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Gerechtsame (Wege- und Weiderechte), sowie durch die Familiengemeinschaft (Beispruchsrecht der Erben). Näherrechte. Steigerung des Eigenthums durch Bann- und Zwangsrechte. 2. an beweglichen Sachen. Erwerb der Früchte. Überhangs- und Überfallsrecht. Bedeutung des Grundsatzes: Hand wahre Hand.

1. Urkunde über eine Eigenthumsübertragung v. 1223 (Labomblet, Urkundenbuch f. d. Geschichte d. Niederrheins, II Nr. 110 S. 60): Nos autem de sentencia . . . familiarium nostrorum sine omni prorsus contradictione . . allodium nostrum cum omni situ et locis nobis attinentibus. . cenobio Heynsbergensi iure proprietatis perpetuo obtulimus possidendum, ius nostrum, quod Sala dicitur, secundum consuetudinem Nobilium, tam cespitis quam rami viridis exibitione conferendo.

2. Sachsensp. I, 52 § 1: Ane erven gelof unde ane echte ding ne mut nieman sin egen noch sine lüde geven... Gift he't weder rechte sunder erven gelof, die erve underwinde's sik mit ordelen, als of he dot si jene de't dar gaf, so he's nicht geben ne mochte. 3. Sächs. Lehnrecht 39 § 3: Of en man enem anderen gut uplet vor sime herren, tohant so hevet he die gewere an'me gude, die des erren mannes was die't lit.

4. Bremer Stadtrecht v. 1433 (bei Oelrichs, Vollständige Sammlung alter und neuer Gesetzbücher der Stadt Bremen, 1771, S. 524), Ord. 53: We ok en erve leet vor deme richte de scal komen vor den rad myt deme gennen deme he dat ghelaten heft. unde laten dat scriven in dat bok dar man de schedinge des rades in scrift in deme jare unde dage alse dat ghelaten is. Besid he dat dar na jar unde dach sunder rechte bisprake vor rade ofte vor richte des mach he gheneten unde ane not blieven.

5. Magdeburger Recht für Breslau v. 1261 (bei Gaupp, Das alte Magdeburgische und Hallische Recht, S. 233) § 16: Swaz so ein man gibit in hegeteme dinge besitzet her damite jar vnd tach an jemannes widersprache die recht ist des ist her naher zu behaldene mit dem richtere vnd mit den schephenen dan iz ime jeman vntvuren muge.

6. Sachsensp. II, 49 § 1: It ne mut nieman sine ovese hengen in enes anderen mannes hof.

7. 51 § 1: Oven unde gang unde swinekoven solen dre vote van me

tune stan.

8. 54 2: Nieman ne mut ok sunderliken hirde hebben, dar he deme gemeinen hirde sin lon mede geminnere, he ne hebbe drie hove oder mer, die sin eigen oder sin len sin, die mut wol sunderlike schaphirde hebben.

9. Weisthum v. Höngg v. 1338 (bei Grimm, I, S. 8): Es ist ovch ze wissent, weli der dorflüten ze Hoengg von welerley sach wegen sin eigen guot ald das er besitzet in erbes wise wil verkovffen, das sol er zem ersten veil bieten sinem geteilen, vnd wil der oder keiner vnder in als vil geben, als ein frömder, dem sol er es ze kovffent geben.

10. Hofrodel für Einsiedeln vor 1493 (bei Grimm, I S. 58), 31: Wellicher eyn guott inn der wallstatt verkouffte vnerbottenn wye vor stat, so mag dem nach der nechst vnnd yedes nechsten frund dem selben köuffer das guot wol abzyehenn bis zum nechstenn gericht; aber eym frömdenn hatt eyn yeder waltman eyn jor sechs wuchen vnnd dry tag zil vnnd mass, als dann aber inn syn hand zyehenn.

11. Stadtrecht von München (Ausg. v. Auer, 1840, S. 104) art. 268: Swar ain erbtail gar oder ainen tail wil anwerden oder verchauffen, der sol es den, die mit erbent, des ersten anpieten, und ob sie darumb niht als vil wellent geben, als ander leut, so sol er ez dann geben, swem er wil; und swer sein erb anders verchauffet, der selb chauf hat chain chraft.

12. Eisenacher Stadtrecht v. 1283 (bei Gengler, Deutsche Stadtrechte d. Mittelalters, 1852, S. 104) § 21: Volentes etiam propter utilitatem praedictorum civium, ne aliqui a praefata nostra civitate Isenach infra unum milliare aliquam cerevisiam vendibilem braxare praesumant, et ne aliqua cerevisia extranea ad iam dictam nostram civitatem, seu ad villas in termino memorato sitas aliqualiter deducatur.

13. Weisthum von Ebersheimmünster v. 1320 (bei Grimm, I S. 670): So hat min herre driewerbe in dem jare ban, und weret jeder ban vierzehen tage, einre zu winachten, einre zu ostern, der dritte zu der uffart unsers herren, das nieman hie sol win schencken wenn min herre, oder der den ban von ime hat, und wer den ban brichet und win schencket, luzil oder vil, der bessert XXX ß. 14. Schwabensp. 149: Nimt ein man eine witwen div gvot hat

daz man mit dem phlvoge bvwet, stirbet si man sol daz gvot wider gen, vnd ist daz gesaet, der man nimt den nvtz mit rehte dar abe.

15. Sächsisches Weichbild (Ausg. v. Walter, 1871, S. 52) 148: Wo ein boum czwischen czwen reynen stet, breytet der boum sine czwyge in einen vremden hof, des houes her mag sy wol vorhouwen, ab her wil, vnde wechset dar obys vffe, daz ist sin czu rechte.

16. Sachsensp. II, 60 § 1: Svelk man enen anderen liet oder sat perce, oder en kleid, oder jenegerhande varende have, to svelker wis he die ut von sinen geweren let mit sime willen, verkoft sie die,

die sie in geweren hevet, oder versat he sie, oder verspelet he sie, oder wert sie ime verstolen oder afgerovet; jene die sie verlegen oder versat hevet, die ne mach dar nene vorderunge up hebben, ane uppe den, deme he sie leich oder versatte. 17. Goslarische Statuten (Göschen S. 68) III: Heft en en pant dat he heft weder ghelovet to antwardene wanne dat van ime lost werde, dat ne mach men under eme nicht besetten.

III. Das Leibzuchtsrecht (liftucht, lipgedinge), ein lebenslängliches Niessbrauchsrecht.

1. Sachsensp. I, 21 § 1: Man mut ok wol vrowen gewen egen to irme live mit erven gelove, svo jung se sin, binnen deme gerichte dar't egen inne leget, in jewelker stat, deste dar koninges ban si.

§ 2: Liftucht ne kan den vrowen neman breken, neweder naborne erve, noch neman uppe den dat gut irstirft, se ne verwerke't selve . . . Wirt san en man mit rechte van sime wive gesceiden, se behalt doch ir lifgetucht, de he ir gegeven hevet an sinem egene.

2. II, 21 § 3: Hevet ok en wif lifgetucht an egene oder an lene, svat se gebuwes dar uppe hevet svenne sie stirft, dat ne erft se nicht an iren nesten mach, it nimt die, deme dat gut ledich wirt; wende jewelk man mut wol sin gebu beteren unde ergeren uppe sime lene weder sines herren willen; also mut die vrowe up irer lifgetucht.

IV. Leiherechte, dingliche Nutzungsrechte an Grundstücken gegen Entrichtung gewisser Abgaben. Die Leihe zu Hofrecht. Begründung durch concessio und investitura, durch Ausstellung und Übergabe eines Leihebriefes und durch Eintragung. Dingliche Belastung des geliehenen Gutes mit Zinsen und Diensten (Frohnden, Renten). Handlohn (laudemium).

1. Sachsensp. III, 79 § 1: Svar gebure en nie dorp besettet von wilder wortelen, den mach des dorpes herre wol geven ervetinsrecht an deme gude, al ne sin sie to dem gude nicht geboren.

2. I, 54 § 1: It ne sal nen tinsman vor sinen herren pand dulden boven sinen tins, de he jarlikes geven sal.

3. § 4: Die herre mut wol panden uppe sime gude umme sin geld, dat man ime von sime gude gelovet hebbet, ane des richteres orlof. 4. II, 48 § 4: Jewelk ve sven it sin junge gewint, svar it des avendes to herbergen kumt, dar sal man't vortegeden. Die sat vertegedet man uppe'n velde, dat ve in'me dorpe in iewelkes mannes huse, dar dat ve geworpen wirt.

5. Sächs. Lehnr. 60 § 2: Molen aver unde münte unde allerhande toln

unde huve unde gut to tinse oder to plege utgedan ne mut anderweide nieman to tinse dun, alse man't durch recht dulden dorve. Svie tins gut redelike hebben wel, die sal't selve arbeiden oder sine knechte, die he bekostege mit spise unde mit lone. Dut he't anderwerve lüden to tinse oder to plege, so is he selve en unrecht tinsman von deme gude.

6. Basler Bischofs- und Dienstmannenrecht v. ca. 1270 (in Rechtsquellen von Basel Stadt und Land, I, 1856, Nr. 3, S. 11) § 15: Ouch erteilet man den Bischofe von ieclicheme huos der Burger ein aht sniter, vnd sol man der ieclicheme geben dez nahtes ein Brot.

7. Eintrag von 1309 im ältesten Lübeckischen Ober-Stadt-Buch (bei Pauli, Abhandlungen a. d. Lübischen Rechte, IV, 1865, Urkundenbuch Nr. 162): Notum sit, quod soror Mechtildis de Oldenvere reemit a Hinrico Vorrat quinque solidos antiqui wordtinses, quos dare consuevit de domo, . . . quos idem Hinricus Vorrat de mandato dominorum consulum coram Consulibus resignavit, dimittens ipsam domum liberam et solutam.

V. Das Pfandrecht. 1. an Fahrniss, noch regelmässig Faustpfandrecht. 2. an Grundstücken als Nutzpfand und Todsatzung, mit und ohne Übertragung der Gewere, in den Formen der gerichtlichen Fertigung und der Eintragung. Zweck: eventuelle Befriedigung des Gläubigers durch Verfall oder Verkauf des Pfandes.

1. Freiberger Stadtrecht (Ausg. v. Ermisch, 1889, S. 36) I § 37: Wirt einem manne gesatzit kistingpfant oder allirhande varnde habe, die man getriben unde getragen mac, die sal man nirgen eigen zu rechte niwan in den vir benken, alse man si ufgebutit zwei dinc; in daz dritte dinc sal he si triben oder tragen unde sprechen also: „Her richter, diz pfant bite ich uf zum dritten male unde bite einis urteilis: wes ich nu zu rechte dran warten sulle." So sal man im teilen: habe he im gevolget, alse recht si, so sull iz im der richter eigen, unde he sal im sin urkunde geben.

2. Wiener Stadtrechtsbuch (Ausg. v. Schuster, 1873) art. 145: Ros, rinder, schaf und swein, und allen essunden dinch oder phant habent das recht, das man in ir speis schaff, der si leben, und dasselb sol man slachen zue dem andern gelt. Misselinget ir ainem in derselben zeit, also, das es stirbt, dennoch mues man dem gelter sein gelt geben, und, das es gezzen hat.

3. Verpfändungsurkunde v. 1212 (i. Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, I, 1878, Nr. 17 S. 22): Gardolfus et . . Liudolfus frater ipsius proprietatem ipsorum . . . Gozwino preposito de heredum

ipsorum consensu ad quinquennium obligarunt. sane iamdictus prepositus XV marcas fratribus antedictis contulit sub hac forma, ut ipse hereditate premissa. . ad quinque annos libere perfruatur et matri ipsorum . . x persolvat solidos annuatim. decursis autem hiis annis si proxima die post festum s. Jacobi predicti fratres pecuniam preposito solvere voluerint pretaxatam, ad ipsorum utilitatem proprietas revertatur. si vero non solverint ipso die, prepositus extunc XX marcas supererogabit eisdem, et proprietas antedicta cum omnibus. . ecclesie sue . . perpetualiter attinebit. 4. Magdeburger Fragen I cap. 6 dist. 8: Eyn man verseczt eyme andern seyn erbe vor gehegetem dinge, unde das wirt vorsegilt mit der scheppin brive vorschrebin, welchir des selbin erbis besser gewere hette, der deme is vorsaczt unde vorbriffet ist, adir yener der is seczte, ab her nu wol blebe in deme erbe ... vgl. das Urtheil hierauf unter I Nr. 3.

5. Rechtsbuch nach Distinktionen I cap. 15: Dy sacczunge sal man

abir sacczen vor gerichte, ab daz phant wol an gerichte gesaczt ist. Ouch sal man den dorczu laden, dez daz phanth ist, unde kan man sy nicht vorsecczen, man sal es mit richtes orteyln vorkouffen. Gilt es me, man sal es jonem wedder kern. Gilt is myner, so clage man vort an gerichte unde lasse om furt helffen.

6. Kaiser Ludwigs Rechtsbuch v. 1346 (bei v. Freyberg, Sammlung historischer Schriften und Urkunden, IV S. 462/3) VII, 222: Wer dem andern pfant antwurt, daz aigen oder lehen ist, und daz pfant dannoch in seiner gewalt beleibt, und daz er ez jenem dem er ez geseczt hat, zehant nicht undertaenig machet, mit welhem geding daz geschicht, da sol er im brief über geben mit seinem insigel, ob er ain aigens insigel hat, und mit dez gerichtz insigel dar zuo.

7. Goslarische Statuten I, S. 23: Heft èn en del an emme hus oder boden, de mach sin del

anderen dele dar an heft

...

utsetten ane des willen, de de

He scoldet ok witlik don deme

de de anderen del dar an hedde. Welde de dat ghelt dar an legghen, dar he it umme. vorsetten welde, so scolde men ene des gunnen.

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§ 109. Das Recht der Schuldverhältnisse.

Eichhorn II §§ 376-78, III §§ 457, Sehröder § 61 Nr. 3, v. Schulte §§ 149-60, Siegel §§ 151-58, Zöpfl III §§ 124 u. 124a, Heusler I § 75, II §§ 121-29, Beseler I §§ 105-19, Stobbe III, Kraut-Frensdorff §§ 119-45, Weiske Grundsätze, §§ 30-36, v. Gosen, Privatrecht, §§ 21-27, Siegel, Das Versprechen als Verpflichtungsgrund, 1873, Stobbe, Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855, Reurecht

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