb entbricht, dem Soll man vrkunth von gericht dorumb geben, von des Burger-recht wegen, vndter des gerichts Insigell, das er darumb furbas sicher sey auff freuntlich recht.

5: Sachsensp. I. 63 § 1: Sve kampliken grüten wille enen sinen genot, die mut bidden den richtere, dat he sik underwinden mute enes sines vredebrekers to rechte, den he dar se . . etc.

II. Der Femgerichtsprozess. Eigenthümlichkeiten desselben: Rügepflicht der Freischöffen, öffentliche Ladung, Beweisbeschränkungen, Vollstreckungspflicht der Frei

schöffen.

1. Altes Femrechtsbuch (Tross, Sammlung merkwürdiger Urkunden f. d. Geschichte des Femgerichts, 1826, S. 30): So heysche ich hyr int gerichte alle die frien, und die buren die in düssen frienbanne gesetten sint dat sie vorkomen und brengen alle dat in der burschop gedain und geschien is, dat sich hyr in to brengen und to wroigen vor dem echten dinge und friengerichte geburt, und wanner sie dan sulches ingebracht und gewroiget hebn alle klagen die sin oppenbar oder heymlich die sullen sie waren mit yren eyden, und eyn gerucht und eyne warheit vor eyne warheit. 2. Ruprechtsche Fragen v. 1408 (Altmann u. Bernheim, No. 48 S. 183) 5: Item ob sich der, den man fueraischen wil, nit wolte finden lassen oder aber nicht aigen rauch hette, so mag man im an den vier enden des landes, darinne er ist, verkunden, es sey an greven herren oder stette, in solcher maze: versicht man sich, das er sich under dem oder den herren oder state pflege zu enthalten, so mag man solchen herren oder state sagen: „also wonet der under euch, oder wir vernemen, der enthalt sich under euch, dem saget, das er auf den tag etc. sines rechttags warte an dem freynstuele etc. by dem hochsten rechten und under kuenigs ban." 3. Arnsberger Weisthum v. 1437 (Usener, Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, 1832, Urk. VIII S. 121): Item off eynre seven vryscheffen hedde, die echt ind recht weren, ind tzügden,

ind eyn ander gweme mit XIV off XXI vryscheffen, die echt vnd recht wern, ind tzügde dar wieder, oft dat meiste getzuych die seven getzüge yed wiederleichte ind breiche, dat wart gestalt an Wymer van Heyden, der darup vur recht wysde, dat dat merste getzuych dat ander wiedertzügde, an demselven gerichte, ind zyt, vyssgescheyden eyns wissenden mans lyff.

4. Ruprechtsche Fragen 22 b; sey aber einer verfaymet, als der freynstüle recht ist, der sey verfaymet, und tast yn yemands an, so ist ain yeklich schepffe schuldig darzue zu helffen, der under kuenigsban geruffen wirt, und welcher schepffe des nit tue, der sey dem kuenige sein wette schuldig, und den, der verfeymet ist, als der freynstuele recht ist, helffe da nit, das er frumme sey.

§ 104. Der Civilprozess.

Eichhorn II §§ 356, 380—83. 385, III §§ 460-63, Schröder § 63, v. Schulte §§ 124-34 (passim), Siegel §§ 188 u. 189, Zöpfl III § 126; Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, I u. II, Homeyer, Der Richtsteig Landrechts, S. 420 flg., Stobbe, Zur Geschichte des älteren Deutschen Konkursprozesses, 1888, Briegleb, Geschichte des Exekutivprozesses, 2 Bde., 1845, Einleitung in die Theorie der summarischen Prozesse, 1859.

I. Das ordentliche Verfahren bis zum Endurtheil. 1. Formalien. Parteien. Verhandlung mit Urtheilen. Juristische Formulirung der Parteibehauptungen. 2. Der allgemeine Verlauf eines Prozesses.

1. Sachsensp. I, 62 § 7: Die richtere sal immer den man vragen, of he an sines vorspreken wort je, unde sal ordeles vragen tvischen tvier manne rede. Vraget he na sineme mutwillen unde nicht na rechte, dat ne scadet noch ne vromet ir newederme.

§ 8: Svelkes ordels man irst bedet, dat sal man irst vinden.

§ 9: Beide klegere unde uppe den die klage gat, die muten wol gespreke hebben umme jewelke rede dries, also lange wente se die vrone bode weder in lade.

2. Richtsteig Landrechts 16 § 2: Sprikt denne de erve: her richter,

dit gut is min angestorven erve, unde wende it mi angestorven is, so bidic ens ordels, oft ik eme odder jeman dar icht umme tu antwerdende hebbe, sint ik it mit mime rechte behalden wil, wedder ic it icht neger tu behaldende si, wen hes mi ave tu winnende si.

3. Sachsensp. I, 67 § 1: Svenne man vor gerichte beklaget, n'is he dar nicht man sal ime degedingen to me nesten dinge.

4. II, 3 § 1: Beklaget man enen man in sine jegenwarde umme egen oder len, dat he in rechten geweren hevet, man sal ime degedingen

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